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Veröffentlicht am 21.04.2017

Grandiose Mischung aus Kunst- und Spionage-Thriller

Der Raub
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Dies ist nach dem Nachfolgeband "Der englische Spion" erst mein zweites Buch von Daniel Silva, doch hat das schon ausgereicht, um aus mir einen echten Fan der Reihe um den israelischen Agenten Gabriel ...

Dies ist nach dem Nachfolgeband "Der englische Spion" erst mein zweites Buch von Daniel Silva, doch hat das schon ausgereicht, um aus mir einen echten Fan der Reihe um den israelischen Agenten Gabriel Allon zu machen.

Bevor Gabriel Allon in Kürze die Leitung des israelischen Geheimdienstes, hier nur kurz "Der Dienst" genannt, übernehmen soll, wendet er sich noch einmal seiner großen Leidenschaft zu und restauriert ein Altarbild in einer Kirche in Venedig. Eher widerwillig lässt es sich daher in die Ermittlungen zum Mord an einem englischen Kunsthändler hineinziehen und übernimmt die Sache auch nur, weil sein alter Bekannter Julian Isherwood in die Angelegenheit verstrickt ist. Doch dann merkt Gabriel sehr schnell, das es hier um weit mehr geht, als nur um ein paar gestohlene Bilder.

Nach nunmehr 15 Bänden der Reihe ("Der Raub" ist dabei die laufende Nr. 14) hat der Autor inzwischen ein riesiges Aufgebot an Figuren entwickelt, die auch immer wieder in den einzelnen Büchern auftreten. Das macht es für Quereinsteiger wie mich eigentlich immer schwer, mitten in eine solche Reihe einzusteigen. Daniel Silva beherrscht aber die große Kunst. Neulesern diesen Einstieg jederzeit zu ermöglichen, ohne dabei seine Stammleser zu langweilen oder gar zu vergraulen.
Und so war ich auch bei diesem Buch schon nach wenigen Seiten wieder mittendrin im Geschehen und gefangen in einer spannenden Geschichte, die seine Leser mit hohem Tempo und vielen Ortswechseln in seinen Bann zieht und vor allem zeigt, das man auch ohne große Action und viel Blutvergießen absolut spannende und überzeugende Thriller abliefern kann.
Wenn sich die Story im zweiten Teil des Buches urplötzlich vom Kunstthriller zum Spionagethriller wandelt, fühlt man sich dabei sogar mitten in eine Folge der alten US-Serie "Kobra, übernehmen Sie" bzw. "Mission Impossible" versetzt und begleitet ein Team, das mit Tarnidentitäten und Täuschungsmanövern einen ausgeklügelten Plan verfolgt.

Ein weiterer überzeugender Band einer Reihe mit hohem Suchtfaktor.

Gut, das ich die Wartezeit auf die nächsten Bücher (Band 16 ist in der Zwischenzeit bereits für den Herbst 2017 angekündigt) noch mit reichlich Lesestoff aus den 13 Vorgängern überbrücken kann und dabei zudem noch die eine oder andere Wissenlücke schließen kann.

Veröffentlicht am 18.04.2017

Psychogramm einer eiskalten Mörderin - hart, schonungslos, aber absolut überzeugend

Drei Meter unter Null
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Marina Heib, die ich bisher nur durch ihre Krimis aus der Reihe um den Ermittler Christian Beyer kannte, legt hier einen harten und schonungslosen Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat.

Die ...

Marina Heib, die ich bisher nur durch ihre Krimis aus der Reihe um den Ermittler Christian Beyer kannte, legt hier einen harten und schonungslosen Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat.

Die Geschichte spielt auf zwei unterschiedlichen Ebenen. Auf der einen begleitet man die namenlose Mörderin bei der Durchführung ihres eiskalten Racheplanes, der nach einem klaren Muster verläuft und auch einer vorgegebenen Reihenfolge folgt.
Auf der anderen Ebene erfahren wir nach und nach immer mehr Details aus der Vergangenheit der Frau, bis wir mit ihr den Moment erleben, an dem ihre bisherige Welt in Trümmern liegt und sie beschließt, zur Mörderin zu werden.

