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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.10.2024

Besondere Orte für ungewöhnliche Freundschaften mit gewisser Botschaft

Das Buch der neuen Anfänge
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Das warme Cover in sommerlicher Farbgebung zeigt in dem offenen, nostalgischen Koffer Objekte wie z. B. ein Tagebuch, Briefpapier, einen Schlüssel und einen Fuchs, die wichtige Bestandteile der im Roman ...

Das warme Cover in sommerlicher Farbgebung zeigt in dem offenen, nostalgischen Koffer Objekte wie z. B. ein Tagebuch, Briefpapier, einen Schlüssel und einen Fuchs, die wichtige Bestandteile der im Roman vorgestellten Figuren sind. Die Szenerie spielt hauptsächlich in Londoner Gegenden wie Highgate und Hampstead mit berühmtem Friedhof, Schwimmbecken, kleinen Geschäften. Neben den drei sonderlichen, emotional sehr problembehafteten Hauptfiguren Joanne Sorsby, 39, anglikanischem Reverend Ruth und dem Rentner Malcolm gibt es auch schrullige Kunden, Geschäftsnachbarn, Familie und Freunde, die in einem sympathischen Miteinander die melancholische Atmosphäre des Romans prägen. Rund um das altmodische, von schönen Kindheitserinnerungen geprägtem Schreibwarengeschäft von Onkel Wilbur mit seinem Wahlspruch Ein Platz für alles, und alles an seinem Platz. spinnt sich eine kreative Geistergeschichte um sechs auf dem Highgate Cemetery beerdigte Berühmtheiten, die zu Weihnachten von den drei ungleichen Freunden zum Leben erweckt werden. Schlussendlich finden sie eine neue Richtung mit realistischer Zielsetzung in ihrer persönlichen Lebensphilosophie, eingebettet in einem ansprechenden Schreibstil, von Lyrik romantisch begleitet.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Zu wenig Spannung!

Blutbuße. Ein Fall für Hanna Ahlander
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Der dritte Teil der Krimireihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander und ihrem Kollegen Daniel Lindskog kommen sehr menschlich, taktvoll und unkonventionell einsatzbereit rüber. Zu langatmig wirken hier die ...

Der dritte Teil der Krimireihe mit der Ermittlerin Hanna Ahlander und ihrem Kollegen Daniel Lindskog kommen sehr menschlich, taktvoll und unkonventionell einsatzbereit rüber. Zu langatmig wirken hier die emotionalen Einschübe mit Hannas Verliebtheit in Daniel, Antons problematischem Liebesleben oder auch Daniels Neigung zu Wutausbrüchen, auch wenn Details zum jeweiligen Charakter wichtig sind. Auf zwei Zeitschienen – nämlich 1973 und 2021 - bilden zwei noble Hotelanlagen schaurige Tatorte rund um den verschneiten Skiort Åre in Schweden um die Osterfeiertage. Vor fünfzig Jahren, 1973, geht es um das traurige Schicksal der 17-jährigen, doch sehr naiven Kellnerin Monica, das dramatische Auswirkungen im Jahr 2021 hat. Thematisiert werden Mobbing auf sozialen Plattformen wie z. B. Facebook, Korruption im Behördendschungel und Gewalt gegen Frauen in Form von Vergewaltigung mit traumatischem, generationsübergreifendem Effekt auf weitere Beteiligte. Die Polizeiarbeit verbeißt sich sehr ins Detail bei zu vielen Nebenschauplätzen, wodurch leider Spannung verloren geht.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Ein rätselhafter Roman

Nach uns der Himmel
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Das Cover zeigt acht Flugzeugfenster mit Blick auf Wasser bei klarem Himmel, wegweisend für acht Passagiere auf dem Flug zu einer sonnigen Urlaubsinsel. Auf zwei sich annähernden Erzählebenen geht es zunächst ...

Das Cover zeigt acht Flugzeugfenster mit Blick auf Wasser bei klarem Himmel, wegweisend für acht Passagiere auf dem Flug zu einer sonnigen Urlaubsinsel. Auf zwei sich annähernden Erzählebenen geht es zunächst um die zweite Landung desselben erneut aufgetankten Fliegers auf einer Insel in malerischer Urlaubsidylle, in der sich die charakterlich verschiedenen Akteure vorstellen und sich näher kommen als Gruppe. Auf dem zweiten Erzählstrang sorgen die Dialoge des Ich-Erzählers mit Sitz in Los Angeles zunächst für Verwirrung beim Lesen, denn seine Gesprächspartner – die Sonne und die Inspektorin – wirken vermenschlicht, wie in einer anderen Realität, porträtiert in einem witzigen, teils derben und mehrdeutigen Schreibstil. Bis zur Romanhälfte bleibt leider die Rolle des Ich-Erzählers, und des schwarzen Lochs unklar, während die zwischenmenschlichen und ganz persönlichen Probleme der acht Urlauber eine Wandlung erfahren wie ihre schrumpfende Umgebung. Das kreative Ambiente vom schwarzen Loch mit dem Lappenmann in die gewechselte Welt, in den Tod, gefällt. Dieser rätselhafte Roman offenbart vage die letzte Gelegenheit zu einem lebendigen Glücksgefühl vor dem Tod.

