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Veröffentlicht am 18.04.2025

Ich habe es geliebt!

Academy of Lies (Band 1) - Anatomie einer Verschwörung
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An ihrem 18 Geburtstag beginnt Quinns Medizinstudium an der renommierten Wilhem Schreiber Akademie, einer privaten Hochschule für Medizin, deren Gründungsrektor ihr Großvater war. Quinn, oder auch Q, wie ...

An ihrem 18 Geburtstag beginnt Quinns Medizinstudium an der renommierten Wilhem Schreiber Akademie, einer privaten Hochschule für Medizin, deren Gründungsrektor ihr Großvater war. Quinn, oder auch Q, wie ihr Bruder Flo sie nennt, hat seit ihrem 8. Geburtstag ein Spenderherz in ihrer Brust und damit läuft seine Zeit langsam ab. Es zeigt schon deutliche Verschleißerscheinungen und ihre Mutter kommt mit ihrem nahen Tod nicht zurecht. Doch Q will den Tod verstehen und schreibt ein Tagebuch über verschiedene Todesarten, wie sie sich anfühlen und was bei ihnen genau vor sich geht. Sie will wissen, was mit ihrem sterbenden Herzen passiert. Ganz wissenschaftlich, sachlich beschäftigt sie sich mit ihrem baldigen Tod und stößt die Menschen um sich herum zurück, damit sie nicht um sie trauern müssen und sie der Verlust nicht so schmerzt. Sie hat einen Schutzwall aus Sarkasmus und Distanziertheit um sich herum aufgebaut hinter den nur ihr Bruder als ihr Lieblingsmensch blicken darf. Als sie sich in der Bibliothek einschließen lassen will, um Geburtstagsgratulanten zu entgegen, wird vor dem Fenster, der neue Rektor Professor Seiler erschossen. Der Verdacht fällt schnell auf die mächtigste Studentenverbindung der Alphas, der auch Flo angehört. Ausgerechnet er entzieht sich den Befragungen der Polizei, erst recht, als noch eine Bewohnerin des Verbindungshauses nach einer Party tot aufgefunden wird. Q kann den Verdacht der Polizei nicht glauben und will der Sache auf den Grund gehen. Doch dafür braucht sie Hilfe und das bedeutet, dass sie die Nähe anderer Menschen zulassen muss.....

Julian Mehne liest kühl, sachlich und distanziert das Tagebuch des Todes, dass Quinn minutiös führt, um den Prozess des Sterbens zu verstehen. Er wirkt reif und unnahbar. Henriette Schreurs als Ich-Erzählerin Quinn ist ebenso distanziert und bisweilen gefühlsarm, doch nach und nach taut sie auf. Selbst sie kann nicht kalt lassen, was um sie herum unbegreifliches geschieht. Kann sie wirklich von einem Geheimbund umgeben sein, der die Geschicke lenkt und die Morde auf dem Gewissen hat? Doch wozu? Flo warnt sie immer wieder, doch was soll ihr schon groß geschehen, sie stirbt ja ohnehin bald! Eine junge Heldin, die so abgeklärt den eigenen Tod vor Augen hat finde ich sehr ungewöhnlich und interessant und sicherlich auch eine Herausforderung für Sprecherin Henriette Schreuers, denn sie muss unnahbar, abgeklärt und kühl, aber dennoch sympathisch klingen. Tatsächlich habe ich sie wirklich ziemlich schnell gemocht, anders als ihre Mitbewohnerin Mira, die mir im Vergleich furchtbar überdreht vorkam. Wie gut, dass Q ja keine Freunde sucht... Wenn das kein völlig anderes Studentenleben ist, als man es aus Büchern gewohnt ist. Aber natürlich muss Q schon um die rätselhaften Vorgänge um sie herum zu durchblicken immer mal wieder unter Leute, auf Partys in Pubs... bisweilen mit tragischen Erlebnissen, die sehr intensiv beschrieben und auch gesprochen werden. Da ist mir die Zeit beim Hören nur so davon geflogen.

