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Veröffentlicht am 02.11.2019

Oh, schöne neue Welt

The Promise - Der goldene Hof
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Liebe Daffy,

heute schreibe ich, weil ich dir ein Buch empfehlen möchte, das ein absoluter Hingucker in jedem Bücherregal ist. Ich bin auch durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das in einem ...

Liebe Daffy,

heute schreibe ich, weil ich dir ein Buch empfehlen möchte, das ein absoluter Hingucker in jedem Bücherregal ist. Ich bin auch durch das Cover auf das Buch aufmerksam geworden, das in einem wunderschönen, glänzenden smaragdgrün gehalten ist. Der Titel The Promise ist in gold gedruckt, der Untertitel Der goldene Hof wieder in dem Grün. Richelle Mead hat das Buch 2016 mit dem Titel The Glittering Court veröffentlicht. Ich habe die deutsche Ausgabe gelesen, die bei One im Jahr 2017 erschien. Übersetzt wurde der 586 Seiten lange Roman von Susann Friedrich.

Wenn du das Buch aufschlägst, tauchst du in ein Jugendbuch ein, das in einer Welt spielt, die ich so noch nicht gelesen habe. Wir lernen alles aus der Sicht von Lady Elizabeth Witmore kennen, die zwar der Adelsschicht angehört, doch ihre Familie ist so verarmt, dass nur noch eine Hochzeit sie retten könnte. Das kollidiert gänzlich mit Elizabeths Charakter; sie möchte nicht irgendwen heiraten, nur weil er Geld hat, die möchte selbst für ihr Glück verantwortlich sein.
Eines Tages kommt Cedric Thorn in ihr Haus. Er wirbt Mädchen für den „Goldenen Hof“ an, eine Ausbildungsstelle für Mädchen, die danach in die sogenannte neue Welt Adoria reisen, um ein neues Leben zu beginnen. Eigentlich war Cedric wegen einer Hausangestellten gekommen, doch Elizabeth sieht ihre Chance, ihrem Leben entfliehen zu können und tritt die Ausbildung anstelle der Hausangestellten an; unter deren Namen, denn eine Adlige im „Goldenen Hof“ ist unvorstellbar. Es beginnt eine Reise ins Ungewisse, Elizabeth hofft auf eine bessere Zukunft, doch muss sie in ständiger Angst leben, dass ihre wahre Identität aufgedeckt wird.

Ich hatte zuvor noch nichts von Richelle Mead gelesen und war von ihrer Art, diese Geschichte aufzubauen, begeistert. Man liest den Klappentext und beginnt das Buch und denkt: Hab ich schon irgendwie ähnlich gelesen, ich weiß, wie es ausgeht. Es fängt auch relativ vorhersehbar an und entwickelt sich dann zu einer wahnsinnigen Reise. Wenn man denkt, man weiß, wohin es geht, kippt Richelle Mead alles um und beginnt einen ganz neuen Handlungsstrang, der in sich eine eigene Geschichte mit Anfang-Mitte-Schluss ist und am Ende fügt sich alles zu einem stimmigen großen Ganzen.

Wenn dir die Welt in diesem Buch gefällt, bietet die Autorin die Möglichkeit, sie in den Folgebänden aus der Sicht von anderen Charakteren zu erleben. Ich habe für mich beschlossen, ich bleibe bei der Sicht von Elizabeth und lasse es nur mit diesem Band auf mich nachwirken. Auch, wenn ich vorher noch nichts in dieser Art gelesen hatte, reicht es mir, die Welt so kennen gelernt zu haben und brauche sie nicht anders zu erleben. Aber dass die Möglichkeit bestünde, weiter zu lesen, möchte ich nicht verschweigen.
Gelungen ist The Promise allemal – man hat genügend Zeit, die Charaktere kennen zu lernen und die Atmosphäre, die geschaffen wird, zu fühlen. Für mich war es eine eher düstere Stimmung, die einen immer am Lesen gehalten hat. Aufgrund der Dicke vielleicht nicht das Leichteste im Koffer, aber ein Ferienbuch ist es auf alle Fälle. Man kann einfach nicht aufhören und da bietet sich ein Urlaub doch geradezu an. Und wenn man selbst auf Reisen ist, fühlt man sich Elizabeth und ihrer Reise vielleicht noch viel näher.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein Brief in sieben Akten

Bound to You
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Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief von meiner letzten Amerikareise. Vor Jahren war ich schon einmal in die Welt von Jamie McGuire eingetaucht und nun bin ich zurück, um mir im zweiten Teil der ...

Liebe Daffy,

heute erreicht dich mein Brief von meiner letzten Amerikareise. Vor Jahren war ich schon einmal in die Welt von Jamie McGuire eingetaucht und nun bin ich zurück, um mir im zweiten Teil der Reihe Bound to you die Geschichte rund um Nina und Jared weiter anzusehen. Dieser Teil der Trilogie erschien in einer Übersetzung von Frauke Meier unter dem Titel Requiem 2015 bei ivi, ein Imprint der Piper Verlagsgruppe. Das Original hatte die Autorin 2011 im Eigenverlag herausgebracht.

Zunächst möchte ich dich auf den neusten Stand bringen, wie ich an dieses Buch herangegangen bin. Die deutsche Ausgabe des ersten Teils Providence erschien 2014 und ich vermute, um den Zeitpunkt herum habe ich es auch gelesen. Dementsprechend groß ist nun der Abstand zum zweiten Teil. Das Buch hatte mich sehr stark an Twilight erinnert und ich war gespannt, ob sich der zweite Band nun in Richtung New Moon entwickelt oder ob die Autorin nur eine ähnliche Struktur in ihrer Geschichte zur Grundlage gemacht hat. Lass mich vorwegnehmen, dass es durchaus Parallelen gibt, die aber nicht das wohlige Bella und Edward Gefühl zurückgebracht haben, sondern mich mit einem Buch konfrontiert hat, das mich doch eher entsetzt hat. Um dir meine Meinung näher zu bringen, werde ich durchaus Spoiler verwenden, da es sonst nicht begründet wirken könnte, was ich bemängeln möchte. Außerdem werde ich meine Meinung in Unterpunkten aufteilen. Wenn du das Buch zuerst lesen möchtest, ohne von mir gespoilert zu werden, empfehle ich, nur noch den nächsten Absatz zu lesen, da ich hier eine kleine Zusammenfassung bringen werde. Danach gehe ich näher ins Detail und du kannst die Rezension beiseite legen und wir treffen uns wieder, wenn du dir eine eigene Meinung bilden konntest.

Jared ist Ninas Schutzengel. Eine Aufgabe, die ihm alles abfordert, da sich die Hölle darauf vorbereitet, Krieg gegen die Engel und ihre Schützlinge zu führen. Nina wird von Albträumen geplagt, die die beiden vor ein Rätsel stellen. Handelt es sich einfach nur um schreckliche Träume oder verbirgt sich hinter ihnen eine Botschaft aus der Vergangenheit, die die Zukunft betreffen könnte? Zwischen Alltag und Übersinnlichem hin- und hergerissen, versuchen Nina und Jared mehr zu erfahren, wobei ihnen Jareds Familie tatkräftig zur Seite steht. Doch es ist gar nicht so einfach, mit einem großen Geheimnis zu leben und Nina wird in ihrer Uni- und Arbeitswelt vor die Probe gestellt, alles unter einen Hut zu kriegen und die Grenze zwischen Himmel und Hölle und der Normalität zu wahren.

