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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2024

Wer ist Ava?

Ava liebt noch
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Der Roman ist sprachgewaltig und voller Emotionen, sodass man als Leser*in zumeist mit Ava mitfühlt und sich sehr gut in ihre Lebenssituationen hineinversetzen kann. Die Themenrange finde ich gelungen, ...

Der Roman ist sprachgewaltig und voller Emotionen, sodass man als Leser*in zumeist mit Ava mitfühlt und sich sehr gut in ihre Lebenssituationen hineinversetzen kann. Die Themenrange finde ich gelungen, von Muttersein, das nicht immer nur glücklich macht, über Selbstfindung, Umgang mit dem Auszug der Kinder, Krankheit bis hin zum Tabuthema ältere Frau hat einen jüngeren Liebhaber. Die Situationen werden aus Sicht von Ava geschildert und sind alltägliche Situationen direkt aus dem Leben gegriffen, über die man sich normalerweise kaum Gedanken macht, aber wenn man es liest und reflektiert, gewinnen sie an Bedeutung. Ava ist mit dem Hausfrau- und Muttersein alleine nicht ausgefüllt und glücklich, von ihrer Familie wird dies allerdings gar nicht wahrgenommen, auch sie wird „nur“ als Mutter und Alltagsmanagerin wahrgenommen. Darf man das zugeben? Darf man sich dazu bekennen, dass man nicht immer alles gerne macht und glücklich und zufrieden damit ist, wenn es die anderen sind? Geht es nur mir so oder auch anderen Frauen? Diese und viele weitere Fragen beschäftigen sie. Was könnte Ava tun, um wieder mehr sie selbst zu sein? Und plötzlich tritt Kieran, 19 Jahre jünger und der Schwimmlehrer ihrer Tochter in ihr Leben. Lange Zeit versucht sie sich zu wehren, setzt sich die Vernunft durch oder das Herz? Diese lange Phase des Überlegens, Bereuens, Ausprobieren und dann doch wieder zurück zum Altbekannten und Bequemem hat mir sehr gut gefallen, auch mit den Überlegungen, die sich Ava darüber macht. Zwischenzeitlich werden einige Kapitel auch aus Sicht von Kieran geschildert, wie er die Situation betrachtet, was er fühlt und wie es ihm damit geht.
Das Ende konnte mich nicht ganz überzeugen, ich hätte mir für Ava wirkliche Selbstständigkeit gewünscht und dass sie sich den lockeren ungezwungenen Alltag beibehält und nicht von einer Abhängigkeit in eine ähnliche rutscht. Das Gefühl hat sie mir am Ende vermittelt, vor allem durch Ausdrücke wie „den Rücken freihalten“ usw., da erkennt man schon wieder ihr Verhaltensmuster, aus dem sie nicht komplett ausbrechen kann.

Veröffentlicht am 21.10.2024

alle lügen wie gedruckt

Letzte Lügen
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Der Thriller mit Will und Sarah war für mich ein großes Lesevergnügen, vor allem, da ich auch die Vorgänger-Bücher gelesen habe und mich somit sehr schnell und einfach einfinden konnte. Über die privaten ...

Der Thriller mit Will und Sarah war für mich ein großes Lesevergnügen, vor allem, da ich auch die Vorgänger-Bücher gelesen habe und mich somit sehr schnell und einfach einfinden konnte. Über die privaten Veränderungen und Entwicklungen freue ich mich von Teil zu Teil mit und dass sie auch auf ihrer Hochzeitsreise schon bald über einen Fall stolpern würden, war für mich klar. Die Idee mit den Lodges für exklusive Gäste in einer Abgeschiedenheit und schwierig zu erreichen, noch dazu eine komplett zerstrittene Inhaberfamilie mit vielen weiteren Schwierigkeiten und auch noch die ungünstige Wetterkombination, bieten schon viel Potenzial für einen spannenden Thriller. Trotzdem hätte ich den Mittelteil etwas kürzer gehalten, teilweise waren mir gewisse Ausführungen zu präzise oder zu sehr in die Länge gezogen.
Spannend finde ich, wie wir als Leser*innen von einer verdächtigen Person zur nächsten gelockt wird. Die Auswahl an Verdächtigen ist lokal begrenzt, denn es konnten sich an diesem abgeschiedenen Ort eher keine weiteren Personen aufhalten, aber nahezu alle, die dort waren, wirken verdächtig und hätten theoretisch einen Grund dazu gehabt, Mercy zu töten und auch noch eine weitere Person. Bewusst wurden auch eigenwillige und verdächtig wirkende Gäste ausgewählt und alle haben gelogen oder Dinge verschwiegen, somit war es nicht einfach, eine Zeitleiste zu erstellen und die Alibis zu überprüfen, obwohl Will und Sarah mitten im Geschehen waren.
Ich freue mich auf den nächsten Teil mit Will, Sarah und ihrem Team.

Veröffentlicht am 17.10.2024

Potenzial verschenkt - mehr Perspektiven wären spannend gewesen

Vor der Stille
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Der Kriminalroman hat mich zu Beginn aufgrund des harmonischen, idyllischen Covers in angenehmer Farbgestaltung angesprochen. Die beiden vorigen Teile habe ich nicht gelesen, ich bin direkt mit dem dritten ...