Dieser Medizinthriller wird ab 14 Jahren empfohlen und als Slow Burn Romance beworben. Es ist dermaßen slow burn, dass ich mir immer noch nicht ganz sicher bin, mit wen Quinns Romanze denn sein wird. Der allseits beliebte Nette, der um sie wirbt, oder der Geheimnisvolle, aus dem Herzen des Verbindungsheims, bei dem sie nie weiß, ob er Freund oder Verräter ist. Dabei will Q ja eigentlich keine Freunde haben und einen Freund schon gar nicht. Immerhin müsste sie befürchten, ihm das Herz zu brechen, wenn ihres bald aufhören wird zu schlagen. Ich mag das ja gerne. Keiner der Typen ist offen herzlos und es wird auch nichts überstürzt. Quinns Herz wird nicht mehr lange schlagen, dennoch übereilt sie nichts, als hätte sie alle Zeit der Welt...

Spannend, geheimnisvoll, verschwörerisch und mit gedämpften Gefühlen ab 14 Jahren. Trotz des fiesen Endes (Cliffhanger-Alarm!), will ich unbedingt wissen, wie es weitergeht!

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Veröffentlicht am 18.04.2025

Kochen ist Gefühl!

Monsoon
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Asma Khan ist nicht nur eine der bekanntesten Köchinnen Großbritanniens, sie ist auch Anwältin und macht sich für die Rechte von Frauen, insbesondere solche indischer Herkunft oder in Indien stark. In ...

Asma Khan ist nicht nur eine der bekanntesten Köchinnen Großbritanniens, sie ist auch Anwältin und macht sich für die Rechte von Frauen, insbesondere solche indischer Herkunft oder in Indien stark. In ihrem preisgekrönten indischen Restaurant in London beschäftigt sie ausschließlich Immigrantinnen, denen sie so eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben bietet. Während ihres Jurastudiums in Cambridge, gründete sie eine Suppenküche, die so erfolgreich war, dass sie sich an ihr erstes Restaurant wagte. Das fand ich sehr faszinierend, weil ich während des ewigen Lernens vor dem Examen mit dem Kochen und Backen angefangen habe, um endlich mal zu sehen, was ich mache... Sie feiert mit ihren Rezepten die indische Kultur, die Aromenvielfalt und die Gerichte, die auf die Jahreszeiten und die Temperaturen abgestimmt sind. Weil Kochen und Essen für sie vor allem mit Geselligkeit verbunden sind, unterbreitet sie immer wieder ganz unterschiedliche Menüvorschläge für allerlei unterschiedlich Gelegenheiten, kombiniert aus hier vorgestellten Gerichten.

Bevor es losgeht, erklärt sie allerdings die 6 ayurverdischen Geschmacksrichtungen und das notwendige Rüstzeug für die indische Küche, wie Kochen mit Ghee, die Zusammenstellung der eigenen Gewürzmischungen oder Kochen mit Joghurt. Das hilft auch ungemein, wenn man mal die Rezepte auf den eigenen Gaumen abwandeln möchte.

Da es Asma Khan auch um die Liebe zu ihrer Herkunft geht, ist dieses Buch auch gespickt voll mit wunderschönen, atmosphärischen Farbfotos von Märkten, Gewürzständen, Stoffen mit typischen Farben und Mustern oder indischen Innenhöfen oder Festmahlen. Keine Sorge, natürlich sind die jeweiligen Gerichte auch appetitlich fotografiert, aber es ist noch ein Plus, dass sie uns auch sprachlich und bildlich mit in ihre Heimat einlädt und dazu auch immer noch ein wenig schreibt. Ein Kochbuch nicht nur für den Geschmack, sondern auch für das Gefühl und die Seele. Schon die Aufmachung in mattem royal blau mit goldener Prägung oder einfach unifarbener Reliefprägung finde ich optisch und haptisch unglaublich ansprechend. Ein rundum sehr geschmackvolles Buch, in jeder Hinsicht der Bedeutung.

