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Veröffentlicht am 06.07.2024

Ass für Lilly Lucas!

This could be love
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Louisa ist Tennisspielerin mit Leib und Seele. Im Trainingscamp ihrer Patentante möchte sie sich nach einer Knöchelverletzung wieder zurück in den Leistungssport kämpfen und sich auf die US Open vorbereiten. ...

Louisa ist Tennisspielerin mit Leib und Seele. Im Trainingscamp ihrer Patentante möchte sie sich nach einer Knöchelverletzung wieder zurück in den Leistungssport kämpfen und sich auf die US Open vorbereiten. Vor der Kulisse Hawaiis erzählt Lilly Lucas im Auftakt ihrer neuen New Adult Trilogie nicht nur von Tennis und Kampfgeist, sondern auch von tiefen Gefühlen, die Nachbar Vince in Louisa unerwarterweise hervorruft. Hinter der Fassade des attraktiven Surfers mit eigenem Hostel steckt nämlich noch so einiges mehr.

Die Green Valley Reihe der Autorin hatte ich bereits sehr gerne gehört, doch ich muss sagen, dass mir "This could be Love" noch viel besser gefallen hat. Die ganze Atmosphäre war einfach wunderschön und wie eine Auszeit vom Alltag. Ich konnte mich durch Lilly Lucas Beschreibungen wunderbar nach Hawaii träumen und mir die Tennisschule, das Ohana und den Strand bildlich vorstellen.

Auch die Story von Lou und Vince ging mir nah und die Gefühle konnten auf mich überspringen. Besonders toll fand ich die Ehrlichkeit und die Kommunikation der beiden. Es gab gar kein Riesendrama und auch keine Missverständnisse, es war einfach authentisch, schön und hat mir durchgehend ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

Sehr spannend war es auch, Louisas Comeback zu begleiten und zu lesen, wie das Turnier letztendlich für sie läuft. Obwohl ich selbst keine Berührungspunkte zum Tennis habe, konnte mich Louisas Ehrgeiz mitreißen und die Kapitel oder Absätze, in denen es primär um den Sport geht, habe ich ebenfalls sehr gerne gelesen.

Die Nebencharaktere sind wie immer liebevoll ausgearbeitet und ganz besonders sind mir natürlich Kay und Gabe, aber auch Laurie ans Herz gewachsen. Auf ihre Story im nächsten Band bin ich jetzt schon gespannt und freue mich sehr darauf!

Ein rundum gelungener Auftakt (oder eher Aufschlag) der Hawaii Trilogie von Lilly Lucas. Sommerlich, willensstark und ehrlich, gefiel mir richtig gut!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Zwischen Tradition und Emanzipation

Dschinns
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Wenn ein Buch diesen Februar so richtig durch die Decke ging, dann war es „Dschinns“ von Fatma Aydemir. Die Autorin erzählt in diesem Roman von einer türkisch-deutschen Familie. Vater Hüseyin kam in den ...

Wenn ein Buch diesen Februar so richtig durch die Decke ging, dann war es „Dschinns“ von Fatma Aydemir. Die Autorin erzählt in diesem Roman von einer türkisch-deutschen Familie. Vater Hüseyin kam in den 1970ern nach Deutschland, hat jahrelang geschuftet und gespart und sich nun den Traum einer eigenen Immobilie in Istanbul erfüllt. Kurz nach dem Einzug verstirbt er jedoch an einem Herzinfarkt und so stehen seine Frau Emine und seine zum Großteil in Deutschland aufgewachsenen Kinder plötzlich alleine mit einer Wohnung in der Türkei, einem Leben in Deutschland und Verbindungen zu beiden Ländern da. In verschiedenen Perspektiven geht die Autorin den Gefühlen und Schicksalen der Mitglieder dieser Familie auf den Grund. 

Gerade der Einstieg in Form einer Ansprache an Hüseyin hat mich total in das Buch gezogen, gefesselt und emotional mitgenommen. Der Schreibstil von Fatma Aydemir ist sehr intensiv und trifft genau auf den Punkt. Dabei werden Redewendungen und Bilder benutzt, die ich so noch nicht gelesen habe. Stilistisch hat mich der gesamte Roman wirklich beeindruckt.

Durch die Vielzahl der Perspektiven schafft die Autorin es natürlich auch eine Vielzahl von Themen anzuschneiden. Ich schreibe hier bewusst „anschneiden“, denn jedes einzelne Familienmitglied bietet wahrscheinlich eine eigene Romanvorlage. Interessant fand ich vor allem, wie sehr sich das Verhältnis der vier Kinder zur türkischen Kultur und zu den Eltern gestaltet. Sevda ist die älteste Tochter und bis in ihre Pubertät hinein bei den Großeltern in der Türkei geblieben, während der jüngste Sohn Ümit in Deutschland geboren wird. Allein der Blick auf die Eltern und umgekehrt war in jedem Romanabschnitt sehr bereichernd, interessant und vielschichtig.

