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Veröffentlicht am 28.01.2022

What a delight!

Die unhöfliche Tote
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Frühsommer 2016: Das Brexit-Referendum hat gerade den Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Union besiegelt, Theresa May löst David Cameron als Premierministerin ab, in den USA geht es in die heiße ...

Frühsommer 2016: Das Brexit-Referendum hat gerade den Ausstieg Großbritanniens aus der europäischen Union besiegelt, Theresa May löst David Cameron als Premierministerin ab, in den USA geht es in die heiße Wahlkampfphase zwischen Hilary Clinton und Donald Trump, als die Queen ihr Lieblingsgemälde von ihrer Yacht auf einer externen Ausstellung, statt vor ihrem Schlafgemach entdeckt. Sie ist not amused und beauftragt Rozie, ihre stellvertretende Privatsekretärin mal wieder diskret für sie zu ermitteln. Eigentlich sollten in der Royal Collection selbst die Privatgemälde ihrer Majestät verzeichnet sein, aber dass sich über dieses Gemälde von hohem persönlichen Wert nichts finden lässt, macht Rozie stutzig. Als dann noch die unbeliebte Chefhaushälterin tot neben dem königlichen Pool von Privatsekretär Sir Simon entdeckt wird und die Queen von Rozie erfährt, dass die Verstorbene Drohbriefe erhielt, wie auch einige andere Angestellte des Palasts, sieht Elisabeth II die Zeit gekommen Scotland Yard einzuschalten, jedoch nicht ohne diskret die Ermittlungen zu leiten und zu lenken.

Noblesse oblige und so ist es natürlich undenkbar, dass die Königin persönlich ermittelt, auch wenn dies ihre heimliche Passion ist, von der nur Rozie und Prince Philipp wissen dürfen, denen sie voll vertraut. Dass die kompetente und engagierte Rozie auf offiziellem Weg keine Hinweise zum Verschwinden des Bildes der Britannia finden kann, sehen sie und ihre Chefin als Indiz dafür, dass da etwas nicht stimmt. Auf Geheiß ihrer Majestät soll Rozie daher zu dem ehemaligen Leiter der Royal Collection reisen, in der Hoffnung, dass dieser in seinem Gedächtnis noch hilfreiche Informationen entdecken kann. Sholtow Harveys Gastfreundschaft ist sensationell und tatsächlich fällt ihm einiges Hilfreiches ein, doch hilft es ihr auch in der Angelegenheit mit den Drohbriefen und der verhassten Haushälterin weiter? Diese Verwicklungen bringen die kleinen grauen Zellen der Queen und Rozie ganz schön zum Glühen, während sie sich bemühen, sämtliche Erfolge anderen, männlichen Mitarbeitern und Scotland Yard zuzuschreiben. Herrlich, wie diese sich schließlich im Glanze der Erfolge der zwei Komplizinnen sonnen!

Ein wunderbarer Cosy Crime, beim dem das Zuhören ein Genuss ist, so viele kleine Infos zum Zeitgeschehen, den Interna der Royals und auch zum Betrieb des gesamten Hofstaates erfährt man nebenbei. Warum sind eigentlich sämtliche ausländischen Botschafter am Hofe von St. James akkreditiert? Darüber wundert sich Rozie schon seit längerem und als sie die Antwort herausfindet, staunt sie nicht schlecht. Auch hatte sie keine Ahnung, dass sämtliche Paläste in der Stadt durch ein unterirdisches Tunnelsystem miteinander verbunden sind. Über dessen Sinn und Verwendung ranken sich die unterschiedlichsten Theorien, zu denen Rozie letztendlich noch eine weitere wird hinzufügen können. Die Queen und ihre engste Familie wirken unglaublich sympathisch und die schiere Größe dieser Unternehmen, die eigentlich die royalen Güter darstellen, sind für eine Person fast zu groß, um den Überblick zu behalten. Daher kommen nur die Besten der Besten als Mitarbeiter der Queen in Betracht, auch wenn sich diese Qualität nicht unbedingt in ihrer Vergütung widerspiegelt, oft aber in ihrer unerschütterlichen Loyalität. Die Auflösung dieser Fälle ist daher ebenso komplex wie schwer durchschaubar und vielleicht ist seine Logik nicht unbedingt seine Stärke. Der Raffinesse der Queen und ihrer Komplizin tut dies jedoch keinen Abbruch. Heimliche Stars in den Nebenrollen sind natürlich Prince Philipp und ihre Corgys.

