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Veröffentlicht am 22.01.2019

Fehltritte

Doggerland. Fehltritt (Ein Doggerland-Krimi 1)
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Doggerland - Fehltritt von Maria Adolfsson ist ist der Beginn einer Trilogie, die auf einer Inselgruppe in der Nordsee spielt. Eigentlich gibt es Doggerland nicht mehr. Es ist vor ca 8000 Jahren versunken, ...

Doggerland - Fehltritt von Maria Adolfsson ist ist der Beginn einer Trilogie, die auf einer Inselgruppe in der Nordsee spielt. Eigentlich gibt es Doggerland nicht mehr. Es ist vor ca 8000 Jahren versunken, aber der Autorin gelingt es Doggerland wieder auferstehen zu lassen und mit ihrer detaillierten Beschreibung der drei Inseln gelingt es ihr fantastisch, sodass ich manchmal meinte bereits dort gewesen zu sein. Leider sind ihre Beschreibungen oft zu detailgetreu, man kann es auch als ausschweifend bezeichnen. Nicht nur bei Landschaftsbeschreibungen, sondern auch bei Familienabstammungen oder Einrichtungsbeschreibungen. Da der Schreibstil aber sehr flüssig und angenehm zu lesen ist, war man auch schnell wieder in der normalen Handlung.

Kommissarin Karen Eiken Hornby wacht total verkatert auf. Tags zuvor war das große Austernfest und mit Entsetzen stellt sie fest, dass sie die Nacht wohl mit ihrem unliebsamen Chef in einem Hotelzimmer verbracht hat. Sie fährt so gut es geht mit ihrem Auto nach Hause und sieht unterwegs noch die Ex-Frau ihres Chefs. Wenig später wird diese erschlagen aufgefunden.  Karen übernimmt die Leitung der Ermittlungen. Hatte ihr Chef Gelegenheit die Tat zu begehen? Karen will es nicht glauben, kann es aber auch nicht ganz ausschließen. Hartnäckig gehen sie und ihr Team jeder kleinsten Spur nach und  als ein Serieneinbrecher gefasst wird, wird von oberster Stelle der Fall als erledigt angesehen und weitere Ermittlungen verboten.
Die Handlung plätschert so vor sich hin. Die einzelnen Ermittlungsschritte werden detailliert erklärt,  auch Karens Privatleben wird gut geschildert. Zwischendurch gibt es immer wieder kleine Rückblicke auf eine Kommune, die vor fast 50 Jahren kurzzeitig auf Doggerland angesiedelt war. Man merkt bald, dass es Zusammenhänge gibt und die Ursache für den Totschlag vielleicht mit der Vergangenheit zu tun hat. Im letzten Drittel nimmt die Handlung kräftig an Fahrt auf und die einzelnen Rädchen greifen ineinander und ergeben ein überraschenden Ende.
Ein solider Kriminalroman, der allerdings teilweise etwas langatmig wirkt, durch die detaillierten, ausschweifenden Beschreibungen. Der flüssige Schreibstil läßt oft drüberwegsehen (lesen). Für mich ein guter Regiokrimi in angenehmer Umgebung mit gut herausgearbeiteten Protagonisten. Ich werde auf jeden Fall den zweiten Teil lesen.
4 von 5 Sternen

Veröffentlicht am 02.01.2019

Wer mordet in Münster?

Kälter als die Angst
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Katrin Ortrup richtet sich nach ihrer Scheidung in der neuen Wohnung ein. Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass ihr älterer Sohn Leo entführt wurde. Vergessen ist es nicht, aber die Zeit heilt fast ...

Katrin Ortrup richtet sich nach ihrer Scheidung in der neuen Wohnung ein. Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass ihr älterer Sohn Leo entführt wurde. Vergessen ist es nicht, aber die Zeit heilt fast alle Wunden. Ihre Ehe hat es allerdings nicht überstanden. Die Nachbarschaft begrüßt sie mit einem kleinen Fest; dort erfährt sie, dass alle Nachbarn, auch ihre Vormieter, Drohbriefe erhalten haben. Kurze Zeit später erhält auch sie einen. Sie fackelt nicht lange und geht damit zu Charlotte Schneidmann, der Polizistin, die ihren Sohn gerettet hatte. Diese macht zur Zeit nur Innendienst, da sie in einem früheren Einsatz schwer verletzt wurde. Versucht allerdings wieder in den normalen Dienst zu kommen, um wieder mit ihrem Kollegen Peter Käfer zusammenarbeiten zu können.

