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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.01.2024

der Roman lebt von der Stimmung

Antoinette
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Der Roman lebt von der einzigartigen Stimmung, die ruhig und erzählend ist, aber auch traurig, nachdenklich, wütend oder hoffnungsvoll. Der männliche Erzähler berichtet aus seiner Sichtweise über das Kennenlernen ...

Der Roman lebt von der einzigartigen Stimmung, die ruhig und erzählend ist, aber auch traurig, nachdenklich, wütend oder hoffnungsvoll. Der männliche Erzähler berichtet aus seiner Sichtweise über das Kennenlernen und die gemeinsame Zeit mit seiner späteren Frau Antoinette, während er in einem ungarischen Thermalbad den Tag verbringt und gedanklich immer wieder abschweift. Es kommen alle Emotionen hoch, vom Kennenlernen und der ersten glücklichen Zeit zusammen, bis zum Kinderwunsch, der sich nie erfüllt hat, trotz zahlreicher Behandlungen und wie sich das Paar dadurch voneinander entfernt und auseinandergelebt hat. Er stellt sich auch die Frage, was wäre gewesen, wenn er ein Vater geworden wäre und wie er sich in dieser Situation verhalten hätte. Die gesamte Situation wird zunehmend bedrückender und traurig und man ahnt als Leser*in schon, wie es ausgehen wird. Mir hat die Stimmung des Buches sehr gefallen, gewisse Situationen hätten kürzer ausfallen können, wie das Umziehen in der Männerumkleidekabine, das mehrere Seiten in Anspruch nimmt, dafür hätte ich mir andere Situationen aus der gemeinsamen Ehe ausführlicher gewünscht.

Veröffentlicht am 10.01.2024

realistische Arbeitsbeschreibungen

Wer das Vergessen stört
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Der Roman hat mir aufgrund der realitätsnahen Einblicke in die Arbeitsweise der Psychotherapeuten und der Polizeiarbeit sehr gut gefallen, aber auch schon Titel und Cover haben mich zuvor angesprochen. ...

Der Roman hat mir aufgrund der realitätsnahen Einblicke in die Arbeitsweise der Psychotherapeuten und der Polizeiarbeit sehr gut gefallen, aber auch schon Titel und Cover haben mich zuvor angesprochen. Man merkt, dass die Autorin Praxiserfahrung hat und dies macht die Arbeit von Lily authentisch, vor allem die Übungen, die sie mit Vera praktiziert und ihr mitgegeben hat, haben mir sehr gefallen. Die Charaktere sind abwechslungsreich und stark in ihren Persönlichkeiten, wenn auch nicht immer sympathisch, wie Dan. Außerdem finde ich die Alltagssituationen, die neben den Hauptsträngen, Platz gefunden haben, auflockernd und erheiternd. Beispielsweise die Situation in der Nachbarschaft zwischen Vogelliebhaber und Katzenbesitzerin, das könnte sich tatsächlich in ähnlicher Weise abspielen, aber auch die familiäre Situation und Probleme mit der Verwandtschaft von Lily. Eine Situation hat mir nicht gefallen, dass erwähnt wurde, dass Lily Bekleidung für ihre neugeborene Nichte bei Primark eingekauft hat. Die Schleichwerbung für diese Firma finde ich unnötig, auch wenn man ihren Umgang mit den schlechten Arbeitsbedingungen und fehlendem Umweltschutz einbezieht, dies hätte man auch neutral beschreiben oder weglassen können.
Die Hintergrundgeschichten zu den Fällen sind sehr interessant, vor allem Vera, die sich mit Hilfe von Therapiestunden versucht an die schicksalhaften Ereignisse aus ihrer Kindheit zu erinnern, auch wenn dies aus therapeutischer Hinsicht erstaunlich schnell funktioniert hat. Und auch ihre Panikattacken und Schlafstörungen sind recht schnell verschwunden. Samantha hat mir als Charakter nicht so gut gefallen, sie wird ziemlich naiv dargestellt, auch in ihrer Ausdrucksweise und Sprache, obwohl sie tief in ihrem Inneren auch eine starke Seite besitzt.
Ein sehr kurzweiliger und interessanter Roman, der auch Bezug auf die örtlichen Gegebenheiten nimmt und viel Platz zum Entfalten der Charaktere lässt.

Veröffentlicht am 09.01.2024

verwirrend und unlogisch

Ein Fluss so rot und schwarz
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Der Roman beginnt sehr spannend, mit sechs Personen, die auf einem Schiff erwachen, sich an keine Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern können, nicht einmal an ihre Namen, dafür mit Narben am Kopf ...

Der Roman beginnt sehr spannend, mit sechs Personen, die auf einem Schiff erwachen, sich an keine Ereignisse aus der Vergangenheit erinnern können, nicht einmal an ihre Namen, dafür mit Narben am Kopf und Körper. Die erste Kennenlernphase und das Checken der Situation, warum sie hier waren und zu wie es weitergehen sollte, fand ich spannend. Danach wurde es surreal, vor allem die langen Beschreibungen über die entstellten Personen und welche Bakterienstämme was bewirken könnten und das Erkunden der Ortschaften sowie Töten aller überlebenden Personen, war dann doch häufig wiederholend und monoton. Der Mittelteil des Buches konnte mich nicht fesseln, im Gegenteil, ich habe mich hindurchgekämpft, in der Hoffnung, dass es sich durch die Auflösung am Ende des Buches, bezahlt machen würde. Leider war auch die Erkenntnis am Ende nicht nach meinem Geschmack. Es bleiben viele Fragen offen, viele Situationen utopisch und die Hintergründe an den Haaren herbeigezogen und unlogisch. Auch nach dem Lesen bleibt Verwirrung zurück. Leider war das Buch nicht nach meinem Geschmack.

