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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.12.2023

authentisch und lebensnah

Verlogen
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Mir gefällt die Ermittlungsweise des Island-Krimis sehr gut. Die Ermittler*innen treten verständnisvoll auf und gehen auf die Personen ein. Natürlich wirkt es auch durch die Ansprache „du“ noch intimer ...

Mir gefällt die Ermittlungsweise des Island-Krimis sehr gut. Die Ermittler*innen treten verständnisvoll auf und gehen auf die Personen ein. Natürlich wirkt es auch durch die Ansprache „du“ noch intimer und lädt dazu ein, sich eher zu öffnen oder auch Fehler einzugestehen. Elma und Saevar ergänzen sich sehr gut, vor allem, da sie so unterschiedlich sind und konträre Herangehensweisen haben. Als Charakter gefallen sie mir auch, es werden verschiedene Facetten von ihnen gezeigt und nicht nur der berufliche Aspekt in den Mittelpunkt gerückt, das Privatleben und die Schicksale sind mindestens genauso wichtig.
Der Ermittlungsfall involviert viele Personen und vereint auch viele traurige Schicksale. Wenn man den Hintergrund der Menschen kennt und ihre Situationen betrachtet, dann spürt man auch die Tiefe und dass alle Handlungen Auswirkungen auf die Zukunft haben bzw. die Aktionen aus der Vergangenheit noch tief verwurzelt sind und nachwirken. Die Atmosphäre, obwohl sie häufig bedrückend und traurig ist, hat mir sehr gut gefallen und der Krimi liest sich authentisch und lebensnah.

Veröffentlicht am 30.11.2023

man muss sich darauf einlassen

Die Lügnerin
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Der Roman wird in der Ich-Erzählerform aus Sicht von Clara Konrad erzählt, die Clara oder vielleicht auch anders heißt. Die Hintergrundgeschichte baut sich nach und nach auf, zwischenzeitlich schweift ...

Der Roman wird in der Ich-Erzählerform aus Sicht von Clara Konrad erzählt, die Clara oder vielleicht auch anders heißt. Die Hintergrundgeschichte baut sich nach und nach auf, zwischenzeitlich schweift die Erzählerin ab und man ist plötzlich in einem anderen Thema, aber sie kommt wieder zur ursprünglichen Idee zurück, sodass immer ein roter Faden ersichtlich ist. Wohin der rote Faden führen soll, ist ziemlich offen gehalten. Die Ich-Erzählerin ist eine „Lügnerin“ behauptet sie von sich selbst, inwieweit man ihren Erzählungen vertrauen kann, muss man jeweils individuell selbst überdenken. Mir gefällt die Sichtweise, dass nichts als wahr angenommen werden kann, man als Leserin alles in Frage stellen kann oder sollte und dass viel Spielraum für eigene Schlüsse bleibt. Die Gespräche der Ich-Erzählerin mit ihrer Therapeutin, die einen Großteil des Romanes einnehmen, habe ich sehr schön gefunden. Sie sind wertschätzend und lassen jeder Person ihren eigenen Raum und ihre Sichtweise.
Den Schreibstil und auch den offenen Umgang mit den Themen mag man als Leser
in oder man kann überhaupt nichts damit anfangen. Ich habe den Roman als Bereicherung empfunden, ein Leseerlebnis, das nicht den Mainstream-Anforderungen nachkommt und mit vielen sprachlichen Wendungen und interessanten Sichtweisen. Allerdings muss man sich als Leser*in öffnen und darauf einlassen.

Veröffentlicht am 29.11.2023

lebhaft und mitreißend

Schattenriss
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Der Kriminalroman spielt mitten in Wien und ist lebhaft und authentisch geschrieben. Als Leserin hat man das Gefühl direkt mit den Charakteren vor Ort zu sein, am Prater oder in der Gegend darum herum. ...

