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Veröffentlicht am 22.01.2019

Nirgends richtig zu Hause

Häuser aus Sand
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„Häuser aus Sand“ ist eine politische Geschichte, die die wohlhabende Palästinensische Familie Yacoub bei ihrer Flucht vor dem Krieg über Generationen hinweg begleitet. Ausgehend von ihrer Heimat Jaffa ...

„Häuser aus Sand“ ist eine politische Geschichte, die die wohlhabende Palästinensische Familie Yacoub bei ihrer Flucht vor dem Krieg über Generationen hinweg begleitet. Ausgehend von ihrer Heimat Jaffa müssen die Yacoubs zunächst nach Nablus, dann nach Kuwait und nach Amman in Jordanien fliehen. Ab der 3. Generation leben Teile der Familie sogar in Paris und Boston. Da die Familie finanziell gut betucht ist, ist die Flucht jedoch eher mit einem Umzug oder mit einem Weiterziehen vergleichbar. Ein neues Haus, neue Einrichtungsgegenstände werden angeschafft. Neue Hausmädchen werden eingestellt. Das Leben geht weiter.

Obwohl arabisch gesprochen wird, werden die Yacoubs auch an ihren Wohnorten im Nahen Osten aufgrund ihres „Dialekts“ als Fremde identifiziert und entsprechend behandelt. Deshalb fällt es ihnen schwer, richtig Fuß zu fassen. Durch ihr dauerhaftes Leben im Ausland nehmen sich die Yacoubs auch den jeweiligen Lebensstil im Land an. Schleichend und unbemerkt verändern sich die Yacoubs in ihrem Habitus. Somit weichen die späteren Generationen so stark von ihren Landsleuten ab, dass sie auch in Palästina als Fremde empfunden werden.

Als gesellschaftskritische Betrachtung setzt sich „Häuser aus Sand“ über die Flucht hinaus mit der Veränderung der Haltung der Muslime im Glauben und dem Einfluss der westlichen Welt auf den „Erziehungserfolg“ bei den Kindern auseinander. Auch fernab von der europäischen Kultur findet dem entsprechend eine Verrohung der Gesellschaft statt, wenn auch das Ausmaß ein anderes ist.

Alia ist als die Jüngste der 2. Generation das Familienmitglied, das die gesamte Geschichte miterlebt. Während ihrer aufmüpfigen Kindheit als Nesthäkchen hat sie ihrer Familie einigen Kummer bereitet. Deshalb mochte ich sie als Kind nicht so gern. Nach ihrer Hochzeit mit Atef ist ihr Leben von heftigen Turbulenzen gekennzeichnet. Dennoch hält Alia immer die Familie zusammen. Sie erträgt ihr schwieriges Schicksal ohne sich zu beklagen, versucht das Beste daraus zu machen. Dafür habe ich Alia dann bewundert.

An dem Roman hat mir der Blick hinter die Kulissen der Palästinensischen Familie besonders gut gefallen. Man erkennt, was man eigentlich weiß, was allerdings die mediale Berichterstattung vollständig ausblendet, nämlich dass auch Palästinenser oder dass auch Muslime neben dem politischen Konflikt ganz normale Problemchen wie eine krumme Nase oder Übergewicht haben. Als weiterer Pluspunkt verleihen die eingestreuten arabischen Worte dem Roman zusätzlich Authentizität.
Durch das Beschränken der Geschichte auf die wichtigsten Stationen der Familie mit mehrjährigen Lücken dazwischen und durch spontane Gedankensprünge und Rückblicke wird die Aufmerksamkeit des Lesers stark beansprucht. Auch wenn mir dieser Erzählstil gefallen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er nicht jedermanns Sache ist.

Fazit: Empfehlung an alle, die auch beim Lesen gern eine Herausforderung annehmen.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Weil Zukunft eine Herkunft hat.

Die Geschichte des Wassers
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Maja Lunde setzt sich in ihrem Buch „Die Geschichte des Wassers“ mit dem Thema der nachhaltigen Bewirtschaftung unseres Planeten auseinander und beschreibt innerhalb der Romanhandlung ganz nebenbei am ...

