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Veröffentlicht am 02.11.2019

Wenn "Ashworth Park" ruft, bin ich zur Stelle

Lilien und Luftschlösser – Verliebt in Serie
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Liebe Daffy,

hier bin ich wieder mit einer waschechten Empfehlung für Sonja Kaiblingers Lilien und Luftschlösser. Verliebt in Serie, das 2015 im Loewe Verlag erschienen ist. Da es sich um den zweiten ...

Liebe Daffy,

hier bin ich wieder mit einer waschechten Empfehlung für Sonja Kaiblingers Lilien und Luftschlösser. Verliebt in Serie, das 2015 im Loewe Verlag erschienen ist. Da es sich um den zweiten Band der Trilogie handelt, könnte es passieren, dass ich einige Ereignisse anreiße, mit denen du nichts anfangen kannst, wenn du noch nicht in Rosen und Seifenblasen gesprungen bist. Am besten legst du diesen Brief beiseite und hebst ihn dir auf, bis du das erste Mal aus „Ashworth Park“ zurück bist.

Offensichtlich bist du wieder da, ansonsten würdest du diesen Absatz nicht mehr lesen. Willkommen zurück! Es war aufregend, oder? Dieser Cliffhanger am Ende...wow. Ich weiß gar nicht, wie ich dir nun beschreiben soll, was in dieser Folge passieren wird, ohne dir zu viel zu verraten. Abby hat also Jasper Ashworth aus der Serienwelt in das reale New York mitgenommen. Upps? Wie soll sie einer Serienfigur nun klar machen, wo er ist und dass er das Gefüge auf gar keinen Fall durcheinander bringen darf, ohne ihm zu verraten, dass er eigentlich nur in einer Serie existiert? Abby hat zum Glück ihre Schwester und beste Freundin, die sie tatkräftig unterstützen. Es gilt nämlich, ein Happy End heraufzubeschwören, damit die Serie endlich zu einem großen Finale und damit dem Ende von Abbys Sprüngen findet. Doch bevor es soweit ist, rückt der nächste Sendetermin und damit Abbys Rückkehr unfassbar schnell näher. Ehe sie es sich versieht, ist sie wieder auf der britischen Insel und da warten die Intrigen hinter jeder Ecke. Wem kann sie trauen? Wer ist eine Hilfe – nicht nur in der Serienwelt? Und wieso schlägt Abbys Herz dann doch immer kräftiger, wenn sie einen bestimmten Jungen sieht?

Die österreichische Autorin Sonja Kaiblinger hat hier wirklich eine richtig schöne Jugendbuchserie (im wahrsten Sinne des Wortes) geschaffen. Wie in einer richtigen Fernsehserie, fühlte sich das Eintauchen in Band zwei an wie eine Heimkehr. Die Figuren waren noch da, das Setting war unverändert, aber die Spannung steigt langsam aber sicher an, dass ich sicher bin, es läuft auf ein fulminantes Finale hinaus.
Es gefällt mir ausgesprochen gut, dass die Anzahl der Charaktere überschaubar ist, sodass ich mir jeden genau vorstellen kann und von jedem weiß, wo er sich gerade im Geschehen befinden sollte, es sind aber doch genügend, als dass nicht doch jeder noch das Ass aus dem Ärmel ziehen könnte, um den großen Dreher in der Spannung zu erzeugen. Wir folgen anhand der gewählten Perspektive ganz klar Abby durch die Handlung und doch bekommen wir von der Autorin kleine Schnipsel geliefert, die uns in die allwissende Position des Fernsehzuschauers katapultieren und somit Abbys Wissensstand voraus sind. Durch diese gelungene Dramaturgie hoffe ich auf einige Überraschungen im letzten Teil.
Besonders hervorheben möchte ich zwei Charakterentwicklungen, die ich sehr interessant finde: Jasper und Tante Gladys. Wie ist Jasper nach New York gekommen? Und wie wieder zurück in die Serie bzw. warum ist er erst raus, dann wieder rein gesprungen? Welches Spiel spielt er wirklich? Was entspricht der Wahrheit und was tischt er Abby und seiner Familie auf? Ich möchte an das Gute in ihm glauben, doch die Skepsis überwiegt. Er ist eine viel komplexere Figur als Julian, der erklärte Mädchenschwarm. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass Jasper das Klischee „Bad Boy“ erfüllen soll und nun zum handzahmen Schaf wird. Sollte es sich in Band drei dahingehend entwickeln, wäre ich etwas enttäuscht; die Figur kann mehr.
Genau wie Tante Gladys. In Rosen und Seifenblasen habe ich sie als etwas schrullige Tante abgetan und mit Tante Maddy aus Rubinrot verglichen, die zwar auch eine wichtige Rolle spielt, aber nicht so eine interessante Wendung in die Geschichte bringt wie Tante Gladys. Dass ihr das gleiche Schicksal ereilt ist, wie Abby jetzt und dass sie das Ganze schon seit zwanzig Jahren mitmacht, ist hoch interessant. Als wir im Buch davon erfahren haben, war ich zwiegespalten und fand die Idee nicht ganz gelungen und zu einfach. Doch durch die Treffen in New York, während der Sendepausen und dem Zusammenspiel, das Abby und Tante Gladys in der Serie nur anhand von Andeutungen und Codeworten handhaben können, ist die Geschichte richtig spannend geworden. Zwei Paar Augen sehen mehr als eins und sie kommen mir wie ein richtig gutes Duo vor, die gemeinsam versuchen, das Happy End zu finden, um zu ihrem normalen Leben zurück zu kehren.

