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Veröffentlicht am 01.02.2023

Streetart

Banksy und der blinde Fleck
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An den unterschiedlichsten Orten in München tauchen stencils auf, mit Schablonen angebrachte Graffiti, welche verblüffend an die Kunst von Banksy erinnern. Ist der bekannte Sprayer nun in Deutschland unterwegs? ...

An den unterschiedlichsten Orten in München tauchen stencils auf, mit Schablonen angebrachte Graffiti, welche verblüffend an die Kunst von Banksy erinnern. Ist der bekannte Sprayer nun in Deutschland unterwegs? Jedenfalls werden alsbald Türen und Tore mit den entsprechenden Bildern auf Auktionen gehandelt und erreichen schwindelerregende Preise. Auch die Kunstdetektei von Schleewitz ist daran interessiert, herauszufinden, ob die Werke echt sind oder sich ein Nachahmer in München betätigt. Werden sie die Wahrheit ans Licht bringen? Eine interessante Kurzfassung weckt Neugierde auf das Buch.

Bernhard Jaumanns Schreibstil ist eher kühl, fast sachlich wie in einem Bericht, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Interessant sind die geschilderten Fakten über den Streetart-Künstler Banksy. Wer bisher noch nicht von ihm gehört hat, ist nun umfassend informiert, die Angaben rund um den Engländer, der unter Pseudonym auftritt, sind gut in die Handlung verpackt. Kein Wunder, dass rasch eine Diskussion losbricht um die Echtheit der Münchener Fassadenmalerei. Mit den Ermittlungen sind drei Experten einer Kunstdetektei befasst, die aber immer blass und distanziert bleiben, austauschbare Figuren, an die man sich nach der letzten Seite des Buches schon nicht mehr erinnert. Vielleicht liegt es daran, dass sie bereits zum dritten Mal in einen Fall verwickelt sind und daher an dieser Stelle weniger Wert auf deren Charakterisierung gelegt wird? Vielleicht liegt es aber auch daran, dass die Geschichte rund um Kunst bewusst in den Vordergrund gerückt wird? Alles in allem ist die Handlung wenig spannend, sondern zieht sich langatmig und zähflüssig dahin, sodass keine rechte Spannung aufkommen mag. Da ich bisher keine anderen Bücher von Jaumann gelesen habe, kann ich nicht beurteilen, ob das an diesem speziellen Fall liegt oder mich seine Schreibweise und seine Art, Inhalte zu transportieren grundsätzlich weniger ansprechen. Banksy hat mich jedenfalls nicht überzeugt, obwohl das Ende geschickt und überraschend dargestellt wird.

Banksy und der blinde Fleck ist ein Kunstkrimi rund um einen interessanten und realen Streetart-Künstler, allerdings aufgrund der sachlichen Schreibweise und der grauen Figuren nicht so recht nach meinem Geschmack.





Titel Banksy und der blinde Fleck
Autor Bernhard Jaumann
ISBN B0BJNQ1J8T
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch, 320 Seiten
Erscheinungsdatum 1. Februar 2023
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Reihe Kunstdetektei von Schleewitz ermittelt, Band 3

Veröffentlicht am 30.01.2023

Abseits

Die Bagage
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Abseits des Dorfes, am Rand eines Waldes in Vorarlberg, leben die Moosbruggers – Vater Josef, Mutter Maria und deren Kinder. Als Josef im Herbst 1914 seinen Einberufungsbefehl bekommt, nimmt er dem Bürgermeister ...

Abseits des Dorfes, am Rand eines Waldes in Vorarlberg, leben die Moosbruggers – Vater Josef, Mutter Maria und deren Kinder. Als Josef im Herbst 1914 seinen Einberufungsbefehl bekommt, nimmt er dem Bürgermeister das Versprechen ab, auf seine Frau aufzupassen. Nach zwei baldigen Heimaturlauben von der Front kehrt Josef erst Ende 1918 zurück zu seiner Familie, die um die kleine Grete angewachsen ist. Gerüchten nach ist das Balg nicht seins, denn während seiner Zeit in Italien waren der Deutsche Georg und der Bürgermeister höchstselbst bei der bildschönen Maria im Haus. Grete, die Mutter der Autorin, und der Familienvater wechseln kein Wort miteinander, was möglicherweise der Beginn einer schweren Bürde und der Ursprung für Monika Helfers Aufarbeiten ihrer Vergangenheit ist.