Sandra Voss liest diesen Krimi souverän und versteht es zwischen der jungen, kompetenten Rozie und der ebenso distinguierten, wie gewitzten Monarchin hin- und her zu wechseln. Sie arbeitet gekonnt den feinen Humor in der Interaktion der Charaktere heraus und versteht es auch Sir Simon und seinen übrigen männlichen Kollegen den sprachlichen Schliff zu verleihen. Very British!

Ich habe jede Minute genossen! Was für ein köstlicher Krimi, wie meine Oma gesagt hätte!

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Veröffentlicht am 27.01.2022

Superhelden der Chaosklasse!

Dog Man 8
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Der ewige Dauerschurke Petey the Cat ist aus der Haft entlassen worden und bemüht sich redlich seinem Sohn Lil'Petey ein guter Vater zu sein. Doch der kleine Petey lebte ja bisher bei Dog Man und Roboter ...

Der ewige Dauerschurke Petey the Cat ist aus der Haft entlassen worden und bemüht sich redlich seinem Sohn Lil'Petey ein guter Vater zu sein. Doch der kleine Petey lebte ja bisher bei Dog Man und Roboter 80 – HD, die für ihn auch seine Familie sind. Nun haben sie das geteilte Sorgerecht und es fällt ihnen nicht leicht, den wechselnden Umgang mit seinen Trennungen ohne Szenen durchzuziehen. Aber Petey zuliebe wollen sie sich zusammenreißen. Aber der Kleine möchte nun auch noch ausgerechnet seinen Opa im Knast besuchen und der ist weit davon entfernt, ein besserer Kater geworden zu sein. Tatsächlich nutzt er den Besuch von Sohn und Enkel um auszubrechen und sich der hinterlistigen „Die faire Fee“ ,bekannt aus Funk und Fernsehen, anzuschließen. Diese ist es leid im Kinderfernsehen für Fairness mit ihrer Bauchrednerpuppe zu werben. Sie will Macht! Hierfür kommt ihr die Entdeckung von 22 unschuldigen kleinen Kaulquappen im Tümpel gerade recht. Mit Hilfe der von Dog Man zu entsorgenden Supa-Gehirnzellen, die psychokinetische Kräfte verleihen, verwandelt sie die Kaulquappen und den nächstbesten Baum zu einer gefährlichen Armee, die ihr die Weltherrschaft sichern soll. Doch hat sie ihre Pläne ohne Berücksichtigung der Kräfte des chaotisch Guten in Gestalt von Dog Man, dem kleinen Petey, 80-HD und Sarah gemacht!

Dav Pilkey ist nicht nur ein Bestsellerautor, der Lesemuffel mit seinen chaotisch, frechen Comics und Comicromanen zum Lesen verführt, sondern ein Schüler gewesen, den seine Lehrer aufgegeben hatten. Mit LRS und ADHS würde doch nie etwas aus ihm werden! Wie haben sich seine Lehrer doch in ihm getäuscht und so macht es mir besonderen Spaß, dass er mit seiner Dog Man Reihe immer wieder Titel und Motive von Klassikern der modernen amerikanischen Literatur aufgreift, in Band 8 Catch 22 als Fang 22. Während Catch 22 ein Antikriegsroman ist, indem den Soldaten, die sich gegen den Irrsinn des Krieges auflehnen als einzige Flucht der Wahnsinn bleibt und sie deswegen vortäuschen müssen geisteskrank zu sein, geht es hier um den Ausstieg aus dem Verbrechen. Die kleinen Kaulquappen sind manipuliert und helfen der kriminellen fairen Fee und dem Schurkenopa von Klein-Petey. Sie müssen sich allerdings nicht selbst befreien, sondern bekommen heldenhafte Hilfe von Dog Man und seinen Freunden, den Retter des Guten. Es ist aber wieder einmal keine klassische Superheldengeschichte, das würde ja auf Dauer langweilig. Nein, Dog Man ist witzig, denn bei ihm geht immer so einiges schief und das Chaos bricht aus. Zum Glück ist er nicht alleine, das würde wohl nichts bringen, aber gemeinsam schaffen sie es! Das ist wieder richtig turbulent, spannend und mit jeder Menge witziger Illustrationen und actiongeladenen Fliporamas! Bei diesen handelt es sich um einfache, kurze Daumenkinos, bei denen ganz schnell geblättert wird und die jungen Leser auch noch für den passenden Soundeffekt zuständig sind. Da bekommt das Lesen noch eine ganz eigene Komponente hinzu. Das ist aber nicht die einzige Besonderheit dieser Reihe. Nein, zum Schluss gibt es nicht nur einen Abdruck von Journalistin Sarahs Newsblog, sondern auch noch einen kurzen Zeichenkurs. In diesem kann jeder Schritt für Schritt lernen Dog Man, Klein Petey, Zuzu, Molly und Barky Baumgesicht zu zeichnen.