Durch den Versuch Abbys, die Geheimnisse aufzudecken, haben wir „Ashworth Park“ als Schauplatz nun auch einige Male verlassen und lernen nach und nach die Insel kennen, auf der die Serie spielt. Ich weiß nicht, ob es mein Serien-geschultes-Gehirn ist, aber ich denke das Buch tatsächlich in Filmszenen. Wenn wir mit Abby und Julian im Dorf sind, gibt es bestimmte Einstellungsgrößen, wie wir dieses Dorf erleben wie bei Downton Abbey. Das Cottage von DeWitt war für mich ein bisschen wie das Set von Die Nanny und wir kennen das Wohnzimmer aus genau einer Ansicht. Das macht das Lesen umso witziger.
Ein guter Schachzug ist auch, Abby die Serie mit dem Film Die Truman Show vergleichen zu lassen. So nimmt die Autorin dem kritischen Leser gleich diesen Vergleich vorweg und macht ihm bewusst, sie weiß um die Gegebenheiten ihres Buches und bettet es im bereits bestehenden Kanon ein. Was mich stört, ist die Redewendung des Springens. Abby springt in die Serie, ihr wird schwindelig und es kribbelt. Das ist mir zu sehr wie Gwendolyns Zeitsprünge in Rubinrot. Da hätte ich mir einen anderen Weg gewünscht, wie Abby in und aus der Serie gelangt. In meiner ersten Rezension habe ich es noch als Easteregg bezeichnet, doch in diesem Teil war es mir dann doch zu ähnlich. Ich habe mich auch gefragt, wie die Serie für den Zuschauer funktioniert. Abby spürt in der Serie, wenn der Cliffhanger droht und stürzt dann fluchtartig aus Räumen oder hinter Gebüsche. Würde diese Handlung nicht den Cliffhanger wieder aufheben, weil sie der Situation entrinnt, die gerade so spannend ist?

Ich habe große Hoffnungen, dass sich all meine Fragen im dritten und letzten Teil der Trilogie klären lassen und wir ein Finale mit Pauken und Trompeten erleben werden. Bis es soweit ist, warte ich auf das Kribbeln in meinen Knien, die dann nachgeben und mich zurück zu Abby und „Ashworth Park“ bringen.

Bis dahin,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein zauberhaftes Jugendbuch

Plötzlich verwandelt 1. Auf den ersten Blick verzaubert
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Liebe Daffy,

huch, hast du das gesehen? Da lief Ophelia aufs Schulklo...aber, was war das? Ist ihr etwa ein Bart gewachsen? Was ist da los? Ich laufe schnell hinterher und belausche, was sie mit ihrer ...

Liebe Daffy,

huch, hast du das gesehen? Da lief Ophelia aufs Schulklo...aber, was war das? Ist ihr etwa ein Bart gewachsen? Was ist da los? Ich laufe schnell hinterher und belausche, was sie mit ihrer Schwester Lora bespricht.

