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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2019

Spannender Kunst-Krimi mit komplexer Handlung und gut gezeichneten Protagonisten

Fleischmaler
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Mit diesem Buch legt der Autor Jo Machedanz einen spannenden Kunst-Krimi mit komplexer Handlung vor, der mich ganz hervorragend unterhalten konnte.

In Berlin wird ein brutaler Mord mit einem Flammenwerfer ...

Mit diesem Buch legt der Autor Jo Machedanz einen spannenden Kunst-Krimi mit komplexer Handlung vor, der mich ganz hervorragend unterhalten konnte.

In Berlin wird ein brutaler Mord mit einem Flammenwerfer verübt, der die ermittelnde Soko "Brandopfer" um Hauptkommissar Jürgen Grossmann vor ziemliche Probleme stellt.
Die Graffiti-Sprayerin Kira "Kiki" Timm vermisst ihre Mitbewohnerin Lena. Als sie sich von der Polizei in dieser Angelegenheit nicht ernstgenommen fühlt, beginnt sie selbst zu ermitteln und wird dabei von dem Aussteiger Paul Tarnert unterstützt. Das Kiki taub und ohne ihre Hörimplatate vollkommen hilflos ist, hält sie nicht davon ab, sich in die dunkelsten Ecken der Hauptstadt zu begeben.
Zeitgleich kommt der amerikanische Privatdetektiv Adam Peppercorn nach Berlin, um im Auftrag eines etwas zwielichtigen Milliardärs nach Bildern des Nazi-Malers Adolf Ziegler zu suchen.

Aus diesen drei Erzählsträngen entwickelt der Autor einen gut aufgebauten Kriminalroman, bei dem er mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo die einzelnen Stränge immer stärker ineinandergreifen lässt, bis sich dann zum Ende hin das absolut schlüssige Gesamtbild zusammensetzt.
Bei den vielen kurzen Kapiteln mit ständig wechselnden Erzählperspektiven und einem doch recht hohen Personenaufgebot (Das mehr als hilfreiche Personenregister ist leider am Ende des Buches versteckt und von mir daher erst spät entdeckt worden.) muss man schon sehr aufmerksam lesen, damit einem kein wesentliches Detail entgeht.
Die Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt, sie tragen die Geschichte über die gesamte Länge und sorgen immer wieder für überraschende Wendungen.
Beim Thema Raubkunst, das im Strang um Adam Peppercorn eine große Rolle spielt, zeigt sich zudem schnell, wie sorgfältig der Autor hier recherchiert hat. So reichert er seine Beschreibungen mit viel Detailwissen zu diesem Thema an, ohne dabei den Lesefluss zu unterbrechen.

Ein mehr als gelungenes Krimi-Debüt, das Lust auf weitere Werke aus der Feder des Autoren macht.

Veröffentlicht am 14.06.2019

Grandioser und packender Polit-Thriller von erschreckender Aktualität

Im Jahr der Finsternis
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Mit diesem Buch legt die Autorin I.L. Callis einen grandiosen und hochaktuellen Polit-Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.
Vor dem Hintergrund der Wahlen zum Europaparlament im Mai ...

Mit diesem Buch legt die Autorin I.L. Callis einen grandiosen und hochaktuellen Polit-Thriller vor, der mich auf ganzer Linie überzeugen konnte.
Vor dem Hintergrund der Wahlen zum Europaparlament im Mai diesen Jahres entwirft sie ein erschreckendes Szenario, das die Themen Rechtspopulismus und Demokratiefeindlichkeit aufgreift und in Form einer packenden Geschichte hervorragend transportiert.

Der Berliner Anwalt Viktor Hellberg reist mit seiner Tochter Marie nach Wien, um dort den Nachlass seiner kürzlich verstorbenen Mutter zu regeln. Als Marie entführt wird und die Entführer für ihre Freilassung die Übergabe von Dokumenten aus diesem Nachlass fordern, beginnt für Viktor ein Alptraum, der ihn auf die Spur einer Verschwörung bringt, bei der nicht nur Maries Leben, sondern auch Europas Zukunft auf dem Spiel steht.
Zeitgleich wird der Auftragskiller Cayetano nach Europa geschickt, um dort einen spektakulären Anschlag zu verüben, der der Organisation im Hintergrund der Verschwörern zur Erfüllung ihres perfiden Planes verhelfen soll.

