Am Rande des Dorfes
Die Familie Moosbrugger lebt auf der sonnenabgewandten Seite des Tals, ganz am Ende, weit weg von der Dorfgemeinschaft. Die wunderschöne Maria bleibt mit ihren Kindern allein, als ihr Mann Josef in den ...
Die Familie Moosbrugger lebt auf der sonnenabgewandten Seite des Tals, ganz am Ende, weit weg von der Dorfgemeinschaft. Die wunderschöne Maria bleibt mit ihren Kindern allein, als ihr Mann Josef in den Krieg ziehen muss. Der Bürgermeister soll auf die Maria Acht geben, während der Josef fort ist. Aber auch er kann mit dieser Schönheit einfach nicht umgehen. Einzig ihre Kinder halten zu Maria und besonders Sohn Lorenz kümmert sich und beschützt Mutter und Geschwister. Eines Tages kommt Georg aus Hannover ins Dorf und auf den Hof der Moosbruggers. Eifersüchteleien und Gerede stürzen die Familie weiter ins Abseits. Als Maria Grete zur Welt bringt, ist für alle klar, dass das Kind nur von Georg sein kann und nicht von Josef, der mehrmals auf Heimaturlaub da war. So wird Grete, die Mutter der Autorin, zu einem Kind, das der Vater nicht als das eigene ansieht, das er wortwörtlich gar nicht ansieht.
Monika Helfer hat die Geschichte einer im Abseits stehenden und lebenden Familie geschrieben, es ist in weiten Züge ihre eigene Geschichte. Karg, wie die Bergwelt und auf das Nötigste beschränkt, erzählt sie vom Leben in einem engen Tal, in dem ihre Familie nur die "Bagage" ist. Die Autorin trägt diese "Bagage", diese Gepäck, diese Familiengeschichte mit sich herum und schreibt sie erst mit über 70 Jahren auf. Der Schreibstil ist spröde, es gibt Zeitsprünge, plötzlich Bezüge zur Gegenwart und die Autorin tritt selbst immer mal wieder als erzählende Figur in ihrem Roman auf. Den tapferen kleinen Lorenz mochte ich sehr. Der Bürgermeister und noch mehr der Pfarrer sind einfach nur furchtbare Charaktere, die besonders deutlich machen, was die Familie von der Dorfgemeinschaft insgesamt zu erwarten hat.
Das ist kein Wohlfühlbuch, sondern die traurige Geschichte einer Familie, die mir sehr nahe gegangen ist