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Veröffentlicht am 16.10.2024

Eine besondere Patchwork – Familie

Ein anderes Leben
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Das Cover lässt eine gewisse kindliche Leichtigkeit und heile Welt erahnen in der bildlichen Darstellung einer großen Seifenblase, entpuppt sich dieser Eindruck aber vielleicht auch symbolisch als fragile, ...

Das Cover lässt eine gewisse kindliche Leichtigkeit und heile Welt erahnen in der bildlichen Darstellung einer großen Seifenblase, entpuppt sich dieser Eindruck aber vielleicht auch symbolisch als fragile, leicht zerbrechliche Familienbande, von denen die Ich-Erzählerin, jüngste von drei Töchtern Hannas, erzählt. Auf zwei Erzählebenen führt zunächst die Beerdigung ihres Vaters Bow dazu, ihr Leben von ihrer Kindheit ausgehend Revue passieren zu lassen. Bis zurück zu den Großeltern im 2. Weltkrieg mit der Flucht von der Neiße über Hannas Studienfreunde und deren Vaterschaft reichen die detaillierten Erinnerungen mit der berufstätigen Mutter als Übersetzerin und Bibliotheksangestellte. Im nächsten Schritt beleuchtet sie besonders die stets ambivalente Beziehung zu ihrer Mutter Hanna. Deren drei Ehemänner mit ihrer jeweiligen Tochter, Hannas Rolle als Mutter, Hausfrau und Zuhörerin stehen im Mittelpunkt. Vier Ereignisse in der dritten Ehe mit Bow, die Familie zu verlassen, werden kurz erwähnt. Leider werden Hannas Beweggründe nicht tiefer beleuchtet. Sie wollte gehört werden. Sie wollte hinein in eine Welt ihrer eigenen Wörter mit Gedichten, Lesungen etc. in ihrer eigenen Wohnung, nur zum Mittagessen mit der Ich-Erzählerin als Teenager. Der kurze dritte Teil behandelt Hannas Leben mit einem Tumor im Kopf mit allen Begleiterscheinungen und ihrem Tod. Insgesamt sind diese unchronologischen, fragmentierten Erinnerungen um Hanna, ihren drei Töchtern und deren Vätern ohne markante Abgrenzung vom Jetzt eingefügt, was etwas verwirrt. Der Schreibstil hat eine poetische Note, passend zu Hannas Charakter als selbstbewusste, schlagfertige, depressive, promovierte, schreibende Gattin neben ihrer eher ungeliebten Mutterrolle, die sich auch nicht in das gesellschaftliche Korsett von Erwartungen zwängen lässt. Das andere Leben von Hanna kommt insgesamt zu kurz.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Verlust von Intimität und sexueller Begierde in langjähriger Ehe

Dirty Diana: Das Erwachen
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Das Cover zeigt das Gemälde einer jungen nackten Frau, abgewendet vom Betrachter in verträumter, sexuell inspirierender Pose – künstlerisch ansprechend. Der Buchtitel wie auch das Website – Projekt von ...

Das Cover zeigt das Gemälde einer jungen nackten Frau, abgewendet vom Betrachter in verträumter, sexuell inspirierender Pose – künstlerisch ansprechend. Der Buchtitel wie auch das Website – Projekt von Diana mit den Interviews von Frauen über ihre sexuellen Fantasien und Realitäten - Dirty Diana – impliziert eigentlich eine ungerechtfertigte Abwertung weiblicher Sexualität. Dieser erste Teil der Trilogie spielt in der Vergangenheit der Hauptfigur Diana in Santa Fe, wo sie als 25-jährige Künstlerin jobbt und mit dem bekannten Fotografen Jasper liiert ist. Auf der zweiten Zeitebene im Heute lebt sie, 41, lange verheiratet mit Oliver und Tochter Emmy in Dallas zwar in wohlsituiertem, sicherem Ambiente, leidet jedoch unter dem Verlust sexueller Begierde. Der Schwerpunkt des erotischen Themas liegt auf der weiblichen Sexualität, während der geliebte Ehemann mit seinen Gefühlen und sexuellen Wünschen bisher eher unklar im Hintergrund bleibt, auch in seiner Ratlosigkeit seiner Frau Diana gegenüber. Die Beschreibung der Sexszenen ist sehr detailliert, aber nicht abstoßend in Schreibstil und Wortwahl. Das Ende bringt einen überraschenden Kick.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Immortal Longings

Immortal Longings
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Unsterbliche, unvergessene Gelüste oder Sehnsüchte – darum geht es in diesem Fantasy-Science Fiction-Roman voller moralisch komplizierter Charaktere, voller Intrigen, Gewalt, Schmutz, Hunger, Elend und ...

