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Veröffentlicht am 07.12.2018

Auch die schönste Gegend birgt ihre dunklen Geheimnisse

Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard
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Mathilde de Boncourt (37 Jahre) unverheiratet, ist mit ihrer hochgewachsenen schlanken Gestalt und ihrer wallenden rotblonden Mähne in ihrer südfranzösischen Heimat nicht nur ein Hingucker. Man kann die ...

Mathilde de Boncourt (37 Jahre) unverheiratet, ist mit ihrer hochgewachsenen schlanken Gestalt und ihrer wallenden rotblonden Mähne in ihrer südfranzösischen Heimat nicht nur ein Hingucker. Man kann die Untersuchungsrichterin aus Leidenschaft gar nicht übersehen! Als sie am späten Nachmittag den Palais de Justice nach einem kurzen Plausch mit dem Wachmann verlässt, zufrieden einem ehrenwertes Arztehepaar des Menschenhandels und der Freiheitsberaubung überführt zu haben, wird sie von 3 Kugeln eines vorbeirauschenden Motorradfahrer schwerst verletzt. Mathilde überlebt nur knapp und regeneriert auf dem nahegelegenen Weingut ihres Großvaters Rémy de Boncourt. Sie ist überzeugt, daß zwischen der Verurteilung und dem Anschlag auf sie ein Zusammenhang besteht. Doch sie ist beurlaubt und darf nicht ermitteln, anders als ihr Vertrauter bei der örtlichen Kriminalpolizei Commandant Rachid Bouraada, der sie stets auf dem Laufenden hält. Was er zu berichten hat ist nicht viel, denn alle Spuren wurden professionell verwischt. Als der Zeugenschutz für die Belastungszeugin aufgehoben wird, wird sie nur wenige Tage später tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Bouraada und Mathilde glauben nicht an Selbstmord. Unterdessen reist Martin Endress Reisejournalist aus Bonn in den Midi um einen kulturell geprägten Reiseführer über das Languedoc mit Recherchen der jüdisch-französischen Familie seiner Mutter zu verbinden. Hierbei lernt er zufällig Mathilde kennen, die fasziniert von dem geheimnisvollen Unfall seiner Großeltern während des Vichy-Regimes ist. Da sie offiziell noch nicht wieder ermitteln darf, ist sie über diese Gelegenheit ihrer Spürnase nachzugehen hoch erfreut, wobei die sympathische Erscheinung und Art von Martin ebenfalls eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielen.

Wie Martin bin ich ja der Meinung, daß die Camargue in der Reiseführer-Szene schmächlich vernachlässigend wird. Daher konnte ich in diesem Roman wunderbar in Erinnerungen schwelgen, da ich diese Gegend als meine zweite Heimat betrachte. Ich finde die Beschreibungen unglaublich treffend und präzise und wurde auch mehrfach zum Schmunzeln gebracht, als z.B. beschrieben wurde, wie Martin sich auf der Suche der Cathédrale de Maguelone im Ort verfranst hat. Ja das ging uns auch so, auch der Kampf mit der sengenden Hitze während der Suche.... Anders als Martin, sind wir allerdings zum Glück nie über Mädchenleichen gestolpert, während wir uns irgendwo umsahen... Auch ganz beglückt war ich, über das Transferlager „Les Milles“ in einer alten Ziegelei zu lesen, die inzwischen eine Gedenkstätte für die dort Internierten enthält u.a. Lion Feuchtwanger, Max Ernst.... Das stand dieses Jahr auf meiner Wunschliste, ist aber an familiären Gründen gescheitert. Nächstes Jahr also auf jeden Fall!

