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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2019

Angst kann stark machen - machmal

Wenn ich tot bin
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„Wenn ich tot bin“ von Karen Sander ist ein Thriller, der im Juni 2019 im ROWOHLT Verlag erschienen ist. Doch dieser Thriller ist mehr als nur ein Thriller.

Madelin McFarland entkommt der Gewalt ihres ...

„Wenn ich tot bin“ von Karen Sander ist ein Thriller, der im Juni 2019 im ROWOHLT Verlag erschienen ist. Doch dieser Thriller ist mehr als nur ein Thriller.

Madelin McFarland entkommt der Gewalt ihres brutalen Peinigers nach zehn Jahren Gefangenschaft. Doch das Glück über ihre Rückkehr währt nur kurz. Als ihre Mutter Susan von einem kurzen Einkauf zurückkehrt, ist Madelin erneut verschwunden und Susans Ehemann Stuart liegt lebensgefährlich verletzt in der Küche. Susans jüngere Tochter hat offenbar alles mit angesehen und steht unter Schock. Detective Sergant Kate Fincher übernimmt den Fall gemeinsam mit ihrem Kollegen Tom, der schon beim ersten Verschwinden von Madelin ermittelt hat. Zusammen mit der Polizei wird alles getan. um Madelin zu finden. Augenscheinlich hat sie ihren Namen in Amy geändert und will in die Highlands fliehen – aber wer bedroht sie?

Schon das Cover des handlichen Taschenbuches weist darauf hin, dass einen eine spannende traumatische Geschichte erwarten wird, die unter Umständen auch fast unerträglich brutal werden könnte und man wird nicht enttäuscht.

Unterteilt ist es in diverse Kapitel, in denen die Hauptprotagonisten Susan, Amy und Kate jeweils in Ich-Form erzählen. Das tut der Spannung keinen Abbruch, im Gegenteil, es fordert ein konzentriertes aufmerksames Lesen. Die grausamen Spielchen zwischen Täter und Opfer jagen einem Schauer über den Rücken. Der miträtselnde Leser entdeckt immer wieder neues und folgt den Spuren, die zahlreich sind, aber Vorsicht, es werden auch falsche Fährten gelegt. Ein gekonntes Verwirrspiel par excellence – ich verbeuge mich vor der Autorin. Schon lange habe ich kein Buch mehr so schnell durchgelesen.

Mir hat besonders gefallen, dass man nie sicher sein konnte, was als nächstes passiert und das bis zur letzten Seite. Selbst die Nebendarsteller wirken glaubwürdig und authentisch. Einiges konnte ich raten, aber vieles hat mich überrascht und mit dem Täter hatte ich echt nicht gerechnet. Das Ende ist schlüssig, auch wenn ich mir was anderes gewünscht hätte. Wer Thriller liebt, wird dieses Buch lieben.

Ich kann es nur empfehlen – allerdings mit dem Warnhinweis, es besser nicht vor dem Schlafengehen zu lesen. Meine bisherigen Lieblingsautoren Lars Keppler, Karen Rose und Karin Slaughter haben hier harte Konkurrenz bekommen. Danke, dass ich mitlesen durfte.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Kindermord und erste Liebe

Lautlose Schreie
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„Lautlose Schreie“ von Leo Born ist ein Mara Billinsky Thriller, der im März 2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist.
Bei einem Spaziergang mit seinem Hund findet ein Rentner die auf einem Feld vergrabenen ...