Maja Lunde setzt sich in ihrem Buch „Die Geschichte des Wassers“ mit dem Thema der nachhaltigen Bewirtschaftung unseres Planeten auseinander und beschreibt innerhalb der Romanhandlung ganz nebenbei am Beispiel des Wassers einige Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge. Sie macht deutlich, was passiert, wenn wir beispielsweise natürliche Flussläufe künstlich beeinflussen. Welche Flora und Fauna wird dadurch verdrängt? Was bedeuten unsere Handlungen von heute für unser eigenes morgen? Welche Bedeutung hat eigentlich unser Wasser? Wasser ist Leben, Wasser ist nicht gleich Wasser, Wasser ist endlich. Maja Lunde zeigt darüber hinaus auf, dass erneuerbare Energien nicht per se nachhaltig sind, sondern dass es auf den gesamten Kontext ankommt.

Durch die Einbettung in einen Roman mit Figuren, zu denen man sich hingezogen fühlt, verliert die Auseinandersetzung jedoch den „Schrecken“ eines Sachbuches. Maja Lunde stellt fest, klagt aber nicht wirklich an. Das Anklagen an sich überlässt sie dem Leser selbst. Ich habe mich zum Beispiel gefragt, ob es wirklich notwendig ist, jeden Tag zu duschen und noch viel mehr, jeweils so lange zu duschen. In meinem ohnehin schon vorhandenen Streben nach Plastikvermeidung hat mich das Buch noch bestärkt. Man ist sich gar nicht bewusst, wie lange es wirklich dauert, bis Plastik auf natürlichem Wege abgebaut wird.

Der Roman wird in zwei losen Handlungssträngen erzählt, die hier nur durch ein winziges Detail sehr charmant zusammengeknüpft werden. In der ersten Erzählebene (2017) begibt sich die fast 70-jährige Umweltaktivistin Signe allein auf eine Reise mit ihrem Segelboot von Norwegen bis ins Landesinnere von Frankreich. Sie möchte jemanden zur Rede stellen, nachdem sie in Norwegen ein Zeichen für Umweltschutz und Nachhaltigkeit gesetzt hat. Signe ist stark durch ihren, die norwegischen Berge liebenden, Vater geprägt und daher von Kindesbeinen an sehr engagiert. Sie kämpft ihr ganzes Leben lang jeden noch so aussichtslosen Kampf David gegen Goliath, um bei den Menschen Bewusstsein und Interesse zu wecken. Während ihrer beschwerlichen Reise erhält der Leser aufgrund ihrer Erinnerungen einen Einblick in Signes Leben. Zeitweise hat man den Eindruck, als wäre Signe gescheitert, als wären alle ihre Aktivitäten umsonst gewesen. Ich mochte Signe, ihre starke Persönlichkeit, ihrem Mut gegen den Strom zu schwimmen, ihre Beharrlichkeit und ganz besonders ihre Fähigkeit, niemals aufzugeben.

Die zweite Erzählebene spielt in Frankreich, 2041. Eine große Dürre zwingt David und seine Tochter Lou zur Flucht in den Norden, es ist längst nicht genug Trinkwasser für alle da. David macht auf mich den Eindruck als wäre er das erste Mal für längere Zeit allein mit Lou unterwegs. Er kümmert sich liebevoll um sie, ist allerdings zeitweise auch überfordert mit seiner neuen Rolle. Er ist hin- und hergerissen zwischen dem Vater-Sein und dem Mann-Sein, zwischen Egoismus und Fürsorge. Dennoch macht David seine Sache aus meiner Sicht gut, gerade auch aufgrund der Ausnahmesituation, in der sich die beiden befinden. Mit seinen menschlichen Schwächen ist mir David auch sehr sympathisch. Lou ist, mit heutigen Kindern verglichen, ein sehr erwachsenes, vernünftiges Kind. Viele Probleme erträgt sie stoisch, ohne sich zu beschweren. Anfänglich kommt nur ganz selten das Kind in ihr durch. Ich finde es sehr traurig, wenn Kinder derart um ihr Überleben kämpfen müssen, dass sie nicht mehr Kind sein können. Fröhlicher wird Lou erst, als sie mit ihrem Vater in einem vertrockneten Garten ein uraltes Segelboot entdeckt. Signes Segelboot. Es lädt zum Spielen und zu neuen Abenteuern ein.

Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, ruhig und unaufgeregt erzählt. Ich glaube jedoch, dass man hier aufpassen muss, mit welcher Erwartungshaltung man an das Buch herangeht. Es ist halt kein Sachbuch. Ich hatte meine Freude dran und empfehle es gern weiter.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Wer verbirgt etwas? Wer lügt?

Der Kreidemann
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„Der Keidemann“ ist eine Geschichte um eine Clique, bestehend aus vier Jungs und Nicky. Sie ist Pfarrerstochter und sollte sich aus der Sicht ihres Vaters lieber um wichtigere Dinge kümmern, als sich mit ...

„Der Keidemann“ ist eine Geschichte um eine Clique, bestehend aus vier Jungs und Nicky. Sie ist Pfarrerstochter und sollte sich aus der Sicht ihres Vaters lieber um wichtigere Dinge kümmern, als sich mit diesen Rotzlöffeln herumzutreiben. Die vier Jungs nennen sich Eddie Munster, Fat Gav, Hoppo und Metal Mickey. Die fünf lieben und hassen sich, und, sie brauchen sich.

Die Truppe, die sich aus allen Gesellschaftsschichten speist, wird in ihrer präpubertären Phase und im Erwachsenenalter begleitet, wodurch „Der Kreidemann“ auf zwei Zeitebenen entsteht. Ich mag dieses Stilelement sehr. Eddie/Ed erzählt die ganze Geschichte aus seiner Sicht (Ich-Perspektive), wodurch der Leser ihm sehr nahe kommt und sich selbst schnell mitten im Geschehen befindet.

Eddie ist als 12-Jähriger der typische Underdog, zwar aus einer liebevollen Familie stammend, aber finanziell benachteiligt und etwas unsportlich, was ihn für mich sehr sympathisch macht. Auch als Erwachsener sieht es für ihn nicht wirklich besser aus. Ohne Frau an seiner Seite wohnt er nach wie vor im geerbten Haus seiner Eltern. Damit er überhaupt über die Runden kommt und nicht ganzallein sein muss, vermietet er ein Zimmer im Haus. Verwunderlich ist seine Situation für den Betrachter allerdings nicht, da er doch schon ein paar schrullige Elemente mitbringt, z. B. sammelt er allerlei merkwürdige Dinge.

Fat Gav ist das reiche Kind in der Gruppe, das in seiner Kindheit immer alles hatte, aber dann im Erwachsenenalter nicht mehr mit ganz so viel Glück gesegnet ist. Auch er hat sein Brot zu knabbern. Hoppo, als Sohn einer alleinerziehenden Mutter, die mehrere Putzjobs ausübt, muss wie Eddie zusehen, wie er klar kommt. Mickey hat einen großen Bruder und dementsprechend schon eine ziemlich große Klappe für sein Alter. Meine Sympathie für die drei schwankt im Laufe der Geschichte. Wen ich am Anfang nicht mochte, mag ich zum Ende hin oder umgekehrt, oder aber ich war mir zwischendurch nicht mehr so sicher, ob ich ihn richtig eingeschätzt hatte.

So weit, so gut. Bis hierher könnte man denken, es handle sich um einen Abenteuerroman. Doch gleich zu Beginn gibt es einen Gruselmoment. Die Story beginnt mit dem Entdecken einer ungewöhnlichen Leiche. Auch im weiteren Verlauf wird nicht mit erschreckenden Ereignissen und Toten gespart. Es treten gruselige Persönlichkeiten und Persönlichkeiten mit abgründigem Inneren auf die Bühne. Nie weiß der Leser, wer wirklich in welche Kategorie gehört. Spannend ist auch die Rolle der Kreide und der Kreidemännchen in Verbindung mit den Greultaten. Wer malt sie und warum?

