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Veröffentlicht am 19.06.2022

Es wird ernst!

Rupert Undercover. Ostfriesisches Finale
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Kriminalhauptkommissar Rupert ist gerade mit seinem Doppelleben als ostfriesischer Kommissar mit liebervoller Ehefrau Beate und Undercoveragent getarnt als Gangsterboss Frederico Müller-Gonzales mit Mietehefrau ...

Kriminalhauptkommissar Rupert ist gerade mit seinem Doppelleben als ostfriesischer Kommissar mit liebervoller Ehefrau Beate und Undercoveragent getarnt als Gangsterboss Frederico Müller-Gonzales mit Mietehefrau Frauke rundum zufrieden! Doch dann bekommt er einen Anruf der alles verändert: Frederico Müller-Gonzales, der totgeglaubte Mafioso lebt! Allerdings ist auch er ganz zufrieden mit seinem neuen Leben, er meint auch, dass Rupert als Vorstandsvorsitzender der Internetbank der viel erfolgreichere Kriminelle ist! Aber es ist doch nicht alles in Ordnung, denn der Geier hat Klebos Ziehsöhne getötet und Fredericos Vertraute Klebo und Marcello vor der ganzen Welt blamiert. Mafiagröße George ist damit nicht zufrieden und verlangt von Geier, dass er nun endlich auch Frederico erledigt, während er eine Nachwuchskillerin auf Fredericos Getreue ansetzt. Ein Gangsterkrieg droht zu entfachen, insbesondere als Georges Yacht auf hoher See explodiert. Für Rupert wird seine Undercoverexistenz langsam richtig gefährlich, das kann auch das Leben an der Seite von zwei Traumfrauen nicht ausgleichen. Rupert muss unbedingt aus der Schusslinie gebracht werden, doch noch während Pläne geschmiedet werden, geschieht die Katastrophe.

Ich bin ja ein großer Fan dieses Spin-Offs, aber hier suggeriert der Titel, dass nun Schluss mit Undercover Rupert sei, dabei gibt es für mich letztendlich noch lose Fäden, von denen ich gerne wüsste, ob sie in der Hauptreihe um Kriminaloberkommissarin Ann-Kathrin Klaasen wieder aufgegriffen werden... Dieses Finale ist vielleicht endgültig... Rupert ist und bleibt ein Schürzenjäger, der seiner Frau Beate nicht treu sein kann, obwohl sie es verdient hätte. Als der Geier nun ehemalige Geliebte von Rupert ins Visier nimmt, ist klar, dass Rupert aufgeflogen ist, gleich von mehreren Seiten. Bei Frederico ist klar, dass er weiß, dass Rupert ihn nur nachahmt, doch woher weiß der Geier es? Für Ann-Kathrin und Weller wird es immer brenzliger und undurchschaubarer. Die BKA-Leute haben noch nie ihre Sympathie und ihr Vertrauen genossen, doch werden sie sie auch nicht mehr los. Ein verwirrendes Katz-und-Maus-Spiel in den eigenen Reihen entspinnt sich neben einer hochbrisanten Rettungsaktion um Leben und Tod Unschuldiger. Das ist dieses Mal so komplex, dass ich sehr froh bin, mich für die ungekürzte Fassung entschieden zu haben. Da die Gangster neben ihren Gangsternamen auch noch Klarnamen haben und natürlich auch bekannte Figuren aus allen bisherigen Folgen und der Hauptserie wieder vorkommen, behält man so leichter den Durchblick. Das ist schön für Fans der Reihe, man sollte aber unbedingt, von Anfang an beginnen, wobei der Einstieg mit dem ersten Rupert Undercover Fall reicht und nicht noch alle Bände der Hauptreihe nötig sind, aber den Genuss sicherlich noch steigern.

