Persona Dramatis
Daffy, ein “Wells&Wong”-Fan
Daisy, ein “Wells&Wong”-Fan
ein Erzähler
Der Schauplatz ist ein bescheidener Instagrambücherblog.
Erster Akt
Erzähler. Wir schreiben ...
Ein Interview in 5 Akten
Persona Dramatis
Daffy, ein “Wells&Wong”-Fan
Daisy, ein “Wells&Wong”-Fan
ein Erzähler
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Erster Akt Erzähler. Wir schreiben das Jahr 2020. Inmitten von geschichtsträchtigen Ereignissen begeben sich zwei junge Damen auf eine Gedankenreise in ein Theater nahe Covent Garden, London. Die roten Sitze erheben sich um sie herum, während die Bühne magisch glänzt. Was ist hier geschehen, welche Wunder verbergen die Kulissen? Daffy. Welche Wonne, welche Lust, zurück zu sein, in den magischen Hallen eines Theaters. Man schmeckt die Wunder, die sich hier zuzutragen vermögen, förmlich in der Luft. Daisy. Welch’ imposanter Anblick. Mich dünkt, dies Haus mag dir wohl bekannt sein, liebe Freundin. Daffy. Fürwahr, Teuerste. Ich besuchte es erst vergangenen Winter. Welch’ prächtiges Theater: die roten Samtsitze, das goldbestückte Proszenium, all die prächtigen Details. Ein Renaissance Theater der Extraklasse. Daisy. Ein Haus mit Geschichte, wie ich zu sagen pflege. Daffy. Absolument. Obgleich die Figuren in dem Stück, das ich sah, weniger weit in die Vergangenheit springen als wir es bei Mord hinter den Kulissen taten. Hier wurde nämlich keine dunkle Magie inszeniert, sondern eine von Shakespeare’s bekanntesten Tragödien: Romeo und Julia. Daisy. Shakespeare im Herzen Londons zu geben, ist wohl das Prächtigste, das ich mir denken kann. Daffy. Und dann auch noch in solch’ einem gewagten Regiekonzept. Wie mein Schauspiellehrer immer zu sagen pflegte- [ein lautes Geräusch lässt die zwei herumfahren] Daffy. Halt ein. Welch’ übler Halunke vermag es uns in diesen heiligen Hallen zu stören? [zwei Mädchen in Straßenkleidung erscheinen. Hinter ihnen eine Frau mittleren Alters] Daisy. Schauet und staunet, sind das nicht die ehrenwerte Daisy Wells und die famose Hazel Wong? Oh, wahrlich, sie sind es. Die berühmtesten Detektive von hier bis da. Wo diese beiden auftauchen, bleibt kein Puls ruhig…oder gar zu ruhig?
Zweiter Akt Erzähler. Ihren Weg durch das Haus fortsetzend, nähern sich die beiden jungen Damen den Garderoben. Zuerst werfen sie jedoch einen Blick in des Portiers Heiligtum und staunen über all die Berühmtheiten, die sich schon in diesem Haus eingefunden haben, um Großes zu bewirken. Daffy. Welch’ präzise Liste vom Portier geführt wird. Etwa hier: 11. Mai 1936. Alle Gäste des Hauses fein säuberlich notiert: Frances Crompton, Theresa Johnson, Inigo Leonies, Rose Tree- Daisy. Sagest du DIE Rose Tree? Mir war, als sah ich sie letztens erst in einem anderen Stück. Eine wahrhaftig große Nummer. Sie wird die Julia spielen? Oh, du Freudentanz in meinem Innern. Und nein, Lysander Tollington als Romeo. Ich bin einer Ohnmacht nah. Er ist so stark, so mannhaft, so vollkommen. Daffy. Und hier: Simon Carver. Ich hörte, er vermag Außergewöhnliches auf der Bühne zu bewirken. Und direkt darunter: Martita Torrera als Amme. Welch’ mutige Besetzungsentscheidung. Sie jung zu besetzen, meine ich; selbstverständlich nicht, eine diverse durchwachsene Cast zu haben. Daisy. Alle gekleidet in Annie Joys hinreißende Robe. Oh, seht doch nur, dort flaniert die ehrenwerte Daisy Wells als wunderschöne Rosalinde und hinter ihr der wagemutige Page Schmorpfanne. Hazel? Hazel, bist du es? Wie großartig verkleidet ihr seid. Daffy. Doch wir dürfen uns nicht hinreißen lassen, uns von der schönen Fassade blenden zu lassen. Die ganze Welt ist ein Theater und nirgends sind Intrigen so geläufig, wie an eben diesem. Wer vermag zu wissen, was sich hinter dem schönen Schein zu verbergen vermag?
Dritter Akt Erzähler. Offene Puderdosen, ausgelassene Säume, verrutsche Haarnadeln in Perücken - der Zauber der darauf wartet, zum Leben erweckt zu werden. Doch halt, ein Geräusch? Schritte entfernen sich rasch, schnell hinterher. Nicht verlieren, aber auch nicht entdeckt werden, ist nun die Devise der jungen Damen. Wohin verschwindet der Schatten? In den Keller? Ein Brunnen? Oh, welch’ Tragik muss sich hier abgespielt haben. Daffy. Wahrhaftig. Hier spielen sich Dramen nicht nur auf der Bühne, sondern im gesamten Theater ab. Oh nein, teurer Leser, nicht die Divendramen, die du aus modernen Darstellungen zu erwarten weißt. Hier handelt es sich um die wahren Abgründe des menschlichen Wesens. Daisy. Und manch’ Abgrund ward dein letztes Ziel. Sehet da, dort schwimmt… oh weh, halt mich, dort tief im Brunnen, eine Leiche! Daffy. Trügt der Schein oder kann es wirklich- fürwahr. Welch’ Schande, dass dieser glänzende Theaterstern Opfer eines solchen Verbrechens wurde. Doch wer vermag es zwischen Requisiten, Kostümen und Proben zu diesem Ort gelangt zu sein, um die Gräueltat verübt zu haben? Daisy. Ohne Zweifel wird das Ermittlerinnen-Duo Wells & Wong die Spur aufnehmen. Fußspuren analysieren und das Fallbuch füllen. Jede und jeder ist verdächtig. Niemand kann ausgeschlossen werden. Die Angst geht um, ich spüre es in den Knochen. Daffy. Wer verleugnete seinen Vater, seinen Namen und war bereit zum Äußersten zu gehen? Welch’ Wohltat zu wissen, dass die zwei tapferen Mädchen ebenfalls bereits sind, alles zu geben, um die Wahrheit an’s Licht zu bringen - möge sie auch noch so gräuelvoll sein. Mich dünkt nämlich, dass es sich hierbei um einen ausgesprochen kniffligen Fall handelt, für den es Ermittlungserfahrung braucht.
