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Veröffentlicht am 08.02.2021

Wofür wir leben

Fürchtet uns, wir sind die Zukunft
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Theo Sandmann ist talentiert, eine verheißungsvolle Zukunft steht ihm bevor. Insbesondere sein Klavierlehrer an der Akademie stellt sich als ganz besonderer Mentor heraus. Aber dann trifft Theo auf die ...

Theo Sandmann ist talentiert, eine verheißungsvolle Zukunft steht ihm bevor. Insbesondere sein Klavierlehrer an der Akademie stellt sich als ganz besonderer Mentor heraus. Aber dann trifft Theo auf die Schauspielstudentin Aida und hat plötzlich ganz andere Ziele. Die verkrusteten und von Geld und Macht geleiteten Strukturen sollen eingerissen werden durch feurige Reden und wilde Aktionen der ZUKUNFT.

Toll und übersichtlich gestaltet sind die Abschnitte des Buches, der Schreibstil ist eingängig und flott zu lesen. Die Entwicklung Theos vom behüteten Muttersöhnchen weg über den Studenten mit leichten Eingewöhnungsschwierigkeiten bis hin zum Mitglied der ZUKUNFT wird plastisch und glaubwürdig beschrieben. Die Figuren sind rasch, aber doch erkennbar skizziert. Sehr sympathisch kommt insbesondere Professor Goldstein herüber, der höchst individuelle und auf jeden einzelnen Schüler zugeschnittene Unterrichtsstunden erteilt. Schritt für Schritt steigert sich das Tempo und unerwartete Offenbarungen treten zutage. Mit der ein oder anderen Lebensweisheit führt Oppermann schließlich zu einem recht schnellen Ende.

Bei diesem Buch handelt es sich um einen kurzweiligen Jugendroman, wobei man gerade über die Gruppe ZUKUNFT und ihre Beweggründe doch gerne ein wenig mehr erfahren hätte. So werden viele Punkte eher schnell und oberflächlich abgehandelt, Gefühle, Ideen und Hintergründe bleiben verborgen. Dennoch ist die zugrunde liegende Botschaft klar. Deshalb drei Sterne.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Alles neu

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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Am Brauneck in Lenggries hängt eine leblose Frau an der Felswand. Die Rettungsmannschaft staunt nicht schlecht, als sie eine Leiche vorfindet, halb Mensch, halb Strohpuppe. Wer ist für diese Grausamkeit ...

Am Brauneck in Lenggries hängt eine leblose Frau an der Felswand. Die Rettungsmannschaft staunt nicht schlecht, als sie eine Leiche vorfindet, halb Mensch, halb Strohpuppe. Wer ist für diese Grausamkeit verantwortlich, und – vor allem – was könnte das Motiv sein?

Alexa Jahn, ganz neu in der Kripo Weilheim, legt all ihren Elan und Ehrgeiz in diesen brisanten Fall, bei dem sie Führungsqualität unter Beweis stellen muss und der sie bis über die Grenze ins österreichische Tirol führt.

Anna Schneider entwirft ein sehr ungleiches Paar als Ermittlerduo für die neue Serie „Grenzfall“: Alexa Jahn und Bernhard Krammer könnten unterschiedlicher nicht sein. Jedoch bilden sie kein abgestimmtes Team, sondern arbeiten jeder nach ihrer eigenen Facon, Alexa atemlos, Bernhard eher emotionslos. Ist das aber tatsächlich so? Oder trügt der erste Eindruck?

Mit detaillierten Bildern entführt uns die Autorin ins schöne Karwendelgebiet und beschreibt Mensch und Natur sehr anschaulich und lebendig. Ohne sich in langatmigen Ausschweifungen über einzelne Privatleben zu verlieren, findet doch immer wieder Zwischenmenschliches Platz und gibt den einzelnen Personen ein ganz unverwechselbares Profil. Auch wenn nicht alle Figuren sympathisch sind, so sind die kriminalistischen Teams auf beiden Seiten der Grenze doch sehr authentisch und gut zusammengestellt. Als Leser ist man ganz schnell mitten im Geschehen. Der flüssige Schreibstil und die abwechslungsreichen Szenen tun ein Übriges, um den Krimi kurzweilig zu gestalten. Selbst eher ruhige Abschnitte vermitteln ein gutes Gesamtbild über den Verlauf der Ermittlungen. Fehlschläge, Sackgassen und Versäumnisse lassen Alexa und Bernhard als glaubwürdige Menschen erscheinen, ganz ähnlich, wie es im „echten Leben“ auch zugeht. Während Alexa sich erst ihren Platz im Team sichern muss und auslotet, wie sie sich als Frau in einer Männergruppe durchsetzt, so denkt Krammer in Innsbruck bisweilen schon an seinen Ruhestand.