Der Kriminalroman spielt mitten in Wien und ist lebhaft und authentisch geschrieben. Als Leserin hat man das Gefühl direkt mit den Charakteren vor Ort zu sein, am Prater oder in der Gegend darum herum. Edgar und Toni sind trotz der noch relativ kurzen Zusammenarbeit schon ein sehr gut eingespieltes Team, sodass sie sich oft ohne Worte verstehen und auch im Privatleben geht es turbulent zu. Mir gefällt die Kombination aus Ermittlungen und Biografien sehr gut und sie stehen auch in einem ausgewogenen Verhältnis, sodass nichts zu kurz kommt. Die Ermittlungen sind mit tragischen Hintergrundgeschichten interessant aufgebaut und mehrere verdächtig wirkende Personen halten die Spannung hoch. Der große Pluspunkt ist die mitreißende, spannende Erzählweise, die die Leserinnen persönlich involviert und in die Geschichte mitnimmt.

Veröffentlicht am 25.11.2023

aus der Perspektive der Tochter

Die Wahrheiten meiner Mutter
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Der Roman analysiert die Mutter-Tochter-Beziehung von Johanna und ihrer Mutter aus Sicht von Johanna. Die Atmosphäre ist vergiftet, traurig, düster und lässt nicht viel Hoffnung auf ein positives Ende. ...

Der Roman analysiert die Mutter-Tochter-Beziehung von Johanna und ihrer Mutter aus Sicht von Johanna. Die Atmosphäre ist vergiftet, traurig, düster und lässt nicht viel Hoffnung auf ein positives Ende. Spannend finde ich, dass viele Situationen aus der Kindheit erzählt werden, in denen auch noch weitere Personen eine Rolle spielen, wie Johannas Vater oder ihre Schwester Ruth. Johanna hat seit über 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter und auch nicht zu ihrer Schwester, der Vater ist inzwischen verstorben. Für Johanna ist der Zeitpunkt gekommen, die Geschehnisse und Zerwürfnisse von damals wieder aufzurollen und zu analysieren und aus ihrer heutigen Perspektive zu betrachten und neu zu bewerten. Interessant finde ich, dass Tage aus Johannas Kindheit und das Leben ihrer Mutter mit ihrem heutigen Wissensstand und ihrer Erfahrung teilweise komplett anders wahrgenommen werden. Schade finde ich, dass die Erzählung nur aus Johannas Perspektive erzählt wird und die anderen beteiligten Personen nicht ihre Sichtweise darlegen können. Eine erneute Annäherung ist nicht erwünscht und trotzdem wünscht sich Johanna einen Abschluss, sodass sie ihre eigenen Rituale dafür findet. Den Titel finde ich etwas problematisch, denn als außenstehende Person kann Johanna nicht „die Wahrheiten ihrer Mutter“ beschreiben, sondern bestenfalls ihre eigenen Wahrheiten. Auch wenn „Wahrheiten“ im Titel impliziert, dass es mehr als eine Wahrheit gibt.

Veröffentlicht am 25.11.2023

ernst und intelligent

Kant und das Leben nach dem Tod
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Der Kriminalroman beginnt ruhig und führt aus der Erzählperspektive des Ermittlers in die Themen ein. Auch wenn man die Vorgänger-Bücher nicht gelesen hat, ist man sofort mit den Charakteren vertraut und ...

Der Kriminalroman beginnt ruhig und führt aus der Erzählperspektive des Ermittlers in die Themen ein. Auch wenn man die Vorgänger-Bücher nicht gelesen hat, ist man sofort mit den Charakteren vertraut und wichtige Inhalte werden wiederholt. Der Ermittlungsfall selbst ist in sich abgeschlossen und kann alleine gelesen werden. Die Mordfälle sind skurril und gut durchdacht, über lange Zeit geplant. Hauptsächlich lebt der Kriminalroman allerdings von den unterschiedlichen Ermittler*innen, über die man auch einige Hintergrundgeschichten aus dem Privatleben erfährt. Ich finde die Kombination aus Berufsleben und privaten Einblicken gut gelungen, es macht die Personen auch authentischer. Es werden die Charaktere mit ihren Lebensgeschichten in den Mittelpunkt gestellt und ernst genommen, auch die älteren Menschen, um die sich in der Anonymität der Wohnsiedlung ansonsten niemand kümmert und bei denen es gar nicht auffällt, wenn sie über Jahre verschwinden. Die Geschichte macht nachdenklich, ist auch ernst und intelligent geschrieben.