„Lautlose Schreie“ von Leo Born ist ein Mara Billinsky Thriller, der im März 2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist.
Bei einem Spaziergang mit seinem Hund findet ein Rentner die auf einem Feld vergrabenen Leichen von Jugendlichen, die offenbar auf grauenvolle Weise gestorben sind. Narben an den Körpern deuten darauf hin. Mara Billinsky will ihre ganze Kraft zur Lösung des Falles einsetzen, aber ihr Chef zieht sie von dem Fall ab. Weder ihr Chef noch der neue Staatsanwalt sind von ihren unkonventionellen Methoden begeistert. Ihr wird ein anderer Fall zugeteilt, doch die Ermittlungen hierzu führen zu den Kinderleichen zurück und zu einem Verbrechen, das niemanden kalt lässt.
Mir gefällt vor allem, dass das Buch einen von der ersten Zeile an in seinen Bann zieht und nicht mehr los lässt. Mara Billinsky ist eine Ermittlerin, die anders ist und gerade deswegen gefällt sie mir. Sie hat ihre Ecken und Kanten und mit ihrer Sturheit macht sie es den Kollegen nicht immer leicht. Doch sie überzeugt mit Können und Zähigkeit. Ihr Kollege Rosen, der ihr zugeteilt worden ist, hat sich positiv weiter entwickelt und steht fest an ihrer Seite, was bestimmt nicht leicht ist. Mara kann kämpfen und wenn sie fällt, steht sie wieder auf und sie schafft es am Ende doch, den Fall zu lösen und ihre Kollegen mit einzubinden. Selbst ihr Chef findet sich im Verlauf dieses Buches mit ihr ab und erkennt an, dass sie eine gute Ermittlerin ist. Der Staatsanwalt hat mir gefallen, der er gibt seinen Fehler offen zu, sie falsch eingeschätzt zu haben. Schön ist auch, dass ein wenig von Maras Privaten mit einfließt und man sie wieder etwas besser kennen und damit auch verstehen lernt. Es gab nur einen kleinen Punkt, an dem ich etwas geschluckt habe – als es so schien als würde Mara auf die Avancen von Ariane eingehen, denn das hätte so gar nicht zu ihr gepasst – zumindest nicht in meiner Vorstellung.
Die zarte Liebesgeschichte zwischen Rafael und Shaqayeg ist bezaubernd und macht den ansonsten doch harten Thriller ein wenig erträglicher.
Ich habe das Buch förmlich durchgesuchtet und habe mich unheimlich gefreut bei dieser Leserunde dabei sein zu dürfen. Mir hat schon „Blinde Rache“ sehr gefallen und meine Erwartungen an diesen Band wurden nicht enttäuscht. Ich freue mich schon auf weitere Bände mit Mara Billinsky und auf die hoffentlich irgendwann erfolgende Auflösung des Mordes an ihrer Mutter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Spannung
  • Geschichte
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 23.05.2019

Spannende Ahnenforschung in Irland

Eine irische Familiengeschichte
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Das Hörbuch „Eine irische Familiengeschichte“ von Graham Norton erschien am 26.03.2019 im Argon Verlag und wird von Charly Hübner gelesen.
Elisabeth Keane besucht nach vielen Jahren der Abwesenheit ihre ...

Das Hörbuch „Eine irische Familiengeschichte“ von Graham Norton erschien am 26.03.2019 im Argon Verlag und wird von Charly Hübner gelesen.
Elisabeth Keane besucht nach vielen Jahren der Abwesenheit ihre irische Heimat, genauer gesagt den kleinen Ort Buncarragh, um den Haushalt ihrer verstorbenen Mutter aufzulösen. Dort angekommen erinnert sie sich sofort daran, was sie damals aus der Enge des Örtchens getrieben hatte, aber auch an das Leben mit ihrer Mutter Patricia. Auch diese hatte einmal Buncarragh verlassen, war aber zurückkehrt – mit einem Säugling auf dem Arm, doch ohne Mann. Als Elisabeth jetzt handgeschriebene Briefe unter den Hinterlassenschaften ihrer Mutter findet – glühende Liebesbriefe – beginnt sie nachzuforschen. Wird sie nun erfahren, wer ihr Vater ist und was damals geschah?
Elisabeth Keane ist eine normale Frau wie du und ich mit einem fast erwachsenen Sohn und gerade das, macht es dem Zuhörer so leicht, sich in die Geschichte hineinziehen zu lassen. Charly Hübner versteht es wunderbar, fesselnd vorzutragen und so erlebt man die Gegenwart mit Elisabeth genauso spannend wie die Vergangenheit mit Patricia. Eine Familiengeschichte, die für Elisabeth manch Überraschung bereit hält und zu ganz neuen Erkenntnissen führt. Aber auch die Zukunft macht es ihr nicht einfach. Sie wird vor schwere Entscheidungen gestellt – so wie ihre Mutter in der Vergangenheit.
Am Anfang war ich verwirrt vom Wechsel aus Gegenwart und Vergangenheit, aber dann hat es mir sehr gefallen. Es lockert die Geschichte wunderbar auf und macht es auch sehr spannend, denn es gab Passagen, da wollte ich unbedingt wissen, wie es nun in der Vergangenheit weitergeht und hätte den Sprung in die Gegenwart am liebsten noch nicht gemacht, doch diese kleinen Geduldsproben haben dem Spaß keinen Abbruch getan. Wer genau zuhört, wird bestimmt einiges ahnen oder kombinieren können, wie es weitergehen könnte, aber es wird dennoch viele Überraschungen geben. Besonders gefallen hat mir das wirklich gute Ende. Es passte einfach und war ein stimmiger und gelungener Abschluss.
Es hat Spaß gemacht, fast die irische Luft riechen zu können bei Zuhören und ich habe jede CD genossen. Mit Charly Hübner wurde genau der richtige Sprecher gewählt.
Für Freunde spannender Familiengeschichten kann ich das Buch nur empfehlen. Ich bin sicher, sie werden nicht mehr aufhören können zu hören.

Veröffentlicht am 25.04.2019

Sanfter Thriller mit psychologischer Raffinesse

So nah der Tod
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„So nah der Tod“ von Thea Falken, der am 29.03.2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist, ist ein Thriller der sanften Art, aber dennoch ein Thriller.
Die kleine Tochter von Annika wird aus ihrem Bettchen ...

„So nah der Tod“ von Thea Falken, der am 29.03.2019 im Bastei-Lübbe Verlag erschienen ist, ist ein Thriller der sanften Art, aber dennoch ein Thriller.
Die kleine Tochter von Annika wird aus ihrem Bettchen entführt. Zurück bleiben die Worte „Bye Mama“ geformt aus blutigen kleinen Handabdrücken und ein Rätsel. Kann Annika es in einer bestimmten Zeit nicht lösen, ist das das Todesurteil für ihre Tochter. Kopflos und panisch wendet sich Annika an den einzigen Menschen, dem sie vertraut – ihren besten Freund Sebastian, der natürlich sofort zur Hilfe eilt. Dass dieser jedoch bis zum Hals in eigenen Schwierigkeiten steckt, weil sein Bibliotheksausweis unter ein verstümmelten Leiche gefunden wurde, können beide zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Hauptkommissar Eric Weinsheim hat diesen Fall übernommen und erkennt sofort, dass die Entführung mit dem Mord in Zusammenhang steht. Eine nervenaufreibende Suche beginnt…
In einfühlsamen Worten schildert Thea Falken wie Annika das Verschwinden ihrer Tochter entdeckt. Die Panik, die Kopflosigkeit ist fast greifbar für den Leser. Sie sucht zunächst ihr Haus ab, obwohl die Tochter doch viel zu klein ist, um sich zu verstecken. In vielen kleinen Dingen erkennt man die Panik und Angst. Man könnte zwar sagen, dass Annika zeitweilig gedankenlos vorgeht, doch je mehr man liest, desto klarer wird, dass es nicht gedankenlos ist sondern dass die Verzweiflung ihre Fähigkeit zu klarem und logischen Denken einschränkt. Dazwischen die Schilderungen des Täters, wie grausam seine Kindheit war, lässt einem schon manchmal das Blut in den Adern gefrieren. Die Personen, die Annika während ihrer Flucht trifft und die ihr teilweise hilfreich zur Seite stehen, sind gut ausgearbeitet und absolut glaubwürdig. Kommissar Weinsheim ermittelt klar und überlegt und lässt sich auch von seinem Kariere besessenen Vorgesetzten nicht von seinen Ermittlungen abbringen, kann aber eine Suchanzeige in der Zeitung nicht verhindern, und die auch noch mit Bild. Das war das einzige, das ich nicht so gut fand, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass das erlaubt wäre, es sei denn, die Schuld wäre erwiesen.
Der ganze Weg des Rätselratens war ein Wechselbad der Gefühle und ein inneres Daumendrücken, dass Annika die Lösung findet. Das Spielen mit den Gefühlen hat die Autorin virtuos hinbekommen. Wenn diese Mutter real wäre, ich bin mir sicher, sie würde am Ende einen Therapeuten benötigen.
Die Auflösung am Ende war zwar teilweise für mich nicht mehr überraschend, aber es ist logisch und nachvollziehbar.
Ich hoffe auf mehr Fälle für Eric Weinsheim von diesem Kaliber.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 25.04.2019