Auch ein starker Aspekt ist das Thema Emanzipation im Kontrast mit den Traditionen und Idealbildern der Gesellschaft und der Eltern. Und damit meine ich nicht nur Hüseyin und Emine als Eltern, denn schon Emine selbst fühlte sich in ihrer Jugend bevormundet und machtlos. Fatma Aydemir hat einen sehr ehrlichen Blick auf diesen Teufelskreis geworfen, der sich auch in anderen Kulturen und Familien über Generationen wiederholt.

Alles in allem hat „Dschinns“ mich ebenfalls überzeugt. Ein ganz toller Roman über die Geschlechterbilder in der Türkei und Deutschland, über eine Mirgrationsgeschichte, über das Verhältnis von Kurden und Türken, über Identität, Toleranz und Diskriminierung. Und das alles sehr sehr kraftvoll und bildlich erzählt. Ganz stark!

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Veröffentlicht am 09.10.2021

Authentische und emotionale Familiengeschichte in Vietnam

Der Gesang der Berge
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In "Der Gesang der Berge" nimmt uns Nguyễn Phan Quế Mai mit auf eine Reise nach Vietnam und beleuchtet fast 100 Jahre Landesgeschichte in Form einer atemberaubenden und authentischen Familiengeschichte.

Der ...

In "Der Gesang der Berge" nimmt uns Nguyễn Phan Quế Mai mit auf eine Reise nach Vietnam und beleuchtet fast 100 Jahre Landesgeschichte in Form einer atemberaubenden und authentischen Familiengeschichte.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zunächst begleiten wir die junge Frau Dieu Lan in den 1940ern und 1950ern im Norden Landes, wo auf eine Hungersnot die Landreform und damit auch die Machtübernahme der Kommunisten folgt. Dieu Lan stammt aus einem wohlhabenden Haus und verliert schon bald alles, wofür ihre Familie, ihr Mann und sie selbst jahrelang geschuftet haben. Mit ihren Kindern muss sie sich auf einen Überlebenskampf einstellen.

Der zweite Handlungsstrang spielt in den 1960ern und 1970ern zur Hochzeit und kurz nach Ende des Vietnamkriegs. Das Mädchen Huong hofft auf eine Wiederkehr ihrer Eltern aus dem Krieg, während sie mit ihrer Großmutter Dieu Lan in Hanoi ausharrt und dort versucht, sich aus den Trümmern wieder eine Existenz aufzubauen.

Die Autorin, übrigens selbst geborene Vietnamesin, kombiniert historische Fakten und Zahlen (wusstet ihr, dass wahnsinnige sieben Millionen Tonnen Bomben im Vietnamkrieg abgeworfen wurden?) gekonnt mit der Gefühlsebene. Das Buch war unglaublich interessant, aber gleichzeitig emotional herausfordernd. Leben, die geprägt sind von Hunger, Verlust, Trauer, Kampf, Krieg, Entwürdigung, aber auch Liebe, Mitgefühl, Hoffnung und Glaube, werden dem Leser auf sehr direkte aber trotzdem poetische Art und Weise näher gebracht. Mich haben die Einzelschicksale sehr berührt und betroffen gemacht, vor allem vor dem Hintergrund, dass es Millionen Vietnamesen und auch anderen Landsleuten, die im Krieg involviert waren, so oder ähnlich ging. Auch heute sind noch etliche Menschen von den Folgen des Kriegs und der eingesetzten chemischen Gifte betroffen, deswegen finde ich es super wichtig, dass die Autorin diesen Geschichten eine Stimme verleiht.

Ganz toll fand ich die Übersetzung und dass gewisse Phrasen und Sprichwörter nicht nur übersetzt wurden, sondern auch in ihrer ursprünglichen vietnamesischen Form gedruckt wurden. Diese Tatsache finde ich sehr schön und respektvoll gegenüber dem Land und seiner Sprache. Die Sprichwörter haben mir darüber hinaus auch inhaltlich sehr gut gefallen und die Mentalität des Volkes gut widergespiegelt.

Nguyễn Phan Quế Mai konnte mich mit diesem Buch absolut begeistern! Ich habe viel gelernt und ganz viele neue Eindrücke hinzu gewonnen. Darüber hinaus finde ich die Sichtbarkeit dieser historischen Episoden und deren Auswirkungen auf reale Einzelschicksale sehr wichtig. Die Familiengeschichte war außerdem noch sprachlich sehr eindrücklich, schön und authentisch verpackt. Von mir gibt es daher eine große Leseempfehlung! 


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Veröffentlicht am 06.10.2021

Ein Wohlfühlroman

Auf und mehr davon
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Im dritten und abschließenden Teil der Neuberg-Trilogie begleiten wir das Mutter-Tochter-Duo Cordula und Milli. Die beiden kennen wir schon aus den vorherigen Bänden, denn Cordula ist Kayas Schwester und ...