Natürlich habe ich mein indisches Lieblingsgericht Aloo Gobi Bhaji (gebratene Kartoffeln mit Blumenkohl- Curry) nachgekocht und als süße Nachspeise die indischen Bananen-Küchlein Kolar Pitha (zur Verwertung überreifer Bananen, es muss ja nicht immer Bananenbrot sein). Beides kam sehr gut an und es werden noch einige Dals folgen. Die Rezepte sind übersichtlich und gut verständlich und lassen sich gut nachkochen. Allerdings hat man nicht immer alle Zutaten gleich zur Hand. Die Bananen-Küchlein benötigen allerdings lediglich überreife Bananen.... was gerade im Sommer kein Problem ist.

Grundsätzlich sind die Gerichte für Alles-Esser, sie sind mit Fleisch und Fisch oder eben auch ohne, also sowohl vegetarisch, als auch vegan. Unter den 80 Rezepten gibt es also für alle etwas, je nach Jahreszeit und Geschmacksrichtung.

Das Buch gliedert sich wie folgt:
-Monsun
-Die sechs ayurvedischen Geschmacksrichtungen
-Grundzutaten und Techniken

-Grishsho (Sommer)
-Borsha (Monsun)
-Shôrot (Herbst)
-Hemonto (Trockenzeit)
-Sheet (Winter)
-Boshonto (Frühling)

-Register
-Dank
-Die Autorin

Die Idee der saisonalen Küche wird hier vor allem auch durch das indische Klima geprägt und macht daher absolut Sinn. Es geht weniger um die saisonale Verfügbarkeit von lokalen Zutaten, als nach dem passenden Geschmack für die jeweiligen Temperaturen. Es ist eine Art ganzheitliches Kochbuch für alle Sinne, das auch dazu aufruft durch Kochen und gemeinsame Mahlzeiten zu verbinden und Wert zu schätzen. Kochen ist Gefühl!

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Veröffentlicht am 18.04.2025

Back to the 90's

Das Schweigen der Kegelrobben. Ein Inselkrimi
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Kriminalkommissarin Nicole Stappenbek fragt sich, was sie sich denn eigentlich gedacht hat, als sie dem Revival-Treffen ihrer Allergikertruppe aus Jugendtagen auf Amrum zugestimmt hat. Damals 1998 war ...

Kriminalkommissarin Nicole Stappenbek fragt sich, was sie sich denn eigentlich gedacht hat, als sie dem Revival-Treffen ihrer Allergikertruppe aus Jugendtagen auf Amrum zugestimmt hat. Damals 1998 war alles irgendwie aufregend und neu, aber so richtig sympathisch waren sie ihr alle nicht. Doch natürlich ist sie neugierig, was aus der kessen Jacky oder dem schönen Alex geworden ist, oder gar Aufschneider Torben, aus dem Installationsbetrieb... Als sie unfreiwillig Alex kopfüber in der Toilette des ehemaligen Jugendheims ertrunken auffindet, dort, wo sie ihn abends zuvor noch zurück gestoßen hat, ist ihr klar dass es Mord war! Natürlich beordert sie ihren Kollegen Thies Detelfsen und den unwilligen Gerichtsmediziner auf die Insel, wo sich aus ganz unterschiedlichen Gründen bereits der übrige Trupp aus „de Hidde Kist“ inklusive ihres jüngsten Sohnes Fiete befindet. Sie ahnt schon, dass das kein Urlaub mehr für sie wird, aber nicht wie viele Leichen sie noch finden werden. Irgendeiner ihrer Jugendfreunde hat mehr als nur Dreck am Stecken, oder doch nicht?

Wer kennt das nicht? Bei Klassentreffen verfällt man wieder in alte Muster und Nicole geht es ganz ähnlich und ärgert sich vor allem über sich selbst, dass sie zugesagt hat. Immerhin passen Antje und passen auf Fiete auf, während Niggemeier und Finn erst nach Ferienbeginn nachkommen. Als sich der schöne Alex ausgerechnet an Nicole ranmacht, fühlt sie sich geschmeichelt, doch will sie noch mehr? Es ist eine Geschichte von Neid und Gier und die sind ja bekanntlich für reichlich Mordopfer verantwortlich, so auch auf Amrum. Da sie aber alle keine Lämmer sind, die Mitglieder der ehemaligen Allergikerfreizeit, ist es schwer zu sagen, wer denn hier so gierig, neidisch oder missgünstig ist, dass er über Leichen geht...