Ein großer abgedrehter Spaß, der dieses Mal auch mehr als einen Literaturklassiker aufgreift z.B. auch den Fänger im Roggen und My Fair Lady (Pygmalion, in der Theatervorlage allerdings ein britischer Klassiker, im Gegenzug zum Musical). Damit sind diese spaßigen Comics deutlich tiefgründiger, als man es auf den ersten Blick meint. Denn sie vermitteln auch Werte. Neben dem Polizist mit dem angenähten Hundekopf sind Journalistin Sarah und ihre Hündin Zulu richtig schlau. Da merken die Kinder schnell, dass Mädchen den Jungs in nichts nachstehen. Neben Mut und Freundschaft werden hier aber auch die Probleme der Patchworkfamilie thematisiert und die Kinder merken, dass auch Klein-Petey manchmal hin- und hergerissen ist wohin er gehört und die zwei Familien nicht immer seine Interessen in den Vordergrund stellen, wie sie es sollten. Ein sehr kindernahes Thema, behutsam aufgegriffen.

Wer nun denkt, „Mist, klingt interessant, ist aber schon der 8. Band!“ - macht nichts, jeder Band beginnt erst einmal mit einem Rückblick, was bisher geschah. Bei Band 8 ist dieser auch ausführlicher, als noch bei Band 2, aber kurzweilig genug, um Dog Man Profis nicht zu verprellen.

Ein großer Spaß für Lesemuffel bis 11 Jahren und noch etwas älter!Sup

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Winterliches Wohlfühlhörbuch

Das Inselweihnachtswunder
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Carola (35) ist die Pastorin des Friesendoms auf Föhr. Sie liebt ihren Beruf und ganz besonders die Weihnachtszeit und dennoch fürchtet sie auch nichts so sehr wie diese, wenn alle glücklich aus der Kirche ...

Carola (35) ist die Pastorin des Friesendoms auf Föhr. Sie liebt ihren Beruf und ganz besonders die Weihnachtszeit und dennoch fürchtet sie auch nichts so sehr wie diese, wenn alle glücklich aus der Kirche zu oder mit ihren Familien strömen und auf sie nur ihr leeres Reetdachhäuschen wartet. Warum kann für sie nicht mal ein Wunder geschehen? Geht es nicht vielen anderen auch so? Wäre es nicht schön gemeinsam z.B. in der gemütlichen kleinen Buchhandlung zu feiern? Doch alle, die sie begeistert dazu einladen möchte, lehnen dankend ab! Da ruft sie überraschend der Kollege von der gegenüberliegenden Hallig an, der es nicht rechtzeitig zum Gottesdienst auf die Hallig schafft, ob sie ihn vertreten könnte? Nach der Andacht bittet sie dort der junge Organist Torin, ob sie nicht für seine sterbende Urgroßmutter, die nur noch ihrem Geburtstag an Heiligabend entgegen fiebert, ihn aber wohl nicht mehr erleben wird, jetzt eine Christmette abhalten könne. Erstaunt kommt sie seiner ungewöhnlichen Bitte nach und wird von seiner Großfamilie herzlich aufgenommen. Verblüfft stellt sie fest, wie sehr sie dieses „Weihnachtsfest“ genießt und diese Schummelei ihr kein schlechtes Gewissen bereitet. Auf der Rückfahrt übers Meer, entdeckt sie den erfolgreichen Inselmakler in Seenot und hilft bei seiner Rettung. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse und Carola muss mehr als einmal ihrem Gewissen folgen, um die Dinge gerade zu biegen und einigen Insulanern das schönste Weihnachtsfest zu bereitet. Doch nicht nur kleine Sünden, erkennt der liebe Gott sofort...

