Profilbild von clematis

clematis

Lesejury Star
offline

clematis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit clematis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2019

Jeder ist seines Glückes Schmied

Die Reenergize-Formel
0

Sie wünschen sich mehr Energie und ein besseres Lebensgefühl? In diesem Buch verraten Dr. Simone Janßen und Niklas Hobacher, warum viele von uns sich danach sehnen und wie wir dieses Ziel erreichen können.

Die ...

Sie wünschen sich mehr Energie und ein besseres Lebensgefühl? In diesem Buch verraten Dr. Simone Janßen und Niklas Hobacher, warum viele von uns sich danach sehnen und wie wir dieses Ziel erreichen können.

Die Inhaltsangabe lässt den Leser mehr als neugierig werden auf diesen brandneuen Ratgeber aus der Feder von Janßen und Hobacher. Aber was steckt tatsächlich dahinter?

Wer sich bereits mit ein oder mehreren der behandelten Themen (Evolution, Ernährung, Bewegung, Regelkreise im menschl. Organismus, Entspannung,…) näher beschäftigt hat, wird hier nicht viel Neues finden. Allerdings versteht es das Autorenduo perfekt, all diese Bereiche übersichtlich organisiert darzustellen und einem etliche bereits bekannte Dinge erneut in Erinnerung zu rufen. Humorvoll und kurzweilig wird einerseits auf wissenschaftlicher Basis (vielfältiges Literarturverzeichnis am Ende), andererseits auf Erfahrungswerten beruhend, eine Menge an geballtem Wissen kompakt und verständlich vermittelt, sodass auch all jene ohne Vorkenntnisse davon profitieren können. „Der Mensch ist immer noch ein Teil der Natur und funktioniert in ihrem Kontext.“, ist ein wesentlicher Schlüsselsatz, der sich durch alle Lebenssituationen zieht.

Sehr praktisch sind die Tipps an den Kapitelenden, die kurz und bündig das Wesentliche zusammenfassen und so ein schnelles Nachschlagen ermöglichen. Wie immer ist es jedoch der Leser selbst, der Verantwortung übernehmen muss für sein Wohlbefinden. Das Buch kann Bewusstsein schaffen, welcher Weg schließlich den Einzelnen zu seinem Glück führt, muss jeder für sich aus der Vielfalt an Anregungen auswählen.

Alles in allem wird mit diesem Ratgeber das Rad nicht neu erfunden, aber viel Information in amüsant und leicht zu lesender Art und Weise auf den Punkt gebracht, sodass man sich durchaus gute Anregungen holt und vielleicht den ein oder anderen Praxistipp einmal ausprobiert.

Veröffentlicht am 26.12.2019

Böse und schlimmer

Vicious - Das Böse in uns
0

Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche ...

Victor Vice und Eliot Cardale, zwei brillante Medizinstudenten, planen minutiös ein Experiment für ihre Abschlussarbeiten. Im Konkurrenzkampf will einer den anderen übertrumpfen und herausfinden, welche Kräfte sie durch den Tod nach einer gelungenen Wiederbelebung entwickeln können. Was aber geschieht wirklich mit ihnen? Wie geht Eli mit seiner Regenerationsfähigkeit um, wie Victor damit, Schmerz bei sich selbst und auch bei anderen Personen verstärken und abschwächen zu können? Werden die beiden ihre neu gewonnenen Fähigkeiten sinnvoll einsetzen zum Wohle der Menschheit? Werden sie zu Superhelden?

„Der Tod ist erst der Anfang.“ Spannend beginnt Schwabs Geschichte am Friedhof, düster, geheimnisvoll. Wer wird ausgegraben und vor vor allem – warum?

In recht kurzen, flott zu lesenden Kapiteln springt der Leser unentwegt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her und lernt so immer besser die Vorgeschichte kennen, die Beweggründe, die zu dem führen, was gerade passiert. Durch genau bezeichnete Überschriften ist aber immer klar, wo und wann man sich gerade befindet. Mir gefällt dieser Stil sehr gut, weil man immer neugierig ist, was noch kommt und wie es damals war.

Die Hauptpersonen sind intelligent, aber etwas „schräg“, sonst würden ihnen wohl nicht so „extraordinäre“ Ideen in den Sinn kommen. Auch die anderen Figuren sind verständlich charakterisiert, sodass man als Leser ihre Motive gut verstehen kann. Schwieriger ist die Frage, wer gut, wer böse ist. Oder gibt es böse und noch schlimmer? Wie steht es mit Moral und Gefühl?

