Wie eine einzige Geschichte, ein ganzes Leben verändern kann...
"Du darfst niemals den Wunsch haben, etwas anderes zu sein als das, was du bist [...] Vergiss das nie. Du sollst nicht mehr haben wollen als das, was dir gegeben wurde. Es könnte der größte Fehler deines Lebens sein."
Inhalt:
Noah Barleywater, rennt von zu hause fort. Eines Morgens, der Tau ruht noch auf den Grashalmen, macht der kleine, 8-jährige Junge sich auf den Weg und lässt sein Elternhaus hinter sich. Nie wieder will er zurückkehren, denn er will nach Vorne gehen und Abenteuer erleben. Doch was er sucht und was er am Ende findet, ist nichts, womit Noah, jemals gerechnet hätte.
Auf seiner Reise stößt er auf das wohl größte Abenteuer seines Lebens und findet dabei heraus, was es heißt an Wunder zu glauben, wie viele Geschichten die Welt erfüllen und das es etwas gibt, was viel wichtiger ist, als die große, einsame, endlose Reise. Denn auf seinem Weg, trifft Noah einen alten Mann. Dieser lebt versteckt und zurückgezogen, in einem Laden voller Holzspielsachen, in einem magischen Dorf, in welchem Tiere sprechen und Bäume zaubern können. Ein Dorf, ein Haus und ein Mann - voller Magie.
Als der alte, einsame Mann anfängt, Noah aus seiner eigenen Geschichte zu erzählen, beginnt ein Abenteuer voller Moral, Liebe, Freundschaft und der Wahrheit.
Denn das Leben ist nicht immer einfach, aber egal wie schnell wir laufen, am Ende werden wir nie weit genug entfernt sein, um unseren Problemen ganz zu entfliehen.
Idee/ Umsetzung:
Es gibt viele märchenhafte Geschichten, voller Wunder und Magie, aber nicht allzu viele, die auch Gedanken beeinflussen und eine gewisse Schwere zurücklassen. "Der Junge mit dem Herz aus Holz", ist eine Geschichte voller Moral und Wahrheit und genau diese Eigenschaften, grenzt sie von anderen, märchenhaften Werken ab und macht sie so einzigartig. Was John Boyne hier geschaffen hat, ist einfach unglaublich. Ich muss zugeben, dass ich am Anfang des Buches sehr skeptisch war. An fantastische Buchelemente bin ich gewöhnt, aber in diesem Werk kamen sie zunächst zu kindlich, zu verspielt herüber und erinnerten viel zu oft an ein Kinderbuch. Besonders auf den ersten ca. 40 Seiten, war ich hin- & hergerissen, ob dieses Buch überhaupt etwas für meine Zielgruppe ist. Doch nach einiger Zeit war jede Skepsis vergessen und ich konnte mich ganz fallen lassen. Denn wenn man einmal einen Blick durch den Buchvorhang wirft, leicht verstohlen, aber doch mit Köpfchen, dann entdeckt man eine viel größere Absicht, das eigentliche Ziel. John Boyne will neben der Unterhaltung auch eine Botschaft vermitteln. Nach und nach baut sich die Handlung auf, fügt ein Puzzlestück in das Nächste und zeigt am Ende das große Gesamtbild, welches sich sanft, aber voller Eindringlichkeit in den Köpfen der Leser einnistet und einen süßlichen Nachgeschmack hinterlässt. Was zunächst als niedliche, eher belanglose Geschichte beginnt, entwickelt sich schnell zu einem Werk voller Wahrheit und Gefühl. Schlicht: Ein Buch, welches man so schnell nicht vergessen wird.
Schreibstil:
Die Art und Weise des Autors, die Buchstaben zu Sätzen, zu Kapiteln und später, einem ganzen Buch zu verpacken, hat mir sehr gut gefallen. Denn auch wenn seine "fantastischen" Buchelemente zunächst sehr verspielt und kindlich wirken, so merkt man schnell, dass der Autor, auch erwachsene Leser, mit in seine Welt ziehen kann. Dabei berührt er junge, sowie alte Menschen, vorallem in ihrer Gefühlswelt. Er streift umher, regt den Sinn für einen niedlichen, süßen Humor an und appelliert an das Gute und Richtige im Menschen. Bei John Boyne, habe ich das erste Mal das Sprichwort verstanden: "Mit einem lachenden und einem weinenden Auge". Denn sein Werk löst Schmerz, Trauer und Tränen aus, aber dies nicht mit einer übertriebenen Bitterkeit, sondern viel mehr mit einer großen Leichtigkeit, sowie Ehrlichkeit. Auf den letzten Seiten habe ich gelacht, geschmunzelt und geweint und dies meist alles gleichzeitig. Die Gefühle der Figuren, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste und ihr Ende in der Geschichte, haben mich, wie eine Botschaft, erreicht und sich zusammen mit der Moral dieses Werkes, einen Platz in meinem Herzen erschlichen.