Nüchterne Sätze im Präsens geben Erinnerungen preis, welche nicht Monikas eigene sind, sondern jene von Verwandten, insbesondere von Tante Kathe, die hochbetagt noch viel von „damals“ zu erzählen weiß. Während Marias Schwangerschaft wenden sich viele Dorfbewohner ab von der gottlosen Familie, nur wenige stehen offen zu Maria und ihren Kindern, die nun ihrerseits ihre Mutter verteidigen und noch enger zusammenstehen als bisher. In Monika Helfers Worten spiegeln sich die Armut, die Abgeschiedenheit, die Härte des Großen Krieges wider. Zwischen den Zeilen ist zwar Stolz und langer Atem zu spüren, Freude und Zuversicht mögen aber nicht an die Oberfläche zu dringen. In allem Tun und Handeln schwingt eine gewisse Abgestumpftheit mit, sodass die Erzählung langatmig und ermüdend wirkt. Interessant zu lesen sind lediglich einige wenige Darstellungen, beispielsweise jene, in der Lorenz für das Überleben von Mutter und Geschwistern mutig in einen Vorratskeller einbricht.

Zwischen dem Gerüst einer Handlung tauchen plötzliche Zeitsprünge ohne erkennbaren Zusammenhang auf und immer wiederkehrende Gedanken der Autorin beim Schreiben, welche übergangslos ins Geschehen mit einfließen. Da Monika Helfer selbst ihre Großeltern nie kennengelernt hat, muss sie deren Leben Stück für Stück zusammentragen und ist angewiesen auf das Urteil von Tanten und Onkeln, was fehlt, muss ergänzt werden. Dies ist bestimmt ein wichtiger Weg für die Nachkommen der Kriegsgeneration, um deren schweres Erbe verstehen und einordnen zu können, als zeitgeschichtliches Dokument für die Allgemeinheit sehe ich diese freudlose Aneinanderreihung von Szenen jedoch nicht. Da habe ich mir tatsächlich mehr erwartet.



Titel Die Bagage
Autor Monika Helfer
ISBN 978-3-423-25447-2
Sprache Deutsch
Ausgabe Taschenbuch, 160 Seiten, ebenfalls erhältlich als Gebundenes Buch, ebook und Hörbuch
Erscheinungsdatum 20. August 2021
Verlag dtv

Veröffentlicht am 29.01.2023

Interessante Freunde

Moosgrab
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Trollhättan, Wälder, Wasserfall – ein düsterer, unwegsamer Schauplatz für die Such nach der verschwundenen zwölfjährigen Mira. Aber die Suchtrupps scheinen Glück zu haben, die knallrote Winterjacke des ...

Trollhättan, Wälder, Wasserfall – ein düsterer, unwegsamer Schauplatz für die Such nach der verschwundenen zwölfjährigen Mira. Aber die Suchtrupps scheinen Glück zu haben, die knallrote Winterjacke des Kindes deutet den Weg, allerdings steckt nicht Mira in dem Kleidungsstück, sondern – ein Kinderskelett. Handelt es sich etwa um Anna, welche vor fünfundzwanzig Jahren in den Fluss gestürzt sein soll? Und welche Geheimnisse hüten Annas damalige Freunde heute noch?

In sieben Wochentage ist dieser Spannungsroman eingeteilt, sieben bange Abschnitte, in denen aber nicht so sehr die Suche nach Mira mit Polizei- und Freiwilligentrupps im Vordergrund steht, sondern die Geschichte von vier (ehemaligen) Freunden, die eine schwere Last durchs Leben tragen. Was verbindet eine Schriftstellerin, eine Verkehrspolizistin, einen Strafverteidiger und einen (trockenen?) Alkoholiker, welche Vergangenheit schweißt so unterschiedliche Personen zusammen? Diesen Fragen spürt Fredrik Persson Winter nach, stellt seine Figuren eine nach der anderen vor, zeichnet reale Persönlichkeiten mit all ihren Stärken und Schwächen. Die Atmosphäre im Roman ist düster, schwere Nebelschwaden hängen nicht nur über dem Land, auch auf die Gemüter der vier Zusammengeschworenen drücken sie immer mehr.
Von Tag zu Tag geht es in knappen, übersichtlichen Kapiteln, die Blickwinkel wechseln mit den Szenen der vier Figuren, leider kommen (zu) früh genug Verdachtsmomente auf, welche auf einen möglichen Täter hinweisen. Dennoch bleibt die Handlung spannend bis zum Ende, das dann doch noch eine Überraschung bereithält.

