Große Erwartungen, die nicht erfüllt wurden
Animant Crumbs StaubchronikLiebe Daisy,
huhu, hier bin ich wieder. Wo ich war? In der Vergangenheit natürlich. Genauer gesagt in London, 1890. Wie ich dorthin gekommen bin? Nein, nicht mit einem Chronographen, sondern mit dem Buch ...
Liebe Daisy,
huhu, hier bin ich wieder. Wo ich war? In der Vergangenheit natürlich. Genauer gesagt in London, 1890. Wie ich dorthin gekommen bin? Nein, nicht mit einem Chronographen, sondern mit dem Buch Animant Crumbs Staubchronik von Lin Rina. Das hat sie ursprünglich auf Wattpad veröffentlicht, bevor Drachenmond es verlegt und 2017 in gebundener Form auf den Markt gebracht hat. Und lass dir sagen: das Design ist eine Augenweide!
Der Roman folgt der Geschichte von Animant, die aus einer wohlhabenden Familie stammt und von ihrer Mutter verheiratet werden soll. Das passt ihr aber gar nicht, da sie ihre Zeit lieber mit geistreichen Büchern, als mit stinklangweiliger, sozialer Etikette verbringt. Wie es das Schicksal so will, bietet sich gerade im rechten Moment die Möglichkeit für sie, einen Monat lang nach London zu gehen, um dort in einer Bibliothek zu arbeiten. Als Assistentin des verschrobenen Bibliothekars, was ihre Welt natürlich völlig auf den Kopf stellt.
Klingt soweit eigentlich nach einer ganz spannenden Prämisse, oder? Eine starke Protagonistin, die sich gegen eine patriarchale Gesellschaft durchsetzen möchte. Leider ging das Konzept (für mich) nicht auf. Das lag zum Teil an der Figurenkonstruktion, aber noch viel mehr am Schreibstil.
Aber eins nach dem Anderen, damit du nachvollziehen kannst, wo meine Probleme mit diesem Buch liegen. Erst einmal zu den Figuren. Beginnen wir mit der Protagonistin, Animant: 19 Jahre alt und ihrer Zeit mit ihrem Verhalten weit voraus. Der Klappentext betont, dass sie scharfsinnig und sarkastisch ist. Beziehungsweise sein soll. Ich habe sie als leicht zu beleidigen und selbstbezogen empfunden. Sie handelt oft impulsiv und reagiert stärker als die jeweiligen Situationen es anmuten ließen; zum Beispiel, wenn sie ihren Vorgesetzten anbrüllt, obwohl sie klar im Irrtum ist (S. 118f). Ihre „sarkastischen“ Kommentare waren leider öfter als nicht beleidigend. Ich hatte dabei das Gefühl, dass die Autorin gewisse Charakterzüge zu sehr vermitteln wollte und dabei über das Ziel hinausgeschossen ist. Dadurch entstanden unter anderem absurde Aussagen, die sich bzw. die Figuren nicht richtig einordnen ließen, z.B.: „Aber vielleicht musste das auch sein als Strafe für mich und meinen Frevel an einem verliebten Mann" (S. 267). Hier zeigt sich zudem, wie wichtig Animant sich selbst nimmt. Im Positiven wie im Negativen: Sie denkt, Dinge passieren nur, um sie zu ärgern, und fühlt sich gleichsam verantwortlich für solche, die nichts mit ihr zu tun haben (z.B.: S. 497/501). Dies gilt allerdings nur, wenn es zur Handlung beiträgt (dazu gleich noch mehr); an anderen Stellen sind ihr ihre Freunde nicht einmal wichtig genug, um ihnen zuzuhören: „[Sie] war zum Glück mit ihren eigenen Gesprächsthemen beschäftigt [...]“ (S. 518).