Charaktere:
Der kleine Noah ist zunächst ganz anderes, als er eigentlich, im Kern ist. Dies war der Grund dafür, warum ich ihn nicht direkt in mein Herz schließen konnte. Zunächst kam er sehr naiv und vorallem egoistisch rüber. Die Naivität konnte ich noch verstehen, bei einem 8-jährigen Jungen ist diese wohl meist, ziemlich ausgeprägt, denn was wissen kleine Kinder schon von der Welt? Noah weiß jedenfalls nicht viel, denn ohne Proviant, ohne Geld, bricht er zu dem größten Abenteuer seines Lebens auf. Bei dieser Reise, ist der Leser hautnah dabei und sieht die verrückte und ganz neue Welt, durch seine kindlichen Augen. Warum der kleine Junge von zu hause aufgebrochen ist, kann man sich als erwachsener Leser schnell zusammenreimen, zumindest wurde mir die Wahrheit, von Seite zu Seite, immer mehr bewusst. Was nicht hieß, dass ich sie akzeptieren wollte. Stattdessen habe ich mich bis zur letzten Seite gewehrt und versucht die Einsicht zu revidieren. Aber am Ende passierte, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte. Ungefähr ab diesem Zeitpunkt hatte der kleine Junge, all meine Gefühle bei sich. Ich verstand seine Angst, ich verstand seinen Willen und seine Naivität und am Liebsten hätte ich ihn in die Amre geschlossen und nie wieder losgelassen.
Ähnlich erging es mir auch bei dem alten Mann. Als er begann seine Geschichte zu erzählen, hörte ich wie Noah, voller Neugierde und Spannung zu. Manchmal kam ich mir vor, als würde ich zusammen mit dem Beiden, in der kleinen Küche hocken und die Lauscher öffnen. Auch bei ihm, wurde ich mir bald einer Vorahnung bewusst, die sich am Ende auch bewahrheitete und dieser Geschichte ihre magische Präzens verlieh. Insgesamt sind alle Figuren so unglaublich liebevoll umschrieben und haben durch ihren Lebensweg, ihre Geschichten, ihre ganz eigene und einzigartige Präzens, dass man als Leser gar nicht anders kann, als ihnen sein Herz zu öffnen.
Cover/ Innengestaltung:
Im Grunde gibt es nur zwei verschiedene Cover. Einmal das Cover mit dem Baum und einmal dieses, mit dem kleinen Jungen. Der Baum wurde aus den Illustrationen, im Inneren des Buches, aufgegriffen und ich finde ihn auch sehr passend, denn er hat seine eigene Rolle und Geschichte in diesem Werk. Wobei ich zugeben muss, dass ich gerade bei der Gestaltung mit dem Baum, den blauen Hintergrund viel schöner finde, als den Braunen. Aber auch das andere Cover, finde ich total schön und niedlich.
Die Innengstaltung des Buches ist passend zum Cover aufgebaut. Viele Illustrationen begleiten den Leser auf seiner kleinen Abenteuerreise mit Noah und dem alten Mann. Zudem sind die Passagen, die in der Gegenwart liegen und jene, die Noah erzählt, ganz klar von den Passagen des alten Mannes getrennt. Wenn er berichtet, dann ist das Kapitel in einer blauen Farbe gedruckt und bei dem Rest, in schwarz.
Fazit:
Nicht immer erlebt man das Abenteuer, was man gesucht hat. Nicht immer ist die Handlung, die richtig zu sein scheint, auch wirklich richtig. Nicht immer ist alles, wie es scheint.
Das Leben schreibt seine eigenen Geschichten und ehe wir uns versehen ist die Zeit verflogen und man steht vor all den Fehlern, all den Problemen, vor denen man immer geflüchtet ist. Dann ist es vielleicht zu spät, denn nicht immer bekommt man eine zweite Chance und kann den Weg, denn man vorher so energeisch gelaufen ist, wieder zurückrennen. John Boyne, beweist in dieser niedlichen Geschichte nicht nur Humor und Schreibtalent, sondern auch, auf was es im Leben ankommt. Mit ganz viel Magie und einer Hand voll von Wundern, lockt er seine Leser hinter die Seiten, ergreift ihre Gefühlswelt und hinterlässt eine Botschaft, die auch in der Realität, nie in Vergessenheit geraten sollte. "Der Junge mit dem Herz aus Holz", ist viel mehr, als eine kurzwellige Kindergeschichte. Sie ist ein Werk für viele Generationen und gefüllt mit: Liebe, Freundschaft, Wahrheit und Moral. Noch lange nach dem Lesen, pocht jeder Buchstabe im Gedächtnis nach und lässt einem, mit einem wohligen, aber auch traurigen Gefühl, vor den Seiten zurück. Was bleibt: Ist der Appell, sein Leben zu leben und immer darauf zu achten, was wirklich zählt.
Wer also keine Angst vor der Wahrheit, den Glauben an Wunder nicht verloren hat und immer für eine lustige, aber auch ergreifende Geschichte offen ist, der sollte sich dieses Werk nicht entgehen lassen.