Das Buch ist kurzweilig und unterhaltsam und – wie V.E. Schwab es selbst ausdrückt – „in moralischer Hinsicht wahnsinnig kompliziert …“

Vicious – vielleicht manchmal etwas grausam und brutal, aber durchwegs eindrucksvoll, vor allem, wenn man gerne Fantasy liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2019

Sprachlos

Wolgakinder
0

Im kleinen Dorf Gnadental an der Wolga siedeln seit dem 18. Jahrhundert deutsche Einwanderer. Unter ihnen führt Jakob Iwanowitsch Bach ein bescheidenes Leben als etwas schrulliger, aber doch respektierter ...

Im kleinen Dorf Gnadental an der Wolga siedeln seit dem 18. Jahrhundert deutsche Einwanderer. Unter ihnen führt Jakob Iwanowitsch Bach ein bescheidenes Leben als etwas schrulliger, aber doch respektierter Schulmeister. Sobald er die junge Bauerntochter Klara vom anderen Wolgaufer unterrichten soll, verändert sich sein Leben schlagartig, Liebe und Politik prägen fortan sein Leben, auch wenn er sich beidem zu entziehen versucht.

Gusel Jachina zeichnet in ihrem Buch „Wolgakinder“ das ungewöhnliche Leben von Dorflehrer Bach in beeindruckender Weise. Mystisch und bezaubernd werden die Natur und ihre Gewalten dargestellt (z.B. Pos. 65: Um die Dächer fegte der Wind – stürmisch, mit Schnee und Graupel vermischt im Winter, böig, mit Feuchtigkeit und himmlischer Spannung geladen im Frühling, träge und trocken, von Staub und den leichten Flugsamen des Steppengrases durchsetzt im Sommer.); bildhaft sämtliche Alltagsgeschehen dem Leser vor Augen geführt. (z.B. Pos. 70: Die Welt atmete, ratterte, pfiff, muhte, trappelte mit den Hufen, tönte und sang mit vielen Stimmen.).

So begleitet der Leser den ein wenig sonderlichen Bach durch fünf große Lebensabschnitte und bemerkt, dass er so sonderlich gar nicht ist, eher sehr naturverbunden und von Schicksalsschlägen geprägt, besorgt um die wenigen Lieben, die er im Laufe der Zeit um sich hat. Während er sich immer mehr zurückzieht und in die Einsamkeit flüchtet, verändert sich um ihn die Welt. Politische Ereignisse nimmt er nur aus der Distanz wahr; dennoch hat alles Einfluss auf ihn, selbst in seinem abgeschiedenen Gehöft bleibt er von der Revolution und der Gründung der Deutschen Republik an der Wolga nicht unbehelligt.

Virtuos und faszinierend erlebt man als Leser nicht nur die Sprache, mit der Jachina die kleine Welt an der Wolga lebendig werden lässt, auch Bach selbst beherrscht mit seiner Freude an allem Literarischen die Kunst des Erzählens und Fabulierens und wird so in passender Weise zum „stummen Philosophen vom anderen Wolgaufer“, zu einem, der „Sätze häkeln kann, die wie Spitze wirken“ (Pos. 2878). Rasch wird mir der Lehrer in seinem „Anderssein“ vorstellbar und sein Tun verständlich, sein Versuch, vor der Realität zu fliehen und sich eine eigene Welt zu erschaffen, eine Welt, in der die Natur einen das Leben lehrt. Sehr persönlich und ohne Distanz folge ich ihm in sein eigenes Universum, in dem er Schutz und Zuflucht sucht, begleite ihn durch Wahrheit und Traum, durch Angst und Sorglosigkeit.

Wer hier Informationen über das Leben der Deutschen im Wolgagebiet sucht, wird vielleicht enttäuscht sein, wer sich hingegen einlässt auf eine wunderbare Reise mit Jakob Bach und sein Vergnügen findet in einer melodisch anmutenden Sprache, detailverliebten Darstellungen von Natur und hartem Alltag und ganz nebenbei noch ein paar geschichtliche und politische Fakten mitnehmen möchte, der ist bei „Wolgakinder“ richtig.

Dies ist das erste Buch, das ich von Gusel Jachina gelesen habe. Vielleicht ist das der Grund, warum ich völlig frei von jeglicher Erwartung an diesen Roman herangegangen bin und sofort gefesselt war von Sprache und Inhalt. Aus dieser Sicht spreche ich gerne eine Leseempfehlung aus für jene, die das Unerwartete schätzen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.12.2019

Verwirrspiel

Blumentod
0

»Sie dachte an das, was Bozanski ihr für so einen Fall mit auf den Weg gegeben hatte: Schweigen, sie musste eisern schweigen, um die Gemeinschaft zu schützen. ›Zuerst möchte ich dich fragen, ob du mir ...