Vierter Akt Erzähler. Romeo und Julia - ein dramatisches Liebespaar. Liebe und Leid. Wunder und Geheimnisse. Die Liebe, sie überwindet Grenzen. Grenzen, die wahrlich nicht geschlossen werden dürften und deren Freiheit hart erkämpft sei. Daffy. Oh Liebe, du süße Pein, dir wird hier wahrlich eine Bühne gegeben. In so vielen deiner Formen. Daisy. Wie unvorstellbar es für uns scheint, in der Öffentlichkeit nicht zeigen zu dürfen, dass wir lieben. Ist die Liebe nicht das wunderbarste Gefühl von allen? Gehört Liebe nicht zu uns allen? Doch es vermag Zeiten zu geben, in denen die Freiheit der Liebe beschränkt, gar verboten. Schande! Daffy. Eine fürwahr gelungene Darstellung dieser bedrückenden Zeit. Und all dies’ im Rahmen einer Produktion, deren Protagonisten bereit sind, alles für besagte Liebe zu opfern. Welch’ perfides Sinnbild. Daisy. Unser aller Anliegen darf wohlan sein, der Literaturgarten in allen Farben des Regenbogens zu bepflanzen, zu gießen und zu pflegen. Daffy. Wie schon Shakespeare zu sagen pflegte: Dies über alles, sei dir selber treu.
Fünfter Akt Erzähler. So schließen wir alsbald, doch nicht ohne Feuerwerk. Eine Freundschaft, wie sonst keine. Eine Leistung, die oft unerkannt. Eine Botschaft, die in die Welt getragen gehört. Daffy. Und welch’ Leistung wir hier beobachten dürfen. Freundschaft, welch’ beide Dirnen über ihre Grenzen gehen lässt und ihnen indes erlaubt, jede für sich, aber auch gemeinsam zu wachsen. Daisy. Der Individualität bester Freund sein und aus dieser Verschiedenheit Kraft ziehen. So vermögen diese Freundinnen zu erklimmen, gemeinsam die Bergspitze. Denn stellt Zeit die Frage: Trägt nicht jeder Part einer Zweisamkeit gleichermaßen zum Erblühen des Erfolgs bei? Daffy. Fürwahr teure Freundin, wenn uns die Bühne eines gelehrt hat, dann dass der Erfolg einer Aufführung an jedem Einzelnen hängt und auch die Hauptdarsteller nur glänzen können, wenn alle anderen zusammenarbeiten. Eine Lehre, die die beiden Mädchen auch zusehends mehr lernen, so dünkt mich der Schein. Daisy. Wohl gesprochen. Ein Zeichen für die Welt verbreitet sich von dieser Freundschaftserzählung. Weiden wir uns an dem Wachstum, dem Respekt und dem Zusammenhalt, denen diese beiden Mädchen mit jedem Tag aufs Neue nachgehen.
Liebe Daffy,
heute erreicht dich ein Brief über einen von mir im Voraus lange erwarteten Liebesroman. Du weißt, wie gerne ich mich bei Kyss umschaue und durch diesen Verlag durfte ich Kelly Moran schon ...
Liebe Daffy,
heute erreicht dich ein Brief über einen von mir im Voraus lange erwarteten Liebesroman. Du weißt, wie gerne ich mich bei Kyss umschaue und durch diesen Verlag durfte ich Kelly Moran schon kennen lernen, weil ihre „Redwood Love“-Reihe umwerfend war. Dementsprechend neugierig war ich auf „Wildflower Summer“, welches diesen Mai auf dem deutschen Markt erschien und wieder von Vanessa Lamatsch übersetzt wurde. Das englischsprachige Original erschien 2017 unter dem Titel „Redemption“.
Inhalt
Wildflower Ranch. So heißt die Farm, die Olivia Cattenach erfolgreich führt. Nach dem Tod ihrer Eltern, steht sie vor einem erneuten Schicksalsschlag. Ihr jüngerer Bruder wurde beim Auslandseinsatz getötet und sein Kamerad aus Armeezeiten Nate Roldan steht eines Abends unvermittelt in ihrer Küche. Er hatte den Auftrag, einen Abschiedsbrief vom Bruder an Olivia zu überbringen. Doch das allein führt Nate nicht an diesen schönen Ort. Er hat versprochen, auf Olivia aufzupassen.
Erwartungshaltung
Ich habe es oben schon angesprochen, dass ich große Freude an Kelly Morans Büchern habe. Hat das meine Erwartungshaltung für dieses Buch beeinflusst? Auf jeden Fall. Die Autorin hat es in der oben genannten Reihe geschafft, diverse Figuren zu schaffen und körperliche und geistige Behinderungen in ihre Geschichten zu verflechten. „Redwood Love“ war keine stereotypische Liebesromanreihe, sondern eine Bereicherung in diesem Genre, wie ich finde.
Als ich erfahren habe, dass es nun um einen ehemaligen Soldaten gehen wird, der vom Auslandseinsatz zurückkehrt und unter PTBS leidet, war ich vollkommen beeindruckt von dieser Idee. Doch wie hat sich dieses Thema beim Lesen entfaltet und wie habe ich das Buch als Ganzes empfunden? Darauf möchte ich nun im Einzelnen eingehen, wodurch diese Rezension nicht spoilerfrei bleibt.
Schreibstil
Es handelt sich bei „Wildflower Summer“ um einen typisch aufgebauten Liebesroman. Wer sich eine Weile in diesem Genre aufhält, weiß darum, dass es sich um eine vorhersehbare Abfolge von Ereignissen handelt. Das ist in keinster Weise als Kritik gemeint, denn ich greife nicht umsonst regelmäßig zu diesem Genre, wenn ich eine ruhige Zeit mit einem Buch verbringen möchte. In der Regel lese ich Liebesromane in einem oder zwei Tagen durch. Das liegt an eben diesem genannten typischen Aufbau, der einem ein Gefühl von „nach Hause kommen“ gibt. Aber auch an dem flüssigen Schreibstil, der einen durch die Sätze fliegen lässt. In „Wildflower Summer“ finden sich viele Redewendungen wieder, die wir von Kelly Moran schon kennen, was ihre Geschichten unverwechselbar zu ihren macht.