Auch wenn Carola gerne ihre sinnliche Seite betont, ist dies ein Wohlfühlhörbuch und keine erotische Geschichte. Sie richtet sich auch eher an ein gesetzteres, reiferes Klientel. Zwar ist Carola durchaus spontan und romantisch und lässt sich auch gerne zu fragwürdigen Aktionen hinreißen, gleichzeitig ist sie aber auch bodenständig und folgt ihrem inneren Kompass. Sie ist jugendlich genug, um nicht flippig, oder als Pastorin unglaubwürdig zu sein, aber nicht bieder und dröge. Sie ist durchaus eine Pastorin, der man wünscht ihr privates Glück endlich zu finden und Weihnachten nicht mehr alleine feiern zu müssen. Wenn sie ihrem moralischem Kompass folgt, hat sich die Juristin in mir teilweise heftig gewehrt, sie findet dann aber doch noch eine sogar für diese akzeptable Lösung, die sich letztendlich auch als absolut fair herausstellt. Als sich der Betroffene schließlich mit ihren Scharaden einverstanden erklärt und sogar mitmacht, wird sogar Gott als oberster Richter an ihren Wegen nichts auszusetzen haben. Warum sollte ich mich also daran stören?

Hier darf auch die Pastorin ihre menschlichen Seiten zeigen und zwar ganz normale Wünsche und Bedürfnisse, ohne dass sie gleich in eine Schmuddelecke gestellt wird. Das gefällt mir sehr gut, ebenso wie die Andeutung des Weihnachtsgottesdienstes zur Erlösung einer sterbenden Seele. Manchmal muss man halt 5 gerade sein lassen. Aber so gut sie es auch meint, so will sich niemand von ihrer Fürsorglichkeit bevormunden lassen und sich zu ihrer Weihnachtsfeier der einsamen Herzen einladen lassen – egal wie nötig sie eine solche Einladung haben mögen. Immerhin ist es ja kein Zufall, dass zu keinem Zeitpunkt im Jahr so viele Selbstmorde versucht werden, wie an Weihnachten. Auch diese Verzweiflung greift Janne Mommsen auf, wenn auch nicht in Person von Carola, sondern von Birgit, der allein erziehenden Putzfrau der Kirche (ja, ich finde es auch ganz wunderbar, dass Birgits Beruf einfach so benannt, und nicht schöngefärbt wird, als wäre es eine Schande gegen Bezahlung sauber zu machen!). Diese hat zwar ihren Kampf ums Glück eigentlich schon aufgegeben, möchte aber dennoch Carolas Einladung nicht annehmen. Es ist wie verhext, doch sie merkt, dass sie ihre Schäfchen mit einem kleinen Kniff dann doch noch zu dem schönsten Weihnachtsfest auf der Insel verhelfen kann, dass sie alle je gefeiert haben und hoffentlich nächstes Jahr wiederholen werden. Am Ende ist wirklich alles gut, so gut, dass es wirklich das Ende sein darf!

Bei dem Tosen der Urgewalten um und auf der Insel, ist man schon sehr froh, sich im Warmen aufzuhalten. Die Besonderheiten des Lebens auf der Insel, die im Winter sehr viel leerer als im Sommer ist, kommt hier sehr gut zum Ausdruck. Ebenso wie die steigenden Immobilienpreise durch reiche Festland-Teilzeitbewohner, die der Inselbevölkerung das Leben schwer machen. Da wird die Inselatmosphäre im Winter sehr gut eingefangen.

Sabine Kaacks warme und reifere Stimme, passt sehr gut zu Carola. Würde sie jünger, flippiger klingen, würden ihre Schäfchen wohl nicht so auf Distanz gehen und sich als Bedürftige fühlen, bei ihrer Einladung. Sie klingt bodenständig und geerdet, aber jung genug, um sich nach Liebe und Geborgenheit zu sehnen. Dieses Widerstreiten zwischen der seriösen Pastorin und der jungen Frau in Carola bringt Sabine Kaacks mit ihrer lebendigen Art sehr gut zum Ausdruck.

Ein wirklich schönes Wohlfühlhörbuch, dass auch nach Weihnachten die Stimmung noch hebt.

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Veröffentlicht am 18.01.2022

Verwirrende erste Liebe

Bleistiftherz
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Liv ist fast 13 und lebt mit ihrer liebevollen, aber eigenwilligen Mutter in Oslo. Ihre Eltern sind geschieden, daher arbeitet ihre Mutter viel und voller Leidenschaft im Krankenhaus. Eigentlich sollte ...