Mir gefällt sehr gut der Blick hinter die Kulissen der organisierten Kriminalität und wie weit es ein Null-Checker wie Rupert dort bringen kann, da es alle für einen guten Bluff halten. Doch so langsam kommt er an seine Grenzen. Das Bankengewerbe ist dann doch etwas komplizierter, als Rupert meint. So ohne Weiteres kann auch er das ganze Schwarzgeld, dass LKW-weise zur Compensan-Bank geschifft wird, auch nicht gewinnbringend anlegen. Aber für solche Sachen hat Rupert gerade auch keinen Kopf. Seine Geschäftsideen bringen die ernsthaften Banker an den Rande des Wahnsinns, für mich als Zuhörerin sind sie aber höchstvergnüglich! Neben den Bestialiäten der professionellen Hitmen, ist das eine willkommene Abwechslung. Ja, dieses Mal fließt richtig Blut und nicht nur das der Bösen. Deren Vorgehensweisen sind wirklich erschreckend!

Auch wenn diese Ganze Reihe von der Liebe zu Nordfriesland, der Küste und den friesischen Inseln lebt, so ist dem Autor durchaus klar, dass es noch andere Orte in Deutschland gibt und so kommt Dinslaken, ein bislang sehr unterschätzter Ort, ganz groß raus! Für mich war es aber auch lustig, dass die Serienkillerin in spe, ausgerechnet in Altenkirchen und Betzdorf im Westerwald ihre Schießübungen machte... Orte, bei deren Namen man nun wirklich nicht an organisierte Kriminalität denkt (zu unrecht, im Westerwald ist die Verbrechensrate viel höher, als in der Eifel, die einem breiten Krimipublikum nur allzu bekannt ist).

Man merkt richtig die Liebe von Klaus-Peter Wolf zu seinen eigenen Figuren und daher liest kein anderer als der Autor selbst seine Krimis. Er ist kein ausgebildeter Sprecher, aber Rupert ist ja auch kein ausgebildeter Gangster oder Banker, da passt das ganz ausgezeichnet, wie kurzweilig und verständnisvoll der Autor seine geistigen Kinder zu Ohr bringt.

Ich hoffe inständig, dass es noch einen vierten Fall für Rupert geben wird, denn mindestens das Schicksal von Kevin Janssens aka Lisbeth Salanders Geheimtool, möchte ich unbedingt erfahren. Der Nerd der Truppe, wird bis dato nämlich völlig unterschätzt und er hat eine unschätzbare digitale Geheimwaffe entwickelt, auf die ich noch sehr gespannt bin.

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Veröffentlicht am 31.05.2022

Eine Geschichte, die unter die Haut geht!

Als die Welt uns gehörte
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Wien 1936 an Leos 9. Geburtstag geht für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung: mit seinen zwei besten Freunden Max Huber und Elsa darf er mit seinem Vater dem Fotografen Grünberg auf den Prater im Riesenrad ...

Wien 1936 an Leos 9. Geburtstag geht für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung: mit seinen zwei besten Freunden Max Huber und Elsa darf er mit seinem Vater dem Fotografen Grünberg auf den Prater im Riesenrad fahren. Sein Vater hält mit dem Fotoapparat diesen Augenblick vollkommenen Glücks für sie fest: die drei Freunde innig vereint über den Dächern ihrer Stadt, als Könige und Königin von Wien! Sie schwören sich ewige Treue, noch ehe sie zufällig das englische Zahnarztpaar Dr. Stewart beim Rumalbern kennenlernen. Kurz darauf ist ihre glückliche Kindheit vorbei. Elsas jüdische Familie geht aus Angst vor den Nazis nach Prag, zum völligen Unverständnis der Jungs. Max wird von seinem Vater, der durch die Nazis endlich wieder Arbeit hat, verboten mit dem jüdischen Jungen Leo zu spielen. Die einstigen Freunde des stets gut gelaunten, charmanten Fotografen deportieren ihn und Leo muss seinem Vater versprechen, dass sie Österreich schnellstmöglich verlassen. Doch ohne jemanden, der sich im Ausland für sie verbürgt, dürfen Leo und seine Mutter nicht ausreisen. Da fällt Leo der schönste Tag seines Lebens wieder ein. Max steigt immer weiter bei den Pimpfen auf und Elsa ist selbst in Prag nicht mehr sicher....