»Sie dachte an das, was Bozanski ihr für so einen Fall mit auf den Weg gegeben hatte: Schweigen, sie musste eisern schweigen, um die Gemeinschaft zu schützen. ›Zuerst möchte ich dich fragen, ob du mir deinen Namen verraten willst‹, fragte der Polizist. ›Amaryllis‹, hauchte sie. ›Haben die anderen Frauen auf dem Hof auch so schöne Blumennamen?‹ Sie schwieg. Und dann sagte der Kommissar, dass sie auf dem Hof acht tote Frauen gefunden hätten.«

Eine blasse junge Frau in der Ankunftshalle des militärischen Flughafens Köln-Wahn, ein unbeholfener einfacher Friedhofsarbeiter, ohne Schulabschluss, ohne Berufsausbildung und eine zurückgezogene Sektengemeinschaft am Hof Weiße Sonne in der Eifel einige Jahre früher. Als ob man drei Bücher parallel lesen würde, kommt es einem zu Beginn vor, welchen Zusammenhang kann es zwischen diesen Handlungssträngen geben, die einen allesamt in ihren Bann ziehen, neugierig machen, die Seiten nur so dahinfliegen lassen?

Sehr raffiniert zeichnet Autorin Maria Langner in knappen Kapiteln ganz unterschiedliche Szenarien, die erst im Laufe der ca. 400 Seiten wie kleine Puzzlestücke zusammengefügt ein komplettes Bild ergeben. Die Spannung wird mit Sehnsucht nach Liebe, Angst und Macht gefüllt, ein Sog reißt den Leser mit bis zum Schluss.

Die einzelnen Figuren, derer es reichlich gibt, sind so unterschiedlich wie interessant. Jede hat ihre eigene Geschichte, ihre Schicksale sind dennoch unausweichlich miteinander verwoben. Durch die sehr unterschiedlichen Erzählweisen im Jetzt und in der Rückblende, in der Ich-Form und aus der neutralen Erzählperspektive, in unterschiedlichen Zeitformen (Präsens, Präteritum, Perfekt) ist jede Szene lebendig und ganz unmittelbar dargestellt. Die Gefühle der vielfältigen Personen werden spürbar vermittelt, auch wenn man nicht immer gleich weiß, woher diese stammen, welche Erlebnisse dafür prägend waren. Umso mehr wird die Leselust angefacht, um all dem auf den Grund zu gehen, den Spuren aus vergangenen Tagen zu folgen.

Bis zum letzten Kapitel gibt es immer wieder Überraschungen, neue Enthüllungen und unerwartete Details. „Beklemmender Psychospannungsroman“ ist daher eine durchaus passende Bezeichnung für dieses Werk von Maria Langner, Pseudonym für Barbara Wendelken.

Von mir gibt es für „Blumentod“ verdiente fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.12.2019

Monster im Rausch

Tod und kein Erbarmen
0


Kriminalkommissar Erik Donner möchte sein privates Unglück im Alkohol ertränken und zieht sich dafür in eine Schänke in Pöhla zurück. Dort holt ihn allerdings ein zehn Jahre zurückliegender Vermisstenfall ...


Kriminalkommissar Erik Donner möchte sein privates Unglück im Alkohol ertränken und zieht sich dafür in eine Schänke in Pöhla zurück. Dort holt ihn allerdings ein zehn Jahre zurückliegender Vermisstenfall ein und schon am nächsten Tag wird Donner verdächtigt, die Cousine des damals verschwundenen Mädchens ermordet zu haben.

Mitten im Winter ist dieser Thriller angesiedelt, dichter Schneefall und eisige Fahrbahnen erschweren die Ermittlungen, die verworrener kaum sein könnten. Jäger werden zu Gejagten, Kommissare zu Mordverdächtigen. In lebhafter Sprache vermittelt Elias Haller fantastische Bilder von Winterlandschaften und skurrilen Personen und fesselt von der ersten bis zur letzten Seite mit ungeahnten Wendungen und unerwarteten Handlungssträngen. Immer wieder eingestreut ins aktuelle Geschehen gibt es Rückblenden in die Ereignisse zehn Jahre zuvor, wobei sich langsam einzelne Puzzlestücke zu einem Ganzen zusammenfügen und schlussendlich ein überraschendes Ende auf den Leser wartet.

Wer den schlagfertigen Kommissar Donner und seine teils sonderbaren Kollegen noch nicht kennt, wird begeistert sein vom fesselnden Schreibstil und der konsequent durchdachten Thematik. Ich jedenfalls bin neugierig geworden auf die bisherigen Fälle rund um Erik Donner.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere