Eine authentische und einfühlsame Zeitreise
Nur einmal mit den Vögeln ziehnNur einmal mit den Vögeln ziehn – wer hätte in seiner Jugend nicht einmal daran gedacht? Der Enge des Elternhauses, des Wohnorts entfliehen, seinen Weg gehen, seinen Platz in der Welt finden …
Jens träumt ...
Nur einmal mit den Vögeln ziehn – wer hätte in seiner Jugend nicht einmal daran gedacht? Der Enge des Elternhauses, des Wohnorts entfliehen, seinen Weg gehen, seinen Platz in der Welt finden …
Jens träumt davon, Fußballprofi zu werden, Sivs Leidenschaft gehört der Musik. Anna Maria betrachtet, seit ihr Opa ihr als Neunjährige eine Kamera schenkte, die Welt am liebsten durch ein Objektiv. Aki wünscht sich ein behagliches Zuhause mit einer fürsorglichen Mutter, wohingegen Ivo schon früh erkannt hat, dass ein gutbürgerliches Elternhaus noch lange keine glückliche Kindheit verspricht: fünf junge Menschen, die 1977, als die Handlung einsetzt, noch Kinder sind und deren Leben wir bis 1990 begleiten. Die wachsen und sich entwickeln, Träume verfolgen und Sehnsüchte begraben. Und die soeben beginnen, sich in ihrem Erwachsensein einzurichten, als die Welt, wie sie sie kannten, ein jähes Ende findet – am 10. November 1989 …
Unter dem Pseudonym Sylvia Frank beschwört das Autorenpaar Sylvia Vandermeer und Frank Meierewert eine Vergangenheit herauf, die beinahe mit Händen zu greifen ist. Und das liegt nicht nur an den fünf außerordentlich lebendig gezeichneten Hauptfiguren des Romans (die ich während der Lektüre mehr und mehr ins Herz schloss), sondern auch an der gesellschaftlichen und geschichtlichen Realitätsnähe, die ebenso gekonnt wie feinfühlig den Hintergrund dieses Romans bildet. Dabei gelingt es ihnen auf bemerkenswerte Weise, alles Klischeehafte oder gar Plakative, sei es mit positiver, sei es mit negativer Konnotation, zu vermeiden: Weder wird in schönfärberischer Ostalgie geschwelgt, noch wird eine literarische Abrechnung mit historisch-politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten vollzogen. Stattdessen findet man sich als Leser*in in einer Vergangenheit wieder, die – nun ja: die war, wie sie nun einmal war.
Besondere Leseempfehlung!