Liz Kessler, die vor allem für ihre Meermädchen Emily Geschichten bekannt ist, erzählt hier die Geschichte ihres Vaters, der 1939 mit seinen Eltern die Tscheslowakei verließ und nach England emigierte, dank eines Vorfalls und Dankesbriefes für einen wunderschönen gemeinsam verlebten Tag. Auch in Elsas Geschichte finden sich Schicksale von Familienmitgliedern der Autorin wieder, oder auch Überlegungen, was denn gewesen wäre wenn. Max Huber jedoch ist fiktiv, er soll sich der Überlegung annähern, was das damals eigentlich für Menschen waren, die als Nazis aktiv waren, oder einfach nichts unternommen haben. Sein Aufstieg vom Aussenseiter zum Anführer, aber auch das Leid und die Ausgrenzung seiner jüdischen Freunde verdeutlicht die krassen Gegensätze. Nicht allen ging es schlecht, einigen ging es besser, als je zuvor.... Die Kontraste könnten nicht extremer sein. Während Leo in England endlich in Sicherheit ist, traut er dieser aber noch nicht und fühlt sich unendlich fremd. Elsa hingegen findet in Prag mit Greta eine Freundin, die ihr Halt gibt und ein Gefühl von Heimat. Doch es fehlt die Sicherheit. Aber auch in den bittersten Momenten, als die Flucht in Ausland scheitert, weiß sie doch immer Greta an ihrer Seite. Das mutigste Mädchen der Welt, dessen Traum es ist eines Tages Widerstandskämperin zu werden, während Elsa sich nichts sehnlicher wünscht, als Hausfrau und Mutter zu werden. Alle drei Freunde erzählen ihr Schicksal aus ihrer Perspektive und haben jeweils ihren eigenen Sprecher. So kann man ganz tief in ihre Gedanken und Gefühle eindringen. Man spürt ihre Angst, ihre Hoffnung, ihren Hunger, sowie ihre Sehnsucht nach Anerkennung. Nichts wünscht Max sich mehr, als die Anerkennung seines unbarmherzigen Vaters, eines strammen SS-Mannes. Man begleitet die drei Freunde auf ihren getrennten Wegen durch den Krieg, den sie nicht alle überleben werden. Das finde ich wichtig zu erwähnen, da das Hörbuch ausdrücklich mit einer Triggerwarnung versehen ist, aufgrund der dargestellten Unmenschlichkeit, die den Betroffenen widerfährt.

Also, ich finde alle vier Sprecher hervorragend, aber nicht alle die optimale Besetzung. Wenn ich vier Sprecher auswähle, würde ich immer, wenn möglich, zwei männliche und zwei weibliche Stimmen wählen, das macht es für Zuhörer viel einfacher die Stimmen den Rollen zu zuordnen, als 3 männliche und 1 weibliche Stimme! Julian Greis finde ich einen großartigen Sprecher für Kinder- und Jugendhörbücher. Nicht nur dass er lebendig und emotional spricht, er klingt als 9 bis 16 jähriger Junge absolut glaubhaft. Fritzi Haberlandt hat eine so markante Stimme, da hebt sich jede andere weibliche Stimme automatisch von ab, sie hat einen mega-Wiedererkennungseffekt. Als 8 jährige Elsa, finde ich sie dennoch nicht so authentisch, wie als 15-Jährige, aber ok. Als Erzählerin hätte ich sie mir aber auch super vorstellen können. Hier wird die Geschichte von Liz Kesslers Großvater erzählt, aus Liz Sicht, daher fände ich eine weiblich Erzählerin absolut legitim und eine noch jüngere Stimme hätte Elsa übernehmen können. Friedhelm Ptok ist ein sehr souveräner Erzähler, nur dass ich mir aus gegebenem Anlass eine Erzählerin gewünscht hätte. Auch Walter Kreye ist über 80 Jahre alt. Ehrlich, es gibt so viele Einsatzmöglichkeiten für Stimmen von erfahrenen, erwachsenen Männern, sie regieren die Welt, warum um alles in der Welt, soll solch eine Stimme, den Part eines 8 bis 16 Jährigen übernehmen? Das hat mich immer ein wenig aus der Illustionswelt gerissen. Da diese teilweise sehr unbarmherzig und grausam ist, mag das vielleicht ganz gnädig sein, aber dennoch suboptimal. Vier Topsprecher, aber nicht immer in der Rolle ihres Lebens. Das finde ich echt schade, weil diese Geschichte es wert ist, gehört zu werden. Gerade als Hörbuch bietet es sich für die ganze Familie an, so dass man gleich das Gehörte gemeinsam diskutieren und verarbeiten kann, so ist es für Kinder ab 12 Jahren besser zu verkraften. Gerade das jiddische Lied zum Schluss macht die Wahl als Hörbuch statt Buch so empfehlenswert und noch persönlicher.