Der Wechsel zwischen diesen beiden Ebenen sorgt dafür, das man ständig zwischen Abscheu und Verständnis bzw. Ablehnung und Zustimmung schwankt und sich im Verlaufe des Buches irgendwann entscheiden muss, welche der beiden Seiten hier die Überhand gewinnen soll und muss. Das das Buch dabei konsequent aus der Sicht der Mörderin geschrieben ist und es keine Passagen aus einer zweiten bzw. einer neutralen Sichtweise gibt, die dem Leser helfen, das Geschehen ein wenig besser einordnen zu können, macht einem diese Entscheidung allerdings auch nicht gerade einfacher.

Der Schreibstil des Buches ist hier doch eher ungewöhnlich und sicherlich auch gewöhnungsbedürftig, er gibt aber die zum Teil wirre und abschweifende Gedankenwelt der Protagonistin insgesamt gut wieder, macht es dem Leser aber auch nicht gerade leicht, ihr immer gleich folgen zu können. Viele dieser Gedanken ergeben dann im weiteren Verlauf des Buches aber durchaus noch einen tieferen Sinn.

Ein kompromissloser Thriller, der meinen Geschmack voll getroffen hat.

Veröffentlicht am 12.04.2017

Wenn Liebe zur Obsession wird ... - atemberaubender Psychothriller um ein Autorenpaar

Zeilengötter
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9 Jahre nach der Trennung von ihrem Ehemann Adrian Bartosz hat die Autorin Malin Remy einen autobiographischen Roman mit dem Titel "Ehe" geschrieben, um mit diesen Kapitel in ihrem Leben endgültig abschließen ...

9 Jahre nach der Trennung von ihrem Ehemann Adrian Bartosz hat die Autorin Malin Remy einen autobiographischen Roman mit dem Titel "Ehe" geschrieben, um mit diesen Kapitel in ihrem Leben endgültig abschließen zu können. Doch mit dem Buch holt sie auch die dunklen Geister der Vergangenheit wieder ans Tageslicht. Adrian, selber Autor und schon immer eifersüchtig auf Malins schriftstellerische Erfolge, befindet sich unter den Gästen der Premierenlesung. Und so setzt sich ein Strudel aus psychischer und physischer Gewalt in Gang, der alles und jeden im Umfeld der beiden zu verschlingen droht ...

Nach einem kurzen Prolog, der einen ersten Blick auf den Tag Null bietet, springt die Geschichte zur ersten Begegnung von Malin und Adrian zurück und man begleitet die beiden auf dem verhängnisvollem Weg ihrer explosiven Beziehung, die sich dann am Tag Null fulminant entlädt.
Mit einem eindringlichen Schreibstil wird der Leser mit jeder Seite des Buches tiefer in die Abgründe der menschlichen Psyche hineingezogen.
Die Geschichte ist dabei abwechselnd aus den Perspektiven von Malin und Adrian geschrieben, auf einen neutralen Blick auf das Geschehen wird hier weitestgehend verzichtet. So muss man sich beim Lesen selber auf die Suche machen, was hier Wahn und was Wirklichkeit ist.

Astrid Korten gelingt hier ein atemberaubender Psychothriller, der zudem noch auf einem wahren Fall beruht. Die entsprechenden Erläuterungen im Anhang lassen einen genauso wie das Ende des Buches dann auch ziemlich betroffen zurück.

Ein Buch, das seine Leser noch weit über sein Ende hinaus beschäftigt und lange nachhallt.

Veröffentlicht am 05.04.2017

Überzeugender Thriller aus dem Bundeswehrmilieu

Blutfährte
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Oberleutnant Mark Becker von den Feldjägern erhält den vermeintlich leichten Auftrag, den Verbleib des Sanitätsfeldwebels Tim Baumann, der nicht zum Dienst erschienen ist, zu klären. Doch bei der Suche ...