Kriminalistisch gibt es hier zwei wichtige Themen: Menschenhandel und Zwangsprostitution, gerne auch in höchsten Kreisen mit ausgefeiltester Vertuschung (aber natürlich, die Grundstücke sind größer, die Nachbarn können weniger beobachten....) und menschenverachtender Skrupellosigkeit. Wenn es um den Schutz des eigenen Rufes geht, wird auch vor Mord, auch mehrfach nicht zurückgeschreckt. Das macht die Ermittlungen umso penibler und für die Wahrheitssuchenden umso frustrierender.
Doch auch die Wahrheit über den Unfall, der seine Großmutter letztlich das Leben kostete herauszufinden, ist nicht so einfach. Nach 70 Jahren trifft Martin auf eine Mauer des Schweigens und viele die ihm hätten weiterhelfen können, sind nicht mehr am Leben. Doch was will er, wenn er in so alten Wunden wühlt? Gerechtigkeit? Rache? Was der Täter nicht ahnt ist, daß Martin als Journalist nur nach der Wahrheit sucht und nicht danach jemanden nach all der Zeit bloß zu stellen. Dies scheint für den Täter, der den Unfall aus Fremdenfeindlichkeit herbeiführte, auch heute nicht vorstellbar. Ein interessantes Gedankenspiel, sollte man den Mantel des Schweigens über alte Taten hüllen? Für Hinterbliebene ist die Gewissheit jedoch meist, das Wichtigste und ein solches Schweigen würde zu leicht zum Vergessen der Gräuel in der Geschichte führen, die jedoch nie vergessen werden dürfen, auch damit sie sich nicht wiederholen.

Im Vordergrund stehen für mich in diesem Kriminalfall jedoch Land und Leute. So lebt Mathilde auf dem Schloss ihres Großvaters nicht mit diesem alleine und da sie schon seit Generationen dort verwurzelt sind, kennen sie auch Hinz und Kunz dort. Sowohl die Familienbande finde ich interessant, als auch die einzelnen Freunde von Rémy und Mathilde. Allerdings muß ich einräumen, daß mir bisweilen ein Personenverzeichnis weitergeholfen hätte, da ich grübelte „wer war noch mal Vincent? Der mit der Manade, mit dem Bauunternehmen oder dem Restaurant?“. Denn durch die Berufe der Freunde bekommt man auch einen wunderbaren Einblick in deren Berufe und Traditionen: Weinbau, Bau der Feriensiedlungen auf Wunsch des damaligen Präsidenten, die Stierzucht, Stierkampf, Gastronomie....

Liliane Fontaine ist der Mädchenname der Autorin mit französichen Wurzeln, die sich auch regelmäßig längere Zeit im Languedoc aufhält. Dies macht sich in diesem Krimi ebenso bemerkbar, wie ihr Kunstgeschichtsstudium. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man Frankreich und seine Sprache kennt, da einige Begriffe als bekannt vorausgesetzt werden. Da ich die Sprache beherrsche, kann ich leider nicht beurteilen, wie es wäre das Buch mit null Sprachkenntnissen zu lesen.

Ein Krimi für alle Liebhaber sich entwickelnder Geschichten mit einem Focus auf den Ort des Geschehens. Thrillerliebhaber die auf Action stehen, werden nicht auf ihre Kosten kommen. Die Spannung ist bisweilen moderat da es keine schnellen Erfolge und keine Verfolgungsjagden gibt, die Auflösung jedoch logisch und nicht offensichtlich, was ich sehr schätze. Man wird mit wirklich tollen Einblicken in die Gegend und ihre Kultur und wirklich ausgearbeiteten Personen belohnt. Ich bin ja schon gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Mathilde, Martin und Rachid weiter entwickeln wird.

Ein guter Krimi, der sorgfältig recherchiert ist und mich im ungemütlichen November mit schönen Sommererinnerungen gewärmt hat.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Bessenheit

Nacht über Tanger
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Dieser Roman spielt in den 50er Jahren. Er beginnt mit der Collegezeit von Alice Shipley und Lucy Mason, die das Schicksal als Zimmergenossinnen zusammen bringt. Alice ist seit ihrer Kindheit Vollwaise ...

