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Veröffentlicht am 25.09.2024

Fakten gut in Romanform gewandet.

Sing, wilder Vogel, sing
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Das Cover überzeugt durch ein modernes Gemälde einer jungen Frau, die still in gewisser Trotzhaltung den Betrachter ansieht – stellvertretend für die weibliche Hauptfigur Honora aus dem Dorf Doolough an ...

Das Cover überzeugt durch ein modernes Gemälde einer jungen Frau, die still in gewisser Trotzhaltung den Betrachter ansieht – stellvertretend für die weibliche Hauptfigur Honora aus dem Dorf Doolough an der Westküste Irlands. Durch Alice und ihre mystischen Weissagungen erhält der Roman einen mächtigen Zauber, der besonders auch in dem Symbol des Rotkelchens das Buch wie einen roten Faden durchzieht. Ab 1849 werden ihr Außenseiter-Dasein und das von Honora neben der dortigen großen Hungersnot beschrieben. Aus historischen Quellen ist der Marsch der hungrigen Iren aus diesen abgelegenen Gebieten nach Louisburgh zur Delphi Lodge, einem Jagdhaus, belegt, auch der dramatische Ausgang des Rückweges mit 400 Toten. Die Kolonisierung durch englische Willkür steht am Pranger. Honora mit ihrer Willensstärke, ihrem Mut und Überlebenswillen kämpft gegen willkürliche Gesetze zunächst in Irland an, aber auch in Amerika. Ihr Widerstand gegen Fremdbestimmung steht stellvertretend für den irischen Kampfgeist und Stolz. Ebenso historisch interessant ist die Parallele zu den indigenen Völkern im wilden Westen. Das indigene Volk der Choctaws hatte 1847 den Iren eine Spende aus Solidarität zukommen lassen, aus der eine dauerhafte Verbindung entstand. Denn gerade sechzehn Jahre zuvor hatten sich die Choctaws auf den Pfad der Tränen begeben und Tausende von ihnen ebenfalls durch Hunger und Krankheiten verloren. Die Themen nach sozialer Gerechtigkeit und Solidarität laden hier zum Nachdenken ein bei der Aufdeckung der vielen Hintergründe durchs Googeln. So wie ein wildes Rotkelchen seine rote Farbe auf der Brust in Gefangenschaft verliert, so spiegelt sich auch Honoras Andersartigkeit wieder: nur in Freiheit entfaltet sich ihr innerstes Wesen.
Manche Zeitsprünge in Kapitelübergängen sind etwas verwirrend. Ansonsten ist viel irische Historie wunderbar in Romanform verpackt.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Gleich zwei Liebesgeschichten

Im Warten sind wir wundervoll
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Zwei Liebesgeschichten werden hier auf zwei Zeitsträngen wechselnd erzählt:
1948 verliebt sich Luise Adler in Marburg in den Amerikaner Jo Hunter im Nachkriegsdeutschland. Mit ihrer Landung in New York ...

Zwei Liebesgeschichten werden hier auf zwei Zeitsträngen wechselnd erzählt:
1948 verliebt sich Luise Adler in Marburg in den Amerikaner Jo Hunter im Nachkriegsdeutschland. Mit ihrer Landung in New York als seine Verlobte nach dem Fiancée Act, einer Ergänzung der Bestimmungen des War Brides Act, wandert dieser Romanstrang entlang einem historischen Vorbild aus recherchierten Zeitungsartikeln etc.
2018, also siebzig Jahre später, beginnt ihre Enkelin Elfie ihrer Zufallsbekanntschaft Stephan auf dem Flug nach Ney York vom Schicksal ihrer Großmutter zu erzählen. Eigentlich will sie ihren dortigen Verlobten mit ihrer Ankunft überraschen und erlebt eine unerwartete Wendung.
Trotz der Kälte und des großen Nahrungsmittelmangels über mehrere Jahre nach Kriegsende verströmt der angenehme Schreibstil eine gewisse Leichtigkeit und Humor in kreativen Dialogen, trotz der doch ernsten Thematik. Während Luise in ihrem starken Charakter Geduld und Durchhaltevermögen zeigt, wirkt Elfie eher naiv, spontan und Halt suchend. Insgesamt wirken alle Beteiligten authentisch, sympathisch und liebenswert, auch der alte Karl.
Luises Lieblingsbild heißt übrigens Der Soldat und das lachende Mädchen (Jan Vermeer), wie Jo und Luise – sehr romantisch, wie überhaupt der ganze Roman.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Fakten und Fiktion über das französische Louisiane zu Beginn des 18. Jahrhunderts

