Mit “Kälter als die Angst” erschien hiermit der bereits fünfte Band der Reihe rund um die Ermittler Schneidmann und Käfer.
Ganz besonders hab ich mich darüber gefreut, das ich eine alte Bekannte wiedergetroffen habe. Kathrin Orttrup stand bereits in “Schattenfreundin” im Fokus. Ein Kriminalroman, der mich damals stark beeindruckt hat.
Im neuen Roman der Autorin hat man förmlich das Gefühl, Kathrin ziehe die Verbrecher an. Denn auch hier wird sie erneut nicht mit Samthandschuhen angefasst.
Doch ist Kathrin tatsächlich das Ziel oder ist das eigentliche Ziel weitaus perfider und grausamer , als man sich vorstellen kann?
Seit dem ersten Teil liebe ich die Reihe und war sehr gespannt, was sie diesmal ausarbeiten würde.
Alleine beim Schreibstil der Autorin war ich wieder in einem Rutsch durch. Leicht, fließend, bildhaft , aber auch sehr eindringlich.
Schon bei den ersten Zeilen fuhr mir der Schrecken durch die Glieder. Ab da gab es kein Halten mehr. Mein Interesse war entfacht und ich wollte unbedingt mehr über diese komplexe Story in Erfahrung bringen.
Im Fokus steht nach wie vor der Kriminalfall, der immer weitere Kreise zieht.
Die Geheimnisse liegen förmlich in der Hand, man hat aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, sie entschlüsseln zu können.
Ganz besonders gut sind hierbei die Charaktere ausgearbeitet. Einer davon hat mich ganz besonders beeindruckt und definitiv nicht kalt gelassen. Eher führte es dazu , das mir eisige Schauer über den Rücken fuhren.
So viel Kalkül und Präzision, das ich das Grauen förmlich vor Augen hatte.
Menschen, die so viel Leid ertragen müssen. Sei es körperlich oder psychisch. Der Druck darauf wächst immer mehr und fordert auf irgendeine Art und Weise Tribut.
Christine Drews setzt weniger auf blutige Details, viel mehr punktet sie auf der psychologischen Ebene. Denn das Grauen , das man sieht, kann Erstarrung und Entsetzen auslösen. Aber wenn man die Angst spürt und der Druck wächst, lässt das nicht mehr los. Viel mehr nährt sich die Angst und der Druck steigt immens.
Hier wird ein Verbrechen aus der Vergangenheit zum Blickpunkt in der Gegenwart.
Dabei werden die Spuren sorgsam und sehr präzise gelegt. Obwohl zunächst alles etwas wirr erscheint, kann man den roten Faden erkennen und dem Geschehen sehr gut folgen.
Solange ich aber auch rätselte, ich kam auf keinen Nenner.
Es war zu dumpf, zu haltlos, zu unantastbar.
Die Dunkelheit schwebte über allem und doch war sie nicht zu greifen.
Ganz besonders haben mir hier tatsächlich Charlotte und Kathrin gefallen. Zu ihnen hatte ich eine ganz besondere Verbindung. Sie waren für mich spürbar. Ich konnte Ihnen nachempfinden und begreifen, was in Ihnen vorging.
Dadurch das man hier völlig unterschiedliche Perspektiven erfährt, kann man sich ein Bild von allen Charakteren machen. Bei einigen hatte ich jedoch das Gefühl, es schwebten ständig Fragezeichen über meinen Kopf.
Der Kriminalfall ist verdammt vielseitig aufgebaut. Dabei kommt es auch zugleich einem Drama gleich. Die jeweiligen Aspekte sind von Tragik, Leid und Perfidität gezeichnet. Es passierte oft das ich sprachlos war. Dabei spielte für mich vor allem der Hintergrund eine Rolle. Ein Hintergrund, der mich absolut fassungslos machte. Man kann es nicht verstehen, geschweige denn nachvollziehen. Man will, kann und möchte es einfach nicht.
Daneben zeigt die Autorin auch sehr gut auf, welche Schatten die Vergangenheit auf die Gegenwart wirft.
Ich hab da wirklich mitgelitten, was zwischen den Zeilen schwelte hat mich bewegt, mich zornig und fassungslos gemacht.
Auch die beiden Ermittler kommen hier sehr gut zum Zuge. Die Ermittlungsarbeit konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ebenso wird die Zwischenmenschlichkeit nicht außer Acht gelassen. Es überlagert den eigentlichen Fall aber nicht, was mir sehr gut gefallen hat.
Das letzte Drittel war an Spannung und Nervenkitzel nicht mehr zu überbieten. Ich kenn es , das Christine Drews immer wieder ein kleines Verwirrspiel startet.
Aber die Wendungen die da eingewoben wurden, hätte ich tatsächlich nie im Leben erwartet. Nicht nur das es dadurch eine völlig andere Dimension erhält, man betrachtet es plötzlich auch aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln. Ein Stück weit hab ich mich davon auch etwas erschlagen gefühlt.
Es war viel, heftig und jenseits meiner Vorstellungskraft , was hätte sein können.
Dennoch konnte mich Christine Drews damit überzeugen. Auch wenn ein kleines Detail wirkte wie aufgesetzt.
Dieser Band hat mich rückblickend sehr gefordert und zehrte stark an meinen Nerven, ich wurde jedoch mit einem toll ausgearbeiteten Kriminalfall belohnt, der bis zum Schluss unvorhersehbar war.
Er punktet vor allem mit den gut gestalteten und authentischen Charakteren, die die unterschiedlichsten Emotionen auslösen. Von Mitleid bis Raserei ist alles dabei.
Aber und das ist wichtig. Sie zeigt damit auf, wie wichtig Vergangenheit und Vertrauen ist und wie leicht dieses zerstört werden kann.
Fazit:
Auch Band 5 der Reihe rund um Schneidmann und Käfer konnte mich komplett begeistern, für sich einnehmen und komplett überwältigen.
Die Vergangenheit wirft ihre Schatten auf die Gegenwart und daraus entwickelt sich ein enorm gut ausgearbeiteter und vielschichtiger Kriminalfall, in dem nicht ist , wie es scheint.
Statt blutiger Details wird mehr auf die psychologische Ebene gesetzt.
Ein Kriminalroman, bei dessen Wendungen mir richtig schwummrig wurde.
Bitte mehr davon.