Dieser Roman spielt in den 50er Jahren. Er beginnt mit der Collegezeit von Alice Shipley und Lucy Mason, die das Schicksal als Zimmergenossinnen zusammen bringt. Alice ist seit ihrer Kindheit Vollwaise und bei ihrer begüterten Tante in England aufgewachsen. Sie selbst hat einen Fonds geerbt, auf den sie erst mit ihrem 21. Geburtstag zugreifen kann, bis dahin steht sie unter der Vormundschaft ihrer Tante. Lucy hingegen kommt aus der Nähe des Mädchen-College, sie hat ein Stipendium für Literatur und kommt aus einfachen Verhältnissen, auch ihrer Familie wäre gestorben sagt sie. Die Mädchen sind so unterschiedlich wie nur möglich, allerdings jede auf ihre Art sehr attraktiv. Sie werden beste Freundinnen, bis zu dem Tag, an dem Alice durch Zufall Tom, einen Sohn aus besten Kreisen, kennen und lieben lernt. Es kommt zu einem Bruch, der durch einen tödlichen Unfall noch verstärkt wird. Lucy verschwindet und taucht erst 1956 nach Alice Hochzeit in Tanger auf und verhält sich als wäre nichts geschehen. Die unsichere Alice, weiß nicht, wie sie mit der dominanten Lucy umgehen soll und wird immer mehr in einen sich scheinbar verselbstständigenden Strudel hineingezogen, der auf eine Katastrophe zusteuert, während Marokko die Unabhängigkeit ansteuert.

Der Klappentext hat mich auf Anhieb angesprochen, ich vermeinte die Hitze Marokkos, die würzige Luft, zu spüren und zu schmecken, während ich in einen Strudel der Ereignisse hereingezogen würde. Leider war das ein Irrtum, ich lauschte nicht gebannt, dabei bin ich durchaus nicht auf meine Erwartungen fixiert. Wird mir Hochspannung versprochen und es wird gut gemachte Cosy Crime präsentiert, bin ich noch durchaus zufrieden. Aber hier wurde ich mit den Charakteren nicht warm. Sie konnten weder meine Sympathie, noch meine Abneigung gewinnen. Sie waren mir beide zu apathisch/passiv bzw. zu extrem dominant/besessen. Mit diesen Persönlichkeitsstrukturen kann man auch nicht glücklich werden. Daher war für mich vieles vorhersehbar und die Entwicklung der politischen Lage in Tanger, von der ich ein Brodeln und eine zusätzliche Spannung erwartet habe, blieb für mich zu schematisch, faktisch präsentiert. Obwohl ich die Stimmen der Sprecherinnen Bibiana Beglau und Friederike Kempter mag und ich sie auch nicht als Fehlbesetzung wahrnahm, ließ mich ihr Schicksal kalt. Hätte ich das Hörbuch verloren und ich nicht weiter hören können, hätte es mich nicht weiter gestört. Das lag zum einen wohl daran, daß die Protagonistinnen für meinen Geschmack zu eindimensional waren. Alice ist ein Schaf und Lucy eine durchtriebene Manipulateurin und zum anderen die Sprecherinnen, trotz ihrer angenehmen Stimmen mich nicht emotional nicht packen konnten. Sie leierten ihre Texte nicht, sie betonten auch durchaus korrekt, waren klar verständlich und setzen die Pausen gekonnt, aber die Interpretation ließ die großen Emotionen vermissen, die durchaus hinter ihren Taten lauern müssen. Die Interpretation eines hypnotischen Dramas hätte mich mir nicht so nonchalant vorgestellt. Dass ich enttäuscht bin von diesem Hörbuch liegt somit sowohl am Text als auch an der Interpretation. Alice Ehemann John hätte als Gegenpart zu Lucy Feuer in die Geschichte bringen können, aber dafür war er sich seiner selbst und der Passivität seiner Frau zu sicher, als daß er für echte Highlights sorgte.
Selbst die wohl überraschend gedachten Wendungen konnten mich nicht überraschend und ich glaube auch nicht, daß dies nur meinem routinierten Krimileser-Ohr oder meiner juristisch geschulten Denkweise zuzuschreiben ist. Auf CD 7 fing es an mich zu interessieren, als Alice versuchte die Schachzüge von Lucy vorherzusehen und dagegen zu halten, aber sie ist halt zu viel Schaf, um nicht die Zweideutigkeit einiger Verhaltensweise mit einzuberechnen. So ebbte die aufkeimende Spannung recht schnell ab, da klar wurde, daß sie kein gleichwertiger Gegner für Lucy ist. Das Ende kam auch nicht mit dem erwarteten Knalleffekt und hätte meines Erachtens knapper auf den Punkt gebracht werden können. Insgesamt, hätte für mich die Geschichte gestrafft werden dürfen.
George Clooney scheint meine Meinung übrigens nicht zu teilen, denn er sicherte sich an diesem Erstlingswerk von Christine Mangan, daß sich in 20 Länder verkaufte, bereits die Filmrechte. Mit den richtigen Schauspielern und Kameraperspektive ließe sich auch sicher etwas machen. So wie mich Camus „Der Fremde“ dank des schneidigen, ausdrucksstarken Schauspielers, als Film deutlich mehr überzeugte, als das Buch mit seiner nervenaufreibenden Gleichgültigkeit.