Auch der Forderung nach Scharfsinn wird nachgegangen. Die Figur rühmt sich mit ihrem nüchternen, logischen Blick. Eine Instanz, in der das besonders deutlich zu spüren ist, ist ihr Zugang zu Männern. Sie möchte nicht verheiratet werden und argumentiert sämtliche potentiellen Freier weg. Das gelingt ihr problemlos (zumindest vor sich selbst), weil sie sich den Menschen in ihrer Umgebung mehrheitlich intellektuell überlegen und sich befähigt fühlt, sie entsprechend zu behandeln. Aber glaub bitte nicht, dass sie alle konsequent gleich behandelt. Sie schwärmt durchaus für alle möglichen „jungen Männer“. Zwar stellt sich später heraus, dass diese ein höheres Bildungsniveau zu haben scheinen, doch das, was Animant positiv herausstreicht, beruht meist auf Oberflächlichkeiten (wie oft wir von den verschiedenen Schattierungen der Augenfarbe ihrer zwei Favoriten gehört haben, kann ich dir gar nicht sagen).
Zudem hat Animant ein zweifelhaftes Urteilsvermögen. Als sie an einer Stelle (im wahrsten Sinne des Wortes) in der Klemme steckt, will sie sich nicht helfen lassen, obwohl sich jemand dazu bereit erklären würde. Der Grund dafür ist, dass ihr Rock verrutscht ist und man ihre Unterwäsche sehen könnte (S. 165f.), weswegen sie lieber Knochenbrüche in Kauf nehmen möchte. An einer anderen Stelle, stellt sie einer anderen Figur nach und findet erst etwas Verwerfliches daran, als eine Konfrontation erzwungen wird. Doch ihr Gegenüber reagiert nicht so wie man erwarten würde, sondern tut es mit einem Lächeln ab (S. 381f.). Wie soll man denn Figuren mit so fragwürdigen Moralvorstellungen ernst nehmen?
Die Namen der Figuren wirken zudem sehr gewollt: Die Hauptdarstellerin heißt, wie bereits erwähnt, Animant, vom Lateinischen „animare“, was übersetzt „belebt“ heißt; bestimmt eine Anspielung auf die Charakterzüge, die vermittelt werden sollen. Der Bibliothekar heißt Mr. Reed, eine Studienkollegin Elisa Hemmilton; diese Anspielung an das Musical Hamilton ist nicht gerade subtil. Was mich zu den anderen Charakteren der Geschichte bringt. Die sind leider kaum sympathischer und lesen sich als überaus platte Stereotypen. Bei vielen der Nebenfiguren hatte ich jedenfalls das Gefühl, dass sie reine FunktionsträgerInnen waren, die die Handlung weitertreiben sollten. Sie werden auf einzelne Eigenschaften beschränkt und man erfährt nichts, was nicht unwesentlich zur Haupthandlung beiträgt. Sehr schade, weil vernetzte Geschichten beim Lesen doch mehr Spaß machen als streng lineare. Aber zum Schreibstil erzähle ich eh gleich nochmal mehr. Um nochmal auf die Figuren zurückzukommen: Ich fand Animants potentielle Love Interests leider ebenfalls wenig ansprechend bzw. interessant. Sie sind im Endeffekt Edward, bloß auf zwei Figuren aufgeteilt: der eine vom Verhalten, der andere vom Äußeren; ich sag nur: „und das Gold in seinen Augen wurde flüssig“ (S. 240). Ich habe den Versuch ihnen Tiefe zu geben mitbekommen, aber durch die subjektive Wahrnehmung der Protagonistin (die sehr schwarz/weiß kategorisiert), wurden die beiden ebenfalls auf wenige Charakterzüge reduziert. Die Vermutung, dass sich im Verlauf der Geschichte kaum Charakterentwicklungen ergeben würden hat sich somit leider bestätigt.
Ich hatte auch das Gefühl, dass die Romanze sich nicht natürlich entwickelt. Sie bevormundet und bemuttert den auserwählten jungen Mann die ganze Zeit (z.B.: S. 291), während er sich wie Edward verhält und meint, dass er nicht gut für sie sei. Im Endeffekt sind sie also beide einen Großteil des Buches davon überzeugt, dass er unzureichend für sie ist. Ich kann mich gar nicht erinnern, ob die beiden überhaupt jemals ein vernünftiges Gespräch geführt haben, bei dem sie beide im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten gewesen sind. Nichtsdestotrotz ändert Animant ihre Meinung über ihn schlagartig; ob das angebracht ist, wage ich bei dem Auslöser zu bezweifeln. Dann wird alles plötzlich extrem kitschig und sie beginnt „Sternstruktur[en] in seiner Iris [zu] erkennen“ (S. 442). (Wie gesagt, ich zweifle etwas an ihrer Zurechnungsfähigkeit.) Animant mutiert dann irgendwann vollends zu Bella (S. 536), was mich überlegen lässt, ob das hier generell mal eine Twilight Fanfiktion gewesen ist.