Liv ist fast 13 und lebt mit ihrer liebevollen, aber eigenwilligen Mutter in Oslo. Ihre Eltern sind geschieden, daher arbeitet ihre Mutter viel und voller Leidenschaft im Krankenhaus. Eigentlich sollte Liv jetzt ihre Sommerferien, die letzten vor dem Wechsel auf Gymnasium, genießen. Stattdessen hockt sie traurig zu Hause und zeichnet. Ihr war immer klar, dass sie anders ist, als Gleichaltrige, aber dank ihrer coolen Freundin Ida und ihrer abenteuerlustigen Oma, hat es ihr nie was ausgemacht. Doch Oma ist vor Kurzem gestorben und Ida mit ihren Eltern weg gezogen und der Kontakt ist abgebrochen. Um Schwung in ihr Leben zu bringen, schleppt ihre Mutter sie zu einem Essen mit ihrer neuen Kollegin und deren gleichaltrigem Sohn Frans. Sie sind gerade erst aus Kalifornien nach Oslo gezogen und Liv, die eigentlich nie weiß, worüber sie mit Jungs reden soll, treffen seine warmen, grünen Augen mitten ins Herz. Sie beschließt cooler und mutiger und modischer zu werden und sogar zu dem Skateboardanfängerkurs zu gehen, zu dem ihre Mutter sie angemeldet hat.

Liv hat ihre Oma sehr geliebt und nun ist sie von einem auf den anderen Tag nicht mehr da, genauso wie Ida, mit der sie seit dem Kindergarten befreundet ist und die sie seither vor Ulrik, dem Fiesling aus der Parallelklasse, in Schutz nimmt. Eigentlich scheinen Oma, Mama und Liv nichts miteinander gemeinsam zu haben und doch verbindet sie sehr viel. Auch wenn Liv sehr schüchtern und introvertiert ist, ist sie so liebevoll und aufmerksam, wie die anderen Frauen ihrer Familie und genauso anders als der Durchschnitt. Oma war immer die aufregende, die nichts von Konventionen hielt und das Abenteuer suchte, auch wenn sie im Alter dann doch Kniffel und Saunagänge mit ihren alten Freundinnen oder Dichterlesungen in der Bibliothek mit ihm Freund Hallgrim vorzog. Diese alten Herrschaften sind eigentlich alles Rebellen in ihrer Zeit gewesen und wenn man es genau betrachtet sind sie es auch noch heute. Ich finde diese Truppe richtig cool und witzig! Dennoch wird Liv immer wieder als „Oma“ gehänselt. Es fällt ihr nicht leicht, sich Fremden zu öffnen, doch mit dem Auftauchen von Frans wird plötzlich alles anders und sie beschließt eine völlig andere zu werden. Aber natürlich kann niemand aus seiner Haut raus und es tat mir wirklich in der Seele weh, wie verzweifelt Liv versuchte nicht mehr sie selbst, sondern stattdessen jemand anderes zu sein, nur um Frans zu gefallen. Dabei fragte ich mich immer, warum eigentlich, denn ich hatte nie den Eindruck, dass er sie nicht so mochte, wie sie nun mal ist. Aber in ihrer Verzweiflung nimmt sie die Welt um sich herum verzerrt wahr. Die fiesen Stimmen, die sie schon seit Kindergartentagen nicht nur ärgern, sondern sie in regelrechte Panik versetzen, bekommen die Oberhand, auch wenn sie es gar nicht will.

Ich habe wirklich mit Liv mitgelitten, die vergeblich versucht sich aus einem imaginären Kokon zu befreien, um als Schmetterling strahlend davon zu fliegen. Dabei merkt Liv gar nicht, dass sie keine Raupe ist... Pubertät ist schon schwierig genug, aber bei Liv verkomplizieren außergewöhnlich viele Umbrüche in ihrem Leben und ihre Introvertiertheit diesen Prozess noch. Ehrlich, mir sind irgendwann die Taschentücher ausgegangen, so sehr habe ich mit ihr gelitten! Es war aber ein wunderschönes Leiden, das am Ende absolut befreiend und glücklich endet.

Eigentlich mag ich skandinavische Autoren nicht so, mir sind ihre Bücher oft zu depri und düster. Liv selbst macht sich das Leben auch nicht gerade leicht und einen Sonnenschein kann man sie auch nicht gerade nennen, so schwer wie sie sich das Leben gerade selbst macht. Dennoch fand ich dieses Buch unglaublich schön und nicht deprimierend (und das obwohl ich es im dunklen, kalten Winter las). Die Autorin hat es geschafft, mit ihren Worten und ihrem Stil mich mitten ins Herz zu treffen. Ein wunderschönes Buch ab 11 Jahren, für alle die offen, für ein bisschen verwirrend-süße Liebe sind.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Magisch verzaubernder Reihenauftakt!

