Platzhalter für Profilbild

drachenzahn

Lesejury Profi
offline

drachenzahn ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit drachenzahn über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2023

Igelkinder sind alle gleich wichtig

Wir sind (die) Weltklasse
0

Das Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ bietet einen wunderbaren, charmant-witzigen Einblick in eine funktionierende Multikulti-Klasse der Grundschule. Die Kinder der Igelzwei stammen von den verschiedensten ...

Das Buch „Wir sind (die) Weltklasse“ bietet einen wunderbaren, charmant-witzigen Einblick in eine funktionierende Multikulti-Klasse der Grundschule. Die Kinder der Igelzwei stammen von den verschiedensten Orten dieser Welt und dennoch ist es ihnen möglich, (überwiegend) fair und freundlich miteinander umzugehen. Gerade zu dieser Zeit ist dieses Thema sehr wichtig. Sogar aktuelle Ereignisse wie der Ukraine-Krieg werden am Rande miteingebaut.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der polnische Junge Adam sowie seine Erlebnisse in und mit seiner zweiten Klasse. Die Lehrerin Frau Meister hat einen eher alternativen Unterrichtsstil und bemüht sich vor allem um die Vermittlung sozialer Werte. Der klassische Mathe- oder Deutschunterricht wird eher als Nebensache betrachtet. So geht es auch im überwiegenden Teil des Buches um den Bau eines Dinosauriers, der zu einem zentralen Maskottchen der Klasse mutiert.

Im Kern des Buches geht es darum, dass jeder unterschiedlich ist und auch sein darf. Es spielt keine Rolle, wo man herkommt. Man sollte füreinander da sein und sich gegenseitig helfen. Toll finde ich, dass sogar Themen wie Demenz - bei der Oma seiner Klassenkameraden - mit angerissen wird. Zwar wird überwiegend eine heile Welt gezaubert, sodass die Kinder beinahe nie mit Ausländerhass oder Intoleranz konfrontiert werden. Andererseits ist es auch schön zu sehen, wie so ein Klassengefüge aussehen könnte, wenn man sich an die von Frau Meister aufgestellten Igelregeln hält.

Die Kinder der Klasse wirken überwiegend authentisch. Es gibt Streitereien, kleine Ungerechtigkeiten und Auseinandersetzungen, Freundschaften entstehen und werden auf die Probe gestellt. Doch alle bleiben stets sympathisch und ihre Motive nachvollziehbar. Auch die Erwachsenen sind durchaus echt und liebenswert. Nur die Lehrerin finde ich ein wenig übertrieben dargestellt. Hin und wieder ein wenig tatsächlich mal Unterricht zu machen, wäre sicher auch nicht schlecht.

Die kurzen Kapiteln von durchschnittlich 5 Seiten eignen sich perfekt für Erstleser ab 8 Jahren. Das Buch kann aber sicher auch schon 6-Jährigen vorgelesen werden. Im Text werden immer wieder polnische Ausdrücke mit eingestreut, die jedoch meist gleich übersetzt oder aus dem Kontext erschließbar sind. Es gibt zudem noch ein Wörterbuch am Ende der Geschichte.

Insgesamt war es für mich ein großer Spaß, dieses Buch zu lesen. Zwar könnte es noch etwas realistischer auf die Probleme einer solchen Multikulti-Klasse eingehen, etwa diverse Sprach- oder Kulturbarrieren, aber da die Geschichte primär an Grundschulkinder gerichtet ist, sind die dargestellten Themen durchaus stimmig. Ein schönes Buch zum Thema Vielfalt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.12.2023

Wer hat die höflichste Ziege?

Stolz und Vorurteil
0

Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert ...

Das Buch „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ist ein absoluter Klassiker und wird bis heute immer wieder gern gelesen oder neu erzählt. Hier nun versucht sich Disney an dem romantischen Stück und kreiert etwas gänzlich Neues. Das Endprodukt ist etwas absurd und amüsant, macht aber dennoch großen Spaß - allerdings wahrscheinlich nur für solche Leute, die sich mit beiden Ausgangstexten gut auskennen.