Veröffentlicht am 09.01.2024

schöne und traurige Momente

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Der erste Teil des Romans startet gemütlich und beschreibt die Kindheit von Katha und ihrer Schwester Nadine mit ihren Eltern, schildert gewöhnliche Alltagssituationen und wie diese von Kindern wahrgenommen ...

Der erste Teil des Romans startet gemütlich und beschreibt die Kindheit von Katha und ihrer Schwester Nadine mit ihren Eltern, schildert gewöhnliche Alltagssituationen und wie diese von Kindern wahrgenommen werden. Katha hat ein sehr gutes Gespür dafür, wenn etwas nicht stimmt und so bemerkt sie auch schnell, dass sich die Eltern entfremden und kümmert sich um ihre kleine Schwester und gerät in die Situation, allen ihre Last abzunehmen und sich selbst zu überfordern. Nach der Trennung der Eltern und einem Schulwechsel kommt sie in eine Mädelsclique, in der sie sich erstaunlich schnell integriert. Die Nachmittage bei Angelica, Sophies Mutter, werden zu besonderen Momenten für Kathi und ihre Freundinnen. Angelica ist ihnen ein tolles Vorbild, zu sich selbst zu stehen und das Leben zu leben, wie man es sich wünscht, nicht für die anderen. Außerdem hat sie immer ein offenes Ohr für alle Probleme und somit wird sie für Katha schnell zum Mutterersatz. Nach dem schnellen und tragischen Krebstod von Angelica, fällt Katha in ein tiefes Loch, erlebt die kommenden zwei Jahre nur noch verschwommen und nimmt kaum am realen Leben teil, bis ihre Schwester Nadine, einen entscheidenden Anstoß schafft und sich Kathas Leben wendet.
Der Roman ist zuerst so alltäglich normal, dass man sich in gewissen Alltagssituationen wiedererkennt und dann ändert sich die Dynamik. Trauer, Ärger, Wut, Freude, Neid, alle Emotionen haben Platz und kommen ins Spiel. Zudem sind die Mädchen 15 Jahre alt und befinden sich in einer Phase, in der sie erste sexuelle Erfahrungen machen, Spaß haben, die Schule dulden und sich mit gewissen prägenden Themen, mit ihrer Weiblichkeit, auseinandersetzen. Angelica hat im Vergleich zu ihrem Umfeld oft eine unkonventionelle Einstellung. Im weiteren Verlauf steht das Thema Trauer und der unterschiedliche Zugang zum Thema Tod und Trauer im Vordergrund. Auch die Fragen, wie lange darf ich trauern und steht es mir zu, wenn ich gar nicht Blutsverwandt bin, wann schaffe ich es, wieder glücklich zu sein. All diese prägenden Erfahrungen beeinflussen schließlich auch den weiteren Lebensweg von Katha und mit der Zeit gelingt es ihr, auf die positiven Momente zurückzublicken. Ich habe einige sehr schöne und traurige Lesestunden mit dem Roman verbringen dürfen.

Veröffentlicht am 08.01.2024

die Stimme der Toten

Mit kalter Präzision
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Der True Crime Krimi überzeugt mit Dr. Sabine Yao als starke und sympathische Persönlichkeit und auch aufgrund der realitätsnahen Einblicke in die Praxis der Rechtsmedizin. Die Kapitel sind kurz und abwechslungsreich, ...

Der True Crime Krimi überzeugt mit Dr. Sabine Yao als starke und sympathische Persönlichkeit und auch aufgrund der realitätsnahen Einblicke in die Praxis der Rechtsmedizin. Die Kapitel sind kurz und abwechslungsreich, sodass man gut den Überblick behält. Die Ermittlungsfälle sind strukturiert geschildert, teilweise vielleicht sogar ein wenig zu vorhersehbar, sodass man sich als Leserin schon ausrechnen kann, wie der Fall inhaltlich ausgehen wird. Sabine Yao hat privat einige Probleme zu stemmen, vor allem jetzt, da ihre Schwester in einer psychiatrischen Einrichtung ist und ihre Nichten bei einer Pflegefamilie und in einer Reha-Einrichtung untergebracht sind. Für Leserinnen, die mit diesem Teil einsteigen, erscheint dies wahrscheinlich nicht so klar oder bedeutend, wenn man die Vorgeschichte nicht kennt. Ebenfalls wie der Kontakt zu Sabines Vorgänger, der diesmal auch nur kurz in Erscheinung tritt und dies im privaten Umfeld.
Inhaltlich kann ich die Entscheidung von Sabine Yao sich geheim mehrmals mit einem Serientäter zu treffen und die Behörden nicht zu informieren, nicht ganz nachvollziehen, da es nicht zu ihrem Charakter und ihrer Arbeitsweise, die immer streng nach Vorschrift ist, passt. Außerdem würde sie auch ihre Zuverlässigkeit als Gutachterin vor Gericht in Verruf bringen oder möglicherweise sogar ihre Erkenntnisse wertmindern. Den Fall macht es natürlich für die Leser*innen dadurch spannender.