Nicht schlecht, aber leider nur unteres Mittelmaß, somit 2,5 Sterne gerundet auf 3.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Herrlich bunt gemischt

1-2-3 Minutengeschichten: Kunterbunte Weihnachten
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Alle Jahre wieder ist es Zeit für Weihnachtsgeschichten. Auch für die Kleinsten, dann müssen die Geschichten einfach nur kürzer, bunter und dem Verständnishorizont der kleinen Zuhörer angepasst sein. ...

Alle Jahre wieder ist es Zeit für Weihnachtsgeschichten. Auch für die Kleinsten, dann müssen die Geschichten einfach nur kürzer, bunter und dem Verständnishorizont der kleinen Zuhörer angepasst sein. Daher bietet dieses Vorlesebuch kurze Geschichten, mittellange Geschichten und „lange“ Geschichten, wobei die langen Geschichten natürlich auch nur lang im Sinne von länger für Kindergartenkinder sind.
Die Autoren Cally Stronk und Christian Friedrich haben sich 40 ganz unterschiedliche Weihnachtsgeschichten ausgedacht, bei denen sicherlich für jeden Kindergeschmack und jede Konzentrationsspanne etwas dabei ist. Diese sind in 3 Themenkreise untergliedert: Weihnachtsüberraschung (über Adventskalenderdörfer, Schlittenbau, Weihnachtshasen, Monsterweihnacht, Süßigkeitendiebe, Roboterehrenworte und vieles andere) , Weihnachtswunder (über ein Wunder im Vorgarten, Schneezauber, Wüstenschnee, einen magischen Wetterglobus, Wichtelbesuch, flinke Lebkuchenmännchen, die fantastische Reise des Weihnachtsmannes und vieles mehr) und Weihnachtsfreude (von der Weihnachtsfrau, Piratenweihnachtspost, das Geheimrezept des Weihnachtsmannes, von Möhrchen, Bärchen und Häschen und vielerlei anderem Erfreulichem).
All diese wunderbaren, bunten Geschichten habe ich meinen 2 Nachbarinnen Debbie (5,5 Jahre) und Hanna (2,5 Jahre) vorgelesen. Stets kam nach dem Ende einer Geschichte, auch der „langen“ der Ruf: „Noch eine!“ und so habe ich das Buch in 3 „Sitzungen“ vorgelesen, die die Kleine aber dann bisweilen früher verließ, die Große wurde nicht müde. Ganz klar hatte sie jedoch eine Lieblingsgeschichte, die ich ihr 3 mal vorgelesen habe (ich sollte noch viel öfter, aber nicht jedes Mal, wenn ich nebenan vor der Tür stehe, nehme ich mein Weihnachtsgeschichtenbuch mit! Erst Recht nicht bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad Celsius, aber die Zwei sahen das durchaus auch anders).
Debbies Lieblingsgeschichte ist wider Erwarten nicht „Die Prinzessin und der Feuerdrache“ (auch ganz prima, meine zwei „Anna und Elsa“-Fans waren durchaus beeindruckt) sondern: Rudolphs Rentierschnupfen! Vorsicht Spoiler! (Na gut, für eine von 40 Geschichten).
Jedes Kindergartenkind kennt inzwischen Rudolph mit der roten Nase. Aber mal ehrlich, wieso sollte ein Rentier eine rote Nase haben, es ist ja wohl kein Clown oder Karnevalsjeck! Das hat nicht nur Cally Stronk und Christian Friedrich beschäftigt, sondern auch meine Zuhörer. Man stelle sich das mal vor, es ist Zeit mit den Weihnachtsvorbereitungen zu beginnen, die Rentiere bereiten sich darauf vor, den Schlitten zu ziehen und Rudolph liegt nur schlapp, niesend mit roter Nase und Schal im Bett! Oh je, ein Rentier mit Weihnachtsallergie, was für eine