Geschickt eingestreute Informationen deuten da und dort ein Stückchen der Auflösung an, unvermutete Wendungen und Überraschungen gibt es bis zuletzt. Auch wenn nicht jede Überlegung des Mörders ganz nachvollziehbar erscheint, so ist doch die Handlung als Gesamtes in sich schlüssig dargestellt und der Krimi eine Leseempfehlung wert.

Teil Zwei der Serie Grenzfall steht jedenfalls schon auf meiner Wunschliste.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Da steppt der Bär, dort blökt das Schaf

Die Fotografin - Die Welt von morgen
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Nach dem Tod von Onkel Josef verlässt Fotografin Mimi die Schwäbische Alb und zieht wieder durch die Lande. Allerdings wird es immer schwieriger, Gastanstellungen zu finden, die Verbreitung von handlichen ...

Nach dem Tod von Onkel Josef verlässt Fotografin Mimi die Schwäbische Alb und zieht wieder durch die Lande. Allerdings wird es immer schwieriger, Gastanstellungen zu finden, die Verbreitung von handlichen Fotoapparaten für „jedermann“ tut ihr Übriges. So suchen Mimi Reventlow und ihr Begleiter Anton Schaufler vom Gasthof Ochsen neue Betätigungsfelder. Sie überlegen, unter Umständen in Berlin ansässig zu werden, denn „da steppt der Bär“, andererseits hat die karge, aber idyllische Alb mit ihrer ganz besonderen Landschaft und den blökenden Schafherden ihren Reiz auch noch nicht ganz verloren.

Nahtlos schließt dieser Teil an die vorangehenden an. Wer Mimi bereits kennt, wird erfreut sein über ein „Wiedersehen“ mit ihr und anderen Bekannten von früher. Neben kurzen Erinnerungen an gestern gilt es diesmal, die Welt von morgen mitzugestalten, Verantwortung zu übernehmen und zukunftsträchtige Pläne zu schmieden.

Wie immer bei Petra Durst-Benning taucht man sofort ein in gewohnt angenehmen Lesefluss und versinkt in bildreichen und wortgewandten Beschreibungen von Landschaft, Mensch und Tier. Genaue Recherchen der Autorin verschaffen dem Leser ein unmittelbares Erleben der Welt um 1912: Fahrräder setzen sich durch, das anstrengende Reisen per Kutsche oder Bahn wird langsam ergänzt durch das bequeme Automobil, Frauen beginnen, ihre Rechte einzufordern. Diese und andere Themen werden geschickt eingebettet in die ganz persönliche Geschichte von Mimi und Anton. Die unverwechselbare Mischung aus spannenden Informationen und einer faszinierenden Kombination mit interessanten Romanfiguren macht auch diesen Band wieder zu einem phantastischen Leseerlebnis.

Sowohl die Fotografin selbst wie auch ihre Begleiter laufen unterschiedliche Entwicklungen durch und lassen die Neugier wachsen, wie es nun weitergeht. Die angerissenen Szenen am Ende deuten eine aufregende und vielversprechende Fortsetzung an. Auch wenn die Bücher rund um Mimi Reventlow einzeln gelesen werden könnten, so empfehle ich doch die ganze Reihe als Gesamtwerk.

Die Welt von morgen – ein weiteres Buch von Petra Durst-Benning, das ich sehr, sehr gerne gelesen habe!

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Klimakinder

CO2 - Welt ohne Morgen
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Zwölf Kinder aus zwölf verschiedenen Nationen nehmen an einem Klimacamp in Australien teil. Aber rasch läuft etwas schief – sie werden entführt. Als Lösegeld werden nahezu unmögliche Klimaziele und sofortige ...