Die Zusammenfassung klingt für dich beim Lesen wahrscheinlich genauso verworren, wie es sich für mich gerade beim Schreiben anfühlt. Ich finde es sehr kompliziert, den Inhalt in passende Worte zu kleiden, um einen Überblick zu geben, dir den Spaß am Lesen aber nicht zu verderben, indem ich schon alles verrate.
Das wird nämlich schon jetzt passieren, da ich etwas näher auf die Geschichte eingehen möchte. Somit nochmals der Hinweis: Bitte leg den Brief in die Schublade und nimm ihn wieder zur Hand, wenn du das Buch erst selbst lesen möchtest.

Wir erleben Reqiuem aus der Ich-Perspektive von Nina. Dadurch soll sie natürlich unsere direkte Identifikationsfigur sein und diejenige, mit der wir mitleiden und uns bei schönen Momenten mit ihr freuen. Wäre es denn so. Leider ist Nina eine Romanfigur, die mir durch und durch unsympathisch ist und die auch ausgesprochen unlogisch, dramatisch und unverantwortlich handelt. Warum ich so empfinde, folgt in den Unterkategorien Charakter, Arbeitswelt, Beziehung, Dreiecksbeziehung, Freundinnen, Verhütung und einem Handlungsstrang, der die Geschichte wohl tragen sollte, in sich aber unlogisch ist.
Ich werde hierfür einige Zeilen zitieren und habe beim Abtippen bemerkt, wie viele Fehler sich in diesem Buch befinden. Die Rechtschreibung ist eins zu eins aus dem Buch übernommen. Um das Lesen zu erleichtern, werde ich nicht auf jeden einzelnen Fehler hinweisen, doch es sollte an dieser Stelle gesagt sein, dass ich mir dessen bewusst bin und es sich nicht um Fehler meinerseits innerhalb der Zitate handelt.

Charakter

Durch die Ich-Erzählerin erleben wir die Geschichte natürlich exklusiv mit Ninas Gefühlen und Gedanken. Daher möchte ich mit einer kleinen Übersicht über ihren Charakter anfangen. Es sollen nur einige Punkte genannt werden, da die anderen Unterpunkte natürlich auch mit diesem Thema zusammenhängen. Vielleicht lernt man ihren Charakter in den anderen Kategorien noch besser kennen, da ich sie dort in Zusammenhängen vorstelle. Hier also einige Kritikpunkte, die mich beim Lesen gestört haben.
Nina ist eine schwierige Figur, die mir leider zu keinem Zeitpunkt sympathisch war. Sie wird mit einigen Problemen konfrontiert, bei denen ich aber nie das Gefühl hatte, mit ihr mitleiden zu wollen.
Wie ich im Laufe der Rezension noch erläutern und an Beispielen festmachen werde, zeigt sich Nina als eine Figur, die gern im Mittelpunkt steht und es gern sähe, wenn sich die anderen Charaktere um sie drehen wie die Planeten um die Sonne. Das wäre sie wohl auch gern; der wichtigste und strahlendste Teil des Ganzen. Über ihren verstorbenen Vater sagt sie ganz bescheiden: „Und du hast es selbst gesagt... er hat mich vergöttert.“ (S. 120)
Nina setzt sich selbst auf ein Podest und dirigiert von hier aus alles und jede/n. Hierbei ist sie auch nicht zimperlich, ausschließlich zu fordern und nicht zu geben: „Ich nickte nur, unfähig, ihm für die Worte zu danken, von denen ich nicht einmal geahnt hatte, dass ich sie hören musste.“ (S. 119)
Egal, was die anderen leisten, ihr geht es immer am allerschlechtesten. Ich habe oben in der Zusammenfassung schon gesagt, Nina wird von Albträumen heimgesucht. Das ist natürlich nicht sehr angenehm und sie schläft dadurch sehr schlecht. Doch nur, weil man eine Weile mal schlecht – es ist nicht mal so, dass sie gar keinen Schlaf bekommen würde – schläft, wird man nicht so dramatisch wie Nina es wird: „Ich drückte auf den Knopf [vom Fahrstuhl] und holte röchelnd Luft. Sogar das Atmen fiel mir schwer.“ (S. 71) Natürlich muss sie daraufhin nach Hause getragen werden. Zum Glück hat sie die Ritter in schimmernder Rüstung in ihrem Umfeld gut im Griff.

Ein kleiner Gedankensprung meinerseits, weil ich hier gern noch anführen würde, was für ein Naturtalent Nina sein muss. Es geht um das Erringen einer Sprachfähigkeit innerhalb weniger Seiten.
„Dieses Mal sprach er deutsch. Das Einzige, das ich verstehen konnte, war Landstuhl.“ (S. 88)
Nina bleibt das Gespräch also nicht zugänglich, was ja auch ein sehr interessanter narrativer Zug der Autorin war und in der gegebenen Situation vielleicht tolle Möglichkeiten eröffnet hätte, dass Nina uns nicht alles berichten kann. Doch dieses Problem löste sich auf Seite 92 wie durch Zauberhand:
„'Warum wollen Sie nach Landstuhl?', hörte ich den Fahrer auf Deutsch fragen.“ (S. 92) Auf diese simple Weise lösen sich alle Konflikte in diesem Buch.