Doch leider habe ich dieses Buch etwas anders empfunden, als ihre vorherigen Geschichten. Obwohl der Handlungsaufbau wieder wie gewohnt und auch Redewendungen wiederzuerkennen waren, fand ich dieses Buch als streckenweise langweilig, die Figuren nicht genügend ausgearbeitet und die erotischen Szenen durchaus vulgär beschrieben, was ich bei ihr bisher nicht so empfunden habe. Außerdem werden einige Beschreibungen überstrapaziert. Besonders störend war die ununterbrochene Wiederholung von Olivias „kornblumenblauen Augen“.
Zudem hatte ich das Gefühl, Kelly Moran hat bei ihrer Überarbeitung des Textes einiges gestrichen, was uns jedoch eine nützliche Information gewesen wäre. Anders kann ich mir nicht erklären, warum Sätze fallen sollten wie: „Irgendwie war sie zurückgefallen in ihr Verhalten vor diesem ersten Abend auf der Veranda.“ (S. 85) Nate war erst abends auf der Ranch angekommen, Olivia trifft ihn, als sie von der Arbeit ins Haus kommt. Er nennt ihr seinen Namen und warum er gekommen sei, daraufhin braucht sie einen Moment für sich und tritt dann zu ihm nach draußen auf der Veranda. Da war also überhaupt kein Verhalten, in das sie zurückfallen konnte, es sei denn, er meint Verwirrung und Schock, weil ein Fremder im Haus ist.
Genauso kurios empfand ich die Szene, in der Nate anbietet, Olivia eine Tasse Tee zu machen. Er geht jedoch nicht nach unten in die Küche, die er kennt, sondern nach oben, wo sie lebt, woraufhin der Satz „[D]ann brummte er überrascht: 'Du hast hier eine richtige kleine Wohnung.'“ (S.118) kommt. Wie wollte er denn Tee kochen? Ist es in den USA üblich, einen Wasserkocher im Schlafzimmer zu haben? Denn er wusste ja nicht, dass es mehr als ein Schlafzimmer ist. Diese etwas unlogischen Momente haben meinen Lesefluss immer wieder unterbrochen.
PTBS
Hier muss ich festhalten, dass ich keinerlei psychologische Ausbildung habe, genauso wie ich kein detailliertes Wissen über PTBS zur Grundlage vorweisen kann. Umso wichtiger finde ich Bücher, die die Leichtigkeit eines Liebesromans mit einem ernsten Thema verknüpfen. Kelly Moran hat veröffentlicht, dass ihr Lebenspartner selbst an PTBS leidet, wodurch sie selbstverständlich einen persönlichen Bezug in diese Geschichte einbringen konnte. Ein Satz, der mir besonders ins Auge gesprungen und ans Herz gegangen ist, war „Die typischen Schuldgefühle der Überlebenden.“ (S.320). Ich kann mir gar nicht vorstellen wie sich der Beruf für SoldatInnen anfühlt und welche Emotionen sie in ihr (hoffentlich sicheres) Zuhause mitbringen.
Aus diesem Grund bitte ich darum, meine folgenden Kritikpunkte nicht zu verurteilen, sondern mir Hilfestellung zu geben, wenn ich etwas falsch verstanden und interpretiert habe.
Nate erzählt Olivia von einer Bewältigungsstrategie, bei der schlechte Erinnerungen mit positiven Erfahrungen überlagert werden müssen. Er wendet diese Taktik bei ihr an und es scheint zu funktionieren. Im Umkehrschluss möchte Olivia auch ihm helfen. Seine Kindheit war eine schreckliche Zeit und seine Jugend hat er in einer fragwürdigen Gang verbracht. Diese Jugenderinnerungen will Olivia mit neuen, positiven Erfahrungen überlagern. Auf Seite 227 wird suggeriert, das wäre auch gelungen und Nate würde beim Gedanken an diese Zeit nur noch an Olivias Küsse denken. Ich habe mich an dieser Stelle gefragt, ob das Buch nicht doch etwas stark romantisiert. Könnten PTBS und andere mentale Erkrankungen so leicht geheilt werden, würde niemand darunter leiden?
Zusätzlich dazu empfand ich es als eine fragwürdige Handlung Olivias, dass sie auf Seite 343 auf Nate zugeht und wie von Sinnen mit den Fäusten auf seinen Oberkörper trommelt. Es hatte ein großes Missverständnis und Sorgen um ihn ihrerseits gegeben. Doch ist es jemals korrekt auf jemanden einzuprügeln? Wenn man gerade zeigt, wie sehr man jemanden liebt und welche Sorgen man sich gemach hat? Nachdem eine Freundin von beiden auf der Ranch Zuflucht finden musste, weil sie von ihrem Ehemann verprügelt wurde? Wenn man auf jemanden mit den Fäusten losgeht, der an PTBS leidet? Es sind viele Fragen, die ich mir in dieser Szene gestellt habe und die mich hier etwas ratlos zurück gelassen haben.
Figuren
Damit komme ich zu den Figuren. Einem Knackpunkt an diesem Buch, da mir beide Hauptfiguren fremd geblieben sind und ich sie als nicht tiefgründig ausgearbeitet empfunden habe. Das möchte ich an einigen Beispielen verdeutlichen.
Nate:
Es wird schon deutlich geworden sein, dass ich auf Nate und seine Geschichte sehr gespannt war. Ich hatte mir erhofft, einen Einblick in sein berufliches Leben zu bekommen, von dem ich bisher noch nicht viel gelesen habe. Weder darüber, noch die Belastungsstörung, die leider viele SoldatInnen nach ihren Einsätzen in ihr Privatleben mitbringen müssen.
Zusätzlich dazu wurde seine Kindheit beleuchtet, welche schrecklich gewesen sein muss. Aus der Summe all dieser Erfahrungen hat sich ein emotional instabiler Mann entwickelt, der sich nicht traut Gefühle wie Liebe und Zuneigung zuzulassen. Eine Ausnahme bildete in seinem bisherigen Leben Olivias Bruder, den er als Freund bezeichnet. Aus diesem Grund ist es nachvollziehbar, dass er dessen letzten Willen in die Tat umsetzt und auf der Wildflower Ranch auftaucht. Bis hier hin finde ich die Figur und ihren Hintergrund absolut stimmig.