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Veröffentlicht am 17.10.2024

Viel Verwirrung um ein Gespinst und Schattenhonig

Die Honeys (Erstauflage mit gestaltetem Farbschnitt): Ein queerer Mystery-Thriller für Fans von Pretty Little Liars
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Das Cover wirkt in seiner bunten Aufmachung sommerlich einladend, leicht und jung im Gegensatz zu mysteriösen Abenteuern im Aspen Sommercamp. Hauptakteure sind die Zwillinge Caroline und Mars, der mit ...

Das Cover wirkt in seiner bunten Aufmachung sommerlich einladend, leicht und jung im Gegensatz zu mysteriösen Abenteuern im Aspen Sommercamp. Hauptakteure sind die Zwillinge Caroline und Mars, der mit seiner Genderfluidität Problemen im dortigen sozialen Natursetting selbstbewusst begegnet. Da seine geliebte Schwester unter seltsamen Umständen verstirbt, begibt sich Mars als wichtigen Teil seiner Trauerbewältigung und unterschwelliger Aufklärungsarbeit nach Aspen. Seine Tagträume, nächtlichen Alpträume wechseln sich ab mit magischen Visionen im Zusammenhang mit den Honeys, der Gruppe Mädchen der Hütte H, die sich rundum mit Bienenhaltung und Honigverkauf auf dem Bauernmarkt beschäftigen. Bis zur Wahl der neuen Königin im Bienenstock geschehen viele abenteuerliche, auch surreale Dinge in teils philosophischem, poetischem Schreibstil, neben Satire als Provokation hinsichtlich Geschlechter-Binarität, aber auch gegenüber familiärer Scheinheiligkeit und Ausbeutung der Kinder. Der unbändige Hunger bzw. Bedarf an Honig, teils blutig verfärbt, mag eine Metapher für die menschliche Gier sein, die alles verschlingen will: Menschen, Leben, Liebe. Eine Ansage gegen Kapitalismus. Das Horror-Szenarium rund um triefende Honigwaben verwirrt am meisten neben vielen Ritualen, Treuetests und Wettkämpfen. Thematisiert werden auch Ausgrenzung, Manipulation, Mobbing, Machtdünkel, Sexismus, Schwesternschaft, Selbstfindung und Glück. Gegen die scheinheiligen Werte von Aspen -TRADITION CHARAKTER GEIST – wird rebelliert. Dieses Leseabenteuer voller diabolischer Machenschaften könnte auch einem LSD-Trip entsprungen sein.

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Veröffentlicht am 16.10.2024

Eine besondere Patchwork – Familie

Ein anderes Leben
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Das Cover lässt eine gewisse kindliche Leichtigkeit und heile Welt erahnen in der bildlichen Darstellung einer großen Seifenblase, entpuppt sich dieser Eindruck aber vielleicht auch symbolisch als fragile, ...

Das Cover lässt eine gewisse kindliche Leichtigkeit und heile Welt erahnen in der bildlichen Darstellung einer großen Seifenblase, entpuppt sich dieser Eindruck aber vielleicht auch symbolisch als fragile, leicht zerbrechliche Familienbande, von denen die Ich-Erzählerin, jüngste von drei Töchtern Hannas, erzählt. Auf zwei Erzählebenen führt zunächst die Beerdigung ihres Vaters Bow dazu, ihr Leben von ihrer Kindheit ausgehend Revue passieren zu lassen. Bis zurück zu den Großeltern im 2. Weltkrieg mit der Flucht von der Neiße über Hannas Studienfreunde und deren Vaterschaft reichen die detaillierten Erinnerungen mit der berufstätigen Mutter als Übersetzerin und Bibliotheksangestellte. Im nächsten Schritt beleuchtet sie besonders die stets ambivalente Beziehung zu ihrer Mutter Hanna. Deren drei Ehemänner mit ihrer jeweiligen Tochter, Hannas Rolle als Mutter, Hausfrau und Zuhörerin stehen im Mittelpunkt. Vier Ereignisse in der dritten Ehe mit Bow, die Familie zu verlassen, werden kurz erwähnt. Leider werden Hannas Beweggründe nicht tiefer beleuchtet. Sie wollte gehört werden. Sie wollte hinein in eine Welt ihrer eigenen Wörter mit Gedichten, Lesungen etc. in ihrer eigenen Wohnung, nur zum Mittagessen mit der Ich-Erzählerin als Teenager. Der kurze dritte Teil behandelt Hannas Leben mit einem Tumor im Kopf mit allen Begleiterscheinungen und ihrem Tod. Insgesamt sind diese unchronologischen, fragmentierten Erinnerungen um Hanna, ihren drei Töchtern und deren Vätern ohne markante Abgrenzung vom Jetzt eingefügt, was etwas verwirrt. Der Schreibstil hat eine poetische Note, passend zu Hannas Charakter als selbstbewusste, schlagfertige, depressive, promovierte, schreibende Gattin neben ihrer eher ungeliebten Mutterrolle, die sich auch nicht in das gesellschaftliche Korsett von Erwartungen zwängen lässt. Das andere Leben von Hanna kommt insgesamt zu kurz.

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