Peter Käfer wird zeitgleich zu einem Todesfall gerufen. Die Opernsängerin Carla Dellbrück wurde mit einem Hammer erschlagen und dann wie eine Christusfigur aufgebahrt. Rundherum um den Leichnam wurden Grablichter aufgestellt. Die Dellbrücks waren die Vormieter von Katrin Ortrup.

Da das Verhalten von Klaus Dellbrück sehr verdächtig ist, wird er inhaftiert. Bei Recherchen kommt heraus, dass es einen ähnlichen Mordfall vor über 30 Jahren gab - ausgerechnet in der Straße, wohin es Katrin Ortrup verschlagen hat. Verurteilt wurde damals Till Brönne, der Ehemann der Toten. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe scheint er nun resozialisiert. Er schreibt Bücher und hält Vorträge an der Uni zum Thema Gewaltprävention im Allgemeinen.

Wie hängen diese beiden Fälle zusammen? War es Dellbrück?

Charlotte Schneidmann und Peter Käfer gelingt es diesen verwirrenden Fall zu lösen mit einem überraschenden Ende.

Dies ist der fünfte Fall dieses sympathischen Ermittler Duos und es gibt kurze Hinweise auf die zurückliegenden Fälle, aber man braucht diese nicht gelesen zu haben um diesem Buch komplett folgen zu können. Aber wahrscheinlich möchte man es dann doch noch nachholen.

Ich bedanke mich bei Bastei Lübbe, dass ich an dieser tollen Leserunde teilnehmen durfte. Ebenfalls bei der Autorin Christine Drews, die immer zeitnah dabei war und die Diskussionen mit ihren Ansichten unterstützt hat.
4,5*

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
Veröffentlicht am 27.12.2018

Rührend

Die Ballade von Max und Amelie
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Die Hündin Narbe lebt mit ihrer Familie auf einer Mülldeponie und muss jeden Tag erneut um ihr Überleben kämpfen. Stundenlang sucht Sie nach essbaren Resten. Eines Tages bekommt sie mit, wie Max der Rüde ...

Die Hündin Narbe lebt mit ihrer Familie auf einer Mülldeponie und muss jeden Tag erneut um ihr Überleben kämpfen. Stundenlang sucht Sie nach essbaren Resten. Eines Tages bekommt sie mit, wie Max der Rüde von Kindern verfolgt und misshandelt wird. Sie will sich nicht einmischen, denn auf der Deponie ist sich jeder selbst der Nächste. Aber als Max keine Gegenwehr mehr leisten kann, greift sie ein und hilft ihm. Max möchte unbedingt wieder zu seinen Menschen und Narbe verspricht ihm ihn zu begleiten und nach Hause zu bringen. Die beiden erleben auf dem Weg dorthin einige Abenteuer. Narbe muss viel erlernen, denn sie kennt nur das rauhe Leben der Mülldeponie und den Rängekampf in ihrer Familie und Max kennt nur das bequeme Leben, in dem ihm täglich sein Futter gereicht wird. Die beiden raufen sich zusammen und ergänzen sich prima. So erwächst zuerst eine tolle Freundschaft und später auch eine zarte Liebe. Und aus Narbe wird Amelie!

David Safier kannte ich bisher nur als Autor von lustigen Romanen, aber mit dem Buch 'Die Ballade von Max und Amelie' ist ihm auch ein toller Roman mit ernsteren Seiten gelungen. Die heiteren, lustigen Stellen fehlen natürlich auch nicht.

Die Handlung wird zwar größtenteils aus Sicht einer Hündin erzählt, aber man kann vieles davon eins zu eins in die Menschenwelt übernehmen und wenn alle vieles davon beherzigen würden, gäbe es ein Stück heilere Welt.

Die Seiten flogen nur so dahin und das Buch hat mir einige angenehme Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 07.12.2018

Spannend, gut recherchiert und informativ

Muttertag (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 9)
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Die Zeitungsausträgerin wundert sich, dass der Briefkasten überquillt und macht sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei entdeckt sie Theo Reifenrath, den Abonnenten und Hausbesitzer, bzw. dessen Leiche ...