Der Wunsch des Bruders war, auf Olivia aufzupassen. Gesagt, getan. Nate taucht auf der Ranch auf und ist einer vollkommen fremden Frau gegenüber direkt in einer Alphatier-Stimmung, die sich mir nicht erschlossen hat. Er kennt die anderen Mitarbeiter nicht und schirmt Olivia vor allen ab. Es sind doch aber ihre Kollegen, die sie seit Jahren kennt, sie ist sogar deren Vorgesetzte. Wieso muss man sich da wie der Bodyguard der Königin zwischen stellen?
Hinzukommt ein etwas eigenartiger Schreibstil, die Handlung in spannende Szenen zu leiten. Olivia schwebt regelmäßig aus heiterem Himmel in Gefahr. Lebte sie schon immer so gefährlich? Dann sollte sie mittlerweile gelernt haben, sich nicht mehr in derartige Gefahr zu begeben. Oder brechen die Un- und Überfälle über sie herein, seit Nate aufgetaucht ist, weil das Schicksal beschlossen hat, sie hätte nun einen Beschützer? Das war nicht stimmig und leider auch nicht spannend zu lesen, da die Situationen immer dann eintraten, wenn Nate sich schon Sorgen um sie gemacht hat, es gab bis dahin allerdings keinen Anlass zur Sorge (S.92).
Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll, da sich Nate das Gefühl der Liebe verbietet, aber ich möchte es für das nächste Thema trotzdem als Liebe auf den ersten Blick beschreiben. Diese lebt er nämlich nicht nur in Form eines ausgeprägten Beschützerinstinkts aus, sondern auch in Form von Eifersucht. Die beiden waren schon zusammen im Bett, wobei Nate ihr von seinen vorherigen sexuellen Erfahrungen und Praktiken erzählt hat. Bei einem Zusammentreffen mit Freunden geht es um Olivias Erfahrungen in der Schulzeit. Nate reagiert auf jede Andeutung mit Anspannung und wenn er erfährt, dass nichts zwischen ihr und anderen Mitschülern gelaufen ist, atmet er tief durch. (S.284f.) Er darf also eine Vergangenheit haben, der Gedanke, dass Olivia aber eventuell schon ein Leben vor ihm gehabt haben könnte, ist ihm nicht recht? Wäre er in einer anderen Ausgangslage, würde ich diesen Punkt nicht ansprechen, doch er darf ihr ja auch während des Geschlechtsverkehrs von seinem bisherigen Sexleben berichten. Das ist keine gleichwertige Beziehung. Besonders wenn man bedenkt, dass er vollkommen ausflippt, als es um ihn geht und er mit „Ich bin keine verdammte Jungfrau, und ich bin bin verdammt gut im Bett.“ (S. 113) reagiert. Seine Reaktionen implizieren aber, dass er es von ihr erwartet hätte.
Das führt mich zu einem anderen Punkt in der Geschichte. Nate hatte Olivia zu Beginn nicht alles über den Tod ihres Bruders erzählt und es quält ihn seitdem. Es war ersichtlich, dass dieses Geheimnis den großen Konflikt, der in jedem Liebesroman im letzten Drittel auftritt, darstellen würde. So war es auch hier, doch die Art und Weise hat mir nicht gefallen. Nate wird immer bewusster, dass er Olivia die ganze Geschichte erzählen muss. Er merkt, dass sie in ihn verliebt ist und bereit ist, ihm das auch zu sagen. Das möchte er um jeden Preis verhindern, da er weiß, nach Lüftung des Geheimnisses könnte ihre Beziehung beendet sein. Er ringt mit sich, da er merkt, er liebt sie auch und sie sei das Wichtigste in seinem Leben. Ist dem wirklich so? Wie wichtig kann sie ihm sein, wenn er meint, sie zu belügen sei einfacher? Er beschließt, bevor und während sie miteinander schlafen, ihr am nächsten Tag die Wahrheit zu sagen und dann zu gehen. (S.298f.)
Es tut mir leid, aber ich sehe hier nicht die große Liebe, sondern eine körperliche Beziehung. Es mag sein, dass es ihm schwer fällt, über die Vergangenheit zu sprechen, dass er es sich nicht leicht damit macht, Liebe zu empfinden. Doch er hat es sich selbst schon eingestanden, dann hätte er auch mit ihr sprechen können und danach mit ihr schlafen, wenn sie dazu noch bereit ist. Sie vertraut ihm in diesem Moment sehr viel an und er nutzt es wissentlich aus, um nochmal Vergnügen zu haben?
Olivia:
Kommen wir zu unserer weiblichen Hauptfigur Olivia. Mir gefällt, dass Kelly Moran hier (bewusst oder unbewusst) eine Romanfassung der Figur der Claire aus der Fernsehserie „McLeod's Töchter“ geschaffen hat. Eine hart arbeitende junge Frau, die zusammen mit ihren Rancharbeitern Arbeit, Natur und Freundschaft zu schätzen weiß. Ihre Unbeholfenheit, was das Flirten angeht, fand ich absolut charmant und es hat mich sehr an Claire erinnert.
Leider veränderte sich dieses Bild, als Nate auf der Bildfläche auftauchte und ich wusste nicht mehr, wofür die Figur wirklich steht. Von einer Minute auf die andere verwandelt sie sich von einer ungeschickt flirtenden Frau in eine sinnliche Verführerin, die andauernd Körperkontakt sucht. Von einer Ranchbetreiberin, die auf ebendieser Farm geboren und aufgewachsen ist, zu einer Frau, die nicht einmal weiß, wie sich ein Pferd anfühlt. (S.109)
Letzteres hat mich als Reiterin oftmals innehalten lassen beim Lesen. Das Thema Pferd steht nicht im Zentrum der Geschichte und doch versucht Kelly Moran mit Details zu zeigen, dass die Arbeit mit Pferden eine Rolle spielen soll. Leider empfinde ich dies als missglückt. So wählt Olivia für den großen und schweren Nate bei seinem allerersten Ausritt einen dreijährigen Hengst aus. Es ist nicht die beste Wahl, ein noch nicht ausbalanciertes und gerade erst eingerittenes Tier für einen Anfänger zur Verfügung zu stellen. Außerdem zeigt Olivia wenig Pferdekenntnis und müsste als Halterin wissen, dass Geschlecht und Größe eines Pferdes sich nicht bedingen: „Für ein Vollblut war Firestorm ein ziemliches Riesenbaby. Andererseits … Er war männlich. Was konnte man da schon erwarten.“ (S. 159)
Es war mir leider alles zu sehr auf Äußerlichkeiten aufgebaut. So konfrontiert Olivia Nate zum Beispiel oben auf Seite 112 mit „In der einen Minute benimmst du dich, als würde meine Nähe dir Schmerzen bereiten, und in der nächsten berührst du mich, als wolltest du der richtige Mann sein.“
Auf der gleichen Seite unten lesen wir jedoch: „Sie ging im Kopf die wenigen Gespräche durch, die sie geführt hatten.“ Den Charakter des „richtigen“ Mannes lernt man also nicht kennen, indem man Gespräche führt, er ist es nur in seinem Aussehen und körperlichen Handlungen?