Um eine gute Mischung zu finden, wurden die Charaktere von Jane Austen dem des Disney-Universums angepasst und die Geschichte vereinfacht sowie umgeschrieben. Die grobe Handlung erinnert durchaus noch an das ursprüngliche Buch von Jane Austen. Jedoch glaube ich nicht, dass Vierjährige tatsächlich etwas mit der Handlung anfangen können. Das Thema ist viel zu komplex, als dass sie es wirklich verstehen und nachvollziehen könnten. Des Weiteren entwickelt sich die Geschichte ziemlich rasant und die Ereignisse überschlagen sich regelrecht.

Zudem tauchen sehr viele Charaktere auf einmal auf und kleine Kinder werden in der Flut wahrscheinlich die Orientierung verlieren. Man bekommt kaum Zeit, die einzelnen Figuren tatsächlich kennenzulernen. Am besten verstehen die Kinder wahrscheinlich noch den Wettbewerb rund um die höflichste Ziege, der jedoch selbst nichts mehr wirklich mit „Stolz und Vorurteil“ zu tun hat.

Brilliant sind allerdings die wunderschönen Illustrationen, die mit Charme und Humor die Geschichte begleiten und untermalen. Vieles was im Text so gar nicht steht, erhält erst durch die Bilder eine Sprache. Die Emotionen der Figuren werden perfekt dargestellt und man kann viele witzige Details entdecken. Allein diese Zeichnungen machen einen Kauf durchaus lohnenswert.

Insgesamt handelt es sich um eine amüsante Adaption von „Stolz und Vorurteil“, die jedoch die ursprüngliche Geschichte sehr abrupt zusammenfasst. Wahrscheinlich werden vor allem Erwachsene ihre Freude mit dem Buch haben, die sowohl mit Jane Austen als auch mit Entenhausen vertraut sind. Mich selbst hat es jedenfalls animiert, noch einmal das Original von „Stolz und Vorurteil“ aus dem Schrank zu holen.

Für die anvisierte Zielgruppe von vier Jahren finde ich es jedoch zu kompliziert. Kinder werden daher wahrscheinlich nur Teile der Geschichte nachvollziehen können, sich aber ansonsten an den tollen Illustrationen erfreuen. Der heimliche Star des Buches ist auf jeden Fall die freche Ziege Billy, die insbesondere bei den Kleinen auf große Begeisterung stoßen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.12.2023

Nichts los in Friedhofen - naja, zumindest fast nichts

Der Spurenfinder
0

„Der Spurenfinder“ ist eine toller Fantasykrimi mit einer gehörigen Portion Humor und eignet sich wahrscheinlich ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Geschichte ist äußerst einfallsreich. Man kann sich ...

„Der Spurenfinder“ ist eine toller Fantasykrimi mit einer gehörigen Portion Humor und eignet sich wahrscheinlich ab einem Alter von zwölf Jahren. Die Geschichte ist äußerst einfallsreich. Man kann sich nie völlig sicher sein, was als Nächstes geschieht. Der typische Humor von Marc-Uwe Kling sorgt dabei für beste Unterhaltung und überrascht mit einer clever aufgebauten Story.

Die Zwillinge Ada und Naru leben mit ihrem Vater, dem berühmten Spurenfinder, Elos von Bergen in dem wohl langweiligsten Dorf der Welt. Nie geschieht etwas in Friedhofen. Doch dann passiert plötzlich ein mysteriöser Mord. Können die drei den wahren Täter finden und dessen Motive aufdecken? Auf ihrer gefährlichen Suche lernen sie die Bewohner von Friedhofen mit völlig neuen Augen kennen.

Die Geschichte ist durchweg spannend erzählt und ist selten voraussichtlich. Die Dialoge sind frech, witzig und erfrischend. Allerdings übertreibt es Kling manchmal und man wünschte sich mitunter, die Kinder würden weniger flapsige Sprüche reißen und sich stattdessen mehr auf ihren Fall konzentrieren. Dennoch habe ich den Humor sehr genossen. Viele Szenen konnte man praktisch wie ein Slapstick-Movie vor sich sehen.

Mir hat zudem sehr gefallen, dass sämtliche Charaktere eher in Grauschattierungen mit Ecken und Kanten dargestellt wurden. Kling verzichtet beinahe komplett auf reine Schwarz-Weiß-Charaktere. Man kann die Motive einiger Bösewichte, wenn man sie als solche bezeichnen möchte, durchaus nachvollziehen und auch mit ihnen mitleiden. Zudem bietet das Buch mehr als nur eine witzige Krimigeschichte. Sein Plädoyer für den Frieden am Ende finde ich gerade in der aktuellen Zeit als ein wichtiges Statement.