Was mich zum Schreibstil bringt, der meinen größten Kritikpunkt ausmacht; schwer zu fassen, wo die Figuren mich schon so aufgeregt haben, ich weiß. Spürst du meinen Seufzer? Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Vielleicht wirklich am Anfang (danke, Lewis Caroll, für diesen Tipp!): wie bereits erwähnt, ist die Geschichte ursprünglich auf Wattpad erschienen. Laut Website ist das eine „social, on-the-go [storytelling] experience“ (https://www.wattpad.com/about/). Genau so fühlt sich das Buch an. Dass es von Drachenmond entdeckt und adaptiert, oder zumindest lektoriert worden ist, spürt man leider nicht; sage ich, ohne die ursprüngliche Version zu kennen.
Meine Irritation mit dem Schreibstil fängt bei banalen Dingen wie Wortwiederholungen an. Es passiert regelmäßig, dass sich diese innerhalb von zwei Zeilen (z.B.: S. 18), nicht selten direkt untereinander, finden. Etwa: „Etwas verloren stellte ich mich wieder neben den Kamin. Der Platz in jedem Raum, an dem ich mich am wenigsten verloren fühlte.“ (S. 130). Auch eine Vielzahl an Füllworten finden ihren Platz; z.B.: „Sie war eingebildet, blasiert und wirkte zudem auch noch nicht besonders intelligent.“ Zusätzlich verwendet die Autorin stellenweise willkürliche Satzzeichen (z.B.: Fragesätze ohne Fragezeichen) und Bindeworte (S. 177). Gepaart mit willkürlichen Absätzen (z.B.: S. 37 unten), die häufig nur aus einzelnen Sätzen ohne erkennbaren Zusammenhang bestehen, wirkt der Text unrund und ich musste mich oft zusammenreißen, um nicht querzulesen.
Dazu kommen Unklarheiten, die den Lesefluss stören. Teilweise entstehen sie durch grammatikalische Fehler, wie hier: „Mr Reeds Kopf drehte sich sofort in meine Richtung, als er mich so lachen hörte, kniff die Augen prüfend zusammen und ließ dann tatsächlich das Buch sinken.“ (S. 356) Wer ist hier das Subjekt? Richtig, Mr Reeds Kopf. Das macht leider genau so wenig Sinn, wie andere inhaltliche Unklarheiten, etwa „ich hörte die Schritte schon, bevor sie auch von meiner Wahrnehmung erfasst wurden“ (S. 512). Seit wann gehört das Gehör denn nicht mehr zu den Sinnesorganen, die die Wahrnehmung bedingen? Auch Kausalzusammenhänge, die so nicht gegeben sind, werden behauptet: "Ich rutschte mit dem Po ein Stück weiter auf die Stuhlkante, um aufmerksamer zuzuhören [...]" (S. 28).
Strukturell sind ebenfalls Unklarheiten spürbar: Die Geschichte ist in der Erste-Person-Perspektive von Animant geschrieben; zudem handelt es sich um eine Erzählung im Präsens. Die Erzählstruktur erlaubt es also nicht, Dinge vorwegzunehmen, da wir auf die Wahrnehmung und das Wissen der Protagonistin angewiesen sind. Die Autorin bricht jedoch mehrfach mit dieser Struktur. Sie lässt die Protagonistin völlig abgeklärt über Dinge reflektieren, die dieser zu dem jeweiligen Zeitpunkt nicht möglich wären. Etwa, wenn sie nicht im vollen Besitz ihrer geistigen Fähigkeiten ist, aber bereits darüber nachdenkt, dass sie ihr Handeln am nächsten Tag bereuen wird (S. 359/361) Dadurch brechen die etablierten Figuren, die Struktur wird uneinheitlich und der Lesefluss gestört.