La Louisiane
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In drei Teilen geht es um Frauen, die nach Louisiane geschickt wurden als Bräute, an Bord von Schiffen wie La Baleine, Der Pelikan vor jedem Romanabschnitt ist das Symboltier Louisianes, heute auch bekannt ...

In drei Teilen geht es um Frauen, die nach Louisiane geschickt wurden als Bräute, an Bord von Schiffen wie La Baleine, Der Pelikan vor jedem Romanabschnitt ist das Symboltier Louisianes, heute auch bekannt als »Pelican State«. Die Szenerie spielt zunächst in Paris, 1720. Im Hôpital de la Salpêtrière verbringt Marguerite Pancatelin 54 Jahre als Leiterin wie ein Gefängnis in der Größe einer Stadt, die Bleibe der Armen, Kranken und Waisen. Auf Geheiß von Gouverneur Bienville in Louisiane erstellt sie eine Liste von etwa neunzig Frauen, zukünftigen fähigen Müttern für diese französische Kolonie am Missisippi. Vier Frauen und ihre Lebensgeschichte folgen: Geneviève Menu, 22, Engelmacherin, in Isolationshaft
Pétronille Béranger, junge Aristokratin, mit Hautfleck im Gesicht Charlotte 5. Waisenkind mit Freundin Étiennette Janson, 9, auf der Suche nach ihrer Schwester Marceline Unter der Aufsicht von Nonnen treten sie die wochenlange Reise über Lorient zum Atlantischen Ozean an, gefolgt von einem Halt in Saint-Domingue (Haiti) und einem Piratenüberfall.
In Teil Zwei erfolgt das baldige Übersetzen aufs Festland nach Biloxi und ihrer Ankunft in einem Lagerhaus, wo sie zügig verheiratet werden mit Étiennette als Erste. Von Krankheit und Hunger bedroht folgen die Frauen ihren Ehemännern nach Fort Saint-Pierre, Fort Rosalie/ Natchez, Nouvelle-Orléans, Land der Illinois, Prairie du Rocher, Mobile. Man erfährt einiges über die Konflikte zwischen den Natchez und Gouverneur Bienville, auch über die Illinois und ihre kulturellen Riten und Gebräuche. Nouvelle-Orléans, einem Moor am Fluss, wird von einem Sturm hinweggefegt, begleitet von gewaltigen Überschwemmungen.
Im dritten Teil geht es in Zeitsprüngen um Charlotte in Nouvelle-Orléans als neunzehnjährige Witwe, die ins Ursulinenkloster wechselt und dort Lesen und Rechnen lernt. Das Wirken der katholischen Kirche um 1727 wird vorgestellt. Die Lebensbedingungen von Afrikanern auf den Tabakplantagen, von der Compagnie des Indes versklavt, werden tangiert. Der Code Noir, von Gouverneur Bienville hier verabschiedet, wird leider nur punktuell angerissen. 1729 befreundet sich Pétronille mit Utu’wv Ecoko’nesel, einer Indianerin, die ihr vieles beibringt, was sie über Pflanzen und ihre heilenden Kräfte weiß, in der Hoffnung, die Spannungen zwischen ihrem Indianerstamm und den Franzosen abzubauen. Sie und ihre zwei Kinder werden von der Indianerin vor dem Massaker der Natchez auf die benachbarten Franzosen gerettet. Daraufhin lebt sie bei Geneviève in Nouvelle-Orléans, in unruhigen Zeiten unter dem königlichen Dekret, Ländereien der Compagnie des Indes an den König zurück zu geben. Geneviève, mittlerweile 36, mit geerbter Indigofärberei nach dem Tod ihres dritten Ehemannes, überfordert bei fünf Kindern, lebt 1734 zusammen mit Charlotte als Lehrerin. Nur Pétronille weiß von ihrer Seidenraupenzucht. Ihre Indigofärberei existiert nicht mehr nach einem Orkan. Daher wird Geneviève nicht weiterhin von Monsieur Rachard und der Berater des Gouverneurs bedrängt, erneut zu heiraten. Nun ist sie endlich frei in ihren Entscheidungen.
Sehr informativ, anregend zum weiteren Googeln.