Insgesamt hat mir der Thriller besonders gut gefallen. Es gab diverse Überraschungsmomente. Es war nie langweilig und man wurde immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Selten bin ich so oft bezüglich potentieller Täter ins Schwanken geraten wie hier. Am Ende erkennt man, dass jeder seine Geheimnisse hat und auch mal lügt. Aber, wenn alle immer die vollständige Wahrheit sagen würden, hätten wir hier nicht so einen spannenden Thriller gehabt.

Fazit: Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Charmant, witzig, etwas verrückt

Ans Meer
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Ans Meer ist eine sehr sympathische, kurzweilige Verfolgungsjagt durch Österreich und Italien an deren Spitze ein Linienbus die krebskranke Carla nach Italien in ihr Heimatdorf bringen möchte.
Zu den ...

Ans Meer ist eine sehr sympathische, kurzweilige Verfolgungsjagt durch Österreich und Italien an deren Spitze ein Linienbus die krebskranke Carla nach Italien in ihr Heimatdorf bringen möchte.
Zu den Verfolgern gehört neben der Polizei auch Doris, die den Busfahrer liebt.

Neben Carla und dem Busfahrer Anton sitzen auch noch einige weitere Fahrgäste in der eigentlichen Schulbuslinie. Sie sind der Einladung spontan ans Meer zu fahren gefolgt. So ergibt sich ein illustrer, bunter Haufen der verschiedensten Charakteren.

Anton ist der schüchterne, seine Sorgen und Nöte mit Essen bekämpfende Busfahrer, der noch sehr stark unter dem Pantoffel seiner überfürsorglichen Mutter festhängt. Sein Job scheint in Gefahr, mit seiner geliebten Doris gibt es Probleme. Da sein Leben offensichtlich nicht trostloser werden kann, geht er auf die Bitte der krebskranken Carla, ans Meer zu fahren, ein und nimmt alle mit, die nichts Besseres vor haben.

Carla ist die Auslöserin der ganzen Geschichte. Die Ärzte haben keine Hoffnung auf Heilung. Daher möchte sie das Beste aus ihrem verbleibenden Leben machen. Ihr letzter Wunsch ist, ihre Bucht, ihr Heimatdorf am Meer in Italien noch einmal zu besuchen. Dank Anton wird ihr dieser Wunsch erfüllt. Dank der Eindrücke vom Dorf und der Umgebung lässt sich für den Leser auch gut nachvollziehen, warum sie das alles ein letztes Mal sehen will.

Besonders beeindruckt hat mich Eva, die sich, obwohl sie aussieht wie ein Paradebeispiel für ausufernde Pubertät, sehr respekt- und liebevoll um eine demente Person im Bus kümmert, ohne sich auch nur ein einziges Mal über ihre Rolle zu beschweren. Sie erinnert daran, dass der erste Eindruck oft trügt.

Das Buch ist kurz und prägnant geschrieben. Es ist vielleicht an der ein oder anderen Stelle nicht ganz ernst gemeint. Schön finde ich die „göttlichen“ Fügungen, die immer wieder dafür sorgen, dass die Reisegruppe ihr Ziel auch erreichen kann. Obwohl das Buch eigentlich einen traurigen Umstand beschreibt, hatte ich zu keinem Zeitpunkt ein melancholisches Gefühl. Mit viel Witz und Spontanität wird so der Lebenshunger von Carla in die Stimmungslage des Buches transportiert.

Fazit: Klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.01.2019

Der Fluch besonders zu sein

Wie man die Zeit anhält
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Zunächst möchte ich etwas zur Aufmachung schreiben, weil ich die Gestaltung des Buches richtig schön finde. Dabei hat mich nicht nur die Gestaltung des Covers mit seiner Farbauswahl, die alle Übergänge ...