Die gerade beschriebene Instanz ist zudem eine, bei der sich zeigt, wie repetitiv das Buch ist: Leserinnen und Leser bekommen haargenau mit, was dazu führt, dass die Protagonistin in so einem Zustand ist und was sich folglich entwickelt. Als sie am nächsten Morgen aufwacht kann sie sich jedoch nicht mehr daran erinnern. Es ergibt sich jedoch kein Mehrwert durch diesen Wissensvorsprung: ich konnte als Leserin beobachten, wie Animant über die nächsten (ca.) 200 Seiten krampfhaft versucht hat, die Löcher in ihrem Gedächtnis zu stopfen. Etwas, das nicht sonderlich spannend zu beobachten war, weil nichts Großes passiert war bzw. sich daraus ergeben hat. Wobei ich sagen muss, dass der gesamte Plot sich sehr dünn anfühlte; aber vielleicht bin ich einfach zu leseerfahren für dieses Buch? Es war jedenfalls wenig reizvoll, die Erlebnisse von diesem Abend drei Mal präsentiert zu bekommen. Viel spannender wäre es gewesen, von dem linearen Prinzip abzuweichen und etwa beim Erreichen des veränderten geistigen Zustandes einen Zeitsprung einzubauen. Dann hätten Rezipienten und Rezipientinnen die Chance, mit der Protagonistin mitzufiebern, was passiert sein könnte und es gemeinsam mit ihr zu entdecken.
Diese inhaltlichen Rekapitulationen von Gesagtem finden sich noch häufiger (z.B.: S. 412/415), auch im kleineren Rahmen. Es werden regelmäßig bereits mehrfach etablierte Dinge (wie etwa die Augenfarben der Herren, pardon, jungen Männer) angesprochen. Oder aber, offenkundige Dinge mitgeteilt, wie hier „ich hatte noch nie in einer Bibliothek gearbeitet.“ (S. 30) Eine Aussage Animants, die an diesem Punkt nichts Neues für uns ist, da wir wissen, dass sie noch nie gearbeitet hat. Diese inhaltlichen Wiederholungen machen wohl einer der Gründe dafür aus, dass mir die zweite Hälfte des Buches irrsinnig lange vorgekommen ist. Ein weiterer könnte darin begründet liegen, dass die Autorin häufig zusammenfassend beschreibt, anstatt die situativen Szenen selbst zu entwickeln. Etwas, das den Figuren sicherlich gut getan hätte, da Leserinnen und Leser sie nicht nur durch Animants Augen gefiltert, sondern häufiger im direkten Gespräch erleben hätten können.
Leider scheint der Autorin und dem Lektorat auch entgangen zu sein, dass Dinge gesagt werden, die später geäußerten widersprechen: Der Bibliothekar weist Animant etwa an: „Dann schlage ich vor, Sie sehen sich ein bisschen um, bis ich so weit bin [...]“ (S.44). Kurz darauf fährt er sie an: „Es ist eine Dreiviertelstunde vergangen, seit ich Sie entlassen habe. Und ich habe wahrlich keine Zeit, Sie im ganzen Gebäude zu suchen“ (S. 48). Auch innerhalb weniger Sätze kommt dies vor. Wenn die Autorin etwa beschreibt, wie der Schnee im Tageslicht glitzert, zwei Sätze später aber erklärt, dass die Figuren den Weg ohne Straßenlaternen nicht finden würden (S. 389).