Katastrophe! Doch so recht kann der Weihnachtsmann das nicht glauben, eine Allergie gegen Weihnachten hält er für unmöglich! Also beobachtet er sein angeschlagenes Rentier ganz genau und erwischt es dabei, wie es heimlich aus dem Bett schleicht und von den Plätzchen nascht! (Das würden ja Kinder niemals tun, dafür haben sie bestimmt alle kein Verständnis!). Natürlich spricht der Weihnachtsmann Rudolph darauf an und dieser räumt ein, die leckeren Weihnachtsplätzchen mit den Haselnüssen stibitzt zu haben. Da fällt dem Weihnachtsmann das Eichhörnchen im Tannenwald ein, daß gegen Haselnüsse allergisch ist und seither nur noch Walnüsse ist. Fortan gibt es halt auch Weihnachtsplätzchen mit Walnüssen und Rudolph ist wieder ganz eifrig mit dabei dem Weihnachtsmann mit all der vielen Arbeit zu helfen! Auch wenn der nun nicht mehr schniefen und niesen muss, bekommt Rudolph jetzt immer, wenn er sich bei seiner Arbeit besonders freut, eine rote Nase! Also eigentlich ständig, in der Weihnachtszeit.
Bei der Auswahl dieser Geschichte hat Debbie einen ausgezeichneten Geschmack bewiesen und nicht nur der wachsenden Schar an Allergikern wird diese Geschichte das Herz erwärmen (wir backen daher mit Mandeln).
Sich 40 völlig verschiedene Geschichten auszudenken ist natürlich nicht so leicht, schon gar nicht wenn draußen die Sonne vom Himmel brennt, aber gemeinsam macht es einfach mehr Spaß. Das durften Cally Stronk (Leonie Looping, die Mafflies – ein Geheimtipp von uns!, „Theo und der Mann im Ohr“) und ihr Mann Christian Friedrich auch feststellen, als sie nach dem Vorschlag des Verlags im warmen Bologna erst mal angefangen haben, sich Weihnachtsabenteuer auszudenken. Wir hatten den Eindruck, daß es ihnen selbst richtig viel Spaß gemacht hat und wir sind ganz zuversichtlich, daß noch weitere gemeinsame Projekte folgen werden.
Meine kritische Zuhörerin Debbie, die oft die mangelnde Anzahl von Illustrationen in Vorlesegeschichten bemängelt, war dieses Mal übrigens hochzufrieden, na ja, bis auf meine mangelnde Ausdauer, ich hätte das Buch auch gerne in einem Rutsch vorlesen dürfen! Ein dickes Lob an Illustratorin Pe Grigo von Hanna, Debbie und mir.
Der ganz besondere Charme dieser Vorlesegeschichten liegt in der Vielseitigkeit der Themen und der Variationsbreite der Vorlesedauer. So kann diese Weihnachtsgeschichtenvorlesewunder mit den Kindern und der Familie mitwachsen. Im Alter von 2 Jahren können die Kinder die ersten kurzen Geschichten gut verfolgen und verstehen und die nächsten Jahre dann die längeren Geschichten hören. Wie meine gebannt lauschenden Nachbarinnen gezeigt haben, sind sie wirklich kindgerecht und verständlich. Der Kleinsten haben es natürlich die vielen liebevollen farbigen Illustrationen angetan und die Größere sprach mit mir verständig über die Inhalte. Ganz klar, die Geschichten kamen auch in ihrer Vielfalt an! Einige Geschichten sind besinnlicher als andere und auch die größten Weihnachtsmuffel können sich dann mit Themen wie „Großes Roboterehrenwort“ anfreunden. Großeltern können sie daher ihrer stetig wachsenden Enkelschar ebenso gut vorlesen, wie Erzieherinnen in Krippe oder KiGa, oder eben die Eltern zum Einschlafen oder Träumen.