Die Idee für diese Geschichte ist exzellent, die Umsetzung mit der atmosphärisch fesselnden Stimmung sehr gut gelungen, der Fokus auf vier handelnde Personen ebenfalls ausgezeichnet gewählt. Ein wenig mehr Ablenkung und Tarnung, um den Täter besser und länger zu verschleiern, wäre aber wünschenswert. Nichtsdestotrotz ein ausgesprochen lesenswertes Buch, das sich wunderbar von blutrünstigen Thrillern mit dem Thema Kindesentführung abhebt. Hier stehen eindeutig psychologische Aspekte im Vordergrund, welche Spannung und Sogwirkung entfachen. Tolle Lesestunden!

Titel Moosgrab
Autor Fredrik Persson Winter
ASIN B09VQ7HN5X
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (401 Seiten)
Erscheinungsdatum 24. Jänner 2023
Verlag HarperCollins
Originaltitel Olycksfåglar
Übersetzer Ulla Ackermann

Veröffentlicht am 28.01.2023

Ägyptenfieber in Baden-Baden

Fräulein vom Amt – Der Tote im Kurhaus
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Im Baden-Badener Kurhaus wird erstmals die Oper Verdi aufgeführt. Wie es exzellent ins Jahre 1924 passt, finden entsprechende Bälle und Ausstellungen zum Thema als Rahmenprogramm statt, neue Roben, die ...

Im Baden-Badener Kurhaus wird erstmals die Oper Verdi aufgeführt. Wie es exzellent ins Jahre 1924 passt, finden entsprechende Bälle und Ausstellungen zum Thema als Rahmenprogramm statt, neue Roben, die viel Haut zeigen, werden ausgeführt und zu flotter Musik wird Shimmy getanzt. Als nach der Premierenfeier der Tenor tot aufgefunden wird, ist das charmante Telefonfräulein Alma Täuber alsbald zur Stelle, hat sie doch schon einmal zur Aufklärung eines Kriminalfalles beigetragen.

Schön ist es, nach geraumer Zeit einigen Figuren wieder zu begegnen. Alma flötet auch zwei Jahre nach ihrem ersten Auftritt als Hobbydetektivin noch „Hier Amt, was beliebt?“ ins Telefon, Freundin Emmi kreiert wie gewohnt bezaubernde Blumenarrangements und aus dem Kriminalkommissaranwärter Ludwig Schiller ist inzwischen ein schlauer und geübter Kriminalkommissar geworden. Das Autorenduo, welches sich hinter dem Namen Charlotte Blum verbirgt, hat auch diesmal wieder gut recherchiert, kulturelle Details und technische Errungenschaften der damaligen Zeit entsprechend im Buch untergebracht und wie nebenbei die Rolle der Frau in den 1920ern thematisiert. Die Erwartungen nach dem ersten Band können dann allerdings doch nicht so recht erfüllt werden: der zweite Kriminalfall wirkt träge und insbesondere in seiner Auflösung zu konstruiert und weit hergeholt, die Polizei scheint ja rasch einen Täter gefunden zu haben und tritt somit kaum auf den Plan. Und auch rund um Alma geben Zufälle den Ton an.

Insgesamt handelt es sich bei diesem historischen Kriminalroman um eine flüssig zu lesende Geschichte, die mittels entsprechender Recherche ein vorstellbares Bild der 1920er-Jahre zeichnet (Abweichungen von realen Fakten werden im Nachwort angemerkt), im Vergleich zu Band Eins fehlt aber das gewisse Etwas. Diesmal nicht ganz überzeugt, warte ich einmal die Fortsetzung ab.