Du fragst dich sicher, wie ich darauf komme, in einer schottischen Schule zu stehen und jemanden ins Bad renne zu sehen. Ich verbringe meine Zeit in Sonja Kaiblingers Auf den ersten Blick verzaubert, das 2018 bei Dressler erschien.
Nachdem ich die Verliebt in Serie Trilogie von der Autorin begeistert gelesen habe, habe ich geschaut, was ich Neues von ihr lesen könnte. Da stolperte ich über diese Bücher – bisher sind zwei Teile erschienen.

Inhaltsangabe

Im ersten Teil geht es um die 15jährige Ophelia, die ihren Schwarm Adrian unbedingt zu ihrem Geburtstag einladen möchte. Während sie versucht die Einladung in seine Sporttasche zu schmuggeln, wird sie vom Sportlehrer überrascht und damit nimmt das Unglück seinen Lauf. In Ophelias Familie ist es nämlich ganz normal, dass Zwillinge die Gabe der Verwandlung haben. Wie es der Zufall will, hat unsere Protagonistin eine Zwillingsschwester und somit die Gabe, die bisher jedoch noch nicht aufgetreten ist. Bis zu eben jener Begegnung in der Sporthalle; Ophelia wächst ein Bart. Nun muss sie möglichst schnell verschwinden, damit es niemand mitbekommt. Doch sie kann sich nicht ihr Leben lang auf dem Mädchenklo verstecken. Es wird Zeit, dass Ophelia lernt mit ihren Verwandlungen zurecht zu kommen. Das ist einfacher gesagt als getan.

Charaktere

Wir verfolgen die Geschichte aus der Sicht der schüchternen Ophelia. Mitten ins Geschehen geworfen, sind wir ganz nah an der Figur dran und fiebern gleich zu Beginn mit, ob sie Adrian die Partyeinladung untergeschoben bekommt. So schafft es Sonja Kaiblinger, dass ich direkt mit der Protagonistin fühle und unbedingt wissen möchte wie es weiter geht. Als Ophelia dann von ihrer Gabe erfährt und lernen muss, ihre Verwandlungen zu kontrollieren, wollte ich ihr am liebsten helfen, doch ich war genauso überfordert wie sie und habe nach jedem Strohhalm gegriffen, der sich finden ließ.
Der Autorin gelingt es auch in diesem Buch, eine sympathische Hauptfigur zu schaffen, mit der ich mich trotz unseres großen Altersunterschieds identifizieren kann. Ophelia ist schüchtern und unsicher, trotzdem stellt sie sich mutig ihren Herausforderungen und sucht nach Lösungen. Das gefällt mir ausgesprochen gut. Sie fällt nicht in eine passive Haltung und lässt andere für sich handeln. Sie ist verliebt, lässt sich aber nicht retten, sondern kämpft trotz anderer Probleme dafür, sich selbst zu überreden, mit ihrem Schwarm zu sprechen und wartet nicht darauf, dass er alles macht.
Die Nebenfiguren runden das Bild ab. Jede Figur bekommt ihre Eigenheiten, was sie unverwechselbar macht und die Geschichte vorantreibt. Hier arbeitet Sonja Kaiblinger ganz tolle Charaktereigenschaften heraus, die sich erst im Laufe des Buches zeigen und dieses Buch vor allem für jüngere LeserInnen wenig vorhersehbar machen.

Kann die Geschichte mit Verliebt in Serie mithalten?