Veröffentlicht am 06.12.2018

Einfach magisch!

Nordlicht, Band 02
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Seit der Rückkehr aus ihrem unerwünschten Island-Urlaub in den Zeugnisferien, seufzt Elin ihrer Freundin Amy von „ihrer“ Isländer Stute Ljosadis, die ihrem verlorenen Fohlen nachtrauert und dem geheimnisvollen ...

Seit der Rückkehr aus ihrem unerwünschten Island-Urlaub in den Zeugnisferien, seufzt Elin ihrer Freundin Amy von „ihrer“ Isländer Stute Ljosadis, die ihrem verlorenen Fohlen nachtrauert und dem geheimnisvollen Kari vor. Um so größer ist ihre Freude, als ihre Mutter ihr verkündet, daß es zu Pfingsten gemeinsam mit Amy und deren Mutter zurück nach Island geht. Elin kann es kaum erwarten dorthin zurückzukehren. Bis es so weit ist, treffen sie sich nachts im Traum und es fühlt sich so real an, es gibt keine Sprachbarrieren. Doch kaum ist Elin in Reykjavik gelandet, spürt sie das etwas nicht stimmt. Ihre Verbindung zu Kari scheint unterbrochen. Sie kann ihn nicht finden, so sehr sie auch nach ihm Ausschau hält. Wenigstens ihre Nordlichter Stute Ljosadis erkennt sie noch. Auf einem mehrtägigen Wanderritt nach Norden scheint sich etwas zusammen zu brauen. Elin versteht nicht, was vor sich geht, aber sie spürt deutlich, daß starke Kräfte zusammenfinden. Gemeinsam mit Ljosadis folgt sie ihrem Herzen und ihrer Intuition.

Diese Reihe richtet sich an ältere Pferdefans ab 12 Jahren. Ich hatte erwartet, daß es diesmal mehr Liebesszenen als im ersten Band geben würde und meine Jüngste streikt, aber da habe ich mich mal wieder geirrt. Sie mag die Reihe so gerne, daß sie nicht einmal mit der Wimper gezuckt hat und sich beschwert hat, daß es ihr zu viel Knutschi-knutschi sei. Da Elin, anders als erwartet Kari auf Island nicht finden kann, halten sich die Liebesszenen aber auch wieder sehr in Grenzen. Es ist romantisch und Elin ist schwer verliebt und Amy nicht minder, aber dennoch dominieren die herrlichen Landschaften von Island, die Mystik, die Magie die den Steinen, Bräuchen und den Höhlen inne wohnen. Schon früh spürt man im Buch, daß hinter Kari ein größeres Geheimnis steckt, als man bislang glauben mochte. Elin und Kari scheint das schier Unfassbare zu verbinden. Sind sie Teil einer uralten Prophezeihung? Eine gewisse Offenheit für Übersinnliches, Esoterik und ähnliches hilft bei diesem Buch gewiss. Ich bin daher eher so verschlossen und zugeknöpft wie Elin selbst, sehr skeptisch halt. Dennoch hat mich diese Geschichte und ihre geheimnisumwitterte Atmosphäre in ihren Bann gezogen. Meine 9-jährige Tochter stellte dies nicht in Frage und nahm alles so, wie es ihr erklärt wurde, aber vielleicht ist dies bei ihrer zarten Gestalt und Stimme und ihren Goldlocken auch kein Zufall ;)

