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Veröffentlicht am 15.09.2023

Fragen von Mit-Schuld bei Strafvereitelung im Amt tauchen auf.

Helle Tage, dunkle Schuld
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Die Mischung von Fiktion in diesem Kriminalfall, gekoppelt an ein historisches Ereignis der deutschen Nachkriegszeit aus 1948 in Essen, ist ausgewogen in Spannung und Informationsgehalt. Die Figuren wirken ...

Die Mischung von Fiktion in diesem Kriminalfall, gekoppelt an ein historisches Ereignis der deutschen Nachkriegszeit aus 1948 in Essen, ist ausgewogen in Spannung und Informationsgehalt. Die Figuren wirken authentisch und überzeugend, die Nachkriegsszenerie ist besonders mit dem Quartierdefizit und dem Mangel an Nahrungsmitteln einfühlsam und anschaulich porträtiert. Sprachlich ist der Umgang mit Juden, Bettlern und ausländischen Zwangsarbeitern teils respektvoll von Seiten des Kriminalbeamten Carl Bruns, teils erniedrigend von Seiten der Polizei bzw. ehemaligen SS-Beamten ernüchternd dargelegt. Der abschließende Twist mit Überraschungsmoment gibt nochmal erschreckend die Gesinnung und die damalige Verflechtung der Polizeibeamten bis in oberste Hierarchien gekonnt wieder. Die verwitwete Krankenschwester Anne steht hier als starke, verantwortungsvolle Frau, aber auch als sympathisches, liebendes Wesen, das dem düsteren Gesamtplot eine leichtere, hoffnungsvollere Note gibt. Ein sehr interessantes Leseerlebnis

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Der kalte Norden Islands – lesenswert.

60 Kilo Kinnhaken
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Die Handlung dieser 6 Bücher vereint in diesem Gesamtband über 670 Seiten schließt an „60 Kilo Sonnenschein“ an und findet wieder in der kleinen fiktiven Siedlung Segulfjörður am Fjord statt mit dem ...

Die Handlung dieser 6 Bücher vereint in diesem Gesamtband über 670 Seiten schließt an „60 Kilo Sonnenschein“ an und findet wieder in der kleinen fiktiven Siedlung Segulfjörður am Fjord statt mit dem 19-jährigen Gestur bis zu seinem 30. Geburtstag. Sein Leben, der Hafen voller Leben, das emsige Treiben der Einheimischen und ausländischen Fischer und Investoren, all das wird humorvoll, sogar episch beschrieben. Ab dem Jahr 1906 folgt eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs in diesem Fischerort, der sich durch sehr erfolgreiche Heringssaisons zu einem bedeutenden Zentrum im Norden Islands entwickelt und wichtige Schritte in die Moderne in Bezug auf Dampfmaschinen, Telefon, elektrischer Beleuchtung etc. wagt. Gezeichnet wird ein humorvolles bis tragisches Bild einer aufstrebenden Gemeinschaft, gekoppelt an viel Alkoholismus, Hurerei und Prügelei. Die Beschreibungen von isländischer Kultur mit ihren Sagas, Trachten und die Naturgewalten je nach Jahreszeit ergänzen die Lebendigkeit der Vielzahl an verschiedenen Charakteren. Die Natur selbst teilt reichlich viele dramatische Kinnhaken besonders zum Ende des Buches aus. Ein interessanter Lesegenuss!

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Veröffentlicht am 06.09.2023

Für Fans der Rechtsmedizin mit vielen gerichtsmedizinischen Details – interessanter Fall!

Mit kalter Präzision
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Die sehr ausführlichen Beschreibungen von Szenen aus dem Sektionssaal mit detaillierten Beschreibungen von Tools und Todesursachen geben die realistische Darstellung der Ermittlungsarbeit wieder, mit interessanten ...

Die sehr ausführlichen Beschreibungen von Szenen aus dem Sektionssaal mit detaillierten Beschreibungen von Tools und Todesursachen geben die realistische Darstellung der Ermittlungsarbeit wieder, mit interessanten und abschnittsweise sogar lehrreichen Passagen. Ein größerer Fokus auf den eigentlichen, verzwickten Fall allein hätte bei aller Detailverliebtheit in gerichtsmedizinische Aspekte auch überzeugt. Bisweilen ist der Satzbau etwas lang geraten. Der interessanten, sympathischen Protagonistin Yao mit exzellenten fachlichen Kenntnissen und privaten Ereignissen und Problemen steht ein intelligenter, emotionsloser Täter gegenüber, der früh als solcher fest steht. Doch genug Spannung erzeugt hier die Aufdeckung der besonderen Vorgehensweise des Täters und die Beweisführung. Die gut konstruierte und wendungsreiche Handlung wirkt gegen Ende mit den gefährlichen Alleingängen von Yoa jedoch eher unrealistisch.
Hier lernt man als Leser auch immer viel Neues dazu!