Das Buch wird des Weiteren durchweg von Bernd Kissels Zeichnungen begleitet. Während manche recht klein sind, umspannen andere eine komplette Seite. Die Bilder sind allesamt sehr detailliert ausgearbeitet. Die Porträts der einzelnen Figuren wirken lebensecht und transportieren beeindruckend deren Gefühle.

Insgesamt würde ich das Buch allen empfehlen, die gut durchdachte Krimigeschichten mit einem Schuss Fantasy und ganz viel Humor mögen. Ich würde mich freuen, noch weitere Geschichten von Elos von Bergen und seinen Kindern lesen zu können. Genug Stoff bietet die sehr gut konzipierte Fantasywelt rings um die Spurenfinder auf jeden Fall.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2023

Die Suche nach dem Funkelstein und der Wahrheit

Ziemlich beste Mäuse – Es heißt Freundschaft, weil man mit Freunden alles schafft
0

Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene ...

Bei „Ziemlich beste Mäuse“ handelt es sich um den ersten, in sich abgeschlossenen Teil einer neuen Reihe. Die an sich süße Tiergeschichte eignet sich als Vorlesegeschichte ab fünf Jahren oder für fortgeschrittene Erstleser. Die Geschichte hätte mir durchaus auch sehr gut gefallen können, doch leider stört mich die charakterliche Darstellung einiger Tiere.

Henry ist ein Möchtegern-Halunke, der so versessen auf Anerkennung ist, dass ihn jede Lüge recht ist. Er ist zudem ein Angeber und hält sich, zumindest am Anfang der Geschichte, für den Größten. Nachdem seine Meisterprüfung jedoch mit großem Karacho gescheitert ist, versucht er sich auf Burg Funkelstein einen Namen zu machen, indem er den verschollenen Diamanten findet.

Ich muss sagen, dass mir sein Selbstbewusstsein und die Lügerei schon ein wenig unsympathisch waren. Insofern hatte ich auch ein wenig Probleme, mich mit ihm und der Geschichte anzufreunden. Im Laufe des Buches entwickelt er sich und man kann außer seiner Großspurigkeit noch andere durchaus liebenswerte Seiten an ihm entdecken. Er setzt sich für seine Freunde ein und ist bereit, sich selbst in Gefahr zu bringen, um anderen zu helfen. Niedlich ist auch, wie furchtbar peinlich ihm seine rot anlaufenden Ohren sind.

Insgesamt finde ich trotzdem, dass er und auch ein weiteres Tier mit ihren Lügengeschichten am Ende sehr leicht davongekommen sind. Zumal ich nicht verstehe, warum er sich überhaupt als Maus bzw. Mausmän ausgeben musste. Die anderen Tiere hätten ihn auch als Gleithörnchen von Anfang an akzeptiert und eigentlich hätte auch die unerfahrenste Maus erkennen sollen, dass es sich um keinen ihrer Art handelt. Amüsant fand ich allerdings die Tatsache, dass Gleithörnchen tatsächlich unter UV-Licht rosa leuchten, wie es hier im Buch geschildert wird. Das wusste ich zuvor noch nicht.

Des Weiteren stört mich die Darstellung der Frettchen. Schon bevor sie wirklich auftreten, werden sie als böse und gefräßig abgetan. Henry bemerkt sie und fühlt sich sofort im Recht, sie verfolgen und beobachten zu müssen. Und natürlich war sein Misstrauen und seine Vorurteile völlig berechtigt. Was soll ein Kind daraus lernen? Dass es bestimmte Gruppen/Tierarten gibt, die tatsächlich immer heimtückisch sind und auch entsprechend behandelt werden müssen?

Im Buch tauchen außerdem immer wieder die Kirchenmäuse auf. Diese beten, fürchten sich vor der Sintflut und überlegen, ob Mausmän der Tod ist oder vom Himmel bzw. vom Bösen gesandt wurde. Diese Mäuse werden auch mit Kreuz und betend in den Bildern gezeigt. Ich persönlich mag keine Darstellungen von Religion in einem Kinderbuch über Tiere, aber das ist wahrscheinlich eine Geschmacks- und Glaubensfrage.

