Langsames Auftauchen
MarianengrabenPaula beginnt gerade ihre Doktorarbeit, als ihr kleiner Bruder Tim im Meer ertrinkt. Er, der eigentlich ein kleiner Meeresforscher voller Neugier war, geht einfach unter und lässt seine große Schwester ...
Paula beginnt gerade ihre Doktorarbeit, als ihr kleiner Bruder Tim im Meer ertrinkt. Er, der eigentlich ein kleiner Meeresforscher voller Neugier war, geht einfach unter und lässt seine große Schwester mit Trauer und Schuldgefühlen zurück.
Die ersten Seiten haben mich gleich mit in Paulas Abgrund gerissen. Ich weiß wie das ist, im Marianengraben zu hocken, denn ich war dort selbst schon. Das ist echt beschissen, kann ich niemandem empfehlen. Aber wie sie ihre Geschichte ihrem toten Bruder Tim erzählt, ist einfach schön.
Therapiesitzungen helfen Paula nur bedingt. Sie will sich nicht öffnen, aber wenigstens animiert sie der Therapeut dazu, Tims Grab zu besuchen. Auch wenn es nachts ist, quasi ein Einbruch auf dem Friedhof. An diesem Abend hat noch jemand diese Idee und sie lernt den alten Helmut kennen, der gerade seine Frau Helga ausbuddelt. Paula und Helmut bleiben bis zum Ende des Buchs zusammen und erleben eine absurde Reise miteinander, sodass Paula Stück für Stück aus dem Marianengraben auftauchen kann.
Mir persönlich hat das Buch sehr viel Herzschmerz bereitet. Jasmin Schreiber hat damit Erfahrung, das merkt man, denn sie weiß genau, wie man die schlimmen Gefühle in Worte fasst. Das tut weh! Aber ihr flapsig-lockerer Schreibstil und die frechen Dialoge zwischen Paula und Helmut sind ein wohltuender Gegenpart. Beides zusammen hat mich während des Lesens ständig traurig vor mich hin schmunzeln lassen. Ein fabelhaftes Gefühl!
Paula hat auf den letzten Seiten nochmal eine Menge Verantwortung übergeholfen bekommen und auch wenn das Buch dann doch vorbei war, wünsche ich ihr als fiktivem Charakter trotzdem eine Menge Stärke. Das war toll! Ein verrückter Roadtrip, der sehr viel Herzwärme bereithält.