Das Buch endet mit einem Cliffhanger, dessen Phänomen wir ja schon aus der Verliebt in Serie Trilogie kennen. Sonja Kaiblinger hat das Talent lustige Jugendbücher zu schreiben, die tolle Ideen zur Grundlage haben, jedoch nicht allzu abgedreht sind. Es wirkt auf mich stets durchdacht und gut herausgearbeitet. Es gefällt mir, wenn Autoren wissen, wohin ihre Geschichte führen soll und genau dieses Gefühl habe ich bei ihren Büchern.
Ich bin ganz sicher nicht die Zielgruppe; die würde ich bei 11-15 Jahren einstufen. Nichtsdestotrotz habe ich unheimlich viel Spaß mit den Büchern und kann sie selten aus der Hand legen, bis ich durch bin. Auch hier sitze ich auf glühenden Kohlen, mir den zweiten Band zu kaufen.
Lust auf die Bücher machen sicher auch die Cover, die einfach nur wunderschön im Regal aussehen. Obwohl die Reihen nicht einmal im gleichen Verlag erschienen, passen sie hervorragend zusammen mit ihren pastelligen Hintergründen und den vielen kleinen Motiven. Sie sind gebunden und auch unter dem Schutzumschlag eine Freude; ich muss es einfach erwähnen, weil mir gebundene Bücher ein ganz besonderes Leseerlebnis bescheren.
Ich habe diese Reihe nun noch nicht beendet, doch ich merke schon, dass sicher die Frage aufkommt, welche Reihe man von Sonja Kaiblinger zuerst lesen sollte. Da kann ich guten Gewissens sagen: Lies beide Reihen! Lies es wie dich die Klappentexte ansprechen: Wenn du Lust auf eine Serie im Buch hast, greif zuerst zur Verliebt in Serie Trilogie, wenn dir nach witzigen Verwandlungen ist, ist diese Reihe dein erster Anlaufpunkt. Empfehlen würde ich beide guten Gewissens.
Ein kleines bisschen kann man Sonja Kaiblinger sicher mit Kerstin Gier vergleichen und du weißt, dass sie unser beider Liebling ist.

Lass dich verzaubern,
deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Zeit ist Geld

Everless 1. Zeit der Liebe
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Liebe Daffy,
wie viel wir schon über diese Geschichte gesprochen haben und nun folgt endlich mein fertiger Brief zu Sara Hollands Everless, das 2018 erschien und auf Deutsch bei Oetinger unter dem Titel ...

Liebe Daffy,
wie viel wir schon über diese Geschichte gesprochen haben und nun folgt endlich mein fertiger Brief zu Sara Hollands Everless, das 2018 erschien und auf Deutsch bei Oetinger unter dem Titel Everless. Zeit der Liebe, in einer Übersetzung von Jessika Komina und Sandra Knuffinke auf den Markt kam. Ich habe die deutsche Ausgabe gelesen und möchte dir heute davon berichten.

Bleiben wir zunächst beim Äußerlichen. Wir haben schon sämtliche Ausgaben verglichen, besprochen und dabei festgestellt, dass jedes Cover auf seine ganz eigene Art hervorragend zur Geschichte passt. Ein großes Lob an dieser Stelle an alle Covergestalter! Die deutsche Ausgabe des Schutzumschlags zeigt eine große goldene Uhr mit römischen Ziffern, in dessen Mitte eine Burg zu sehen ist. Am Uhrenrand steht ein dunkelhaariges Mädchen im roten Kleid. All das befindet sich auf einem anthrazitfarbenen Hintergrund, auf dem sich Ornamente schlängeln. Entfernt man den Schutzumschlag, zeigt sich ein eierschalenfarbenes Buch mit einer Uhr, die kurz vor halb drei zeigt. Dreht man das Buch, steht die Uhr auf fünf vor acht. Diese Details sind wundervoll gewählt und auf die Geschichte abgestimmt.

Wie der Untertitel und die Umschlaggestaltung ganz richtig darstellen, spielt Zeit die wohl größte Rolle in dieser Geschichte. Auf dem Klappentext steht: „Eine fesselnde Geschichte über Liebe, Verrat und die Macht der Zeit.“
Ob der- oder diejenige, die das geschrieben hat ein Ranking an Wichtigkeit eröffnen wollte? Ich finde, Liebe ist tatsächlich das unwichtigste Element in dieser Reihung und die Macht der Zeit das wohl Wichtigste. Doch wie komme ich darauf? Vielleicht hilft eine kleine Zusammenfassung:

Jules und ihr Vater leben nach ihrer Flucht aus dem Palast in einem kleinen Dorf. Das Leben ist hart und fordert jede Lebenskraft, die sie aufbringen können. Das ist nicht sinnbildlich, sondern wortwörtlich gemeint. Denn das Geld nennt sich Bluteisen und wird aus dem Blut gegossen, das den Menschen abgezapft wird. Das Blut ist gleichbedeutend mit Lebenszeit. Die Bewohner von Crofton, dem kleinen Dorf, zahlen ihre Pacht, Lebensmittel, etc. also in Lebensjahren. Im Gegenzug verdient man auch Bluteisen, wenn man arbeitet und kann so Lebenszeit dem Körper wieder zuführen, indem man das Bluteisen im Tee schmelzen lässt und trinkt.
Jules' Vater hat fast all seine Jahre verbraucht und ist sehr schwach, als die Nachricht nach Crofton kommt, der Sohn der reichen Familie Gerling würde die Tochter der Königin heiraten und es würden Arbeiterinnen gesucht, die hervorragend bezahlt würden. Wie es das Schicksal will, lebt Familie Gerling auf Everless, ebenjenen Palast aus dem Jules und ihre Vater verstoßen wurden und fliehen mussten. Soll sich Jules als Arbeiterin melden und so das Bluteisen für ihren Vater verdienen oder schwebt sie in Lebensgefahr, wenn sie nach Everless zurückkehrt?