Die bunten Illustrationen von Dorothee Mahnkopf sind dagegen wirklich bezaubernd und geben die einzelnen Tiere und die beschriebenen Szenen sehr gut wieder. Auf fast jeder Doppelseite befindet sich wenigstens ein kleines Bild. Manche erstrecken sich auch über beide Seiten.

Insgesamt konnte mich das Buch nicht vollends überzeugen. Ich finde es toll, dass der kleine Henry tatsächlich eine charakterliche Entwicklung vollzieht. Dennoch war es für mich anfangs schwer, in die Geschichte hineinzufinden und ich mag die Charakterisierung einiger Tiere nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.10.2023

Wundersame Geschichten aus dem Wunderwald

Dachs Naseweiß Phantastische Geschichten aus dem Wunderlichen Wald
0

Bei „Dachs Naseweiß“ handelt es sich eine Sammlung an kurzweiligen Tiergeschichten, die alle im Wunderlichen Wald spielen und lose miteinander zusammenhängen. Das Buch eignet sich für Kinder ab vier Jahren ...

Bei „Dachs Naseweiß“ handelt es sich eine Sammlung an kurzweiligen Tiergeschichten, die alle im Wunderlichen Wald spielen und lose miteinander zusammenhängen. Das Buch eignet sich für Kinder ab vier Jahren zum Vorlesen. Sie sollten aber schon etwas Aufmerksamkeitsvermögen mitbringen, da die einzelnen Geschichten teilweise bis zu 15 Seiten umspannen. Jede Story besitzt einen kleinen Spannungsbogen, der aber immer gleich wieder aufgelöst wird, sodass es nie zu aufregend oder gruselig wird.

Die Charaktere Dachs Naseweiß, Ilge Igel, Dachsima, Hase Schlappi, das Wildschwein Francois und viele andere wachsen einem schnell ans Herz. Sie plagen sich mit Alltagssorgen und -problemen, sodass sich die Kinder gut mit ihnen identifizieren können und sich selbst wiedererkennen können. So müssen die Tiere lernen ihre Angst zu überwinden, den Wert des Gewinnens und der Träume kennenzulernen oder mit Streit und Kummer umzugehen. Das Hauptthema ist jedoch die Freundschaft und wie man gemeinsam alles schaffen kann. Die Tiere sind füreinander da und lassen niemandem mit seinen Nöten allein.

Die Tiere sind sehr unterschiedlich in ihren Eigenschaften. Zwar werden sie teilweise eindimensional dargestellt, aber für Kinder ab vier Jahren besitzen sie so einen hohen Wiedererkennungswert. Schön ist auch, dass jeder mit seinen Stärken und Schwächen akzeptiert wird. Außerdem wird das Wildschwein Francois sogar ein wenig divers präsentiert, da er ein Tutu trägt und sich für Ballett sowie die Schauspielerei begeistert.

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob es für kleine Kinder nicht beängstigend ist, dass der Papa von Dachs Naseweiß unter mysteriösen Umständen verschwunden ist und nicht einmal bekannt ist, ob er überhaupt noch lebt. Das Thema wird in beinahe allen Geschichten kurz angerissen. Es steht jedoch nie im Fokus, sodass man eventuell bei sensiblen Kindern die entsprechenden Stellen einfach auslassen kann. Ich finde es zudem etwas seltsam, dass Dachsima in einem Kapitel unbedingt ihren Freund zum Weinen bringen möchte.

Im Buch befinden sich immer wieder kleine und große Zeichnungen, die das Geschehen auflockern. Da es sich um ein Buch für Vorschüler handelt, wäre es aber schön gewesen, wenn tatsächlich jede Doppelseite illustriert gewesen wäre.

Insgesamt ist Christian Wunderlich mit „Dachs Naseweiß“ dennoch eine schöne Anthologie gelungen, deren liebenswerte Charaktere und Geschichten den Kindern sicher Freude bereiten wird. Sie bietet des Weiteren viele Gesprächsanlässe darüber, wie man mit bestimmten Sorgen und Schwierigkeiten im Leben umgehen kann. Insofern kann ich das Buch guten Gewissens für Vorschüler empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere