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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2017

tiefgründige Gespräche

Ermordung des Glücks
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Exkommissar Jakob Franck arbeitet auch nach seiner Pensionierung noch, indem er sich bereit erklärt hat, anstelle der Ermittler Todesnachrichten an die hinterbliebenen Familienmitglieder ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Exkommissar Jakob Franck arbeitet auch nach seiner Pensionierung noch, indem er sich bereit erklärt hat, anstelle der Ermittler Todesnachrichten an die hinterbliebenen Familienmitglieder zu überbringen. In diesem Fall wird der vermisste 11jährige Lennard nach 34 Tagen tot aufgefunden und Jakob Franck überbringt den Eltern die traurige Nachricht. Gleichzeitig ist er damit mitten im Schmerz und der Tragödie gefangen und recherchiert selbst noch einmal den Tathergang, befragt Zeugen und arbeitet mit den ermittelnden Beamten zusammen, weil er selbst so stark in den Fall involviert wird, dass er nicht mehr anders kann.

Meine Meinung zum Buch:
Friedrich Ani hat eine einzigartige Ausdrucksweise, sodass das Buch jetzt weniger von der Aufklärung des Ermittlungsfalles lebt, sondern umso mehr von den Charakteren, von der Sprache und dem Ungesagten, das zwischen den Zeilen mitschwingt. Die Grundstimmung ist traurig und nachdenklich und sowohl der ehemalige Ermittler Jakob Franck als auch das Elternpaar und der Onkel des verstorbenen Jungen werden so vielschichtig beschrieben, dass man mit ihnen mitfühlen muss. Jeder Mensch, der in dem Buch vorkommt, hat auch seine eigene traurige Geschichte, ob jetzt oder in der Vergangenheit und verdrängt oder bewältigt diese mehr oder weniger gut. Sogar zu den einzelnen Zeugen des Falles, die nur kurz vorkommen, gibt es jeweils eine Hintergrundgeschichte, die wir erfahren dürfen, so tiefschichtig werden die einzelnen Situationen erfasst. Auch Exkommissar Jakob Franck hat selbst eine traurige Geschichte aus seiner Kindheit zu bewältigen und schafft es mit seiner Art oder Ausstrahlung andere Trauernde zum Reden zu bewegen. Durch seine Gabe erfährt er und erfahren wir als Leser viele Hintergrundinformationen, die zwar auf den ersten Blick für die Aufklärung des Falles nicht so vordergründig erscheinen, aber trotzdem so wichtig sind und dem Roman dadurch einen besonderen Charakter verschaffen.

Mein Fazit:
Ich kann es selber kaum in Worte fassen, was das Besondere ausmacht, aber von „Ermordung des Glücks“ darf man sich keinen gewöhnlichen Krimi erwarten, der aufgeklärt wird, sondern dieser lebt vielmehr von den Charakteren und deren persönlichen Geschichten und tiefgreifenden Gesprächen.

Veröffentlicht am 18.09.2017

kreative Herangehensweise an ein ernstes Thema

Als der Teufel aus dem Badezimmer kam
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Sophie ist jung, kreativ und selbstständig, aber sie findet keinen Job. Hier beschreibt sie, wie der Alltag als Sozialhilfeempfängerin aussieht und welche Bürokratien damit ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Sophie ist jung, kreativ und selbstständig, aber sie findet keinen Job. Hier beschreibt sie, wie der Alltag als Sozialhilfeempfängerin aussieht und welche Bürokratien damit verbunden sind, aber auch, wie es sich anfühlt, wenn man sich mit rund 20 Euro noch einen halben Monat lang ernähren muss. Der Teufel sitzt ihr sozusagen im Nacken und redet fleißig mit und auch ihr arbeitsuchender Freund Hector mischt mit.