Das Schweigen der Kegelrobben ist gespickt nicht nur mit Anspielungen auf die Inselfauna, sondern auch auf den Horrorklassiker „Das Schweigen der Lämmer“ mit Jodie Foster und Anthony Hopkins als maliciös, bestialischem Hannibal Lector. Anders als Lämmer sind Kebelrobben aber Raubtiere und so fühlt sich Nicole auch, nicht unter Lämmern, eher unter Haifischen. Nach und nach verschwinden ihre Jugendgefährten verschwinden, ja es sind vor allem die damaligen Jungs, die plötzlich fehlen, bis... das will ich nicht spoilern. Dafür kann ich verraten, dass eigentlich das Who-is-Who von Fredenbüll bis auf den Frisiersalon und Thies Frau, mit auf Amrum ist. Mit all ihren Macken und Marotten und einige der Figuren aus einer früheren Episode auf Amrum. Auch wenn in der Wellness-Oase von Nicole das Essen vegetarisch-vegan ist, haben natürlich Antje und Nicoles Ex-Chef Petersen Erbarmen mit ihren Lieben und laden täglich zu köstlichen Küstenspezialitäten ein. Wer beim Hören Appetit bekommt, kann die Rezepte in der Papp-Klapp-Hülle des Tonträgers nachlesen, etwas Kocherfahrung hilft dabei schon, denn der Autor kocht mit viel Gefühl und Erfahrung.

Autor Krischan Koch spricht bereits seit geraumer Zeit diese Reihe selbst ein. Aber keine Sorge, er ist nicht nur Filmkritiker und macht Kurzfilme, er ist auch Kabarettist und als solcher kann er natürlich nicht nur mit Sprache, sondern auch mit seiner Stimme und dem norddeutschen Zungenschlag spielen. So bringt er die Absurditäten dieser Ermittlungen wunderbar auf den Punkt und die Betonung. Nicht nur bei Nicole kommen mit Kim von Echt und „Alles wird sich ändern wenn wir groß sind“ und Gwen Stephani von NO DOUBT mit „Don't Speak“ Jugenderinnerungen und solche an bisweilen unliebsame Wiedersehen zurück. Dabei spielt die Musik auch in Nicoles Kopf und kann sich schon mal mit Szenen und Zitaten von Hannibal Lector vermischen... Da kann man auch bei Sonnenschein schon mal eine Gänsehaut bekommen. Auf jeden Fall schafft es Krischan Koch uns beim Hören immer wieder gefühlsmäßig in die Vergangenheit zu transportieren.

Kurzweilig vergnügliche Cosy Küsten Krimiunterhaltung, bei der es schön ist, die Vorgänger zu kennen (insbesondere für die running gags), aber nicht zwingend erforderlich.

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Veröffentlicht am 12.04.2025

Nur mal kurz die Welt retten.... äh, nur wie?

Ninja ohne Plan
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Nick hält sich für ganz normal, auch wenn er bei seiner Oma Erika aufwächst, die auf Meditation schwört. Nick ist daher absoluter Meditationsprofi, besonders seine Atemtechniken sind sensationell. Gegen ...

Nick hält sich für ganz normal, auch wenn er bei seiner Oma Erika aufwächst, die auf Meditation schwört. Nick ist daher absoluter Meditationsprofi, besonders seine Atemtechniken sind sensationell. Gegen die fiesen Angriffe der Schulmobber Lilli und Lauri mit ihrer Gang schützt es ihn jedoch nicht und auch beim Rechnen an der Tafel nur bedingt. Sein Leben könnte also besser sein. Als dann aber ein kauziger alter Typ, mit einem menschlichen Gorilla an seiner Seite vor ihm steht und ihm verkündet, dass er der Auserwählte sei, um die Welt zu retten, überkommen ihn sofort Zweifel. Dennoch folgt er Meister Jojo in sein Dojo, dass in einem Hundesalon versteckt ist und trifft doch auf weitere Nachwuchs Ninjas: Olga, Zoran und Zeynep. Deren Training sieht beeindruckend aus, da könnten sie die Welt doch eigentlich ohne ihn retten.... sie sind auch nicht unbedingt scharf auf seine Mitarbeit. Das Training ist für ihn noch viel schwieriger als gefürchtet und noch ehe er wirklich was gelernt hat, werden sie auf die Probe gestellt: Nach und nach fällt in der Stadt straßenweise der Strom aus. Dort wo das passiert, funktioniert nichts mehr. Alles was sich dort befand, als der Stromausfall einsetzte und was auf Strom angewiesen ist klappt nicht mehr. Kein Handy, kein Auto, keine Ampel.... Es setzt ein ganz schönes Chaos ein, vor allem als sich herausstellt, dass es kein echter Stromausfall ist, sondern eine gezielte Erpressung von skrupellosen Gangstern