Der Kriminalroman hat mich zu Beginn aufgrund des harmonischen, idyllischen Covers in angenehmer Farbgestaltung angesprochen. Die beiden vorigen Teile habe ich nicht gelesen, ich bin direkt mit dem dritten Teil eingestiegen. Dies war inhaltlich kein Problem, da der Fall in sich abgeschlossen ist, in Bezug auf die Beziehung zwischen Jan und Hanna war es zu Beginn allerdings schwierig auszuloten, warum sie sich in gewissen Situationen für mich ungewöhnlich verhalten. Die Vermischung der Arbeits-Freundschafts-Liebesbeziehung und das ständige hin und her hat mir generell nicht gefallen und am Ende war es mir dann auch zu plötzlich und direkt, sodass es mit den vorangegangenen Aussagen nicht ganz stimmig war.
Die Kapitel werden abwechselnd aus Sicht von Jan und Hanna erzählt, was ich abwechslungsreich und spannend finde. Mir hätten noch weitere Perspektiven, beispielswiese von anderen Ermittlerinnen oder auch Rückblenden von Lisa als Ergänzung gut gefallen. Die Tagebucheinträge ziemlich am Schluss finde ich spannend, ansonsten waren die anderen Perspektiven eher wenig vertreten. Die beruflichen Herangehensweisen sowie die illegalen Tracker-Aktivitäten von Hanna haben zwar immer schnell zu einem kurzweiligen Erfolg geführt, haben mir aber aus ethischen Gründen gar nicht gefallen. Generell hatte ich mir von den Expertinnen mehr erwartet. Jan ist uns ein ausführliches Täterprofil bis zum Schluss schuldig geblieben bzw. hat einmal kurz und so vage formuliert, das hätte jede/r hinbekommen. Die Integration ins Team hat absolut nicht funktioniert, es war auch kein Bemühen zu erkennen, von beiden Seiten nicht. Dies finde ich unprofessionell und passt auch nicht zu Jans Berufsbild.
Die Auflösung am Ende war nicht mehr ganz so überraschend, es hat sich schon angebahnt und dann auch keine Wendungen oder bösen Überraschungen mehr gegeben. Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen, es hätte allerdings noch das Potenzial dazu gehabt, spannender zu sein, indem man weitere Sichtweisen einbezogen hätte.

Veröffentlicht am 17.10.2024

aussagekräftige Zeichnungen

Schlafenszeit – Albträume erwachen, wenn diese Tür sich schließt
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Der Titel ist etwas irreführend, da es nicht um Albträume im klassischen Sinn geht, hier hätte man einen kreativeren wählen können. Sehr gut gefallen haben mir die vielen Kohlezeichnungen, sowohl die einfachen ...

Der Titel ist etwas irreführend, da es nicht um Albträume im klassischen Sinn geht, hier hätte man einen kreativeren wählen können. Sehr gut gefallen haben mir die vielen Kohlezeichnungen, sowohl die einfachen mit Strichmännchen, die auch wahnsinnig aussagekräftig sind und auch die kunstvollen Zeichnungen. Somit wird der Inhalt nochmals verdeutlicht und durch die Zeichnungen bleibt es einprägsam. Die Charaktere Teddy und Mallory finde ich sehr gut gelungen, vor allem Mallory ist vielschichtig, mit einer tragischen Vergangenheit, die sie bis heute beschäftigt und gerade erst seit 18 Monaten clean.
Der Schluss hat mich dann nochmals selbst überrascht. Ich habe schon mit einer Wendung gerechnet, aber nicht mit dieser. Mehr möchte ich auch nicht verraten an dieser Stelle.
Albträume hat mir das Buch keine beschert, für meinen Geschmack hätte es durchaus noch gruseliger werden können, aber ich hatte ein paar schöne Lesestunden und unerwartete Momente.

Veröffentlicht am 14.10.2024

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung

Ex-Wife
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Der Roman ist einerseits schon über 100 Jahre alt, aber auf der anderen Seite sind die Themen auch heute noch von Bedeutung. Ich hatte zu Beginn leichte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil klarzukommen. ...

Der Roman ist einerseits schon über 100 Jahre alt, aber auf der anderen Seite sind die Themen auch heute noch von Bedeutung. Ich hatte zu Beginn leichte Schwierigkeiten mit dem Schreibstil klarzukommen. Dieser ist neutral, beschreibend und wirkt zwischenzeitlich unnahbar und emotionslos. Patricia als Charakterin konnte mich ebenfalls nicht fesseln. Sie steht kurz vor der Scheidung, macht dramatische Erlebnisse durch, wie den Tod ihres ersten Kindes kurz nach der Geburt oder eine Abtreibung und berichtet davon nebensächlich und trocken, als ob es alltägliche Belanglosigkeiten wären. Sie schafft es nicht, mich als Leserin näher an sich heranzulassen, Patricia bleibt für mich bis zum Schluss unnahbar und distanziert. Patricia ist eine junge, hübsche Frau, die ihr eigenes Geld verdient, während ihrer Trennungszeit mit ihrer Freundin Lucia zusammenlebt und das Nachtleben aktiv auslebt, aber dennoch trauert sie ihrem Mann nach. Die Ausgehszenen mit unterschiedlichen Personen wiederholen sich für meinen Geschmack zu häufig und nehmen viel Raum ein, sodass es zwischenzeitlich monoton wird. Patricia schwankt zwischen Hoffnung und Hingabe und kehrt immer wieder an den gleichen Punkt zurück. Sie könnte sich selbst und ihre Fähigkeiten viel mehr schätzen und respektieren, dann würde sie auch von anderen anders wahrgenommen werden, nicht nur als die ewige „Ex von“. Das Selbstbild bestimmt auch die Fremdwahrnehmung. Die Auseinandersetzung mit sich selbst und die Gedankenwelt von Patricia haben mir gut gefallen.