Arbeitswelt

Wie wir im ersten Teil erfahren haben, hat Nina die erfolgreiche Firma ihres Vaters geerbt. Sie ist nun also Geschäftsführerin dieses Unternehmens und gleichzeitig noch Studentin. Klar, eine fundierte Ausbildung ist die Grundlage, um eine Firma zu leiten, von daher sehe ich hier keinerlei Kritikpunkte und finde es hervorragend gelöst, dass der Figur nicht ein weltweit erfolgreiches Unternehmen in die Hände gedrückt wurde, sondern man den Balanceakt zwischen Uni und Berufsleben miterleben kann, den Nina austragen muss. Sie ist als Praktikantin im eigenen Unternehmen angestellt und arbeitet unentgeltlich, um jede Abteilung kennen zu lernen. Finde ich toll, eine gute Idee, schöne Handlungsmöglichkeiten für die Figurenentwicklung. Leider scheitert es, meiner Meinung nach.
Ninas Charakter ist sehr aufbrausend und einer Erwachsenen selten angemessen. Das wird in ihrem Arbeitsalltag noch deutlicher. Sie merkt auf einer Betriebsfeier sehr richtig an: „Ich muss mir den Respekt der Leute hier verdienen.“ (S. 223)
Das scheint ihr jedoch sehr schwer zu fallen. Nicht, weil ihre Mitarbeiter/innen so schrecklich wären, sondern weil Nina unfähig ist.
Hier komme ich zu der Figur Sasha. Diese ist ebenfalls Praktikantin im Unternehmen und wird als sehr geradeheraus, eifersüchtig und mit allen männlichen Mitarbeitern flirtend dargestellt. Es stört mich nicht, dass die Autorin hier eine Antagonistin schaffen wollte und Sasha ausschließlich negativ durch Ninas Ich-Erzählerstimme erlebt wird. Doch Nina verhält sich ihr gegenüber sehr kindisch und nicht professionell. Sie sucht nie das Einzelgespräch zwischen Vorgesetzter und Angestellter, um Meinungsverschiedenheiten zu klären, sondern zickt sie nur in einer Tour an. Dass Sasha da wenig Respekt aufbringt, ist doch nun wirklich nachvollziehbar. Wozu sollte sie sich auch bemühen, wenn ihr selbst keinerlei Anerkennung und respektvolles Verhalten entgegen gebracht wird? Sie bekommt keine klaren Verhaltensregeln mitgegeben, sondern nur Kindergartenverhalten von Ninas Seite aus.
Gleiches Verhalten übt Nina einem anderen Mitarbeiter gegenüber aus. Hierbei handelt es sich um Grant, einen engen Vertrauten von Ninas Vater und langjährigem Mitarbeiter der Firma: „Grant hatte zehn Jahre für meinen Vater gearbeitet“ (S. 23)
Wir lernen also, Grant ist seit zehn Jahren in dieser Firma tätig, somit ist anzunehmen, seine Berufserfahrung ist durchaus beachtlich und fundiert. Ninas Ansicht zu ihrer eigenen Leistung beschreibt sie auf Seite 33 wie folgt:
„Die Wahrheit war, dass ich alles was Grant konnte, lange vor meinem Praktikum bereits gemeistert hatte und es besser konnte als er. Ich hatte ein hervorragendes Verhältnis zu unseren Kunden, und dank meiner harten Arbeit im Laufe des Sommers wurde ich auch von den Angestellten akzeptiert. Wenn er mich nicht nach Übersee schicken wollte, gab es nichts, was ich noch nicht gesehen hatte.“
Sie muss eine wahre Wundertüte sein, wenn sie sich innerhalb der Semesterferien im Sommer mehr Wissen erarbeiten kann, als ein Mitarbeiter in einer Dekade an Arbeitsjahren. Ich bezweifle, dass man ihr als Praktikantin und davor schon Aufträge gegeben hat, die sie zu einem derartigen Stand gebracht haben. Nina scheint maßlos an Selbstüberschätzung zu leiden und leider gibt es niemanden in ihrem Bekannten- oder Kollegenkreis, der sie auf den Teppich holen könnte. Ihre ach so große Erfahrung spiegelt sich dann in folgendem Verhalten wider: „Wütend stapfte ich zur Tür hinaus und gab mir alle Mühe, auf dem Weg nichts kaputt zu treten.“ (S. 24)
Ich glaube, das ist genau das richtige Verhalten, das den Kundenstamm total beeindruckt und sie sagen lässt, dass diese Frau die geborene Geschäftsführerin sei – jemand, der wie ein Kleinkind auf Dinge eintreten möchte, wenn man ein Büro verlässt.
Die Autorin macht das Fass der sexuellen Belästigung am Arbeitsplatz auf und ihre Hauptfigur schafft es nicht, darauf zu reagieren oder überhaupt darauf hinzuweisen, dass derartiges Verhalten inakzeptabel ist. So kommen regelmäßig Sprüche von Grant, die alle in diese Richtung gehen: „Hübscher Rock, Peanut.“ (S. 24) Das wird einfach so im Raum stehen gelassen, die Geschäftsleitung weist ihren Mitarbeiter in keiner Form auf das unpassende Verhalten hin oder bedient sich wohl überlegter Worte, die auch ihrer Stellung einer höher Gesetzten angemessen wären:
„'Guten Tag, Peanut', rief Grant mir aus seinem Büro zu.
'Verpiss dich.' Sofort ging es mir besser.“ (S. 55)
Es freut mich, dass es genau ihre Art zu sein scheint, mit der sie sich Respekt verschaffen möchte. Es klappt nämlich original gar nicht.

Beziehung

Kommen wir vom Arbeitsumfeld zu den Themen, die Ninas Verhalten gegenüber ihrer engsten Vertrauten betreffen. Es liegt nahe, hier mit ihrem Verlobten Jared anzufangen.
Nina und Jared haben mich in ihrer Konstellation immer ein wenig an Bella und Edward erinnert. Er war das fantastische Wesen, sie der Mensch, der zwischen die Fronten gerät und beschützt werden muss. Das zeigt sich zum Beispiel sehr stark, wenn Nina sich verletzt. Während eines Albtraums bohrt sie sich die Fingernägel in die Handflächen, wodurch sie kleine blutende Stellen davonträgt. Jeder vernünftige Mensch weiß, dass das unangenehm schmerzt, man kann es aber alles selbst desinfizieren und ein Pflaster drauf kleben. Nicht so bei diesem Paar. Jared flippt völlig aus, verarztet Nina umständlich und dann bleibt sie auch noch wie eine Schwerkranke liegen und schickt ihn Kaffee kochen. (S. 38)
Allgemein ist ihr Verhalten ihm gegenüber etwas seltsam. Wie oben schon erwähnt, stampft sie nicht nur klein-kindhaft mit den Füßen auf und will Dinge kaputt treten, sie wirft auch mit Sachen nach Jared, wenn ihr etwas nicht passt. (S. 74)
Ihre Ausdrucksweise ihm gegenüber lässt häufig zu Wünschen übrig. In einer Situation, die ein solches Verhalten keinesfalls rechtfertigt, verhält sie sich unmöglich:
„'Ich kann allein einsteigen', fauchte ich bissig.
'Nina...' Jared lächelte […].
'Lass mich in Ruhe.'“ (S. 25)
Jared tut das Ganze auch immer mit einem Lächeln ab – egal, ob sie ihn blöd anmacht oder ihn bewirft. Nie steht er für sich ein und fordert von seiner Verlobten etwas Respekt, was wirklich nicht zu viel verlangt wäre, unmöglich wie sie sich verhält.
Wenn es Nina dann gerade passt, ist sie das anhängliche Häschen, das auf ganz unschuldig macht. An New Moon erinnerte mich eine Szene, in der sich Jared und Nina trennen müssen. Nicht, weil er sie nun beschützen möchte und als Vampir eine Gefahr für sie darstellt. Nein, Jared hat nur einen Auftrag in einer anderen Stadt und kommt nach der Beendigung dessen auch zurück. Trotz allem macht Nina eine Szene wie Bella sie auch hätte machen können:
„Panik schürte mir die Kehle zu. Wir waren schon seit so langer Zeit nicht mehr voneinander getrennt gewesen, und der Gedanke, auch nur ein paar Tage ohne ihn verbringen zu müssen, machte mir Angst.“ (S. 42)
Es ist ein Wunder, dass Jared sich nicht länger eine Auszeit von Nina genommen hat – überhaupt eine Auszeit, bei der Trennung handelt es sich ja nur um eine berufliche Aufgabe. Er reißt sich die Beine für sie aus und sie thront über allem und verhält sich wie die Axt im Wald. Das darf sie offensichtlich auch, denn keiner ruft sie einmal zur Ordnung und verlangt von ihr, angemessen behandelt zu werden. Wie gut, dass sie sich so sicher ist: „Manchmal war es zum Verrücktwerden, wie verliebt er in mich war.“ (S.18)
So bescheiden geht es mit Ninas Verhalten nämlich auch in anderen Beziehungen weiter.

Dreiecksbeziehung

Das beliebte Thema der Dreiecksbeziehung wird auch in dieser Trilogie aufgegriffen. War es im ersten Teil noch präsenter, ist allerdings auch in diesem Buch noch aktuell. Ryan war in Nina verliebt, doch die Verlobung mit Jared macht es nun sehr deutlich, dass sie für ihn nicht mehr erreichbar ist. Er entschließt sich daraufhin, sich bei der Armee zu melden und in den Krieg zu ziehen. Dramatischer geht’s wohl kaum.
Doch halt, könnte es sein, dass Nina in Ryan verliebt ist? Die Autorin greift es nicht auf, als dass ich es mit Gewissheit sagen kann, dass Nina diese Gefühle wirklich fühlt. Es kann natürlich sein, dass es nur noch unterstreichen sollte, wie begehrenswert Nina doch ist.
So schrieb Ryan noch Briefe an Nina, was er jedoch einstellt. Nina ist entsetzt: „'Er hat Josh geschrieben, nicht mir, das halte ich davon.' Ich schniefte.“ (S. 49)
Dass ihre Freundinnen ihr daraufhin sagen, dass sie dramatisiere, lässt Nina wütend werden. Sie leidet stark darunter, wenn ihr irgendjemand sagen möchte, dass sie sich unangemessen verhält, doch ich deute es auch so, als sei sie in Ryan verliebt. Dieser gesteht ihr irgendwann, dass er sie einmal geliebt habe, jetzt aber über sie hinweg sei. Nina reagiert Jared gegenüber daraufhin sehr bockig und als sei sie enttäuscht, nicht mehr der Grund für die schlaflosen Nächte sämtlicher Männer zu sein: „Er ist nicht mehr in mich verliebt. Eigentlich dachte ich, du wärest erleichtert.“ (S. 188)
Hätte sie nicht erleichtert sein müssen, weil sie ja mit einem anderen verlobt ist und den hoffentlich von Herzen liebt? Es wirkt nicht so.
Die Dreiecksbeziehung bekommt auch merkwürdige Züge, als Ryan im Krieg verletzt wird und in ein Krankenhaus nach Deutschland geflogen wird. Als Jared davon erfährt, fliegt er umgehend mit Nina von den USA nach Europa. Kaum sind sie angekommen, bekommen sie von den zuständigen Krankenschwestern die Info, dass Ryan über den Berg sei und Jared beschließt: „Jetzt, da Ryan aus dem Gröbsten raus ist, sollten wir zurückfliegen.“ (S. 109)
Natürlich, ganz klar, man fliegt mal eben von den Vereinigten Staaten nach Deutschland, wartet auf eine Aussage und fliegt dann postwendend zurück. Alles im Privatjet. Sie haben Ryan nicht einmal gesehen oder gesprochen, weil dieser nicht erfahren darf, dass sie da waren, um die Identität der Schutzengel zu schützen. Warum haben sie nicht Zuhause auf Nachricht gewartet? Was möchte uns die Autorin mit diesem Kapitel sagen? Welche Rolle räumt sie Ryan ein? Es ist völlig unverhältnismäßig und nicht nachvollziehbar. Genauso wie die Figuren, die mit der verletzten Person nicht verwandt sind, ohne Probleme an ärztliche Informationen kommen. Genau das Gleiche passiert zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. (S. 299) Ich kann nicht über das amerikanische Gesetz sprechen, doch aus Filmen und anderer Literatur ist mir geläufig, dass auch dort eine Verwandtschaft bestehen muss, um an Informationen zu gelangen. Da Ryan einmal in einem deutschen Krankenhaus liegt, ist mein Wissen dahingehend wohl dem der Autorin voraus, dass sie sich hier eine Narration gebaut hat, die so nicht passieren kann.

Freundinnen

Ninas beste Freundinnen sind Beth und Kim.Vor der Uni treffen sie sich gern in einem Coffeeshop, gehen dann gemeinsam zu Vorlesungen und essen an einem bestimmten Tisch in der Mensa zu Mittag. Eine richtige Mädchenfreundschaft, von der Tatsache einmal abgesehen, dass Nina ihnen nichts von der übersinnlichen Welt erzählen darf, mit der sie Dank Jared konfrontiert wird. Sie hat also ein riesengroßes Geheimnis vor ihnen und kann nicht alles offen ansprechen, was sie belastet.
Das muss Nina so mitnehmen, dass sie ihren Freundinnen gegenüber ein wahres Biest ist. Nach einigen abgesagten Treffen ihrerseits, rufen die beiden Freundinnen sie an, um sie zu überreden, nun endlich wieder einen Kaffee mit ihnen trinken zu gehen. Nina sieht es als Affront gegen sich, dass ihre besten Freundinnen Zeit mit ihr verbringen möchten: „Wahrscheinlich wollen sie mich sowieso nur anschreien und mit Fragen löchern.“ (S. 68)
Warum sollten die Mädchen sie anschreien? Es gibt überhaupt keinen Grund und es tritt auch gar nicht ein, dass sie sie anschreien würden, als sie sich dann treffen. Nina nimmt sich und ihre Probleme gern wichtig. So passiert zum Beispiel ein Unglück, bei dem Nina einen Großteil ihres Hab und Guts verliert. Das ist grausam, keine Frage. Was ich mich allerdings frage, ist, warum sie ihre beste Freundin wie eine Königin herumkommandiert und sich bedienen lässt. So schickt sie Beth einkaufen, obwohl diese selbst arbeiten müsste: „'Geh für mich einkaufen. Ich brauche vor allem arbeitstaugliche Kleidung und Unterwäsche. Und eine neue Aktentasche. Make-up. […] Ich will ein Paar von denen.', sagte ich und deutete mit einem Nicken auf ihre pinkfarbenen Satinpumps. […] 'Wenn du irgendetwas findest, womit ich den Rauchgestank aus dem Haar bekommen kann... kauf es. Ganz egal, wie viel es kostet.'“ (S. 145)
Auf Seite 147 macht Nina dann aber pünktlich um siebzehn Uhr Feierabend und geht nach Hause. Haben die Geschäfte da schon geschlossen, als dass sie nicht selbst Unterhosen kaufen könnte? Offenbar ist sie sich zu fein dafür. Auf Seite 151 bringt Beth ihr die Einkäufe nämlich auch noch nach Hause und räumt es sogar in die jeweiligen Schränke. Nina rührt keinen Finger.
Dieses Verhalten ist schon unfassbar, noch unglaublicher verhält Nina sich gegenüber Kim. Nina selbst hat ein großes Geheimnis, das sie ihren besten Freundinnen nicht erzählt. Sie flippt aber völlig aus, als sie erfährt, Kim hätte ein eigenes übersinnliches Geheimnis in der Familie und Nina nicht ins Vertrauen gezogen. Das empfindet sie folgendermaßen: „Kim hatte mich hintergangen.“ (S. 111)
Das kann man durchaus so sehen, ja, wäre Nina denn immer ehrlich und offen gewesen und Kim hätte partout geschwiegen, sie vielleicht sogar belogen. Nina möchte es aber bitte so, wie sie eben eben gern hätte: „Sie hätte ein Teil meiner Normalität sein sollen, und die hatte sie mir unter den Füßen weggezogen.“ (S. 111)
Das klappt nicht, junge Dame. Weder sie, noch Kim haben sich die familiären Zusammenhänge, in denen sie jeweils stecken, ausgesucht. Es ist also absolut untragbar, wie Nina sich daraufhin Kim gegenüber verhält. Kim möchte ihr die Situation erklären, wird daraufhin aber nur blöd angemacht: „'Halt die Klappe', knurrte ich.“ (S. 103)
Spätestens da wäre ja wohl jeglicher Respekt Nina gegenüber verloren gewesen. Kim ist aber eine herzensgute Figur:
„'Sie waren meine Freunde, Jared.'
'Das sind wir immer noch', warf Kim ein.
Ich ging nicht auf sie ein.“ (S. 110)
Eine Freundin wie Kim ist doch Goldwert. Das ist der zickigen, verwöhnten Nina aber egal: „'Kim?', wiederholte ich höhnisch. 'Selbst wenn ich sie immer noch als Freundin ansehen würde […].'“ (S. 139)
An Stelle von Kim und Beth würde ich Nina nicht mehr als Freundin ansehen und sie links liegen lassen. Es kann nicht sein, dass man sich so behandeln lassen muss, wie Nina ihre beiden Vertrauten behandelt.