Aus dem Leben eines Straßenzeitungsverkäufers

Bankgeflüster
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„Bankgeflüster – Treffen kann es jeden, wirklich jeden“ von Tom Velten ist ein zum Nachdenken anregendes Buch über das Leben eines „Asphalt-Magazin“-Verkäufers, das im Oktober 2018 bei Epubli erschienen.
Ein ...

„Bankgeflüster – Treffen kann es jeden, wirklich jeden“ von Tom Velten ist ein zum Nachdenken anregendes Buch über das Leben eines „Asphalt-Magazin“-Verkäufers, das im Oktober 2018 bei Epubli erschienen.
Ein Straßenzeitungsverkäufer erzählt aus seinem Leben und lässt den Leser teilhaben an einigen Erlebnissen aus diesem. Es sind teil berührende Erlebnisse, teils aber Anklagen an eine Umwelt, die die Menschen nicht alle gleich behandelt. Die ab und an vorhandenen Fotos erhöhen das Persönliche des Buches.
Das Cover des Buches hat mir sehr gefallen, aber das Cover ist auch gleichzeitig mein erster Kritikpunkt. Die weißen Buchstaben, mit denen die Inhaltsangabe auf der Rückseite geschrieben ist, machen das Lesen fast unmöglich.
Meine Erwartungen, nun einmal hautnah zu erfahren, wie ein Mensch in die Obdachlosigkeit gerät und sich soweit fängt, dass er Verkäufer des Asphalt-Magazins wird und sogar Bücher schreibt, wurde ein wenig enttäuscht. Am Anfang hatte ich das Gefühl, ich würde in einem Notizbuch lesen und einzelne Gedankensplitter wären zu einem Buch zusammengefügt worden. Das wurde aber besser, je mehr ich las. Auch an bereits verstorbene Wegbegleiter wurde erinnert, sowohl in Wort als auch in Bild. Was leider nicht wirklich vorkam, war, warum es zu dem Absturz kam. Mir als Wessi war natürlich nicht alles aus dem Leben im Osten bekannt und so habe ich bei Bekannten nachgefragt, die im Osten aufgewachsen sind. Das hat zu sehr informativen Gesprächen geführt. Der Schreibstil ist durchaus unterhaltend und auch die fiktiven Gespräche, die im Buch vorkommen, fand ich sehr gut. Was mir weniger gefiel, waren die langen Abhandlungen über das Gesundheitssystem, über die Kirche und den Glauben und über die Ungerechtigkeit. Meine Erwartungen an das Buch wurden enttäuscht, denn was ich erfahren wollte, das habe ich nicht wirklich erfahren.
Andererseits sehe ich es positiv, dass durch das Schreiben doch etwas Gutes geschaffen wird. Den Preis finde ich mit 14,99 Euro etwas hoch, doch da es im Selbstverlag erscheint, ist auch das in Ordnung.