Die Zeitungsausträgerin wundert sich, dass der Briefkasten überquillt und macht sich auf die Suche nach der Ursache. Dabei entdeckt sie Theo Reifenrath, den Abonnenten und Hausbesitzer, bzw. dessen Leiche schon stark angewest im Haus. Die dazugerufene Polizei macht noch weitere schrecklichliche Entdeckungen. Unter dem Hundezwinger liegen drei Frauen Leichen. Ertrunken und in Folie eingewickelt. Daher sind zwei zu Wachsleichen mutiert und einer der Beamten erkennt eine als vermißt gemeldete Frau wieder. Ist das die erste heiße Spur? Auch die anderen beiden werden bald identifiziert. Alle drei wurden, in unterschiedlichen Jahren, immer rund um den Muttertag herum getötet. Nun wird deutschlandweit nach ähnlichen Todesfällen gesucht und man stößt auf insgesamt zehn Frauen.
Hat es irgendetwas mit dem Ehepaar Reifenrath zu tun? Sie haben im Laufe vieler Jahre mindestens dreißig Pflegekinder aufgenommen. Leider war, hauptsächlich Ruth Reifenrath, sehr sadistisch veranlagt und hat die Kinder gequält. Mit dem Kopf unter Wasser gehalten, in Folie eingewickelt, in Tiefkühltruhen gesperrt. Die Methoden erinnern stark an die Toten. Allerdings hat Ruth Reifenrath angeblich vor 20 Jahren Selbstmord begangen. Nur der Leichnam wurde nie gefunden.
In der Schweiz erfährt Fiona Fischer, dass ihre Mutter, die gerade an Krebs verstorben ist, gar nicht ihre leibliche Mutter war. Sie verfolgt die einzige Spur, die sich ihr auftut, bis nach Frankfurt. Aber ihre leibliche Mutter will sie nicht sehen.
Pia Sander ist ganz aufgelöst, als ihre Schwester Kim Freitag plötzlich verschwunden ist. Bald ist wieder Muttertag, aber eigentlich paßt Kim doch gar nicht in das Beuteschema des Täters. Auch ihre Chefin, Nicola Engel, macht sich große Sorgen, auch wenn sie sich vor einiger Zeit von Kim getrennt hat.
Das 550 Seiten starke Buch nimmt einen ganz schön mit. Einerseits ist der Schreibstil von Nele Neuhaus sehr flüssig und der Thriller ist spannend geschrieben. Manchmal fällt zwar der Spannungsbogen, aber man erfährt einiges über das Leben von Pflegekindern, die nur aus Egoismus oder als Geldquelle übernommen wurden. Leider auch gequält wurden. Zum Glück wurde nicht auf die Heimkinder, die sexuellen Mißbrauch erleiden mußten, eingegangen. Das wäre doch zu hart gewesen für diese Krimireihe.
Außerdem erfährt man noch viel über Serientäter und deren Nichtvorhandensein von Gefühlen, Gewissen und Empathie.
Für mich ein gelungenes Buch. Ich fand es schön, Pia und das Verhältnis zu ihrer Schwester, ihrer Familie und zu ihrer Chefin besser kennenzulernen.
Muttertag ist bereits der neunte Fall für Pia Sander und Oliver Bodenstein und das gesamte tolle Team.
Ich bedanke mich bei Vorablesen und dem Ullstein Verlag, die mir ein Exemplar zeitnah und kostenlos zur Verfügung gestellt haben.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Netter Roman

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Juri hatte als Sechsjähriger einen sehr schweren Unfall. Er ist zwar genesen, hat aber einige Handicaps zurück behalten. Der mittlerweilen 12-jährige schildert uns seine Geschichte aus seiner Sicht. Er ...

Juri hatte als Sechsjähriger einen sehr schweren Unfall. Er ist zwar genesen, hat aber einige Handicaps zurück behalten. Der mittlerweilen 12-jährige schildert uns seine Geschichte aus seiner Sicht. Er weiß selbst, dass in seinem Kopf nicht alles in Ordnung ist. So hat er zum Beispiel keine Erinnerung an die ersten sechs Jahre aus seinem Leben und an seine Mutter. Viel Worte kennt er nicht, oder schmeißt sie durcheinander. Außerdem plappert er oft drauflos. Was gerade rauswill geht auch ungefiltert raus. Sein Vater versucht natürlich das Schlimmste zu verhindern.
Juri hat aber so ein liebes Gesicht, das den Mitmenschen so viel Vertrauen gibt, dass sie ihm auch ihr best gehütetes Geheimnis anvertrauen.
Sein Vater ist Zoodirektor und kennt sich perfekt mit Elefanten und deren Gehirnen aus. Er wird von Stalin engagiert und nimmt Juri als Assistenten mit. Und dieser wird persönlicher Vorkoster von Stalin und erfährt natürlich auch dessen Geheimnisse.
Romane sind zwar nicht meine bevorzugte Leserichtung, aber dieses Buch hat Freude gemacht. Denn der flüssige Schreibstil von Christopher Wilson ist toll zu lesen und Juri erzählte witzig und rührend seine Geschichte.