Verhütung

Nun haben wir schon einiges über Nina erfahren, doch nun kommt ein Punkt, der mir sehr wichtig dahingehend ist, dass junge Frauen und Männer dieses Buch lesen und die Autorin sich hier einen absoluten Fauxpas erlaubt hat, der im 21. Jahrhundert nicht tragbar ist. Es geht um das Thema Verhütung. Es sollte wirklich kein Tabu mehr sein, über dieses Thema in Romanen zu schreiben und es vielleicht auch als Chance zu nutzen, junge Leserinnen und Leser aufzuklären.
Ohne den ganzen Handlungsstrang zu spoilern, muss ich so viel sagen, dass es irgendwann herauskommt, dass Nina zum Wohle des Friedens unter keinen Umständen schwanger werden sollte.
Jetzt kommt das Problem des Buches. Es sollte Allgemeinwissen sein, welche Verhütungsmethoden es gibt,welche Wahrscheinlichkeit einer ungewollten Schwangerschaft noch besteht und daraufhin hätte es, da das Thema ja schon aufgemacht wurde, ein guter Moment sein können, dieses Wissen der Leserschaft zu vermitteln.
Davon abgesehen, dass ich nicht gesehen habe, wie Nina hätte schwanger werden sollen, da man es bekanntlich vom Küssen nicht wird. Mehr tun Jared und Nina aber in diesem Teil der Reihe nicht, obwohl sie verlobt sind. In Band eins haben sie schon mit einander geschlafen, doch der zeitliche Abstand war so groß, dass von da keine Schwangerschaft bestehen konnte. Dann kam ein Satz von Nina, der mich wirklich wütend gemacht hat:
„Du musst nur bestimmen, wann ich meinen Eisprung habe, und dann bleiben wir einfach ein paar Tage abstinent. Voilà! Mission Verhütung geglückt.“ (S. 174)
Nein! Diese Aussage ist in so vielerlei Hinsicht einfach nur zum Haare raufen. Wie gesagt, von dem Faktor der Abstinenz mal abgesehen, die ja eh gegeben ist und ich es deshalb nicht verstehe, warum Nina es sagt. Wieso schafft es diese Frau nicht, ihren Eisprung selbst zu bestimmen? Das sollte – nein nicht Konjunktiv – soll jede Frau gelernt haben, um ihren eigenen Körper und die Natur des weiblichen Körpers Bescheid wissen und damit umgehen können. Wer es nicht kann, ist im 21. Jahrhundert herzlich eingeladen, das Internet zu nutzen und/ oder einen Gynäkologen zu konsultieren.
Davon abgesehen, dass es ja vollkommen in Ordnung ist, wenn sich ein Paar entscheidet, die fruchtbaren Tage der Frau zu bestimmen und dieses Wissen als Verhütung zu nutzen. Die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft ist nur verdammt hoch. Sollte man vielleicht wissen, wenn die Hölle einem den Krieg erklärt, sollte Nina schwanger werden.
Damit ist das Thema Verhütung in diesem Buch nämlich abgeschlossen und junge Leserinnen werden wieder einmal mit der Fantasievorstellung konfrontiert, dass ihr übersinnlicher Freund diesen Bereich ihres Lebens schon im Griff hat und für die Verhütung zuständig sei. Jede und jeder weiß, dass es in der Verantwortung beider liegt, für eine Verhütung zu sorgen, die nicht nur vor einer Schwangerschaft, aber auch Geschlechtskrankheiten schützt. Das hat sich die Autorin wohl sehr einfach machen wollen. Schade.
Es ist dann nämlich der Knaller schlechthin, als das Paar tatsächlich im Bett landet:
„Zum ersten Mal seit Monaten gaben wir uns einander hin, und ich empfand nicht für einen Moment Bedauern oder Besorgnis – und Jared auch nicht – bis es vorbei war.“ (S. 212)
So wird die ganze Szene beschrieben, wir haben also alle Informationen in einem Satz. Wo ist die Verhütung? Genau, Nina und Jared sind ohne „Bedauern und Besorgnis“ und ja, ohne Kondom, Pille, Spirale, o.ä. unterwegs.
Bei dieser sagenhaften Dummheit fällt mir absolut nichts ein und ich finde es untragbar, dass es als vollkommen in Ordnung dargestellt wird. Wenn die Protagonistin etwas sorglos sein soll, bleiben Autoren und Autorinnen trotz Ich-Erzähler Möglichkeiten, aufzuklären, dass ihre Figur gerade eine Dummheit begangen hat und nun Konsequenzen zu tragen hat, die sie auch überdenkt und einsieht. Passiert nicht. Es ist alles Friede-Freude-Eierkuchen und ganz toll. Diese Unterkategorie meiner Rezension hat also nicht einmal den einen Stern verdient, den ich dem Buch allgemein gegeben habe.

Ein wichtiger Handlungsstrang, der leider unlogisch ist

Kommen wir zu dem Punkt, bei dem du dich oben sicher schon gefragt hast, was sich dahinter verbergen könnte (oje, das klingt jetzt hoch dramatisch und wie ein Kinotrailer). In der Zusammenfassung war ja schon die Rede davon, dass Nina unter Albträumen leidet und Jared und sie herausfinden müssen, was es damit auf sich hat. Die Auflösung des Letzteren ist eine schöne Idee und darauf möchte ich nicht weiter eingehen; das darfst du beim Lesen selbst entdecken. Doch die Ursache für die Albträume ist ein unnötig Spannung aufbauender Handlungsstrang, den die Autorin – entschuldige meine Wortwahl – verhauen hat.
Nina und Jared sind im ersten Buch zusammengezogen. Somit ist klar, sie schlafen auch in einem Bett. Das einmal zur Ausgangssituation. Jede Nacht wacht Nina schweißgebadet auf, weil sie wieder einmal einen Albtraum hatte. In einer Nacht hat Jared jedoch einen Auftrag und ist nicht da, Nina schläft prompt wie ein Stein und hat keinerlei schlechte Träume. Man könnte meinen, die Leser/innen sollten das erfahren und die Figuren blieben noch im Ungewissen. Doch nein, Nina und Jared haben das Problem nicht nur erkannt, Nina spricht es sogar aus: „Ja. Jared hat die Stadt verlassen, und ich falle prompt ins Koma oder so was in der Art.“ (S. 49)
Das Rätsel ist also gelöst. Jareds Anwesenheit ist der Auslöser der Träume. Die Autorin könnte es als gegeben hinnehmen und einen neuen Spannungsbogen aufbauen. Doch leider steckt sie dermaßen in einer Sackgasse, dass es mich schier wahnsinnig gemacht hat.
Es folgt eine merkwürdige Aussage auf Seite 66: „Er [Jared] hatte nicht lange gebraucht, um herauszufinden, dass der Albtraum stets in der Sekunde begann, in der er die Augen schloss.“
Ich darf verraten, dass es überhaupt nichts damit zu tun hat, ob Jared die Augen offen oder geschlossen hat. Doch es bleibt der Umstand, dass die Leserschaft keinen Wissensvorsprung hat und die Figuren nicht darum wüssten, was die Träume auslöst. Es wurde nun zwei Mal benannt.
Ich las einige Seiten weiter, da kam dann die folgende Szene: Jared hat wieder einmal die Stadt verlassen, um einer Aufgabe nachzugehen. Jareds kleiner Bruder Bex passt auf Nina auf und am nächsten Morgen bemerkt er:
„Das ist das dritte Mal, dass du tief und fest geschlafen hast, wenn er die ganze Nacht nicht da war. Das kann kein Zufall sein.“ (S. 72)
Nein! Richtig! Es kann kein Zufall sein. Das wisst ihr doch aber nun schon längst?! Wozu also Ninas Befürchtung, Bex könnte es Jared erzählen? Sie möchte nicht, dass sich Jared nach Bex' Erzählung von ihr fernhalt, also droht sie ihm: „Weil du es ihm nicht erzählen wirst.“ (S. 72)
Jared weiß es doch längst. Wir wissen es alle längst. Was? Wozu? Häh?
Doch der dicke Hund kommt erst noch. Jared erfährt es nun doch brühwarm – er leidet an Gedächtnisschwund oder was? – und nun üben er und Nina jede Nacht, ob Nina Albträume bekommt, wenn er sich an verschieden weit entfernten Orten aufhält bzw. ab welcher Distanz die Albträume anfangen. (S. 77)
Ich würde brüllen, wenn ich es in einem Brief denn für angemessen hielte. Es war eine unnötige Handlung, die unfassbar aufgeplustert wurde und mich wirklich am Verstand der Figuren hat zweifeln lassen. Ein Umstand, der auf Seite 49 gelöst wird, hat auf Seite 77 nicht noch das große, mysteriöse Problem zu sein.