Ein Hörbuch, dass unter die Haut geht, zu einem Thema, das aktueller ist, als mir lieb ist.

4 von 5 Sternen, weil ich mit 2 Sprechern nicht glücklich bin.

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Veröffentlicht am 09.04.2022

Tolles Konzept!

Danger Down Under
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Nach dem Unfalltod ihrer Mutter sind Katie und Jeremy noch immer psychisch angegriffen. Als ihr Vater unerwartet ein Surfresort in Australien erbt, unter der Bedingung, dass sie von England dorthin ziehen ...

Nach dem Unfalltod ihrer Mutter sind Katie und Jeremy noch immer psychisch angegriffen. Als ihr Vater unerwartet ein Surfresort in Australien erbt, unter der Bedingung, dass sie von England dorthin ziehen und es betreiben, ist Jeremy darüber nicht erfreut. Tatsächlich gefällt es ihnen dort dann besser als er es erwartet hat. Katie ist gleich ganz angetan von Surferboy Mike, der nicht nur in ihrem Altern, sondern auch auf ihrer neuen Schule ist. Seine Schwester Grace ist ebenfalls sympathisch und geht offen auf Jeremy zu. Nur die neue Mitschülerin Keira, die er am ersten Schultag kennenlernt, ist ihm gegenüber seltsam kalt und feindselig. Die sich anschließende Tragödie bringt lange gehütete Familiengeheimnisse ans Licht!

Das Konzept gefällt mir nach wie vor sehr gut. Das Niveau ist auch wirklich passend angegeben, der Satzbau ist gut verständlich, die Themen wirklich altersgerecht. Durch Rätsel wird der Wortschatz und die Grammatik geübt. Man kann die Vokabeln über die Lernapp Phase 6 trainieren oder ganz old school mit Hilfe des Vokabelanhangs am Ende des Buches. Klingt lästig, ist es nicht, denn alle Vokabeln, die nicht dem geläufigen Schulwortschatz entspringen müssen sind farblich markiert und auf der jeweiligen Seite in Vokabelkästchen übersetzt. Dazu kommen dann entweder noch Infokästen zu grammatikalischen Besonderheiten oder solchen in der Ausdruckweise oder eben so australischen Besonderheiten. Ehrlich, ich hatte keine Ahnung, dass ich jetzt auch nicht mehr „Aborigines“ sagen sollte, sondern Aboriginal Australian Peoples, wobei ich Australische Ureinwohner dann doch etwas griffiger als Begriff finde. Aber auch dieser Begriff ist natürlich geschichtlich geprägt und es ist gut, wenn die Leser sich damit auseinandersetzen. Das wird hier in diesem Abenteuer auch wirklich eindrücklich getan. Die farbigen Ilustrationen veranschaulichen die australischen Besonderheiten zusätzlich und lockern die Geschichte auf. Das wirkt für Schüler gleich weniger anstrengend, dafür unterhaltsamer. Allerdings ist es für mich mehr ein Abenteuer als ein Lernkrimi. Für mich endet die Geschichte viel zu abrupt und das finde ich absolut unbefriedigend. Ein Kriminalfall kündigt sich an, da in dem Ressort Wertsachen verschwinden, aber er wird nicht aufgelöst, sondern lediglich ein tragischer Unfall, bei dem lange gehütete Familiengeheimnisse ans Licht kommen. Ob in der Fortsetzung „Students Undercover“ dieser Fall nun gelöst wird, ist aufgrund seiner völlig anderen Thematik ungewiss. Die jungen Helden finde ich sympathisch und das nächste Thema der grünen Energien ist sowohl aktuell, als auch auf diese Generation zugeschnitten, aber ob es eine Fortsetzung ist, ist leider nicht ersichtlich. Wer also von diesem Fall ganz angetan ist, kann auch von Katie und Surferboy Mike lesen.