Nick wurde offensichtlich nicht zum Helden geboren, aber was bleibt ihm anderes übrig, wenn Meister Jojo überzeugt ist, dass er der Auserwählte ist?! Also folgt er seinen neuen Ninja-Kollegen und Kolleginnen, deren Ninja-Tricks ihm natürlich haushoch überlegen sind. Dafür kann niemand so gut ein- und ausatmen wie er. Diese Gegensätze zusammen mit den spritzigen Zeichnungen und Wortfetzen von Christian Effenberger im Comicstil sind extem witzig und letztendlich extre erfolgreich. So richtig weiß Nick wirklich nicht wie im geschieht, aber der Weg dahin ist absolut unvorhersehbar und irre und eben auch irre erfolgreich! Dummerweise blieb da keine Zeit für Hausaufgaben.... Wenn die jugen Leser und wahrscheinlich auch Fans dieser bunten Truppe mal in ähnliche Schwierigkeiten gelangen und sie ebenso erfolgreich lösen, wird ihre Lehrerin sicherlich deutlich verständnisvoller sein, als Frau Brinkeldinkel, die stets unversöhnliche Lehrerin von Nick. So schlecht ist die eigene Schule doch gar nicht, oder?

Das Abenteuer als solches ist echt schräg, ebenso schräg wie seine Helden und Schurken und eben die Namen und Berufe der Beteiligten. Der Name der Lehrerin lässt es schon vermuten, aber sie ist da keine Ausnahme, die Namen sind Programm und Autor Christian Tielmann ist das auch konsequent vielsagend kreativ. Das macht einfach Spaß zu lesen.

Statt der verlangten Hausaufgaben, hält Nick dieses Abenteuer in einem Schulheft fest, was an einigen Seiten auf Karopapier auch offensichtlich ist. Die zahlreichen Illustrationen und Comic-blasen, lockern die Seiten auf und mit den kurzen Kapitel ist das Lesen nur noch halb so anstrengend! Den Rest an Motiviation bringt die wirklich irre Geschichte mit, in der die wahren Helden völlig verkannt werden, nicht nur Nick. Der Druck ist recht dick, wodurch die Schrift schön kontrastreich ist, was es erleichert, beim Lesen nicht in der Zeile zu verrutschen. Da sie noch etwas größer ist, strengt sie auch die Augen nicht so an, macht aber schon deutlich, dass sich die Geschichte nicht an die kompletten Anfänger richtet. Na klar, dieses Abenteuer ist doch schon für Drittklässler!

Ich hoffe, diese irre Truppe wird noch viele weitere abgefahrene Abenteuer erleben und nebenbei die Welt retten, beim Ein- und Ausatmen..... Ommm....

Ein großer Spaß für alle verkannten Helden und Heldinnen ab 8 Jahren.

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Es ist nicht alles Gold......

Die Allee
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Die 16 jährige Isi soll von ihrer großbürgerlichen, adeligen Ärzte-Familie in die Berliner Gesellschaft eingeführt werden. Ihre Eltern haben den Sohn des legendären Dr. Sauerbruch als Tischherren auserkoren, ...