Fazit

Das war wohl mein bisher längster Brief und ich habe sehr viel angesprochen, was mich während und nach dem Lesen beschäftigt hat. Was ist wohl mein größtes Problem mit dem Buch, weshalb ich in meiner Wertung nur einen Stern gegeben habe?
Es ist eindeutig die Protagonistin Nina: „Also das ist beleidigend. Hältst du mich wirklich für so hilflos?“ (S. 176)
Ja, ich halte diese Figur für hilflos. Doch wäre es nur das. Nina ist eine Figur, die keinerlei Identifikationspotenzial bietet, die ihr Umfeld unpassend und respektlos behandelt. Sie nimmt sich selbst zu wichtig und verhält sich kindisch und unverantwortlich. Teilweise möchte ich sogar von purer Dummheit sprechen. Ihr Charakter, aber auch die Handlung des Buches sind unlogisch aufgebaut und weisen Fehler auf, die das Lesen nicht angenehm gemacht haben.
Ich habe ausgeführt, welche Ausbrüche sie hat und wie unflätig sie sich ausdrückt, meint aber von sich selbst: „Mein einziger Vorteil war die monatelange Übung darin, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten.“ (S. 105)
Das Buch wirkt unüberlegt und in seinen Handlungssträngen nicht schlüssig. Ich würde gern die anderen Figuren besser beurteilen, doch durch die Ich-Erzählerstimme Ninas weiß ich ja nur, was Nina von ihnen hält und wie sie über sie denkt. Ob Jared, Bex, Ryan, die Freundinnen, alle wirken sehr viel sympathischer als Nina, die sich über alle hinwegsetzt. Doch auch Jared, den wir noch ganz gut kennen lernen, wirkt stellenweise handlungsunfähig und gleichgültig. Wer nicht für sich einsteht, die Partnerin so über einen herrschen und bestimmen lässt, dann aber das Thema Verhütung genauso locker angeht, ist für mich keine ernstzunehmende Figur.
Ich kann dieses Buch nicht empfehlen und bereue, dass ich auch den dritten Teil schon gekauft habe, weil ich die Trilogie abschließen wollte. Vielleicht werde ich einmal rein lesen, doch große Lust habe ich nicht.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wie wurde Sherlock Holmes eigentlich DER Sherlock Holmes?

Young Sherlock Holmes
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Liebe Daffy,

Fall gelöst. Wohlgemerkt: der allererste Fall ist gelöst. Ich habe gerade dem jungen Sherlock Holmes assistiert und darf verkünden, das wird einmal der großartigste Detektiv aller Zeiten. ...

Liebe Daffy,

Fall gelöst. Wohlgemerkt: der allererste Fall ist gelöst. Ich habe gerade dem jungen Sherlock Holmes assistiert und darf verkünden, das wird einmal der großartigste Detektiv aller Zeiten. Wie kam es dazu, fragst du dich? Ganz einfach. Dank Andrew Lanes Young Sherlock Holmes. Der Tod liegt in der Luft konnte ich dem Spektakel hautnah beiwohnen. Eine 2012 bei Fischer FJB erschienene Geschichte, in der wir in eine Zeit eintauchen, die noch vor den Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle angesiedelt ist. Warum? Conan Doyle präsentierte uns einen erwachsenen Holmes. Doch wie wurde dieser überhaupt ein genialer, der Logik verschriebener Detektiv? Dieser Frage widmete sich Andrew Lane in seiner Reihe um den jungen Sherlock Holmes. Im Original erschien der erste Teil 2010 und mir liegt hier die deutsche Übersetzung von Christian Dreller vor.

Sherlock Holmes besucht ein Internat, die Deepdene-Knabenschule, doch die Sommerferien stehen vor der Tür. Diese soll Sherlock bei Verwandten in Farnham verbringen. Gar nicht nach seinem Geschmack. Allein in einem großen Haus, nur eine anstrengende Haushälterin, die ihm vorschreibt, was er zu tun und zu lassen hat, die Familie sieht er nur bei den Mahlzeiten. Doch all das ändert sich, als Sherlock bei seinen Spaziergängen einen Jungen kennen lernt und schließlich auf Geheiß von Mycroft ein Privatlehrer auftaucht. Zwischen Ausflügen mit Matty und den Unterrichtsstunden mit Amyus Crowe beginnt eine spannende Zeit. Als sie eines Tages einen Toten finden, von dem sich eine geheimnisvolle Wolke wegzubewegen scheint, ist bei allen das Interesse geweckt und Unterricht und Ausflüge verknüpfen sich zu Sherlock Holmes' allererstem Fall.

Wie kann es anders sein, dass sich diese Geschichte gar nicht so einfach zusammenfassen lässt. Ich möchte dir nicht zu viel verraten, dich aber trotzdem neugierig machen. Mir fällt aber auf, der Klappentext ist genauso kryptisch wie mein Versuch, was mich zu dem Punkt kommen lässt, dass Sherlock Holmes' Geschichten immer ihre ganz eigene Stimmung mit sich bringen. Egal, ob das Original von Conan Doyle oder andere Jugendbücher, die sich rund um das Thema aufhalten, es ist eine nicht zu beschreibende Art, die Geschichten zu erzählen. Ich habe jedes Mal große Probleme, die Geschehnisse wirklich vor meinem inneren Auge zu sehen, was das Lesen anstrengend macht, mich aber trotzdem absolut fasziniert. Auch hier hatte ich wieder Schwierigkeiten, einen Draht direkt in die Geschichte und zu den Figuren zu finden. Der Fall erinnerte mich auf eine eigene Art an eine Mischung aus Eine Studie in Scharlachrot und Das gesprenkelte Band.
Hast du dich je gefragt, wie Sherlock Holmes überhaupt zu dem werden konnte, der er ist? Bis zu diesem Buch habe ich es wohl nie hinterfragt und mich stets mit einem erwachsenen Holmes identifiziert und ihn bewundert. Doch natürlich gehört eine Kindheit zu jedem von uns, deshalb war es sehr interessant, diese Interpretation eines „Was könnte gewesen sein...?“ zu lesen. Sehr gelungen ist Lane die Entwicklung des jungen Detektivs, der zu Beginn einfach ein Schuljunge ist, der sein Pensum sehr gut, aber dem Schulanspruch entsprechend erfüllt. Er ist noch kein hochgebildeter Mann, der sämtliche Zusammenhänge direkt knüpfen kann. Sherlock ist als Kind ein anderer, als der Holmes, den uns Doyle präsentiert. Ein Junge, der noch unsicher ist. Das kollidierte teilweise mit einigen meiner Vorstellungen eines erhabenen Detektivs. Nichtsdestotrotz, hat Andrew Lane eine logische Figur erschaffen, die sich dahin entwickeln kann, was wir kennen und lieben.
Andrew Lanes Sherlock ist wissbegierig und saugt all das Wissen auf, das ihm der Privatlehrer zur Verfügung stellt. Auch sein neuer Freund Matty bringt ihm einiges bei, was Sherlock immer besser anzuwenden lernt und daraus logische Schlüsse zieht. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auch die Darstellung Englands im 19. Jahrhundert ist sicherlich einigen Recherchen des Autors zu verdanken. Es wir keine Verklärte, romantische Darstellung geliefert, sondern eine Gegenüberstellung von arm und reich, Gesellschaft und Moral; natürlich kollidiert das mit der Auffassung des 21. Jahrhunderts.
Hoch interessant finde ich die Wahl Lanes, die LeserInnen neben Sherlock zu platzieren und seine Gedankengänge sichtbar zu machen und die LeserInnen das erleben zu lassen, was Sherlock erlebt. Von Conan Doyle sind wir es gewohnt, den Detektiv rein aus der Sicht von Dr. Watson kennen zu lernen. Auch in den anderen Jugendbüchern My dear Sherlock und Holmes & Ich, die ich bisher gelesen habe, sind wir nie an der Person Sherlock Holmes bzw. Charlotte Holmes dran, wir erleben sie stets durch andere.