Meine Meinung zum Buch:
Die Bewertung fällt mir bei diesem Buch wirklich sehr schwer: Einerseits hat mir der Schreibstil, die lockere Art wie uns Sophie in ihren Alltag integriert wirklich sehr gut gefallen und die Ausdrucksweise ist brillant. Auf der anderen Seite hätte ich die manchmal über mehrere Seiten gehenden Aufzählungen nicht benötigt und ehrlich gesagt auch nur quergelesen und der Schluss war für mich zu plötzlich und nicht zufriedenstellend, als ob die Autorin das Gefühl hatte jetzt habe ich genügend Seiten beisammen, jetzt ist Schluss. Die Idee, ihren Freund Hector und den Teufel einzubinden, fand ich lustig und kreativ und auch die Art und Weise, wie Sophie den Umgang mit den Ämtern beschreibt, wie langwierig das gesamte Prozedere ist, fand ich ehrlich und auch erschreckend, wenn man wie Sophie in der Situation feststeckt und am Monatsende tatsächlich jeden Euro überlegt ausgeben muss. Was ebenfalls sehr gut rübergekommen ist, wie schwierig es ist kreativ zu sein und sich bei der Jobsuche gut zu verkaufen, wenn man in Wirklichkeit kaum etwas Vernünftiges zu essen hat und jede Menge Papierkram und Ärger um überhaupt Sozialhilfe zu bekommen.

Mein Fazit:
Ich finde ehrliche, ungeschönte Art von Sophie sehr treffend und mir gefällt es, wie sie das Thema Arbeitslosigkeit kreativ verpackt und das Beste herausgeschlagen hat.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Wer lügt und warum?

Ich soll nicht lügen
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Mags wird an das Sterbebett ihres Bruders gerufen, der nach Treppensturz im Koma liegt,da sie seine nächste Angehörige ist. Als Anwältin traut Mags grundsätzlich niemandem ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Mags wird an das Sterbebett ihres Bruders gerufen, der nach Treppensturz im Koma liegt,da sie seine nächste Angehörige ist. Als Anwältin traut Mags grundsätzlich niemandem auf Anhieb und die Geschichte von seiner Verlobten Jody klingt für sie nicht schlüssig. Da sie seit ihrer Kindheit kaum Kontakt zu ihrem Bruder hatte, versucht sie auf eigenem Antrieb herauszufinden wer lügt und wer damit gedeckt werden soll.

Meine Meinung:
Der Psychothriller war spannend bis zum Schluss, vor allem auch durch die rasche Abfolge und den häufigen Wechsel der Perspektiven. Es war zwar recht schnell klar, dass Jody lügt, aber nicht warum und wen sie damit decken will bleibt spannend. Mags hat mir als Charakter sehr gut gefallen, obwohl sie am Anfang sehr kühl und distanziert wirkt, auch ihrem Bruder gegenüber, aber mit der Zeit kann man hinter die Fassade blicken und bemerkt, dass es ihr Schutzmechanismus ist. Außerdem entwickelt sie sich im Laufe des Buches und vor allem am Ende wirkt sie schon mitfühlend und ist wirklich bemüht Anderen, die schwächer sind als sie, zu helfen, wenn auch nicht immer mit ganz legalen Methoden. Das Ende des Buches hat mich etwas überrascht. Ohne zu viel verraten zu wollen, hätte ich nicht damit gerechnet, dass zum Schluss noch so ein Knaller kommt.

Mein Fazit:
Der Psychothriller ist absolut lesenswert und spannend und überraschend bis zum Schluss, vor allem die Entwicklung der Charaktere ist auch sehr gut spürbar.

Veröffentlicht am 07.09.2017

Amerikanischer Albtraum

Unter Wasser hört dich niemand schreien
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Liz zieht mit ihrer Tochter im Teenageralter und ihrem Ehemann Phil nach The Palms, einem abgeschlossenen Wohnareal der Reichen, da Phil dort einen Job bekommen hat. Schon ...