Vielen lieben Dank an den Circon Verlag für meinen Lovelybooksgewinn!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Ein starkes Team!

Totwald
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Als Kommissar Mader nach seinem Paris-Trip sonntags im Büro vorbeischaut, staunt er über einen Berg Akten zu einem über 30 Jahre alten Mordfall im Allgäu. Warum legt sein Chef solchen Wert darauf, dass ...

Als Kommissar Mader nach seinem Paris-Trip sonntags im Büro vorbeischaut, staunt er über einen Berg Akten zu einem über 30 Jahre alten Mordfall im Allgäu. Warum legt sein Chef solchen Wert darauf, dass er den Mord an einem verhassten Politiker und dessen spurlos verschwundener Familie vornehmen soll und warum soll sein Team nichts davon wissen? Sein Team hingegen wird in die Villa eines Gurkenfabrikanten gerufen, der in seinem eigenen Pool ertrunken ist. Alles deutet auf einen Unfall hin, aber beim Anblick von dessen jungen, schönen Frau, kommen Dosi Zweifel. Hummel hingegen hat nun nach Jahren des Wartens einen Schrebergarten zugeteilt bekommen und genießt dort die Ruhe im Grünen und ein gelegentliches Bier mit Nachbar Garry. Der alternative Eigenbrötler war einst Lateinlehrer an seiner Schule, bis der Krebstod seiner Frau ihn aus der Bahn warf. Als Hummel ihn erhängt auf seinem Dachboden findet, regt sich auch bei ihm das Bauchgefühl, dass Garry nicht der Typ für einen Selbstmord war.

Ich fand es anfangs etwas schwierig in dieses Team hinein zu finden, da es bereits mehrere Fälle mit ihnen in unterschiedlicher Gewichtung gibt. Daher für Späteinsteiger wie mich eine kurze Charakterisierung:
Kommissar Karl-Maria Mader Leiter der Mordkommission München 1 ist Mitte 50, unverheiratet aber mit Dackel Bajazzo als treuem Begleiter. Er liebt es auch mal abseits des Üblichen nachzudenken, seine Liebe zu Catherine Deneuve und Paris steht dem in nichts nach, dennoch lebt er im trostlosen Neuperlach. Sein Kollege Klaus Hummel träumt davon ein Krimiautor zu werden, bislang relativ erfolglos. Dafür schreibt er eifrig Tagebuch und lässt den Hörer damit an seinen Gedanken teilhaben. Er ist frei und ungebunden, bis auf seine Liebe zu Beate, der Wirtin ihrer Stammkneipe. Dosi (eigentlich Doris) Roßmeier ist die Jüngste im Team, klein, kess und rothaarig sollte man sie nicht unterschätzen. Ihr Freund Frankie kann ihr kaum was abschlagen. Kollege Frank Zankl fühlt sich als Familienvater von seinen Frauen in seiner Männlichkeit verkannt.

Ein sehr eigenwillig und bisweilen granteliges, echt bayrisches Team. Klar, sie schätzen die Vorszüge moderner Kriminaltechnik, aber noch mehr hören sie auf ihr Bauchgefühl. Das lässt sich allerdings bisweilen ganz schön von Vorurteilen leiten und das bezieht sich weder auf den Gärtner, noch auf den Butler, den es nicht gibt. Alle drei Fälle spielen in unterschiedlichen Milieus und sind erfrischenderweise mal nicht alle miteinander verknüpft, wie es sonst so in Krimis üblich ist. Dafür lassen die Ermittler sich aber ganz gerne mal von Klischees leiten und scheitern daran. Es ist halt nicht immer alles so einfach, wie es auf dem ersten Blick scheint. Hier werden durch die drei Fälle auch unterschiedliche Themen aufgegriffen, wobei letztendlich auch immer wieder die bayrische Politik zum Tragen kommt. Der immer unerschwinglichere Wohnungsmarkt in München, der Ehrgeiz und die Skrupellosigkeit aufstrebender Politiker, der kalte Krieg und Erinnerungen an die Schulzeit und seine Lehrer. Auch hier ist nicht immer alles so, wie Hummel es in Erinnerung hat und so lösen sie gemeinsam sogar noch ein viertes Verbrechen, das tatsächlich mit einem der anderen im Zusammenhang steht.