Zunächst möchte ich etwas zur Aufmachung schreiben, weil ich die Gestaltung des Buches richtig schön finde. Dabei hat mich nicht nur die Gestaltung des Covers mit seiner Farbauswahl, die alle Übergänge zwischen Blau und Gelb enthält, überzeugt. Gekrönt wird das Bild des liegend in der römisch bezifferten Uhr, wartenden Tom Hazard von seinen Erinnerungen, die als lose Seiten umherfliegen. Die kurzen Kapitel starten mit formschönen Versalien. Sie sind mit Ort und Zeitpunkt des Kapitels überschrieben. Die Schriftarten für Überschriften und Seitenzahlen erinnern sehr stark an das Ziffernblatt einer alten Taschenuhr. Die Aufteilung des Buches in fünf Teile ist sehr gelungen.

„Wie man die Zeit anhält“ macht uns deutlich, wie wichtig Vergänglichkeit und Eingeschränktheit für ein erfülltes, glückliches Leben sind. Nur so ist man gezwungen, jeden Augenblick bewusst zu leben. Wer verschwenderisch mit seiner Zeit umgeht, betrügt sich selbst um das nächste Glück. Die Erkenntnis, dass Luxus und Abwechslungsreichtum allein genossen weniger wert sind, als wenn man alles mit jemanden teilen kann, schwingt hier ebenfalls klar mit. Präsent sind auch die Themen Jugend- und Konsumwahn. Der Appell „Weniger ist manchmal mehr“ durchzieht das ganze Buch. Dabei ist Matt Haig niemals beschuldigend oder anklagend. Alles ist verpackt in eine liebevolle, mitreißende Geschichte. Vielleicht lese auch nur ich es so zwischen den Zeilen heraus.

Der Protagonist Tom Hazard ist der über 400 Jahre alte Alba, das ist ein Mensch, der 15 mal langsamer altert als „normale“ Menschen, der vor Jahrhunderten seine geliebte Rose verloren hat, der seitdem ein verzweifeltes Leben führt. Aus lauter Angst, Ähnliches könnte ihm erneut widerfahren, ist er ständig auf der Hut, irgendwie dauerhaft auf der Flucht. Genuss und Freude sind ihm abhanden gekommen. Die Tatsache, berühmte Persönlichkeiten wie F. Scott Fitzgerald, Shakespeare, Samuel Johnson und Josephine Baker persönlich gekannt zu haben, ist ihm auch kein Trost. Ich mochte diesen getriebenen Underdog-Charakter sehr.

Hendrich, ebenfalls ein Alba, wirkt auf mich wie unter Kontrollzwang. Mit seinen demagogischen Zügen unterdrückt er regelrecht alle ihm bekannten Albas, nutzt sie aus und lässt sie unethische Dinge tun. Er bietet Zuckerbrot und Peitsche. Wer in seinem Sinne agiert, kann an immer wieder neuen Orten ein schönes Leben führen. Angst und Misstrauen werden von ihm geschürt, damit niemand aus seinem goldenen Käfig ausbricht. Für ihn konnte ich kaum Verständnis entwickeln.

Rose und Camille sind die beiden Frauen in Toms Leben. Rose, seine erste große Liebe, ist mit ihm den gefährlichen Weg einer Beziehung gegangen. Sie ist leider viel zu früh verstorben. Nachdem sich Tom für lange Zeit Gefühle für einen anderen Menschen verboten hat, ist Camille die erste, die wieder sein Interesse weckt. Beides sind starke, beharrliche Frauen, die mich beeindruckt haben.

Omai ist Tom mehrmals in seinem Leben an unterschiedlichen Orten unter verschiedenen Identitäten begegnet. Ihr gegenseitiges Einfühlungsvermögen und Verständnis ist die Basis ihrer Freundschaft, die auch ohne durchgehenden Kontakt Jahrhunderte übersteht. Er ist es, der ihm schlussendlich die Augen für das Wesentliche im Leben öffnet. Auch wenn Omai weniger Kapitel gewidmet sind, fand ich seine Rolle sehr wichtig für den Gesamtzusammenhang.

Der Schreibstil ist gut zu lesen, aber auch nicht trivial. Vor Allem die vielen nicht chronologischen Zeitsprünge erfordern Konzentration. Wenn man sich darauf einlässt, ist das allerdings kein Problem.

Fazit: Mir hat das Lesen sehr gefallen. Es war eins der besten Bücher, die ich 2018 gelesen habe. Ganz klare Leseempfehlung.