Mit einem packenden Schreibstil und einem hohen Erzähltempo treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran, nimmt sich dabei aber auch ausreichend Zeit und Raum, ihre Figuren sorgfältig zu charakterisieren. Diese Protagonisten sind durchgehend vielschichtig angelegt und im Laufe der Geschichte immer wieder für die eine oder andere faustdicke Überraschung gut.
Echte Sympathieträger sucht man hier allerdings zu Beginn, wenn man einmal von Marie absieht, doch eher vergebens. Auch die Hauptfigur Viktor Hellberg kommt am Anfang ziemlich kalt und unnahbar rüber, durchläuft dann aber im Laufe der Geschichte eine ziemliche Wandlung.
Aber auch Cayetano ist alles andere als ein eindimensionaler Bösewicht, sondern zeigt erstaunliche Facetten, die ihn immer wieder in einem anderen Licht dastehen lassen. Sein ständiger Konflikt zwischen seinem Glauben und seinem Auftrag kommt hier zudem absolut überzeugend rüber.
Der Schauplatz Wien mit seinen bereits aus dem Film "Der 3. Mann" bekannten Katakomben und Gängen unterhalb der Stadt, spielt in dieser Geschichte ebenfalls eine große Rolle, die weit über den einer reinen stimmungsvollen Kulisse hinausgeht.

Wer auf spannende und hochaktuelle Polit-Thriller mit finsteren Verschwörungen und skrupellosen Hintermännern steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Fein aufeinander abgestimmte Mischung aus Humor und Krimispannung

Tod im Abendrot
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Mit diesem Buch schickt der Autor Jörg Steinleitner den Münchener LKA-Präsidenten Karl Zimmerschied in seinen zweiten Fall, der wiederum äußerst turbulent ausfällt, dabei aber auch spannende und humorvolle ...

Mit diesem Buch schickt der Autor Jörg Steinleitner den Münchener LKA-Präsidenten Karl Zimmerschied in seinen zweiten Fall, der wiederum äußerst turbulent ausfällt, dabei aber auch spannende und humorvolle Unterhaltung bietet.

Nachdem der Besuch bei seiner Frau auf Bali und der Versuch, sie zur Rückkehr zu bewegen, im Fiasko endet, mischt sich Karl Zimmerschied nach seiner Rückkehr zum Leidwesen der zuständigen Ermittler wieder einmal intensiv in ihren aktuellen Fall, einen Doppelmord am Flaucher-Biergarten, bei dem es kaum Hinweise auf den mysteriösen Täter ohne Gesicht gibt, ein.
Parallel bittet ihn eine alte Bekannte um Hilfe, weil die Schulleiterin mit einem delikaten Video erpresst wird, das auf keinen Fall ans Licht der Öffentlichkeit kommen soll.
Als dann auch noch der neue Freund seiner Frau auf Bali spurlos verschwindet und die Biologin Dr. Augustin sein Privatleben mächtig in Unordnung bringt, ist das Chaos perfekt und Zimmerschied ist wieder einmal an allen Fronten gefordert.

Jörg Steinleitner bietet in diesem Buch eine fein aufeinander abgestimmte Mischung aus Humor und Krimispannung, der es dabei gelingt, beiden Genres absolut gerecht zu werden und jederzeit die Balance auf der Grenze zur Parodie zu halten.
Der flotte Schreibstil passt hervorragend zur gut aufgebauten Geschichte, die mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet und am Ende dann tatsächlich alle einzelnen Fäden erfolgreich entwirrt hat.
Auch die Charakterisierung der Protagonisten ist absolut gelungen, die einzelnen Figuren geraten dabei zuweilen schon ziemlich skurril, ohne dabei aber zu reinen Witzfiguren zu verkommen.

Auch wenn der Autor an der einen oder anderen Stelle vielleicht doch etwas zu dick aufträgt, konnte mich dieses Buch unter dem Strich sehr gut unterhalten.
Auf weitere Auftritte des LKA-Präsidenten bin ich schon sehr gespannt.

Veröffentlicht am 06.06.2019

Packender historischer Roman mit Einblicken in die Welt der Mormonen

Unter Heiligen
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Die Autorin Ann Weisgarber entführt uns in diesem Roman in die karge Landschaft Utahs des Jahres 1888 und bietet darüber hinaus interessante Einblicke in die Welt der Mormonen oder der "Heiligen der letzten ...