Unsterbliche, unvergessene Gelüste oder Sehnsüchte – darum geht es in diesem Fantasy-Science Fiction-Roman voller moralisch komplizierter Charaktere, voller Intrigen, Gewalt, Schmutz, Hunger, Elend und Überbevölkerung. Nicht nur das Beziehungsgeflecht der Hauptfiguren Anton und Calle bis hin zum rätselhaften Kronprinzen Augustist komplex, inspiriert von Shakespeares Antonius und Cleopatra. Auch die Szenerie der Zwillingsstädte San-Er erinnert an Kowloon Walled City im britischen Hongkong, voller dicht bebauter Slums, gesetzlos, einem Leben in chaotischen Zuständen ursprünglich von China als Militärfort begründet. Neben dieser Stadt voller Extreme entfaltet sich die komplizierte Magie des Körperspringens, Science-Fiction-Elemente vermischt mit der chinesischen Mythologie des „Qi“ als Lebenskraft, einer Seele im Menschen, die bewegt werden kann. In dieser Welt voller Bösewichte und Unordnung, voller Rache, Intrige und Obsession in schnellen Action-Szenen entfaltet sich zwar auch verdrehte Romantik, hinterlässt aber vielleicht auch den Wunsch nach weniger Klaustrophobie und Chaos. Tolle Kreativität und Tiefe in Charakterstudien und Szenerie bei gutem Schreibstil. Doch die Beschreibung all dieser Brutalität, dieser endlosen kriminellen Energie in San-Er muss nicht unbedingt zu einem Lesevergnügen führen.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Vergangenheitsbewältigung in weihnachtlicher Atmosphäre - unterhaltsam

Das mörderische Christmas Puzzle
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Die Szenerie spielt in einer englischen Kleinstadt, kurz vor den weihnachtlichen Feiertagen beginnend, mit dem Fund eines mysteriösen Päckchens mit sechs Puzzleteilen vor der Haustür der Hauptperson Ms ...

Die Szenerie spielt in einer englischen Kleinstadt, kurz vor den weihnachtlichen Feiertagen beginnend, mit dem Fund eines mysteriösen Päckchens mit sechs Puzzleteilen vor der Haustür der Hauptperson Ms Edie O’Sullivan, achtzig Jahre alt, Rätselrentnerin. Mit dem Erhalt der nächsten Puzzlestücke taucht bereits das erste Opfer auf. Aus der Freizeitbeschäftigung des Rätsel Ratens wird brutaler Ernst unter Zeitdruck im weihnachtlichen Ambiente. Die Idee um ein Puzzle – um Leben und Tod – ist originell. Besonders Edie und ihre neunzigjährige Nachbarin Riga Novack gefallen in ihrer grummelnden, abweisenden, vor den Kopf stoßenden Art. Edies Privatleben mit seinen Beziehungskonflikten, aber auch beruflichen Unglücken stehen im Mittelpunkt und werden sukzessive aus ihrer ungeliebten Vergangenheit aufgedeckt. Neben Edie kommt auch der Täter RIP zu Wort, was aber die Rätselhinweise leider nicht verständlicher werden lässt. Die Auflösung erinnert an die Weihnachtsbotschaft von Charles Dickens in seiner Weihnachtsgeschichte um Ebenezer Scrooge: Lasst uns in Gemeinschaft, in der Familie, zueinander finden, andere nicht herabsetzen und deren Los nach Kräften verbessern. Diese Sozialkritik als Weihnachtsgeschichte zusammen mit unverstandenen Rätseln verpackt ist unterhaltsam. Leider ist das Miträtseln zu kompliziert, zu schwer trotz Hinweisen zum Spiel am Anfang und Rätselendauflösung.

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Ein ungewöhnlicher Fall

Love Letters to a Serial Killer
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Die Erzählerin Hannah Wilson aus Minneapolis arbeitet in der Kommunikationsabteilung einer gemeinnützigen Organisation, wo man sie nicht zu schätzen weiß, verliert ihre dortige Anstellung aufgrund ihrer ...

Die Erzählerin Hannah Wilson aus Minneapolis arbeitet in der Kommunikationsabteilung einer gemeinnützigen Organisation, wo man sie nicht zu schätzen weiß, verliert ihre dortige Anstellung aufgrund ihrer übermäßigen Aktivität in einem Internet-Forum für True Crime. Anstatt sich mit ihrem persönlichen Scheitern auseinanderzusetzen – beruflich und privat – entwickelt sich der obsessive Briefkontakt zu dem mutmaßlichen Serienkiller William zu einem neuen Lebensinhalt. Ihr ganz spezieller Charakter, der teils helfen will bei den Mordaufklärungen, teils Mitglied einer Gruppe sein will, teils aber auch eine starke emotionale Beziehung zum Serienkiller eingehen will, kommt glaubhaft im ersten Teil des Buches an. Im zweiten Teil geht es um den Serienkiller-Prozess mit weiteren eigenen Ermittlungen Hannahs am Gericht in Georgia, Williams Urteilsspruch nebst Heiratsantrag. Im dritten Teil hat Hannah William den Liebhaber bekommen, aber wo war William der Mörder? Hat sie immer Gewalt statt Liebe gewollt? Die Aufklärung wirkt konstruiert und unrealistisch mit zu vielen krankhaften Charakteren. Die ständige Angst Hannahs, von William endlich getötet zu werden, ist irgendwann kaum mehr glaubhaft, während die Einbeziehung des Forums sehr realistisch für die USA wirkt. Die sexuelle Obsession Hannahs stört in dieser gefährlichen Beziehung mit William als eher nebulöser Figur. Der Schreibstil gefällt.

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