Oberleutnant Mark Becker von den Feldjägern erhält den vermeintlich leichten Auftrag, den Verbleib des Sanitätsfeldwebels Tim Baumann, der nicht zum Dienst erschienen ist, zu klären. Doch bei der Suche stößt er in ein Wespennest und steckt urplötzlich mitten in einem undurchsichtigen Fall, der auch schon sehr bald auf das Interesse der Stuttgarter Kriminalpolizei stößt. Dabei stellt er fest, das er nicht der Einzige ist, der nach Baumann sucht, und seine Gegner sind äußerst skrupellos und schrecken auch vor Mord nicht zurück ...

Nach den überzeugenden Kriminalromanen um die Stuttgarter Kommissarin Anna Benz legt Silvia Stolzenburg hier noch eine Schippe drauf und legt einen Thriller aus dem Bundeswehrmilieu vor, der mich absolut begeistert hat und dem Genre durch diesen eher ungewöhnlichen Hintergrund neue Facetten abgewinnt.

Das Buch hat alles, was einen guten Thriller ausmacht: ein gut konstruierte Geschichte, die mit reichlich Spannung, Action und überraschenden Wendungen aufwartet, überzeugend gezeichnete Charaktere, mit denen man gerne mitfiebert, und einen flüssigen und sehr bildhaften Schreibstil, der die Story konsequent auf den großen Showdown und die überzeugende Auflösung zusteuern lässt. Zudem merkt man dem Buch jederzeit die sorgfältige Recherche der Autorin an, die der Geschichte mit den gelungenen Beschreibungen aus der Welt der Bundeswehr eine große Portion Glaubwürdigkeit verleiht.

Ein rundherum überzeugender Thriller mit einer Hauptfigur, von der ich sehr gerne mehr lesen würde.

Veröffentlicht am 21.03.2017

Überzeugender Ruhrgebiets-Krimi mit einer ordentlichen Prise Humor und herrlich schrägen Typen

Die Abbieger
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Klaus-Werner "Klausi" Lippermann hat die Nase voll: Akribisch hat der Buchhalter die Zeit ermittelt, die er in all den Jahren auf der Fahrt zwischen seiner Heimat Dortmund und seiner Arbeitsstelle in Duisburg ...

Klaus-Werner "Klausi" Lippermann hat die Nase voll: Akribisch hat der Buchhalter die Zeit ermittelt, die er in all den Jahren auf der Fahrt zwischen seiner Heimat Dortmund und seiner Arbeitsstelle in Duisburg durch unnötige Staus und Behinderungen auf der Autobahn A 40 verloren hat. Doch jetzt ist Schluß, jetzt muss sich etwas ändern und vor allem muss endlich jemand dafür bezahlen. Und so entführt er zusammen mit seinem Komplizen Freddy den Chef von Strassen.NRW, um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Das Buch ist der inzwischen vierte Fall mit Kommissar Georg "Der Spaten" Schüppe und dem Reporter Tom Balzack. Nachdem mir der Vorgänger "Die Abdreher" durch die vielen behandelten Aspekte und Stränge teilweise etwas überfrachtet vorkam, konzentriert sich die Geschichte hier wieder konsequent auf sein Hauptthema und treibt die Geschichte ohne große Schnörkel und mit nur wenigen, aber gelungenen Abschweifungen voran.

Die Ausgangsidee ist herrlich absurd, trägt die Geschichte aber bis zum Ende ohne große Durchhänger und hält ihr hohes Niveau, ohne, das ihr dabei die Luft ausgeht.

Dabei bleibt das Buch trotz der vielen skurrilen Momente bzw. Protagonisten und dem durchgehenden humorvollen Unterton doch die ganze Zeit über immer auch ein echter und vor allem spannender Kriminalroman, der seine Geschichte absolut ernst nimmt und ihr bis zum überzeugenden Ende treu bleibt.

Wer spannende und zugleich abgedrehte Krimis mag, kommt hier voll auf seine Kosten.



Nachdem Georg Schüppe und Tom Balzack zuletzt auch kleine Gastauftritte im Buch "Datengrab" von Christiane Bogenstahl und Reinhard Junge hatten, kommt es hier zu einem Gegenbesuch und kleineren Querverweisen. Netter Spaß für Fans und Kenner beider Buchreihen.