Obwohl ich große Schwierigkeiten hatte, zur Gänze in das Buch einzutauchen und mir einige Details nicht zugesagt haben, hatte ich einen interessanten Moment beim Zuschlagen des Buches. Das letzte Kapitel endete so, das ich nicht ganz zufrieden war, weshalb ich dran blieb und die Danksagung und das Nachwort las. Und da kam eine Wendung um 180°. Ich habe noch nie eine so großartige Danksagung von einer Autorin oder einem Autor gelesen. Informativ, bescheiden, auf den Punkt gebracht. Ich kann mit Gewissheit sagen, das mich ein Nachwort noch nie die Meinung über eine Geschichte hat ändern lassen – hier war es so. Die Intention hinter dem Buch ist so genial, das ich es nur empfehlen kann. Wenn du schwächelst und keine Lust mehr hast: Bleib dran. Ich habe dieses Buch über zwei Jahre verteilt gelesen, weil ich nicht rein gekommen bin. Im Nachwort wird einiges verraten, von daher rate ich dringend davon ab, nur das zu lesen. Aber mit der Geschichte im Kopf, hat es absolut etwas mit mir gemacht und ich stelle dieses Buch nun mit einem guten Gefühl in mein Sherlock Holmes Regal, denn es hat seine Daseinsberechtigung.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Bitte sag' nicht, es ist vorbei...

Tulpen und Traumprinzen - Verliebt in Serie
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Liebe Daffy,

ein allerletztes Mal nach „Ashworth Park“ zu reisen fiel mir sehr schwer. Die (Buch)Serie ist mir sehr ans Herz gewachsen und bekommt einen besonderen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern. ...

Liebe Daffy,

ein allerletztes Mal nach „Ashworth Park“ zu reisen fiel mir sehr schwer. Die (Buch)Serie ist mir sehr ans Herz gewachsen und bekommt einen besonderen Platz zwischen meinen Lieblingsbüchern. Tulpen und Traumprinzen (2016) ist nun der letzte Band der Verliebt in Serie-Trilogie von Sonja Kaiblinger, der bei Loewe erschienen ist.

Abbeys Aufgabe besteht nach wie vor darin, der Serie ein Happy End zu verschaffen. Wie sie mittlerweile weiß, wurden sie und Tante Gladys eigens dafür ausgewählt, der Serie zu einem fulminanten Finale zu verhelfen. Das ist leichter gesagt als getan. Nicht nur, dass es einen mysteriösen Autoren gibt, der den Figuren immer neue Flausen in den Kopf schreibt und sie so handeln lässt, dass Abbey einfach nicht zu einem würdigen Abschluss finden kann. Es ist auch gar nicht so leicht, sich auf die Aufgabe zu konzentrieren, wenn man sich verliebt hat. Ausgerechnet als Abbey das bewusst wird, verbündet sich Jasper mit dem Feind und wechselt auf die böse Seite. Wäre das nicht schlimm genug, ist Julian auch noch der festen Überzeugung, Abbey wäre seine Prinzessin, die ihn mit einem Kuss vom Liebesfluch befreien kann. Das Chaos ist vorprogrammiert.

Kaum hatte ich Band zwei zugeschlagen, hatte ich den dritten Teil in der Hand und bin direkt zurück nach „Ashworth Park“ gereist. Ich konnte es einfach nicht erwarten, wie Sonja Kaiblinger die Fäden zusammenbringen wird und ob es Abbey gelingt, das Happy End zu inszenieren. Natürlich werde ich an dieser Stelle nichts verraten, damit du dich voll und ganz auf die Reihe einlassen kannst, ohne das Ende schon im Detail zu kennen.
Nichtsdestotrotz möchte ich dir ein wenig von meinen Leseeindrücken berichten und meine Meinung begründen. Das Buch bekommt natürlich die höchste Wertung, die ich hier auswählen kann, das Buch ist rundherum gelungen und hat mich nachträglich noch ausgesprochen positiv durch den Gedankenalltag begleitet. Das verdient eine 5-Sterne Wertung.

In diesem Buch lernen wir endlich den Mann kennen, der Abbey und Deborah überhaupt erst den Sender installiert hat, auf dem die Serie läuft. Vielleicht kennen wir ihn schon viel länger, als vermutet, was mir ziemlich gut gefallen hat. Ich hatte die Figur in dieser Hinsicht wirklich nicht auf dem Schirm.
Kommen wir in dem Zusammenhang vielleicht gleich zum Thema „Der Autor“. Es handelt sich hierbei nicht um ein und dieselbe Person und doch hängen sie irgendwie zusammen. Die Verbindung fand ich auch noch ganz gelungen. Der Künstler und der Techniker.
Im Verlauf der Geschichte lernen wir den Autor dann auch persönlich kennen und erfahren, wie er „Ashworth Park“ mit Hilfe seiner Schreibmaschine formt und lenkt. Hier kommen wir zu dem größten Problem, das ich mit dem Buch hatte. Dass sich Abbeys Seriensprünge eindeutig mit Gwendolyns Zeitsprüngen in Rubinrot vergleichen lassen, habe ich schon in den vorherigen Rezensionen besprochen. Der Autor wirkte auf mich fast eins zu eins aus der Fernsehserie Once upon a time übernommen. Jener Autor hat eine magische Schreibfeder und kann anhand seines geschriebenen Worts die Welt der Märchenfiguren nach seinem Ermessen wandeln und verändern. Er ist eine unangenehme Persönlichkeit, der als Einzelgänger unterwegs ist und Konflikte liebt. Ja, wie ist nun der Autor in der Verliebt in Serie-Trilogie? Genauso. Ein Einzelgänger, den kaum jemand wahrnimmt und der dadurch ordentlich in die Tasten hauen kann, um die Handlung voran zu treiben. Bedenkt man, dass die vierte Staffel von Once upon a time ausgestrahlt wurde, bevor Tulpen und Traumprinzen erschien, lässt sich diese Ähnlichkeit nur sehr schwer ignorieren und als zufällige Gemeinsamkeit kategorisieren.