Ich habe ja schon bei meinem Text über Nate angesprochen, dass er einen großen Beschützerinstinkt Olivia gegenüber hat. Es kommt auf der Hälfte des Buches auch zu einem Unfall Olivias. Nate hatte den schon vorhergesehen und war schon lange nervös. Als er sie endlich findet, liegt sie bewusstlos in einem Fluss, sie erzählt nach dem Aufwachen, sie hatte sich nur die Hände waschen wollen und sagt dann zu ihm: „Ich … hab's dir doch gesagt. Ich hatte … recht. Du bist ein … Held.“ (S. 186) Habe ich überlesen, warum sie sich den Kopf aufgeschlagen hat? Beim Hände waschen holt man sich nicht so leicht eine Gehirnerschütterung. Hat sie es also geplant und wollte gerettet werden? Ich kann dieser Figur leider keine Glaubwürdigkeit abgewinnen, da sie sich seit Nate aufgetaucht ist, nicht so verhält, wie ich es mir von einer emanzipierten Frauenfigur erhoffe.
Wie hätte diese Geschichte anders aufgebaut werden können?
Ich habe nun einige Kritikpunkte geäußert, um zu beleuchten, warum diese Geschichte und ich nicht zusammen gefunden haben. Mein Hauptproblem wird die sehr hohe Erwartungshaltung gewesen sein, die ich an Kelly Moran hatte. Die Grundidee zu dieser Geschichte ist nach wie vor grandios. Auch das Setting einer Ranch in den Bergen gefällt mir und ich hatte direkt Assoziationen zu Fernsehserien, die ein ähnliches Setting hatten, wodurch ich mich gleich heimelig gefühlt habe.
Ich habe viel darüber nachgedacht, was mich die Liebesgeschichte besser hätte nachvollziehen lassen. Abgesehen von der etwas eigenartigen Einstellung der beiden Figuren, sehr auf Äußerlich- und Körperlichkeiten bedacht zu sein.
Es hätte die Liebe der beiden nachvollziehbarer gemacht, hätte Olivias Bruder seinen Kollegen Nate schon bei Heimatbesuchen mit auf die Ranch gebracht und Olivia und Nate hätten sich so schon kennen gelernt. Es wäre glaubwürdiger gewesen, warum der Bruder Nate auf die Ranch schickt, da dieser dort ja schon ein Zuhause gefunden hätte. Die gemeinsame Trauer um den Bruder wäre auf einer anderen Ebene gewesen und es wären nicht zwei Fremde aufeinander getroffen. Warum sie sich so gut wie unmittelbar verfallen sind, war für mich nicht nachvollziehbar und hätte es mit dieser anderen Handlung aber sein können.
Die Geschichte wurde nicht so aufgebaut, doch ich wollte meinen Vorschlag trotzdem zu Papier bringen. Um nicht nur zu kritisieren, sondern zu zeigen, was es für mich zu einer runderen Geschichte gemacht hätte. Außerdem möchte ich keinesfalls sagen, dass dieses Buch nicht sein Publikum finden wird. Für mich blieb die Geschichte fremd und ich werde im zweiten Band nicht auf die Wildflower Ranch zurück kehren. Doch ganz sicher gibt es LeserInnen, für die Nates und Olivias Geschichte genau zur richtigen Zeit kommt.
Zum Cover bleibt mir zu sagen, dass ich hellauf begeistert von meiner Ausgabe bin. Kyss hat jedes Mal so wunderschöne, hochwertige Bücher, dass ich mich nicht statt sehen kann. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass es sich um eine nachhaltige Produktion handelt, bei der die Klimaneutralität in den Fokus rückt. Das finde ich mehr als unterstützenswert.
Ein kleiner Hinweis an den Verlag wäre, dass sich in diesem Buch einige Druckfehler verstecken. Ich möchte ganz sicher keine Liste anfertigen, nur beispielhaft „ihre Magen“, statt „ihr Magen“ auf Seite 222 und „ihn ihr“ statt „in ihr“ auf Seite 266 nennen. Ansonsten bin ich mit der Qualität des Buches vollkommen zufrieden und werde mich weiter im Kyss-Sortiment umsehen.
Liebe Daisy,
Liebe Daffy,
ihr Weitgereisten, seid also wieder zurück? Wohin ging es denn diesmal für euch?
Daisy: Dieses Mal stand uns wohl das größte Abenteuer bevor. Zusammen mit Hazel sind wir in ihre ...
Liebe Daisy,
Liebe Daffy,
ihr Weitgereisten, seid also wieder zurück? Wohin ging es denn diesmal für euch? Daisy: Dieses Mal stand uns wohl das größte Abenteuer bevor. Zusammen mit Hazel sind wir in ihre Heimat Hongkong gereist. Doch, was sage ich da? Mit Hazel und Daisy selbstverständlich. Mittlerweile habe ich mich so sehr mit ihr identifiziert, dass es mir wie von selbst über die Lippen kam, Hazel gefolgt zu sein. Allerdings ist hier auch wieder eine Menge Wahrheit dran. Daisy Wells, Daffy und meine Wenigkeit haben alle eine Welt betreten, die uns gänzlich fremd war. Das war auf jeder einzelnen Buchseite absolut hervorragend herausgearbeitet und hat ein ganz besonderes Lesegefühl hinterlassen. Daffy: Dem kann ich mich nur anschließen. Wir wussten ja seit Band 1, dass Hazel in Hongkong groß geworden ist und haben auch ab und an Einblicke in ihre Kindheit dort bekommen. Aber diese für uns als Mitteleuropäerinnen fremde Stadt an ihrer Seite zu erleben, war noch einmal etwas ganz Anderes und hat dem Buch einen ganz eigenen Charme verliehen.