Karin Müller erzählt die Geschichte aus zwei Perspektiven, der von Elin und der von Kari bzw. Freya. Die Perspektive der zwei jungen Isländer ist dabei kursiv gedruckt und somit sofort zu erkennen. Hierdurch wird sehr schön der Widerstreit der Gefühle und der Zweifel deutlich. Sie leben in zwei Welten und finden doch immer wieder zusammen. Durch die Ich-Perspektiven fühlt man sich noch mehr in die Magie der Geschichte einbezogen. Die Landschaftsbeschreibung und die Schilderung der Gerüche, lässt einen hautnah miterleben, was Elin widerfährt. Die Beschreibungen sind nicht nur sehr lebendig, sie wirken auch wie selbst erlebt. Wenn ich jedoch lese, welch Touristenmassen sich nun durch Island bewegen, bin ich dann doch froh, daß mein Aufenthalt dort schon über 20 Jahre her ist. Vieles was ich gesehen und erlebt habe, erkenne ich in den Schilderungen wieder. Obwohl es keine Bilder zu Island gibt und das Buch auf Illustrationen verzichtet, ist meine Tochter ganz begeistert, will unbedingt noch Band 3 mit mir lesen und findet sich auch nicht, wie bei anderen Reihen zu jung für das Herzklopfen der jugendlichen Heldin. Ehrlich, ich mag Elin auch und es macht mir auch wirklich großen Spaß gemeinsam mit meiner Tochter und Elin, das alte mystische Island zu erkunden. Ein Land, daß mir in der Realität viel zu kalt ist. Es ist ausnahmsweise auch mal eine Pferdebuchreihe, bei der mir die Cover gefallen!

5 magische Trollherzchen gibt es für dieses zweite Abenteuer von uns!

Veröffentlicht am 06.12.2018

Freunde durch dick und dünn

Nixe & Hibbel
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Meine jüngste Tochter (9) sah das Cover, las Titel und Untertitel und wollte dieses Hörbuch unbedingt haben! Ich finde Titel und Cover auch genial, aber ich liebe die Stimme von Catherine Stoyan nicht, ...

Meine jüngste Tochter (9) sah das Cover, las Titel und Untertitel und wollte dieses Hörbuch unbedingt haben! Ich finde Titel und Cover auch genial, aber ich liebe die Stimme von Catherine Stoyan nicht, deshalb habe ich versucht, ihren Wunsch umzuleiten, auf ein altersgemäßeres Hörbuch..... Keine Chance, sie wollte dieses Hörbuch ab 6 Jahren!

Hibbel ist ein reizendes und hilfsbereites Kälbchen und lebt mit ihrer Herde sehr artgerecht auf einer sehr großen Weide mitten in der Natur, mit Bäumen, Felsen, Schluchten.... und davor wird auch immer wieder gewarnt. Wer in die Schlucht hineingeht, kommt nicht mehr als der heraus, der er vorher war.... Daran hält sich Hibbel auch ganz brav. Aber eines Tages taucht Nixe auf der Weide auf. Nixe weiß nicht mehr wer sie ist und wo sie herkommt. Da sie aber nun auf der Kuhweide ist und die Kühe so freundlich erscheinen, ist sie sich sicher, daß sie eine Kuh ist. Die Herde ist sich da nicht so sicher, weiß aber auch nicht so genau, was sie für ein Tier ist.... Nixe ist jedoch überzeugt, daß sie auch noch so zwei schöne Hörner wie Hibbel bekommen wird und ihre Hufe werden sich sicher auch noch spalten.... Gemeinsam tollen sie zwei Jungtiere über die Weide und beobachten die Alten. Da fällt ihnen auf, daß sich die alte Riesin ganz merkwürdig benimmt und sich immer wieder in die Richtung der verbotenen Schlucht aufmacht. Ob sie ihr folgen sollen, um das Geheimnis zu lüften?