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Die Geschichte des indischen Freiheitskampfes und mehr.

Antichristie
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An einer Agatha Christie Neuverfilmung rund um die Rolle des belgischen, weißen Detektivs Poirot nimmt eine mehrköpfige Crew der Firma Florin Court Films über zwölf Tage teil, analog zu den offiziellen ...

An einer Agatha Christie Neuverfilmung rund um die Rolle des belgischen, weißen Detektivs Poirot nimmt eine mehrköpfige Crew der Firma Florin Court Films über zwölf Tage teil, analog zu den offiziellen Trauertagen zum Tod von Queen Elizabeth II. Die Hauptperson Durga, Autorin für Science Fiction, nimmt an dem Drehbuch mit politischer Verschwörung als Locked-Room-Mystery teil. Nur leider entpuppt sich dieses Anti-Christie-Filmprojekt als verwirrendes Werk voller Fakten zu den Unabhängigkeitsbestrebungen Indiens und Fiktion in Form von Zeitreisen wie bei Doktor Who. Thematisiert wird Widerstand mit oder ohne Gewalt, weltweiter Kolonialismus, Rassismus und Diskriminierungserfahrungen - vor allem im britischen Empire. Die Geschichte des indischen Freiheitskampfes, verbunden mit Namen wie Savarkar, aber auch Gandhi, Madan, Shyamji, ist interessant. Jedoch ist der Zeitenwechsel auf den verschiedenen Erzählsträngen zwischen London 2022 und 1906 mittels der Doctor WHOs Tardis-Zeitmaschine verwirrend zu verarbeiten und stört den Lesefluss. Auch ist die Personenliste insgesamt sehr lang. Der Schreibstil ist punktuell humorvoll. Die Charaktere sind originell, z.B. Durgas pseudorevolutionäre Mutter Lila. Insgesamt bringen Fakt und Fiktion hier zu viel Verwirrung.

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Dies ist auch eine Geschichte über Obsession

In Zeiten des Todes
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Diese Lektüre umfasst 736 Seiten und beruht auf wahren Gegebenheiten von Kriminalfällen in Bozen, Südtirol. Ein Serienmörder ist unterwegs, der es abgesehen hat auf junge, zierliche Frauen, teils drogenabhängig, ...

Diese Lektüre umfasst 736 Seiten und beruht auf wahren Gegebenheiten von Kriminalfällen in Bozen, Südtirol. Ein Serienmörder ist unterwegs, der es abgesehen hat auf junge, zierliche Frauen, teils drogenabhängig, oft als Prostituierte unterwegs. Solche teils ungeklärte Fälle ziehen sich von 1985 über 1992 bis zur Urteilsverkündung 1995 hin. In dieser Zeit ist Commissario Luther Krupp, seine Partnerin Arianna Lici und der junge Journalist Alex Milla der Regionalzeitung nicht nur mit der Aufklärung dieser Verbrechen beschäftigt. Krupp kämpft auch gegen alt eingefahrenen Strukturen und fragwürdigen Verhaltensmuster in der Bozener Polizei und ihre mangelhafte Aufklärungsquote solcher Delikte. In diesem Sumpf aus Drogenhandel und Prostitution ergeben sich zusätzliche Nebenschauplätze mit vielen agierenden Nebenfiguren – teils verirrend. Dieses Katz- und Mausspiel mit ungeschriebenen Gesetzen von Korruption und Macht sorgt nicht für einen Spannungsbogen, greift aber gesellschaftliche Probleme wie Drogenhandel und Prostitution sowie gesetzeswidrige Praktiken auf. Leider ist der Thriller zu langatmig.

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