Eine Reise nach Asien also. Ich nehme an, dass auch dieser sechste Band der Reihe von Robin Stevens in den 1930er Jahren gespielt hat. Wie hat sich das denn bemerkbar gemacht? Daisy: Das ist vollkommen korrekt. Wegen einer familiären Angelegenheit wird Hazel von ihrem Vater nach Hongkong zurückgerufen. Wir gehen Mitte Januar 1936 mit ihr und Daisy an Bord und überqueren die Weltmeere, um in dieser aufblühenden Stadt zu landen. Ich möchte nichts aus dem Nachwort der Autorin vorweggreifen, doch hier beschreibt Robin Stevens ganz ausgezeichnet, wie sie sich diesem Thema selbst genähert hat. Absolut lesenswert! Ich habe gelernt, dass das Hongkong der 1930er Jahre so gar nicht mehr ganz nachvollziehbar zu erleben ist, wenn man heutzutage eine Reise dorthin unternimmt. Dementsprechend konnte ich beim Lesen keinerlei Wissen von neuzeitlichen Reiseberichten zum Tragen kommen lassen. Wie kann ich also bewerten, ob es sich um eine gute Darstellung handelt? Ehrlich gesagt: Ich kann es nicht. Doch ich möchte es! Robin Stevens hat das große Talent, ihre Geschichten greif- und erlebbar zu machen. Sie weiß mit Worten umzugehen, baut Details liebevoll ein und erschafft so eine Welt, die sich real und richtig anfühlt. Wie sie das 30er Jahre Honkong beschreibt, möchte ich es wahrnehmen. Daffy: Wie Daisy schon schreibt, sind es die kleinen Details, mit denen Robin Stevens das Hongkong der 1930er Jahre lebendig werden lässt. Etwa, dass die Schifffahrt von England nach Hongkong mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Etwas, das in Zeiten des Flugverkehres undenkbar ist. Solche Details stärken das Gefühl, beim Lesen tatsächlich in die Vergangenheit zu reisen.
Das klingt nach einer äußerst authentischen Darstellung. Aber jetzt erzählt doch mal, wie es euch ergangen ist. Ich habe gehört, es gab wieder ein Verbrechen aufzuklären? Daisy: Wohl wahr! Was wäre ein Abenteuer von Hazel und Daisy ohne ein Verbrechen? Die beiden scheinen Mordfälle anzuziehen wie das Licht die Motten. Dieser Fall war besonders schrecklich. Doch nicht, dass jetzt der Gedanke kommt, der Fall sei schlecht ausgearbeitet gewesen oder langweilig. Nein! Er ging mir schrecklich nahe. Die emotionale Ausgangslage zu Beginn des Buches ging mir schon ans Herz, da Hazel einen geliebten Menschen verloren hat. Doch sie wird hart auf die Probe gestellt, als sie in Hongkong ankommt: Ihr kleiner Bruder wird entführt.
Mehr kann ich gar nicht sagen, ohne der Geschichte zu viel vorweg zu nehmen. Der Titel “Tödliches Spiel” verrät schon, dass es auch dieses Mal einen Mord geben wird und dass dieser Fall an Hazels Substanz geht, hat mich tief getroffen. Doch sie und Daisy wären nicht die über Englands Grenzen hinaus berühmte Detektei Wells&Wong, wenn sie nicht ihre Spürnasen zum Einsatz bringen würden. Daffy: Wie Daisy schon sagt, handelte es sich um einen höchst emotionalen Fall. Und knifflig war er noch dazu. Es gab viele kleine Hinweise, die über das Buch hinweg verstreut waren und einen immerzu neue Personen verdächtigen haben lassen - niemand war vor Anschuldigungen sicher. Weder im Rahmen des Romans noch in unserer Leserunde.
Solche gemeinen Verbrecher! Aber ich nehme an, die Detektei Wells und Wong hat sich nicht lang bitten lassen und sich sofort in’s Abenteuer gestürzt. Ihr hattet ja schon angemerkt, dass es in früheren Bänden spannende Entwicklungen von Hazel und Daisy gab. Wie ging es euch mit dem Zusammenspiel der beiden Mädchen in diesem Buch? Daisy: Das ist eine hoch interessante Frage. Tatsächlich gibt es in diesem Buch noch weitere Entwicklungen der beiden. Sie sind die allerbesten Freundinnen, das ist ganz klar. Doch etwas liegt in der Luft - und es ist nicht der für Daisy ungewohnte Geruch. Wir lernten Hazel als den größten Daisy-Fan kennen. Von Buch eins an hat sie sie auf ein Podest gestellt und fast wie eine Göttin verehrt. Mit den Fällen werden beide Mädchen älter und reifer. Doch manchmal auch pubertärer. Der Streit um einen Jungen in einem vorherigen Band hat das schon zu Tage getragen. Jetzt lernen wir Hazel in ihrer Heimat kennen; dort wo sie nicht die Außenseiterin ist. Sie spricht die Sprache, sie ist in der Kultur aufgewachsen, es ist ihre Familie, bei der sie wohnen.
Während sie nach Hause kommt, betritt Daisy ein Land, das ihr vollkommen fremd ist. Wir kennen Daisy und ihre aufbrausende, vorlaute Art - und hier lernen wir eine ganz neue Seite an ihr kennen. Sie ist oftmals überfordert, unsicher, in der Rolle der Beobachterin.
Nun stellt sich die Frage, ob Hazel sie integriert oder ihr das Eintauchen erschwert. Ich habe beim Lesen das Gefühl gehabt, Hazel genieße es, etwas zu können und kennen, das Daisy fremd ist. Es findet keine Integration von Hazels Seite statt, sondern ein unausgesprochener Machtkampf. Das war sehr spannend zu beobachten und hat den Figuren wieder einmal Dimensionen gegeben, die sie nur umso menschlicher erscheinen lassen. Daffy: Ich fand es auch sehr spannend zu beobachten, wie die beiden damit umgegangen sind, dass die Machtverhältnisse erstmals umgedreht worden sind. Etwas, das für beide spürbar ungewohnt war. Wie Daisy schon sagt: Sie bleiben dabei sehr menschlich imperfekt, lernen aber beide durch die Erfahrung dazu. Und selbst wenn manche Situationen schwierig sind, gibt es genug Momente, in denen man merkt, dass die beiden trotz allem ein Team sind und es auch bleiben werden.