Im dritten und abschließenden Teil der Neuberg-Trilogie begleiten wir das Mutter-Tochter-Duo Cordula und Milli. Die beiden kennen wir schon aus den vorherigen Bänden, denn Cordula ist Kayas Schwester und durch Milli lernt Kaya im ersten Teil ihren jetzigen Ehemann Lasse erst kennen. Seit dem ersten Teil sind auch einige Jahre vergangen, denn Milli studiert mittlerweile Tiermedizin in einer größeren Stadt und sehnt sich nach Neuberg zurück, während ihre erfolgreiche Mutter Cordula zum ersten Mal in ihrem Leben in einer beruflichen Sackgasse steckt.

Ich habe mich sehr auf die Rückkehr nach Neuberg und ins Buchcafé gefreut, auch wenn ich den zweiten Teil ein wenig klischeebehaftet und dadurch schwächer als den Reihenauftakt fand. Sowohl Millis als auch Cordulas Erzählstrang in diesem Roman haben mir wieder sehr gut gefallen. Milli ist eine sympathische junge Frau, ein wenig zurückhaltend aber mit dem Herzen bei der Sache und sehr empathisch. Ihre Mutter Cordula ist sehr ergebnisorientiert und kann sich nicht so leicht auf fremde Menschen einlassen, ihre skeptische und auch etwas unsichere Art fand ich sehr interessant, denn nach und nach dürfen wir als LeserInnen hinter ihre Fassade schauen.

Sowohl die Handlung und Entwicklung der Geschichte als auch das Tempo, in dem sie erzählt wird, haben mir sehr zugesagt. Ich fand es schön, wie zwei verschiedene Liebesgeschichte mit der Entwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung und dem Wiedersehen mit alten Bekannten aus den Vorgängerbüchern kombiniert wurden. So gab es immer was fürs Herz,, egal ob auf die Familie oder die Liebe bezogen.

Außerdem finde ich, dass Lisa Keil sich stilistisch im Vergleich zum zweiten Teil sehr weiterentwickelt hat, denn der Abschlussband ist viel weniger umgangssprachlich, sondern sehr detailliert, lebendig und warmherzig. Dazu haben vor allem die zahlreichen süßen Nebencharaktere und Ideen beigetragen, die flüssig und passend in die Geschichte eingewoben wurden. In diesem Buch steckt sehr viel Liebe zum Detail, die mich begeistern konnte.

Insgesamt hat sich "Auf und mehr davon" mit jedem Kapitel mehr und mehr zu einem Wohlfühlroman entwickelt. Das Ende war für mich rundum gelungen und schön. Besonders toll fand ich die liebevolle Ausarbeitung jeder noch so kleinen Szene bzw. jedes Charakters, auch wenn er nur am Rande vorkam. Auch inhaltlich hat Lisa Keil meinen Geschmack getroffen und sehr sympathische Protagonistinnen erschaffen. Abwechselnd aus der Mutter-Tochter-Perspektive zu lesen hat mir genauso gefallen wie Cordulas eher ruhiger und kritischer Charakter, der sehr bekräftigend gezeigt hat, dass jeder Mensch genauso sein darf wie er ist.

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Veröffentlicht am 09.07.2021

Eine buchige Umarmung

The Comfort Book – Gedanken, die mir Hoffnung machen
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Das neuste Buch von Autor und Mental Health Aktivist Matt Haig liest sich tatsächlich wie eine tröstliche Umarmung. Vom Stil her ist es ähnlich aufgebaut wie „Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben“, ...

Das neuste Buch von Autor und Mental Health Aktivist Matt Haig liest sich tatsächlich wie eine tröstliche Umarmung. Vom Stil her ist es ähnlich aufgebaut wie „Ziemlich gute Gründe am Leben zu bleiben“, es reihen sich nämlich aufbauende und ehrliche Texte, Zitate und Handlungsanstöße in ziemlich beliebiger Reihenfolge aneinander. Dabei greift der Autor natürlich vor allem auf persönliche Anekdoten zurück oder teilt seine persönlichen Lieblingslieder für schwierige Zeiten, allerdings gibt es auch sehr viele allgemeingültige Texte mit Überschriften wie „Wenn du am absoluten Tiefpunkt bist“ und „Pause zu machen ist Tun“.

Dieses Buch ist ein sehr persönliches Nachschlagewerk für gute und vor allem für schlechte Zeiten. Mit Matt Haigs Umgang mit Depressionen und Ängsten muss man sich definitiv identifizieren können, um Kraft und Trost aus seinen Texten zu ziehen. Diese sind vor allem von Akzeptanz und Vergänglichkeit der Schmerzen gekennzeichnet. Wahrscheinlich hilft das Buch daher vor allem, wenn man sich schon einige Zeit mit diesen Krankheiten auseinandersetzt und ebenfalls beginnt zu akzeptieren.

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen. Ich werde sicherlich öfter in diesem großartigen Buch blättern und finde auch die Idee, ein Sammelsurium aus Hoffnung zu schaffen, toll!

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