Solche Vorfälle kommen leider häufiger vor und haben ein unstimmiges Gefühl hervorgerufen. Wie bereits erwähnt, bin ich mir bewusst, dass die Geschichte ursprünglich nicht als Buch geplant gewesen war. Ich habe früher genug Fanfictions gelesen, um zu wissen, dass diese nicht immer komplett logisch kohärent sind/sich wiederholen, weil zwischen dem Schreiben der einzelnen Kapiteln oft viel Zeit vergeht. Entsprechend ist man als Leser und Leserin solcher dankbar, an frühere Ereignisse erinnert zu werden. Ich hätte mir jedoch gewünscht, dass der Verlag an dieser Stelle eingegriffen hätte. Inhalte wollen eben doch an das jeweilige Medium angepasst werden. Das gilt in diesem Fall auch für die Kapitelüberschriften. Ich kann mir vorstellen, dass die wunderbar für die Onlineversion funktioniert haben: sie tragen die jeweilige Nummer und eine Zusammenfassung des Kapitels im Namen, etwa „Das Erste, oder das, in dem mein Onkel zu Besuch kam“ (S. 8). Online hilft eine Übersicht der vergangenen Kapitel bestimmt, sich zu erinnern, wo man sich in der Geschichte befindet, wenn man länger nicht gelesen hat; oder, um neue Leser und Leserinnen anzuwerben. In Buchform ist das jedoch nicht mehr nötig und nimmt leider viel vorweg, wenn man das Buch nur aufschlägt und nach seinem Lesezeichen sucht.
Gleichzeitig hatte ich das Gefühl, dass die Autorin viele Möglichkeiten hat verstreichen lassen (wieder: bei einer Online Plattform, keine Schande. In Buchform, hätte das gerne noch ergänzt werden dürfen). Etwa das Archiv im Keller, von dem ich mir viel versprochen habe, was sich nicht eingelöst hat. Ohne zu viel zu sagen: auch das Ende hätte Potential gehabt (es hätte mich fast dazu gebracht, dem Buch noch einen Stern mehr zu geben). Dann sind aber leider noch die letzten acht Seiten gekommen und ich stand wieder kurz davor, das Buch gegen die Wand zu werfen. Sehr schade.
Ich muss auch sagen, dass ich mit einigen inhaltlichen Dingen nicht ganz zufrieden war. Vieles, etwa Buchtitel, die erwähnt wurden, war gut recherchiert und zu der Zeit schon verfügbar. Anderes war damals schon erfunden gewesen, aber kaum im Umlauf, z.B.: Mineralwasser, was mich stutzig hat werden lassen. Das war einer der Momente, in denen ich unterbrochen und erst einmal recherchiert habe, ob das denn auch alles so stimmt, wie es behauptet wird. Ein interessanter Lerneffekt, der jedoch vermutlich nicht von der Autorin intendiert worden ist. Manche der beschriebenen Dinge waren (so hat meine Recherche gezeigt) in der behaupteten Form jedoch definitiv nicht möglich: heißes, fließendes Wasser zum Beispiel. Oder eine Maschine, die eingravierte Zahlen abtasten, analysieren und mit anderen vergleichen kann (S. 91) – dafür bräuchte es einen Computer. Ich weiß auch nicht, warum es dieses Objekt gebraucht hat. Meiner Meinung nach, wäre die Story auch ohne diesem ausgekommen. Die eine, für die Handlung relevante Sequenz, die damit zu tun hat, hätte man bestimmt auch anders bauen können, um denselben Effekt zu erzielen.
Dasselbe gilt für den Religionskonflikt, der aufgemacht wird: Es handelt sich um ein romantisches Jugendbuch. Warum braucht es den Antisemitismus als nebensächlichen Konflikt? Das kann dem Ausmaß davon doch gar nicht gerecht werden. Sich diese Thematik zu schnappen, um ein Problem zu schaffen, das die Handlung vorantreiben soll, habe ich als äußerst respektlos empfunden. Zumal ich der Ansicht bin, dass die vorherrschende Religion in England zu der Zeit (nämlich seit 1688) die evangelische und nicht die römisch-katholische ist, der Animant hier anzugehören scheint.
Ich muss also leider sagen, dass dieses Buch mich gar nicht überzeugen konnte. Entsprechend verwundert bin ich über den Hype und darüber, wie alleine ich mit meiner Meinung bin. Ich kann mir vorstellen, dass unerfahrenere, jüngere Leserinnen ab zehn Spaß an diesem Buch haben könnten. Aber selbst diesen würde ich zuerst eine Vielzahl an anderen Büchern empfehlen. Leserinnen und Leser mit höherem Anspruch an Schreibstil und Figurenkonstruktion, sowie Entwicklungsbögen dieser, würde ich das Buch auf keinen Fall empfehlen.
Deine Daffy