Meine Beschreibung des Inhalts mag etwas kryptisch klingen, doch ich empfinde den Klappentext der deutschen Ausgabe als gar nicht passend und wollte dir mit meiner Erklärung einen anderen Zugang zur Geschichte bieten, den du natürlich im Buchladen mit dem Klappentext ergänzen kannst. Wieso empfinde ich so? Mir wird die Liebe zu sehr in den Mittelpunkt gerückt und ich habe beim Lesen stets darauf gewartet. Was so gar nicht eintrat. Wir haben es mit einer sehr starken, unabhängigen Protagonistin zu tun, die ihre eigene Meinung hat und für sich selbst entscheidet. Gegen den Rat ihres Vaters wählt sie ihren eigenen Lebensweg und weiß, auf welche Fragen sie Antworten suchen möchte. Hier kann man anmerken, tut sie all das nicht, weil sie ihren Vater liebt und diese Liebe gemeint sein könnte? Absolut! Das ist für mich aber auch die zentrale Liebe, die ich in diesem ersten Teil der Reihe als ausschlaggebend benennen würde. Der Klappentext verrät etwas von einer geheimen Liebe und einem Mann, den man fürchten müsse. Ich möchte dir hier nichts vorweg nehmen und gehe daher nicht weiter darauf ein. Nur soviel: Ich finde es nicht sehr gelungen formuliert und nicht wichtig genug für die Geschichte, als dass es so einen prominenten Platz in einem Klappentext einnehmen sollte. Darüber habe ich nun ausreichend gesprochen und komme zu meinem Leseerlebnis.

Als ich das Buch begann, habe ich direkt noch einmal auf den Titel schauen müssen. Doch, ja, ich hatte Everless in der Hand, nicht Die Tribute von Panem. Es war etwas irritierend, dass Jules und Katniss beide im Wald jagen und dieser Umstand doch sehr ähnlich beschrieben wurde. Genauso wie sie nach der Jagd versuchen, ihre Beute im Dorf zu verkaufen. Insgesamt habe ich lange gebraucht, in die Geschichte einzutauchen und hoffe, meine kleine Erklärung mit dem Bluteisen hilft dir, dich schneller zurecht zu finden.
Wir nehmen nach einigen Kapiteln einen Ortswechsel vor und daraufhin kam ich immer mehr in einen Lesefluss, bis ich das Buch schließlich in einem Rutsch gelesen hatte. Wie ich schon sagte, folgen wir einer starken Protagonistin, was mich total begeistert hat. Insgesamt ist die Präsenz von starken Frauenfiguren in dieser Geschichte hoch. Die Küchenchefin hat mir unheimlich gut gefallen, wie sie für Jules eine Mischung aus Mutterfigur und strenger Vorgesetzter war. Wir lernen die Königin kennen, die von niemandem berührt werden darf, was ihr eine ganz interessante erhobene Stellung einräumt. Die Tochter der Königin, deren Geschichte sich erst nach und nach entfaltet und wir erst zusammen mit Jules mehr darüber erfahren. Die Hofdame, die stets flüstert und unserer Hauptfigur Türen öffnet, die diese selbst so gern öffnen würde.
Dieser Frauenpower stehen drei prägnante Männerrollen gegenüber. Jules Vater habe ich schon erwähnt. Zusätzlich dazu gibt es noch die beiden Gerling-Söhne Roan und Liam. Beide sehr interessant geschrieben und bei Jules Emotionen auslösend wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Die drei kennen sich nämlich schon von Kindesbeinen an, was natürlich ihre Vergangenheit in diese Geschichte einfließen lässt.