Die Autorin Ann Weisgarber entführt uns in diesem Roman in die karge Landschaft Utahs des Jahres 1888 und bietet darüber hinaus interessante Einblicke in die Welt der Mormonen oder der "Heiligen der letzten Tage", wie sie auch genannt werden.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Mormonin Deborah, die in einem einsamen Bergdorf namens Junction lebt und auf die Rückkehr ihres Mannes Samuel wartet, der als Wagenmacher durchs Land reist.
Als eines Tages ein Fremder vor ihrer Hütte steht, entpuppt sich dieser als Glaubensbruder, der sich auf der Flucht vor einem Marshal befindet.
Als Deborah ihren Schwager Nels um Hilfe bittet, ahnt sie nicht, welch unheilvolle Entwicklung sie damit in Gang setzt.

Mit einem kraftvollen Schreibstil erzählt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven von Deborah und Nels und bietet so einen umfassenden Blick auf das Geschehen.
Geschickt baut sie darüber hinaus historische Begebenheiten, wie z. B. das Massaker von Mountain Meadows, in ihre Geschichte ein. Auch den Ort Junction hat es tatsächlich gegeben.
Auch wenn die Geschichte in der Zeit des wilden Westen spielt, ist es alles andere als ein klassischer Western, auch wenn durchaus einige Elemente dieser Zeit in das Geschehen einfließen.
Ein großes Plus dieses Romanes sind seine gut charakterisierten und vielschichtig angelegten Protagonisten, mit denen man beim Lesen gerne mitfiebert. Die bildhaften Beschreibungen von Land und Leuten lassen zudem das Kopfkino permanent auf Hochtouren laufen.

Wer auf historische Romane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten.

Veröffentlicht am 04.06.2019

Spannender Berlin-Krimi mit gelungenen Anspielungen auf aktuelle politische Entwicklungen

Schöneberger Steinigung
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Bei seinem Krimi-Debüt legt der Autor Peter Fuchs gleich einen absolut gelungenen Kriminalroman vor, der nicht nur mit einer spannenden Geschichte zu überzeugen weiß, sondern auch zahlreiche Anpielungen ...

Bei seinem Krimi-Debüt legt der Autor Peter Fuchs gleich einen absolut gelungenen Kriminalroman vor, der nicht nur mit einer spannenden Geschichte zu überzeugen weiß, sondern auch zahlreiche Anpielungen auf aktuelle politische Entwicklungen aufweist.

Die Arztgattin Viktoria "Vicky" Meier findet beim Joggen im Park am Schöneberger Rathaus und unweit einer Flüchtlingsunterkunft die übel zugerichtete Leiche eines Mannes. Dieser entpuppt sich als homosexueller Ex-Priester, der im Internet mit Vorliebe gegen den Islam gehetzt hat.
An möglichen Motiven und Verdächtigen mangelt es also nicht, als Kriminaloberkommissar Max Kühn und sein Team die Ermittlungen aufnehmen. Das zudem diverse Gruppierungen versuchen, den Mord für ihre Zwecke zu instrumentalisieren und der politische Druck auf die Ermittler entsprechend hoch ist, macht die Suche nach dem Mörder nicht wirklich einfacher.
Und auch Vicky wird mehr oder weniger unfreiwillig immer tiefer in die Ermittlungen hineingezogen.

Mit einem flotten Schreibstil und einer feinen Beobachtungsgabe treibt der Autor seine Geschichte voran und liefert am Ende eine schlüssige und zugleich überraschende Auflösung.
Zahlreiche Orts- und Perspektivwechsel sorgen nicht nur für ein hohes Erzähltempo, sondern erlauben auch einen umfassenden Blick auf das komplexe Geschehen.
Die durchgehend gut charakterisierten und vielschichtig angelegten Protagonisten sind dabei immer wieder für Überraschungen gut, besonders hervorzuheben ist dabei Vickys Putzfrau Ingeborg, der hier einige großartige Auftritte gelingen, die das insgesamt eher düstere Geschehen zudem immer wieder ein wenig auflockern.

Gelungenes Krimi-Debüt mit sympathischen Ermittlern, die durchaus das Potential für weitere Auftritte haben.