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Veröffentlicht am 04.09.2023

Die Geschichte von Jan und seinen beiden Müttern

Wellenkinder
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Das farblich sommerliche Cover soll wohl die Ostsee zeigen, was zum Buchinhalt passen würde. Um die Mütter Oda und Margit, die Im DDR-Regime um das Kind Jan kämpfen und sich auch unerbittlich darum kümmern, ...

Das farblich sommerliche Cover soll wohl die Ostsee zeigen, was zum Buchinhalt passen würde. Um die Mütter Oda und Margit, die Im DDR-Regime um das Kind Jan kämpfen und sich auch unerbittlich darum kümmern, davon handeln diese doch tragischen Lebenswege, auch von Jan selbst. Aus der Perspektive dieser drei Hauptfiguren wird das Gesamtgeschehen über verschiedene Zeitebenen sehr detailliert aufgerollt. Vergangenheitsbewältigung mit lebensverändernden Ereignissen über viele Jahrzehnte deutsch-deutscher Geschichte hinweg, angefangen mit der geglückten Flucht von Margit, Ronald, Hans und Horst über die Ostsee vor den Russen nach Berlin 1945, gefolgt von Odas missglückter Flucht über das Meer weg aus der DDR im Jahre 1970, endend mit einem Anruf der Polizei in Sassnitz in der Gegenwart. Starke Frauen und eher sensible Männer sind hier bildlich und authentisch beschrieben, der Plot wird schließlich schlüssig, positiv beendet. Die Zusammenführung der drei Handlungsstränge hätte vielleicht etwas früher gestartet werden können, dafür weniger unerwartete, radikale Wendungen in der Endphase. Ansonsten überzeugt der Schreibstil rund um Elternliebe.

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Veröffentlicht am 02.09.2023

Angelica und das »verdammte Patriarchat«

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Emotionale Gegensätze prägen diesen tiefgehenden Roman: Schmerz, Angst, Trauerbewältigung und Verlust gegenüber Freundschaft, Geschwisterliebe und tiefprägende Verbundenheit.
In der Funktion als Lebenshandwerkerin, ...

Emotionale Gegensätze prägen diesen tiefgehenden Roman: Schmerz, Angst, Trauerbewältigung und Verlust gegenüber Freundschaft, Geschwisterliebe und tiefprägende Verbundenheit.
In der Funktion als Lebenshandwerkerin, auch als dritter Elternteil besonders gegenüber der jüngeren Schwester Nadine, erfährt die Hauptfigur Kathi die Belastung des Sich-Kümmerns nach der Scheidung der Eltern. Der damit verbundene Verlust des bisherigen, vertrauten Zuhauses wird beschrieben, ebenso das Teenagerleben der Damenbande im neuen Schulhof-Setting, in passender, flotter Sprechweise. Die direkten Dialoge, teils mit tief gehender Sichtweise, aber auch spätere philosophische Gedanken nicht nur über das verdammte Patriarchat wirken authentisch. Im Zentrum steht jedoch Angelica und ihr Fenster, denn dort war es für Kathi oft so, als nähme man sich frei von Sorgen und Verpflichtungen und Schrecklichkeiten, die das Leben eben auch so mit sich brachte. Diese Vertraute und quasi Ersatz-Mutter verhalf Kathi zum Mut für eine neue Persönlichkeit mit gewissen Bewältigungsstrategien, dass sie sich selbst sah. Die bildhafte Sprache setzt viele gut gewählte, verständliche Metapher ein wie z.B.: Der Wolf, der die Sonne vertilgt oder die sonnengelben Vorhänge an Angelikas Fenster. Im zweiten von drei Teilen geht es vorwiegend um die schmerzliche Trauerbewältigung und das Selbstmitleid Kathis mit 14 Jahren, die wie die Mutter im tiefen Krater mit einem großen, belastenden Felsen steckt – vielleicht etwas zu langatmig gehalten. Insgesamt ein interessant beschriebener Lebens- auch Leidensweg mit Tiefgang.

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