Die 16 jährige Isi soll von ihrer großbürgerlichen, adeligen Ärzte-Familie in die Berliner Gesellschaft eingeführt werden. Ihre Eltern haben den Sohn des legendären Dr. Sauerbruch als Tischherren auserkoren, doch der Arbeitskollege ihrer Cousine, den diese aus Not um seine Begleitung bat, Hermann Henselmann, ein visionärer junger Architekt zieht sie sofort an. Auch wenn er 10 Jahre älter ist und auch einer Handwerkerfamilie stammt, verfällt sie ihm und seinen Ideen sofort. Mit 18 heiratet sie ihn und sie schlagen sich mehr recht als schlecht durch, während Isi ein Kind nach dem anderen auf die Welt bringt. Das ist während des jahrelangen Krieges mehr als nur herausfordernd, ebenso wie Herrmanns Bemühungen trotz seiner jüdischen Abstammung und seiner Liebe zu den Ideen des Bauhauses und LeCorbusiers, sowohl während des 3. Reichs, als auch später in der DDR seine Ziele durch zu setzen und seine Träume in Beton wachsen zu sehen.
Nach dem Krieg sind einige wichtige Posten neu zu besetzen und durch Glück und Zufall wird Hermann Henselmann zum neuen Direktor des Bauhauses. Isi bietet sich nun die Gelegenheit auch ohne Abitur und trotz acht Kindern endlich Architektur zu studieren.

Auch sprachlich bedient sich Florentine Anders des Credos des Bauhauses, schlicht, schnörkellos, und direkt. Sie kommt auf den Punkt und es gibt keinen Raum für Missinterpretation. Das ist erfrischend matter of fact und frei von jeglichem Kitsch und Gefühlsduselei, selbst in den schwersten Kriegszeiten. Dieser sachliche Stil mag nicht jedermanns Geschmack sein, er passt aber ganz hervorragend zum architektonischen Stil der Architekten-Dynastie Henselmann. Ihre Werke kennt jeder, der schon mal in Berlin war, der Name hingegen war mir kein Begriff und schon gar nicht, welche Geschichte dahinter steckt. Das fand ich wahnsinnig interessant, gerade auch, weil meine Eltern in einem von LeCorbusier inspirierten Bungalow wohnen, den ich furchtbar fand, bis wir ihn im Kunstunterricht in der Oberstufe thematisierten, ihn, die Charta von Athen und die gesellschaftlichen Ideen die dahinter steckten und die im krassen Gegensatz zu den Idealen der Nazis standen.

Jördis Triebel spricht die Geschichte schnörkellos und ganz direkt, ganz im Stile des Bauhauses und der Henselmannschen Baukunst. Sie klingt energiegeladen und als lasse sie sich kein X für ein U vormachen. Absolut passend zum Schreibstil. Dabei klingt ihre weibliche Stimme durchaus sympathisch, trotz der cholerischen Gewaltexzesse des männlichen Familienoberhauptes. Das hat nichts mit „so war Erziehung damals“ da ging es nur um ein Ventil für aufgestaute Wut und da traf es meist Isa und Peter, die nicht ganz so waren, wie man es von ihnen erwartete. So müssen sie früh lernen, sich ebenso aus brenzligen Situationen herauszulavieren, wie es der Vater stets im Umgang mit der jeweils herrschenden Obrigkeit ihnen vormacht. Die Kinder sind ihm und seiner Willkür ebenso ausgeliefert, wie Herrmann Henselmann den Nazis oder dem Politbüro. So schaffte er es während des 3. Reichs seine stetig wachsene Sippe trotz jüdischer Wurzeln heil durch den Krieg zu bringen und den Sozialisten seinen funktional-schlichten Baustil für die prägenden Bauten der Stalin-Allee unterzujubeln, trotz der entgegenstehenden Vorgaben aus Moskau.

Auch wenn man nicht alle Henselmanns durchweg mögen kann, hat mich ihre Cleverness doch beim Zuhören grinsen lassen. Die Autorin ist übrigens die Enkelin von Hermann und Isi und Tochter von Isa. Somit erhalten die Hörerinnen ganz persönliche und bisweilen unglaublich schmerzhafte Einblicke in diese kreative Dynastie.

Ein absolut lohnender Einblick in eine Dynastie, die nicht nur unseren Städtebau geprägt hat.

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