Bei früheren Interviews habt ihr angemerkt, dass es der Autorin Robin Stevens gelingt, gesellschaftlich relevante Bezüge zu der Zeit einzubauen. Wie war das hier? Und inwiefern wurde die Kultur Hongkongs dargestellt? Daisy: Ich hatte schon erwähnt, dass es sich für mich auf jeder Seite mehr und mehr entfalten konnte und ich mich von Hongkong umgeben gefühlt habe. Robin Stevens nutzt herausragend das Prinzip des “Show don’t Tell”. Wenn Daisy und Hazel in Hongkong anlegen, habe ich das Gefühl gehabt, zu riechen, was beide riechen, obwohl ich selbst noch gar nicht dort war. Der Regen, die Temperaturen, die Tiger, die durch die Stadt stromern könnten…all das hat eine Nebenrolle gespielt und doch war es so präsent, dass es das Setting ins Detail bereichert hat. Hazel geht sehr viel darauf ein, wie schwer es für Daisy nachzuvollziehen sei, dass Hazels Familienverhältnisse so gänzlich anders sind, als wir es aus Europa (hier spielt es keine Rolle, ob 1930er oder gegenwärtig in Europa) kennen. Das Wort Patchworkfamilie wird dem doch nicht gerecht, auch wenn es erstmal ähnlich wirkt. Nicht, dass wir nicht noch immer in einer patriarchalen Welt leben würden - leider! Allerdings erlebt Hazel doch noch gänzlich andere Verhältnisse, als ich mir heute in meinem familiären Umfeld vorstellen könnte.
Mein größtes Problem lag definitiv darin, mir die Namen zu merken. Robin Stevens hat in jedem Buch eine vorangestellte Personenliste und die habe ich bei dieser Geschichte oft konsultiert. Da habe ich definitiv Nachholbedarf meinen kulturellen Horizont zu erweitern und zu schärfen. Daffy: Daisy’s Ausführungen zu den Namen kann ich nur voll und ganz zustimmen. (lacht) - es sind so ungewohnte Lautfolgen, dass es ungewohnt lange dauerte, bis ich sie mir alle eingeprägt hatte. Besonders gefallen haben mir jedenfalls auch dieses Mal wieder die Karten zu Beginn des Buches. Bereits beim ersten Blick darauf wurde klar, dass die Architektur in Hongkong ganz anders ist als die aus dem europäischen Raum, die in früheren Bänden dargestellt worden ist. Wie Daisy schon sagt, wurde die Kultur in diesem und in ganz, ganz vielen anderen Instanzen sehr harmonisch in die Narration integriert, so dass ich beim Lesen nie das Gefühl des Winks mit dem Zaunpfahl hatte. Ich hatte vielmehr den Eindruck, dass uns Robin Stevens die Welt von Hongkong der 1930er Jahre respektvoll näherbringt.
Wisst ihr denn schon, wohin es euch als nächstes verschlagen wird? Daisy: Das wird wieder ein aufregendes Abenteuer, das spüre ich ganz genau. Ich habe aufgehört, die Klappentexte der Bücher zu lesen und lasse mich ganz unvoreingenommen in den nächsten Hazel und Daisy Fall fallen. Doch es wird ein Ausflug auf die Bretter, die die Welt bedeuten und ich könnte mich nicht mehr freuen. Los geht’s, Daffy! Daffy: Auch ich habe bisher nur einen Blick auf das Cover geworfen, aber ich spüre schon jetzt: es ist was faul im Staate Großbritannien - und ich kann es gar nicht erwarten, gemeinsam mit Daisy herauszufinden, was es ist.
Na dann sehen wir uns ja bestimmt bald wieder. Bis dahin frohes Ermitteln ihr beiden!
Dear Daisy,
finally, here I am with my review of The Ballad of Songbirds and Snakes by Suzanne Collins. The prequel to the well-renown Hunger Games series, which was released this May. I’d ...
[spoilerfree]
Dear Daisy,
finally, here I am with my review of The Ballad of Songbirds and Snakes by Suzanne Collins. The prequel to the well-renown Hunger Games series, which was released this May. I’d been majorly anticipating this release, as the original trilogy remains one of the most impressive dystopias to this day. And although I’ve been a bit weary after having been disappointed in so many spin offs in the past, this book exceeded my expectations by far. I devoured it within four days. So what’s been taking me so long to write this review? I’ll get to that in a little bit. For now, let’s start from the top.
This book is set 64 years before The Hunger Games, just before the beginning of the 10th annual Hunger Games. This year, for the first time, students of the prestige school in the Capitol are brought in to mentor the tributes. Among them: Coriolanus Snow. Does this name ring familiar with you? It won’t be the only thing in this novel. But not everything is as easy for him as one might imagine: His family had to pay a high price in the recent war and he desperately needs his tribute to win. Only, he’s been assigned the girl from District 12: an hopeless endeavour, it seems.
I know, this sounds super weary, but I don’t want to give away anything really and rather let you find out all the hidden gems in this story on your own. And trust me, there is so much to discover: so many characters following a hidden agenda, so many side plots to discover, so many references to the original series. This is also where my delay comes in: I am well acquainted with the original series, having have read it multiple times way back in the day. But my knowledge was a bit rusty. And while I recognised many things and made the connections to Katniss’ tale, I felt the dire need for a re-read after finishing The Ballad of Songbirds and Snakes. So this is what I did. And it only further proved my point how well connected these two tales are. The world building is perfectly executed. There are numerous little things, like the off-hand mention of an apple tree, which connect the two narrations, but also major ones. I’ll refrain from going into detail about those, in order not to spoil anything, but let me just say that I had massive goose bumps upon discovering one of those upon reading. Let’s be honest: Just thinking about it gives me another set of goose bumps.
Of course, a major factor in the success of this book is Suzanne Collins writing style. With this novel she once again manages to replicate the feeling the The Hunger Games series evoked: Her writing is clear and straight forward and she has an impeccable sense of pacing. It doesn’t feel rushed but there is always a sense of suspense that keeps you pushing forward. And just when you think you’ve got things figured out, she confronts you with a major plot twist. Also, she is absolutely ruthless with her characters. No-one is safe, you learn that pretty fast. This gives reading an additional edge.
I was also positively astounded by the character development of the protagonist. Whereas he is drawn pretty black and white in the original series, this isn’t the case here. At the beginning of the book he is starkly different from the character we meet 64 years later. I found his character development well executed and could absolutely see how he’d come to be the person we’ve come to know.