Kirsten John führt uns mit dieser Geschichte in das Seelenleben von Kühen und ihre Gedankenwelt ein. Wann ist ein Kalb ein Kalb?, was macht dieses aus und was ist man wenn man kein Kalb ist? Meine Jüngste fand diese Fragen durchaus interessant, bei mir glitt leider immer die Konzentration weg. Die Philosophie der Kühe reizte mich nicht so sehr. Meine Jüngste wollte dieses Abenteuer zum Einschlafen hören, aber das Auftauchen der geheimnisvollen und unberechenbaren Riesin war für sie zu Aufregend fürs Einschlafen. Sie traute sich auch nicht alleine weiter zuhören. Wir versuchten der Geschichte auf einer Autofahrt zu lauschen, doch mein Mann und meine älteste Tochter muhten, daß sie diese Gedanken der Kühe langweilig fänden. Die Jüngste war eingeschlafen, noch ehe die Riesin auftauchte. Ich habe letztendlich dieses Hörbuch alleine bei der Hausarbeit gehört, doch es vermochte nicht, mich zu fesseln. Ich persönlich hätte eine gekürzte Lesung bevorzugt, auch ich bin jetzt nicht diejenige, die den Gedanken von Kühen so große Bedeutung beimisst. Aber keine Sorge, die kuhlen Freunde, denken nicht nur, sie erleben auch Abenteuer aus tierkindlicher Perspektive und aus ihrer Sicht und der meiner etwas sensiblen Jüngsten, ist das durchaus spannend bis gruselig. Denn natürlich bleibt die Ankunft von Nixe auf der Weide nicht unbemerkt und natürlich ist der Bauer der Meinung, daß Nixe auf der Weide nichts zu suchen hat, sondern woanders hingehört. Doch so leicht, lassen sich echte Freunde nicht trennen und zwei Jungtiere natürlich auch nicht verbieten, das Geheimnis einer schreckenseinflößenden Alten zu erkunden.

Die Erkenntnis, die die Freunde am Ende erhalten, gilt übrigens nicht nur für Kühe, sondern für jedes fühlende Wesen.

Mit viel Einsatz verleiht Catherine Stoyan den überwiegend tierischen Helden eigene stimmliche Charaktere. Sie gefällt mir hier deutlich besser, als bei den Liliane Susewind Vertonungen. Die Herdentiere sind sehr ausführlich charakterisiert worden, so daß sich die gelernte Schauspielerin in der Interpretation der wiederkäuenden Eigenarten wirklich austoben kann.

Dennoch hat das Hörbuch bei uns nicht gezündet. Ich konnte nicht so recht mit diesen Tieren mitfühlen, was bei Liliane Susewind durchaus möglich ist. Vielleicht entspricht die Geschichte nicht meinem Humor, ich weiß es nicht. Bisweilen fand ich es etwas langatmig und hätte mir wie gesagt eine Kürzung gewünscht, bisweilen war es meiner Tochter einfach zu gruselig Das Buch wird übrigens ab 8 – 10 Jahren empfohlen, was durchaus für die Thematik, die sich aus dem Geheimnis der Riesin ergibt, durchaus passend ist. Aufgrund meines Alters und meiner Lebenserfahrung konnte ich mir das überraschende Ende durchaus schon vorher denken, aber für Kinder ist es wohl nicht offensichtlich. Irgendetwas fehlte uns hier einfach, die Grundidee ist originell, aber die Ausführung hat uns nicht umgehauen, ohne daß sie nun schlecht ist oder für mich pädagogisch unratsam. Selbst als die Jungtiere gegen die Regeln verstoßen haben sie solche Gewissensbisse und Ängste, daß ich es pädagogisch wirklich geschickt gelöst finde. Die Gedankengänge sind bisweilen auch wirklich philosophisch, und dadurch interessant, aber manchmal auch etwas langweilig. Für mich irgendwie nicht Fisch nicht Fleisch, nicht schlecht, aber auch nicht gut.