Kurze Inhaltszusammenfassung:
Liz zieht mit ihrer Tochter im Teenageralter und ihrem Ehemann Phil nach The Palms, einem abgeschlossenen Wohnareal der Reichen, da Phil dort einen Job bekommen hat. Schon von Anfang an fühlt sich Liz von den anderen Familien ausgeschlossen und das Leben im Luxus und die Beschäftigung mit Oberflächlichkeiten fällt ihr nicht leicht. Eines Tages passiert ein unvermeidliches Unglück.

Meine Meinung:
Einerseits hat mir die Beschreibung von „The Palms“, dem luxuriösen Wohnareal der Reichen sehr gut gefallen und auch amüsiert, aber wohnen möchte ich dort genau so ungern wie Liz. Ich konnte sehr gut mit ihr mitempfinden, wie schwer es ihr gefallen ist, dort Anschluss zu finden und sich mit Oberflächlichkeiten zu beschäftigen. Die Situation, dass der Ehemann Phil, von einer Jugendlichen gestalkt wird, war einmal eine neue Sichtweise und im Nachhinein kann ich auch nachvollziehen, dass es für einen Mann, der unschuldig ist, wahrscheinlich wirklich sehr schwierig sein wird, dass ihm Glauben geschenkt wird. Automatisch wird auch nur bei dem leisesten Verdacht an seiner Unschuld gezweifelt. Dies hat sich auch deutlich gezeigt als er auf der Suche nach einem Anwalt war, der ihn vertreten sollte. Der Thriller hatte viele Wendungen und blieb somit bis zum Schluss interessant und spannend.

Mein Fazit:
Auch das schillernde Leben der Schönen und Reichen hat unter der Oberfläche starke Risse, die gut vertuscht werden.

Veröffentlicht am 06.09.2017

Jede/r hat eine dunkle Seite

Finster ist die Nacht
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Kurze Inhaltszusammenfassung:
Philip Long, Radiomoderator und heimlich an der Recherche eines großen Skandales kurz vor der Aufklärung wird entführt und ermordet. Seine Frau und Tochter wissen nicht, woran ...

Kurze Inhaltszusammenfassung:
Philip Long, Radiomoderator und heimlich an der Recherche eines großen Skandales kurz vor der Aufklärung wird entführt und ermordet. Seine Frau und Tochter wissen nicht, woran er vor seinem Tod gearbeitet hat und die Ermittlerinnen Macy und Gina versuchen in einem Ort voller Verstrickungen und alten Verfeindungen die Wahrheit herauszufinden.

Meine Meinung zum Buch:
Mir ist der Einstieg in das Buch nicht ganz so einfach gelungen, vielleicht liegt es auch daran, dass ich die Vorgänger-Bücher nicht gelesen habe. Danach war ich allerdings gefesselt und es blieb spannend bis zum Schluss, obwohl eigentlich schon ziemlich klar war, wer unsympathisch wirkt und als Hauptverdächtiger in Frage kommt – dies hätte bestimmt noch etwas spannender gelöst werden können. Die Ermittlerinnen Macy und Gina wirken sehr authentisch und haben beruflich gut zusammengearbeitet und überzeugt, allerdings hat mich Macy privat nicht ganz überzeugen können. Ihr Gefühlschaos und ihre Heimlichtuerei in der Beziehung passt nicht ganz zum Schluss, wo sie dann plötzlich doch in eine andere Richtung schwenken und zusammenziehen möchten, das war für mich nicht glaubwürdig und stimmig. Etwas schade fand ich, dass der Handlungsstrang mit der Tochter ihres Ex-Mannes zu kurz geraten ist. Entweder hätte man dies weglassen können oder ansonsten noch besser ausbauen müssen. Emma hat sich vom unsicheren Teenager in eine mutige junge Frau entwickelt, die sich heute nicht mehr so leicht verunsichern lässt und weiß, was sie im Leben will und hart dafür kämpft. Die Geschichte, die ihr Vater aufdecken wollte und die ihm sein Leben gekostet hat, fand ich auch sehr interessant! Der Schluss hat mir gut gefallen, weil Emma auf der einen Seite alle Informationen ihres Vaters entdeckt hat und trotzdem nur das weitergibt, was für den Fall relevant ist.