Zwölf Kinder aus zwölf verschiedenen Nationen nehmen an einem Klimacamp in Australien teil. Aber rasch läuft etwas schief – sie werden entführt. Als Lösegeld werden nahezu unmögliche Klimaziele und sofortige Maßnahmen erwartet. Jede Woche ist eine Nation gefordert, bei Nichteinhaltung stirbt das von dort stammende Kind. Ein Wettlauf beginnt: sind die Forderungen angemessen, ist es Erpressung, darf man Kinder opfern?

Das Thema ist brisant und spannend, Tom Roth schreibt vom fortschreitenden Klimawandel, der nun durch ein Verbrechen an unschuldigen Kindern in die täglichen Schlagzeilen rückt. Flott im Stil, übersichtlich bei Kapitelüberschriften und Zeitangaben präsentiert sich dieses Buch vom Titelbild bis zum Rückentext als stimmiges Ganzes.

Es geht um CO2, rauchende Schlote und entsprechende Zertifikate. Dass für eine Kinderkonferenz die Teilnehmer um den Erdball fliegen und dort am Riff spazieren gehen, sowie besorgte Angehörige quer durch die Welt reisen, passt da allerdings nicht mehr so optimal und glaubwürdig ins Konzept. Während man in Italien nicht einmal für nur einen einzigen Tag einen Flugstopp erwirken kann, befindet sich der besorgte Onkel viel zu oft über den Wolken. Neben einigen anderen weniger realistischen Episoden ist das Buch aber spannend geschrieben. Viele unterschiedliche Personen, Sichtweisen und Schauplätze bringen Abwechslung und lassen den Leser rasch durch die Seiten preschen. Die Sorge um Hannah und ihre Mitstreiter steigt von Tag zu Tag, bis das Ultimatum abläuft.

Gutes Konzept, durchschnittlich umgesetzt, drei Sterne.

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Veröffentlicht am 17.01.2021

Eis und Blut

18 Grad unter null
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Das Titelbild so schlicht wie schön. Der Klappentext knapp und bündig. Die Vorankündigung im Freundeskreis verheißungsvoll. Der Kauf - ein Volltreffer!

Die Patchworkfamilie der zwölfjährigen Claudia scheint ...

Das Titelbild so schlicht wie schön. Der Klappentext knapp und bündig. Die Vorankündigung im Freundeskreis verheißungsvoll. Der Kauf - ein Volltreffer!

Die Patchworkfamilie der zwölfjährigen Claudia scheint perfekt. Zusammen mit Vater, Mutter, und derem Lebensgefährten genießt das Mädchen den ausklingenden Abend. Doch wenige Stunden nach dem Genuss von Vanilleeis mit Kirschsauce ist sie tot. Schnell geraten alle Anwesenden unter Verdacht, ein Motiv lässt sich für jeden von ihnen konstruieren. Doch die Wahrheit lässt sich sechsunddreißig Jahre lang Zeit…

Nika Lubitsch erzählt in kurzen einfachen Sätzen, auf den ersten Blick fast ein bisschen zu einfach. Der Schreibstil ist erstmals gewöhnungsbedürftig, andererseits liegt es vielleicht genau daran, dass die Geschichte flott dahin fließt und Spannung bietet von Anfang bis zum raffiniert geplanten Ende. Die Figuren sind rasch aufgelistet, ausreichend charakterisiert und so angelegt, dass sich für jeden Einzelnen ein Verdachtsmoment finden lässt. Hinter allen Wendungen und geschickt eingefädelten Schachzügen verbirgt sich bis zum Schluss ein perfider Plan, der sogar eine gebildete Figur im Roman vor den Kopf stößt und dem Leser ein Schmunzeln entlockt.

Die Kürze des Buches passt perfekt zur genialen Handlung, keine unnützen Ausschweifungen, keine langweiligen Details am Rande, um ein paar zusätzliche Seiten zu produzieren. Nika Lubitsch schreibt auf den Punkt und schafft mit „18 Grad unter Null“ gewitzte Unterhaltung, die man nur weiterempfehlen kann.

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