Du merkst, hier prallt die Vergangenheit auf die Gegenwart, was die Zukunft beeinflussen kann, da Jules ja ein festes Ziel vor Augen hat, auf das sie hinarbeiten möchte. Das wohl treffendste Zitat, das dieses Buch, aber wahrscheinlich auch unser aller Leben beschreibt, ist auf Seite 30 zu lesen: „Zeit ist Geld.“
Nimm' dir die Zeit und lies dieses Buch, wenn ich dich ein wenig neugierig machen konnte. Für mich war es ein zäher, nicht allzu innovativer Start, der jedoch zu einer ganz tollen Buchidee führte, die ich so noch nicht in den Händen hatte. Das war jetzt der erste Teil einer, wie ich glaube, Duologie. Der zweite Band (Evermore) ist bereits auf Englisch erschienen und wird auf Deutsch unter dem Titel Everless. Zeit der Wahrheit am 15.04.2019 herauskommen.

Deine Daisy

Veröffentlicht am 02.11.2019

Eine charmante Pretty Woman-Geschichte

Kissing Lessons
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Liebe Daffy,

es ist wieder soweit, ich möchte dir das neue Buch von Kyss vorstellen: Kissing Lessons von Helen Hoang, das dieses Jahr auf den deutschen Markt kam. Unter dem Titel The Kiss Quotient erschien ...

Liebe Daffy,

es ist wieder soweit, ich möchte dir das neue Buch von Kyss vorstellen: Kissing Lessons von Helen Hoang, das dieses Jahr auf den deutschen Markt kam. Unter dem Titel The Kiss Quotient erschien das Original 2018. In der Biografie der Autorin steht, dass das Buch einiges an positivem Aufsehen innerhalb des Liebesromangenres erregt habe und so war ich besonders gespannt, ob ich dem zustimmen würde.

Inhalt
Stella ist Single und etwas verzweifelt, als ihre Mutter sie damit konfrontiert, dass es mit ihren 30 Jahren langsam an der Zeit wäre, über einen Ehemann und Kinder nachzudenken. Dadurch, dass Stella Autistin ist, fällt es ihr ausgesprochen schwer, neue Bekanntschaften zu machen und sich ungewohnten Situationen zu stellen. Auch ihre bisherigen Erfahrungen mit Männern waren alles andere als angenehm, weil ihr wohl die Übung fehlt. Zumindest ist das Stellas Ansicht und so kommt sie auf die Idee, einen Escort zu engagieren. Michael soll ihr alles beibringen, was es in Liebesdingen braucht. Kann man lieben lernen?