Titel Fräulein vom Amt Der Tote im Kurhaus
Autor Charlotte Blum
ASIN B09YCFSXCK
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Taschenbuch (368 Seiten) und Hörbuch
Erscheinungsdatum 25. Dezember 2022
Verlag Fischer
Reihe Alma Täuber ermittelt, Band 2

Veröffentlicht am 26.01.2023

Trostloses Oberösterreich

Wilderer
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Jakob übernimmt schon in jungen Jahren viel Verantwortung für die elterliche Landwirtschaft, wird aber von seiner Familie und auch von den anderen Dorfbewohnern nicht für voll genommen. Der Grund dafür ...

Jakob übernimmt schon in jungen Jahren viel Verantwortung für die elterliche Landwirtschaft, wird aber von seiner Familie und auch von den anderen Dorfbewohnern nicht für voll genommen. Der Grund dafür ist wohl seine in sich gekehrte, wortkarge Art. Mit der Künstlerin Katja, die als Praktikantin auf den Hof zieht, scheint sich alles zum Besseren zu wenden. Die bisherigen Niederlagen etwa mit der Fischzucht soll ein Hof mit biologischer Tierhaltung und einem eigenen Hofladen ablösen.

Mit einer sehr nüchternen Sprache schafft Rainhard Kaiser-Mühlecker jene Distanz, welche Hauptfigur Jakob selber zu seinen Mitmenschen verspürt und einhält. Am liebsten geht er allen aus dem Weg und arbeitet für sich allein. Seine eigenbrötlerische Art bringt ihm Misstrauen und Ablehnung entgegen, lediglich sein handwerkliches Geschick ist gefragt im Dorf. Als Katja mittels Stipendium einige Zeit in Oberösterreich verbringt, nähert sie sich Jakob an, aber auch hier gibt es keine spürbaren Gefühle, keine Nähe, schon gar nicht Liebe im eigentlichen Sinn. Alles fühlt sich beim Lesen wie Zweckmäßigkeit an, später heißt es gar: „Katja war der einzige Mensch in seinem Leben, dessen Anwesenheit ihn nie störte, noch nie gestört hatte.“ (kindle, Pos. 3106). Und das über jene Frau, die er geheiratet hat.

Auch wenn Jakob gut auskommt mit seinen Tieren am Hof, so scheinen auch sie nur einen Zweck zu erfüllen. Ärgert er sich, dann schimpft er Mensch und Tier „scheißverdammte Zauk“. Irgendwie vermag auf keiner Seite dieses Romans etwas wie Freude aufzukommen, die Zeilen des Autors verbreiten Trostlosigkeit und ein Hineinfügen ins Schicksal, weil ER das so will. Obwohl Jakob immer wieder neu beginnt, ja mit Katja gemeinsam sogar Erfolg hat, so verspürt man beim Lesen über den jungen Landwirt keine Spur von Glück, Fröhlichkeit oder Leichtigkeit. Irgendwie scheint der Mann verbissen jeden Tag seines Lebens wegzukämpfen, scheint, ebenso wie alle anderen Figuren in diesem Schauspiel, eine Marionette seiner selbst zu sein, gefangen in einer starren Hülle. Zu allem Überdruss wird dann noch der unterschiedliche Umgang mit „der Seuche“ abgehandelt, was den letzten Funken Hoffnung auf eine positive Wendung an der Wurzel vertilgt.

Leider kann ich mit diesem Buch nichts anfangen, weder die sprachliche Umsetzung noch die szenenhafte Handlung mit leblos wirkenden Figuren lässt eine wirklichkeitsnahe Landwirtschaft vor meinem geistigen Auge erwachen. Lediglich die Vorstellung, dass eine reale Person Vorbild gewesen sein könnte für Jakob, jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken.


Titel Wilderer
Autor Reinhard Kaiser-Mühlecker
ASIN B09JVNK79Q
Sprache Deutsch
Ausgabe ebook, ebenfalls erhältlich als Gebundenes Buch (352 Seiten)
Erscheinungsdatum 9. März 2022
Verlag Fischer