Auch wenn in diesem Fall so einige reaktionäre Bayern vorkommen, haben mir die modernen starken Frauen richtig gut gefallen. Diese stehen im deutlichen Kontrast zu Hummels überneugierigen und verspießerten Schrebergartennachbarin. Letztendlich schließt Hummel auch mit ihr Frieden, denn es ist ja doch immer alles anders, als man denkt. Selbst Kliescheespießerinnen haben etwas für sich und ein Herz.

Der Sprecher Michael A. Grimm, der einst den Hartl vom Betrugsdezernat der Rosenheim Cops spielte, hat mich auf dieses Hörbuch aufmerksam gemacht. Er klingt herrlich bayrisch, aber supergut verständlich, durch seinen Tonfall. Als Rheinländerin bin ich eine lausige Bayrisch Versteherin und habe mich schon mit einer Oberbayerin auf Französisch unterhalten, weil wir auf Deutsch nicht weiterkamen, aber hier habe ich alles verstanden und hatte dennoch ein herrlich bayrisch/allgäuer Lokalgefühl. Tatsächlich lernt Mader vor Ort im Allgäu auch die Dorfgemeinschaft kennen und wie tief sie in ihrer Heimat verwurzelt sind, hört man ihnen auch an. Die weiblichen Rollen übernimmt Michael A. Grimm auch deutlich hörbar, aber ohne Übertreibung. Allerdings sind an zwei Stellen, zwei kleine Versprecher erkennbar, was ich recht ungewöhnlich finde. Dennoch finde ich ihn als Sprecher nicht nur von seiner Stimmlage her angenehm und wandlungsfähig, sondern auch herrlich urig, aber verständlich.

Ein wirklich guter und humorvoller Krimi, der gekonnt mit den Erwartungen des Hörers spielt und somit auch bis zum Schluss noch zu überraschen vermag, ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Das Team werde ich im Blick behalten.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Ein schräges Team!

Creepy Chronicles – Teil 1: Bloß nicht den Kopf verlieren!
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Padraig (14) stammt aus einer Familien von Monsterjägern. Keine Vampire, Hexen oder Geister, nein Angstzehrer, Hautsammler Dornenflügler und Friedhofsschlurfer sind es, die sie jagen. Padraig ist noch ...

Padraig (14) stammt aus einer Familien von Monsterjägern. Keine Vampire, Hexen oder Geister, nein Angstzehrer, Hautsammler Dornenflügler und Friedhofsschlurfer sind es, die sie jagen. Padraig ist noch in der Ausbildung und nicht immer ganz bei der Sache, aber zum Glück hat er ja das Bestiarium seines Vaters, in dem er alles nachlesen kann (aber oft nicht tut). Doch bei ihrem letzten Einsatz im Gewölbe einer Kirche kann sich sein Vater nicht gegen die Überzahl der Friedhofsschlurfer verteidigen und flieht in die Schattenwelt – sofern es sie gibt. Dank dieser Aktion überlebt Padraig. Auf sich allein gestellt stößt er auf die gleichaltrige Hannah, die gerade von Hautsammlern eingekesselt ist. Gemeinsam entkommen sie und Padraig bemerkt, dass Hannah kein gewöhnliches Mädchen ist. Sie kann Stimmungen anderer Wesen spüren, ebenso wie die Anwesenheit derer, die man nicht sieht. Auf der Suche nach Padraigs Vater begegnen sie Pfarrerssohn Brandon, dem Blogger, der „Creepy Cronicles“ die unheimliche Vermisstenfälle und Monstererscheinungen untersuchen und verbreiten. Die beste Freundin seiner Schwester ist verschwunden und Brandon stuft seine Schwester als besessen ein. Ob ausgerechnet das Pfarrhaus ihnen den Weg in die Schattenwelt öffnen kann?