Vom Anfänger zum Profi?
Dir wird schon aufgefallen sein, dass ich mich dieses Jahr viel im Bereich Liebesroman/ New Adult aufgehalten habe und auch dieses Buch gehört in besagtes Genre. Ich möchte behaupten, ich habe langsam ein Schema erkannt, nach dem diese Geschichten funktionieren. Der Schreibstil ist leicht zu lesen und oftmals wechseln wir zwischen den Sichtweisen der weiblichen und des männlichen Protagonisten. Sie ist oftmals schüchtern und unerfahren, er der absolute Draufgänger und Frauenheld. Die beiden lernen sich kennen, es folgt das langsame Annähern und umeinander Rumtanzen, bis die beiden im Bett landen, dann stellen sie fest, es gibt ein unüberwindbar scheinendes Problem, sie trennen sich, um dann in einem märchenhaften Happy End zum Traumpaar zu werden.
Kissing Lessons bildet hier keine Ausnahme. Ohne dir inhaltlich etwas vorwegzunehmen, kann ich sagen, dass die Geschichte nach dem eben beschriebenen Schema F abläuft; inklusive toll zu lesendem Schreibstil und wechselnden Sichtweisen.
Warum habe ich dem Buch dann vier Sterne gegeben, wenn ich doch schon vor dem Aufschlagen der ersten Seite das Ende vorhersehen konnte? Weil das Buch innerhalb seines Genres so viel richtig macht.
Aus persönlichen Gründen fing Helen Hoang an, die Diagnose Autismus zu recherchieren und auf diesem Wege ihre Protagonistin zu entwickeln. Stella ist das typische New Adult-Mäuschen, das schüchtern und unerfahren ist und doch ist sie mal eine ganz andere Figur. Abgesehen davon, dass sie Autistin ist (ich kenne mich leider nicht hinreichend in diesem Fachbereich aus und weiß nicht, ob ich hier alles richtig beschreibe, deshalb bitte ich um Verzeihung, wenn die Bezeichnung als Autistin nicht gänzlich korrekt ist), ist Stella ein Arbeitstier in einer mathematisch orientierten Branche. Sie ist sehr fleißig und hoch begabt, weshalb sie mit ihren 30 Jahren schon über ein stattliches Einkommen verfügt. Ihre Familie gehört zusätzlich einer wohlhabenden Gesellschaftsschicht an.
Michael, der männliche Protagonist, ist mit seiner Tätigkeit als Escort nicht nur ein Prostituierter, er ist zusätzlich auch in einer künstlerischen Branche tätig und kommt aus einer Familie mit großen Geldsorgen.
Wie du siehst, haben wir zwar das Klischee des Liebesromans erfüllt, sie ist die Schüchterne, er der Bad Boy, doch was die gesellschaftliche Stellung angeht, wurden die Karten einmal neu gemischt. Eine großartige Idee! Denn es muss nicht immer der reiche Geschäftsmann, Arzt oder Musiker die Macht über die sowieso schon emotional unsichere Frau haben. Cinderella kann sich ihr Schloss selbst finanzieren und der Prinz wird eingeladen, auf dem Ball erscheinen zu dürfen.
Die Autorin selbst beschreibt ihre Geschichte als eine Pretty Woman-Geschichte mit vertauschten Rollen. Meine Assoziation bei diesem Buch ging abgesehen davon eher in Richtung des Films The Wedding Date, bei dem sich die Protagonistin einen Escort engagiert, damit er sie auf die Hochzeit ihrer Schwester begleitet.
Die Idee Hoangs ist also nicht revolutionär, doch sie funktioniert in diesem Buch. Auch, weil der Autismus eine tragende Rolle spielt und, meines Erachtens, gut dargestellt wird. Anders als in anderen Büchern, bei denen ich nicht verstanden habe, warum sie nun unerfahren ist und er seine Frauengeschichten gar nicht mehr an zwei Händen abzählen kann, haben Stella und Michael eine schlüssige Biografie bekommen.

Was ich bei dem Klappentext so nicht erwartet hätte, war die doch hohe Anzahl an Sexszenen. Hier ist mir innerhalb des Genres aufgefallen, dass das variiert, man es aber in der Regal am Klappentext erkennen kann, wie gerne die AutorInnen Bettszenen in ihre Bücher schreiben. Dieses Buch ist weniger ein Anfängerkurs fürs Küssen, mehr eine Art Ausbildung zum Profi im Schlafzimmer.

Fazit
Kissing Lessons hat absolut seine Daseinsberechtigung innerhalb seines Genres und bedient hier auf gut gemachte Art und Weise die Klischees, die diese Geschichten ausmachen. Dafür, dass es Helen Hoangs Debüt ist, hat sie genau erkannt, wie sie die Geschichte aufbauen und schreiben muss. Durch die untypischen Geschlechterrollen sowie dem Autismus verleiht sie dem Ganzen eine individuelle Note. Das Buch ist nicht revolutionär, doch ich vergebe guten Gewissens vier Sterne aufgrund der oben genannten Gründe.
Wenn ich es richtig verstanden habe, schreibt Hoang an einer Liebesromanreihe rund um das Thema Autismus. Ob ich wirklich eine ganze Reihe brauche, weiß ich noch nicht, doch allgemein bin ich der Autorin nicht abgeneigt und ich freue mich darauf, wenn ich noch anderes von ihr lesen könnte.

Deine Daisy

Disclaimer: Dieses Buch habe ich in einem Bloggergewinnspiel beim Verlag gewonnen und kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Wie wird man eine Prinzessin?

Princess Academy, Band 1: Miris Gabe
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Liebe Daffy,

ich habe wieder eine Prinzessinnengeschichte, die ich dir vorstellen möchte. Shannon Hales Princess Academy. Mirirs Gabe ist 2017 im Ravensburger Verlag auf den deutschen Markt gekommen. ...