Die Schule für Tag- und Nachtmagie. Zauberunterricht auf Probe
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Die Zwillinge Nora und Lucy sind so verschieden wie Tag und Nacht und dennoch unzertrennlich! Nora hat dunkle Haare und ist nachtaktiv und die blonde Lucy ist morgens ein echter Sonnenschein! Vor fünf ...

Die Zwillinge Nora und Lucy sind so verschieden wie Tag und Nacht und dennoch unzertrennlich! Nora hat dunkle Haare und ist nachtaktiv und die blonde Lucy ist morgens ein echter Sonnenschein! Vor fünf Jahren sind ihre Eltern verschwunden und wenn sie ihnen nicht jedes Jahr zum Geburtstag schreiben und einen Kuchen schicken würden, wüssten sie nicht, dass sie noch leben. Nun warten sie sehnsüchtig auf den Geburtstagsbrief zu ihrem 10. Geburtstag, doch selbst Nora verschläft seine Ankunft – merkwürdig. Doch nicht nur das, auf diesen folgen noch zwei weitere Briefe, die sie zu einer geheimnisvollen Schule für Tag und Nachtmagie einlädt. Allerdings verpasst Lucy ihre Vorstellungszeit, während bei Nora alles klappt. Außerdem erfahren sie, dass ihre Eltern dort früher unterrichtet haben, bis sie untertauchen mussten, weil sie in Gefahr waren. Um dauerhaft diese Schule besuchen zu dürfen, müssen sie aber die Probezeit bestehen und bei Nora sieht es nicht gut aus! Es ist wie verhext, plötzlich läuft bei ihr alles schief!

Wer selbst Kinder hat, weiß wie unterschiedlich Geschwister sein können, sogar Zwillinge! Und so manch einer würde sich wünschen, dass man doch bitte nachts in die Schule gehen könne! Dieser Wunsch zumindest wird in der Schule für Tag und Nachtmagie erfüllt. Jedes Jahr werden 7 neue Schüler für die Nachtmagie- und sieben für die Tagmagieklasse aufgenommen. Sie haben nicht nur unterschiedliche Unterrichtsfächer, sondern auch völlig entgegengesetzte Schulzeiten. So sehen sich die bisher Unzertrennlichen nur bei den gemeinsamen Mahlzeiten. Beide fühlen sie sich so wohl, dass die Vorstellung, die Schule verlassen zu müssen, für sie unerträglich ist.

Eine Schule zum Wohlfühlen klingt gerade in der aktuellen Zeit traumhaft. Ständig mit seinen Freunden zusammen sein zu können und dann noch so aufregender Unterricht wie Duftmagie oder Sternenkunde! Die Geschichte packt einen sofort. Sowohl die aufregende Schulatmosphäre, also auch Noras unerklärliche Pannenserie, aber vor allem die sympathischen jungen Helden lassen einen gebannt weiter lauschen. Neben den faszinierenden Mitschülern, Lehrern und ihren Assistenten gibt es auch bei der Schulausstattung einiges zu bestaunen. Hier wurde wirklich eine sehr einladende Schulatmosphäre geschaffen, von der sicherlich nicht nur Nachteulen träumen. Wer nun glaubt, er wolle auch auf diese Schule mit so coolen Fächern und dann könne er sich von Mathe, Deutsch und Co. verabschieden, der irrt sich gewaltig! Diese sind so selbstverständlich, dass sie natürlich zusätzlich gelehrt werden. Gina Mayer beweist einmal mehr ihren Einfallsreichtum bei der Erschaffung eine magischen neuen Schulwelt.

Julia Nachtmann zaubert bei Tag und Nacht die passende Stimmung als Vokalkünstlerin. Sie interpretiert die Schüler ebenso lebendig und frisch wie die Lehrer oder die Sekretariatsperson, die ihr Geschlecht mit den Tageszeiten wechselt. Eine originelle Idee, die nicht nur Lucy und Nora staunen lässt. Da macht das Zuhören noch mal extra Spaß!

Die Hülle ist wieder liebevoll gestaltet. Wer wie ich immer durcheinander kommt, wer denn nun wer ist, kann einen heimlichen Blick unter den Tonträger werfen, wo man ein Bild der Zwillinge mit ihren Namen findet. Im Booklet lädt zudem das Rezept für den köstlichen Mond und Sterne Geburtstagsguglhupf zum Nachbacken ein.

Ein magisch verzaubernder Reihenauftakt!

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