Vorsicht: Die Zuhörer sollten keine Arachnophobie (Spinnenangst) haben! Es kommen wirklich bestialisch viele schwarze, wuselige, unnachgiebige Spinnentiere vor, die natürlich den Gänsehauteffekt ganz klar steigern. Während Padraig aus einem schottischen Biestagentenclan stammt und die Existenz von Monstern für ihn somit selbstverständlich ist, sieht es bei Brandon völlig anders aus. Als Sohn des Pastors sollte er natürlich beten gehen, aber stattdessen wird auf seine Anwesenheit in der Kirche sogar verzichtet. Brandon mit seiner Fixierung auf Monter und ähnliche Gestalten ist seiner älteren Schwester einfach nur peinlich. Durch seinen Blog „Creepy Chronicles“ verschafft er sich Gehör unter Seinesgleichen, wie er meint. Mit seinem ständigen Hunger, seinen uncoolen Klamotten und seinen einseitigen Interessen ist er bisher Außenseiter und Einzelgänger gewesen. Das Auftauchen von Padraig und Hannah, die ihn noch dazu von seinen Albträumen befreien, ist für ihn ein absoluter Glücksfall. Hannah ist die Stille, die undurchsichtige, von der sich nach und nach immer mehr Talente und Begabungen zeigen, doch deren Herkunft und insbesondere ihre Hörner auf ihrem Schädel von Hannah nicht erwähnt werden. Wer oder was ist sie eigentlich?

Die Story ist ganz klar als Triologie angelegt, da nur 3 Schlüssel gemeinsam das Tor zum Schattenreich öffnen. Auch wenn sie keinen Plan haben und die Abenteuer nehmen, wie sie kommen, gelingt es ihnen letztendlich einen der Schlüssel zu ergattern. Dies gelingt eher zufällig, beweist ihnen aber, dass an der Legende von der Schattenwelt deutlich mehr dran ist, als allgemein vermutet. In den Folgebänden werden die drei ungleichen Freunde wohl die übrigen Schlüssel finden, um Padraigs Vater wieder zu befreien. Dabei werden sie immer wieder von Padraigs Onkel unterstützt, während das Verhältnis zur Leiterin dieses Biestagentenablegers immer angespannter wird. Ist sie einfach eine schwierige Persönlichkeit. Reizt sie die Eigenwilligkeit der drei neuen Freunde, oder führt sie Böses im Schilde? Diese Frage wird sich wohl erst in den Folgebänden klären lassen.

Etwas schade finde ich, dass es bei zwei männlichen und einer weiblichen Hauptfigur Padraig, Brandon und Hannah, nur zwei männliche Sprecher gibt. Ich mag Marius Claren und Dirk Petrick gerne und sie machen ihre Sache wirklich gut. Marius Claren trifft auch Hanna ganz gut, dennoch hätte ich eine weibliche und eine männliche Stimme deutlich besser gefunden. So sind es halt zwei junge männliche Stimmen. Eine junge männliche und eine junge weibliche Stimme, bringen schon eine größere Varianz in das Hörvergnügen. Es gibt ja auch noch weitere weibliche Rollen, für die immer die Stimmen deutlich verstellt werden müssen. Beide Sprecher variieren die ihnen übertragenen Rollen, und bringen so die ihnen maximale Bandbreite an Charakeren auf die Ohren. Dazu muss man aber auch sagen, dass Hannah mein absoluter Liebling unter den dreien ist. Sie ist auch nicht so geltungssüchtig, wie ihre männlichen Kollegen, viel bescheidener und steckt sie dennoch locker in die Tasche! Wobei sich die drei ehrlich gesagt wirklich gut ergänzen und nur als Team eine echte Chance haben! Die Jungs sind bisweilen etwas testosterongesteuert und versuchen zu glänzen, während Hannah einfach dann da ist und eingreift, wenn man sie am nötigsten braucht.

Das Cover zieren die ausdrucksstarken Illustrationen von Falk Holzapfel (Zapf), sowie ein Textauszug. So kann man sich die drei jungen Helden gleich noch besser vorstellen und über den Gruselfaktor der Geschichte gibt es kein Vertun.

Ein gruseliges und witziges Abenteuer ab 12 Jahren, das aber leider etwas Potenzial verschenkt, durch die fehlende weibliche Stimme trotz zwei unterschiedlicher Sprecher.

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