Liebe Daffy,

ich habe wieder eine Prinzessinnengeschichte, die ich dir vorstellen möchte. Shannon Hales Princess Academy. Mirirs Gabe ist 2017 im Ravensburger Verlag auf den deutschen Markt gekommen. Bemerkenswert ist aber, dass es im Original schon 2005 erschien. Die Geschichte ist also schon eine ganze Weile unter den Leseratten unterwegs, kann ihren Charme aber auch jetzt noch versprühen. Die Übersetzung stammt von Alexandra Ernst.

Aufmerksam bin ich durch das schöne Cover geworden. Ich weiß nicht, ob es einen Sonnenaufgang oder -untergang sein soll, aber der leuchtende Himmel über einer schneebedeckten Landschaft, ist genau mein Geschmack. Nur die Abbildung von Schloss Neuschwanstein irritiert mich und hat meines Erachtens nach keine Bedeutung für die Geschichte.

Als ich den Klappentext gelesen habe, musste ich direkt an Selection von Kiera Cass denken. In einem Bergdorf wohnt unsere Protagonistin Miri. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester. Die Dorfbewohner haben eine besondere Aufgabe, sie bauen nämlich den Linderstein ab und handeln mit diesem; hierbei handelt es sich um einen fiktiven Stein, den die Autorin für die Geschichte erfunden hat. Eines Tages stellt ein Beschluss des Königshaus das Dorfleben auf dem Kopf. Das Dorf wurde ausgewählt, das Mädchen zu stellen, welches den Prinzen heiraten soll. Um den Anforderungen zu entsprechen, werden die Mädchen auf die „Princess Academy“ geschickt, um lesen, schreiben, Manieren und Tanz zu erlernen. Welche von Ihnen wird die Braut des Prinzen?

Obwohl die Zusammenfassung einen ganz bestimmten Eindruck hinterlässt, war ich beim Lesen ganz überrascht. Es hatte gar nichts mit meinen Erwartungen gemein. Was absolut nichts Schlechtes heißen soll. Ich hatte nur mehr mit Prunk und Glamour gerechnet und nicht mit einer kleinen pro Feminismus-Geschichte für junge Mädchen. Miri ist eine starke Hauptperson, die eifrig lernen möchte. Dabei werden ihr einige Steine in den Weg gelegt, doch trotz allem verliert sie ihren Lerneifer nicht. Sie zeigt uns wie wichtig Freundschaft und Familie ist und dass man seine Wurzeln nie verliert, sondern durch das Erinnern daran stärker werden kann.

Shannon Hale baut kleine fantastische Elemente ein, die die Meinung vielleicht zweiteilen könnten. Ich hätte sie nicht gebraucht und das Buch gelungener gefunden, wäre alles auf natürliche Weise zu erklären gewesen. Die Welt, die die Autorin geschaffen hat, ist eine fiktive und nicht in dieser Welt verankert. Trotzdem habe ich mit beim Lesen das Ganze irgendwie in Skandinavien vorgestellt. Vielleicht liegt es an den gewählten Namen. Durch die fiktive Welt und die magischen Elemente, konnte ich Miris Werdegang zwar nachvollziehen, doch hundertprozentig war ich nicht an der Figur dran. Sie bietet tolles Identifikationspotenzial als eine emanzipierte junge Frau, die ihr Recht zu lernen einfordert, doch ich musste mir zu viel selbst erklären und vorstellen. Wie ich bereits sagte, ich habe die Geschichte für mich in Skandinavien angesiedelt, was sicher gar nicht im Sinne der Autorin ist. Doch ihre fiktive Welt war mir nicht zugänglich genug. Auch Miris magischen Fähigkeiten, die ich nicht ganz begriffen habe, bauten eine Mauer zwischen sie und mich. Nichtsdestotrotz hatte ich einen guten Lesefluss und fand einige Wendungen hervorragend.

Soweit ich es richtig im Blick habe, gibt es von der Princess Acadamy drei Bände. Gelesen habe ich bisher aber nur den ersten Teil. Es ist ein richtiges Winterbuch, weil Schnee nicht nur auf dem Cover eine wichtige Rolle spielt. Ich kann mir richtig gut vorstellen, dass junge Lerserinnen um die 11 Jahre richtig Spaß mit dem Buch haben, wenn sie es mit in die Skiferien nehmen. Mit 349 Seiten hat man einen schönen Schmöker, der sich ruck-zuck lesen lässt und einige spannende Momente zum Fingernägel kauen gibt’s obendrauf. Wann sind deine nächsten Ferien?

Deine Daisy