But it isn’t just the protagonist, who is different. The world is two. Having come out of a war just recently, the remnants of the world before the Dark Days are still visible. Hence, what this book also does impressively, is drawing a connection between the world as we know it and the Panem we’ve gotten to know in the original series. The Hunger Games themselves aren’t as elaborated as they are 64 years later. I was greatly intrigued to find out who drew the strings to turn them into the murderous spectacle we’ve come to know. Also, Suzanne Collins raises some impressive moral questions in the course of this book, which left me contemplating them long after I’d finished.
So even though I’m normally beyond hesitant when it comes to sequels, this is definitely a recommendation. Same as the original series.
Liebe Daffy,
ich durfte wieder Teil einer kleinen, aber feinen Leserunde auf LovelyBooks sein. Zusammen haben wir Sabine Gronovers „Edles Geblüt“ gelesen, das dieses Jahr bei KBV erschienen ist.
Soweit ...
Liebe Daffy,
ich durfte wieder Teil einer kleinen, aber feinen Leserunde auf LovelyBooks sein. Zusammen haben wir Sabine Gronovers „Edles Geblüt“ gelesen, das dieses Jahr bei KBV erschienen ist.
Soweit ich weiß, ist die Leserunde öffentlich zugänglich und wenn dich meine detaillierte Meinung zu den einzelnen Leseabschnitten interessiert, schau doch dort einmal vorbei. Diese Rezension möchte ich nämlich so weit wie möglich spoilerfrei halten.
Inhalt
Im beschaulichen Warendorf tobt das Chaos. Zuerst wird ein Autor nach seiner Lesung erschossen, dann hat die Polizei mit einem Pferdediebstahl zu tun. Dazu kommen mehrere Erpressungen und Übergriffe auf die EinwohnerInnen der kleinen Stadt. Hängen diese Taten alle zusammen oder handelt es sich um große Zufälle? Genau das muss das Ermittlerduo Schmitt und Kemper herausfinden und den Fall gelöst bekommen, bevor noch mehr passieren kann.
Der Kriminalfall
Ich muss gestehen, ich bin im Genre Krimi noch nicht ganz zu Hause. Mein Wissen liegt vorrangig bei den klassischen Kriminalfällen wie Sherlock Holmes und Miss Marple und auch im Bereich Jugendbuch bin ich schon detektivisch tätig geworden. Somit war das hier ein Schritt in ein neues Lesegebiet für mich und ich muss sagen, dass es mir ausgesprochen gut gefallen hat. Der Fall hat immer neue Wendungen genommen, viele Leute wurden involviert und meine Verdächtigungen wanderten von einer Person zur nächsten. Die Kombination aus dem für Kleinstädte typischen „jede/r kennt jede/n“ und dem objektiven Blick der Ermittler war geschickt verflochten. Zusätzlich lernen wir jede Menge Schauplätze und somit das Warendorf kennen, das uns Sabine Gronover nahe bringen möchte. Somit konnten wir uns so richtig umschauen und kombinieren.
Die Auflösung kündigte sich nach und nach an, doch einiges habe ich bis zum Schluss so nicht erwartet, was einen guten Krimi einfach ausmacht.
Unsere Hauptverdächtigen
Wir haben es in diesem Buch mit einem großem Cast zu tun. Zu dem Ermittlerduo reihen sich zahlreiche BewohnerInnen Warendorfs, deren Perspektive wir alle kennen lernen. Sabine Gronover nutzt den allwissenden Erzähler hervorragend, um uns durch die Geschichte zu führen. Innerhalb der Kapitel wechseln die Perspektiven zwischen den Figuren und wir befinden uns in einem andauernden Wechsel der Sichten und Orte.
Das hat mich am Anfang viel Mühe gekostet, da ich mir die Namen nur schwer merken konnte; die Abschnitte werden nicht mit einem Namen übertitelt, sodass man innerhalb des Leseflusses herausfinden muss, durch wessen Augen man gerade schaut. Das kann Dynamik bringen oder wie in meinem Fall viel Verwirrung. Doch hier kann man eindeutig davon sprechen, dass das absolut Lesevorlieben sind, die entscheiden, wie man zurecht kommt. Ein zu großer Cast und andauernde Perspektivwechsel sind nicht mein Lesegeschmack. Es ist hier aber großartig gemacht und findet ganz sicher sein Lesepublikum!
Als störend empfunden habe ich die antiquierte Haltung gegenüber den Geschlechterrollen. Die Frauenfiguren sind keinesfalls schwach oder nicht mitten im Geschehen. Ein paar von ihnen füllen sogar Führungspositionen aus. Doch hier ist es die Sprache, die mich an einigen Stellen gestört hat. Wenn davon gesprochen wird, dass die Frauen zu den Kochtöpfen eilen oder dass eine resolute Frau wie eine Sekretärin wirkt, fühle ich mich nicht wie im Jahr 2020. Auch von Seiten der Männer wird nicht allzu respektvoll mit Frauen umgegangen. Einer der Kommissare beschreibt seine Nachbarin, auf die er eindeutig ein Auge geworfen hat, grundsätzlich mit Attributen zu ihrem Äußeren. Als könnte diese Frau nicht mehr sein, als eine schöne Hülle.
Allgemein handeln die Frauenfiguren sehr in Bezug auf die Männer in ihrem Leben: Tina möchte den Barkeeper verführen, Frau Fromm handelt im Interesse ihres Sohnes, Nicole leidet offensichtlich stark unter Liebeskummer, weil sich der Autor von ihr getrennt hat. Ich kann hier nicht näher drauf eingehen, ohne ganze Handlungsstränge schon vorweg zu nehmen, doch die Motive der Frauenfiguren sind sehr einseitig. Wohingegen die Männer aufgrund von Geld, Abenteuern, Sensationslust oder Recherchen handeln. Diese Figuren fühlten sich beim Lesen runder und realistischer an, da sie vielschichtiger geschrieben waren.
Auf einen Blick: Ja zu diesem Buch
Wer Lust auf einen neuzeitlichen Krimi mit vielen Wendungen und Überraschungen hat, sollte definitiv einen Blick in dieses hochwertig produzierte Buch werfen.
Auf einen Blick: Vielleicht etwas anderes lesen
Wen viele Perspektivwechsel aus dem Lesefluss reißen und wer wenig mit patriarchalen Geflechten anfangen kann, könnte mit dieser Geschichte kleine Schwierigkeiten bekommen.