Sieht man über dieses Fauxpas hinweg, ist es eine Freude, mit Abbey über die Insel zu laufen und die Fäden in geordnete Bahnen bringen zu wollen. Sie hat ihren Witz nicht verloren und doch ist sie im Laufe der Bücher erwachsener geworden. Ist sie in Rosen und Seifenblasen noch mit einem sarkastischen Spruch auf den Lippen weggelaufen, stellt sie sich langsam den Problemen und geht die Konflikte durchdacht an. Das gefällt mir. Sie ist nicht über Nacht zu einer selbstbewussten Powerfrau geworden, die wie ein Wirbelwind durch die Gegen fegt und allen eine Abreibung gibt, aber sie steht für sich und ihre Meinung ein, denkt aber auch an die, die sie lieben oder langsam zu lieben beginnt. Eine Entwicklung vom Kind zur jungen Frau, toll! Überhaupt erfahren viele Figuren eine Entwicklung. Wir lernen sie noch besser kennen und verstehen ihre Motive. Einzig Deborah blieb mir ein Rätsel. Im ersten Buch wirkte sie schon sehr wie die unabhängige Jugendliche, doch das konnte sie bis Band drei nicht steigern, sondern ist ungefähr auf diesem Stand geblieben.
Dagegen haben Jasper und Julian tolle Handlungsstränge, die ihre Figuren festigen oder sogar verändern. Der Jahrmarkt ist ein schönes Beispiel dafür. (vgl. S.103ff.) Ich würde ihn als einen Wendepunkt für beide Charaktere bezeichnen. Vor allem Julian verändert sich und entwickelt sich vom stetig strahlenden Helden mit umwerfender Frisur zu einem nachdenklichen jungen Mann. Natürlich passt einiges davon hervorragend in die Dramaturgie des Autoren, doch betrachtet man das Ende des Buches, entpuppt sich diese Entwicklung zuträglich für Julians zukünftiges Ich.

Sonja Kaiblingers Schreibstil ist flüssig, mit Witz und schönen Wendungen. Man merkt, dass sie sich vor dieser Reihe ihre Gedanken gemacht hat, wohin ihre Figuren möchten und wie sie diesen Weg einschlagen werden. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich jemand verirrt hätte und nur umständlich aus einer Situation zurück manövriert werden musste. Es war stimmig und hat mir unheimlich viel Lesefreude bereitet. Die kleinen Überraschungen, die sie einbaut, in denen sie uns das Drehbuch lesen lässt oder wir einen Lexikonartikel zu relevanten Begriffen bekommen, haben das Lesen noch schöner gemacht. Besonders gefallen hat mir auch die Zusammenfassung, wie aus einer Fernsehzeitschrift, zu Beginn von Band zwei und drei. Es hat den Büchern eine ganz eigene Atmosphäre gegeben. Die gute Laune, die eine schöne Serie macht, konnten die Bücher genauso bereiten. Maßgeblich waren da sicher auch die tollen Cover beteiligt. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich die drei Bücher in meinem Regal sehe. Die pastell-farbigen Hintergründe mit den vielen Icons sind genial. Ein großes Lob an dieser Stelle an den Verlag.

Diese Reihe war die erste, die ich von Sonja Kaiblinger gelesen habe. Doch ganz sicher nicht die Letzte. Ich werde jetzt schauen, was ich von der Autorin noch finden kann. Hast du schon etwas von ihr gelesen?

Ich werde nun noch einmal versuchen, in Gilmore Girls zu springen. Es muss doch irgendwann klappen. Abbey konnte es ja auch.
Es grüßt dich,
Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Der Auftakt einer großartigen Trilogie

Verliebt in Serie (Band 3) - Rosen und Seifenblasen
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Liebe Daffy,

hast du eigentlich eine Serie, ohne die du nicht mehr leben kannst und in die du am liebsten hinein springen und dort leben möchtest? Bei mir wäre es unangefochten Gilmore Girls, aber das ...

Liebe Daffy,

hast du eigentlich eine Serie, ohne die du nicht mehr leben kannst und in die du am liebsten hinein springen und dort leben möchtest? Bei mir wäre es unangefochten Gilmore Girls, aber das konntest du dir sicher schon denken. In meinem heutigen Brief geht es um genau dieses Thema. Ich habe da ein tolles Jugendbuch von der österreichischen Autorin Sonja Kaiblinger gelesen: Rosen und Seifenblasen. Verliebt in Serie.
Hierbei handelt es sich um die erste Folge – Pardon – den ersten Band einer Trilogie, der 2014 im Loewe Verlag erschienen ist. Die Folgebände stehen auch schon griffbereit; soll heißen: Hol dir Popcorn, es wird eine Empfehlung.

Abby, 14 Jahre, überzeugte Nicht-Liebhaberin von „Ashworth Park“.
Deborah, Abbeys ältere Schwester, erklärte Verehrerin von „Ashworth Park“.
Tja, unterschiedlicher könnten die Vorlieben der Schwestern gar nicht sein. Während Deborah jeden Abend auf ihre allerliebste Seifenoper hinfiebert, kann Abbey über das Verhalten ihrer Schwester nur den Kopf schütteln. Sie findet die Serie übertrieben kitschig, vorhersehbar und unrealistisch. Und den Serienschwarm ihrer Schwester – Lord Julian James Llewelin Ashworth – kann Abbey auf den Tod nicht ausstehen. Viel zu schmalzlockig, übertrieben ritterlich und gestelzt.
Doch dann passiert etwas, das Abbeys Welt auf den Kopf stellt. Mitten in der Sendezeit einer Folge, spürt Abbey ein komisches Kribbeln und im nächsten Augenblick ist sie nicht mehr Zuhause in New York. Abbey befindet sich auf unerklärliche Weise auf dem englischen Anwesen der Adelsfamilie Ashworth. Schock! Abbey wird von der kritischen Zuschauerin zur Schauspielerin in der kitschigen Serie und muss sich zurecht finden. Gar nicht so einfach, wenn man gar nicht weiß, wie man überhaupt hier her gekommen ist und wie man nun reagieren soll. Es kommt noch dicker: Julian, der Frauenheld, verliebt sich natürlich in Abbey. Das kann Abbey nun wirklich nicht gebrauchen. Ist sie doch noch völlig von den Gegebenheiten einer Seifenoper überfordert, in der es nicht einmal nachts dunkel wird und in der sich Liebeleien und Intrigen die Klinke in die Hand zu geben scheinen.

Musst du bei der Beschreibung auch ein bisschen an Rubinrot denken? Mir ging es so. Und auch beim Lesen hatte ich diese Gedanken. Abbey spürt ein Kribbeln und springt fortan zur Sendezeit nach „Ashworth Park“. Ob es eine beabsichtigte Parallele ist oder nicht, es funktioniert trotzdem und das auf seine ganz eigene Art. Sonja Kaiblinger hat eine Geschichte geschaffen, die lustig, aber auch interessant ist. Es ist anders, als ich es mir vorgestellt habe, dennoch war ich mit Abbey bei den Ashworths und habe versucht, die Irrungen und Wirrungen zu entknoten. Dabei ist Abbey erfrischend humorvoll. Um sie herum versammelt sich eine Cast von unterschiedlichsten Figuren, die alle ihre Macken haben, was sie nur liebenswerter macht. Wie in einer Serie hat man so seine (heimlichen) Favoriten und doch ist es die gesamte Cast, ob gut oder böse, die das Bild rund macht.
Sonja Kaiblinger hat innerhalb des Texts kleine Überraschungen eingebaut, die ich dir hier nicht verraten möchte, damit du sie selbst entdecken kannst. Ein Wimmelbild ist auch das Cover, das wunderschön gestaltet wurde. Der erste Band hat einen bonbonrosa Hintergrund mit jeder Menge schicker Icons. Diese Gestaltung findet sich auch bei Band zwei und drei wieder, was sicher ein Hingucker im Buchregal wird.

Doch genug der Worte, ich will wissen, wie es weitergeht oder ich deute mein Kribbeln in den Fingern so, dass ich kurz vor meinem Sprung nach „Stars Hollow“ stehe. In beiden Fällen: Ich melde mich im nächsten Brief, ich weiß nur noch nicht, von wo.

Deine Daisy