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Veröffentlicht am 18.07.2018

Mehr als eine Krankenhausgeschichte

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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„Die Charité“ Hoffnung und Schicksal von Ulrike Schweikert, erschienen 2018 bei Rowohlt, ist als Auftakt einer mehrteiligen Reihe konzipiert. Der erste Band um fasst die Zeit von 1831 bis 1847.

Die ...

„Die Charité“ Hoffnung und Schicksal von Ulrike Schweikert, erschienen 2018 bei Rowohlt, ist als Auftakt einer mehrteiligen Reihe konzipiert. Der erste Band um fasst die Zeit von 1831 bis 1847.

Die Autorin vermittelt in ihrem Roman ein umfassendes Bild von Berlin mit der Charité im Mittelpunkt. Es ist die Zeit der beginnenden Industrialisierung. Die Stadt wächst und viele Menschen, die hier Arbeit gefunden haben, leben unter ärmlichsten Bedingungen. Die Choleraepidemie, die plötzlich Berlin erreicht hat, fordert hier hohe Opfer.

Auf der anderen Seite leben Adel und das aufstrebende Bürgertum in schönen Gebäuden und Wohnungen. Auch hier treten Fälle von Cholera auf, aber es sind bedeutend weniger. So liegt die Vermutung nahe, dass die sozialen und hygienischen Bedingungen den Ausbruch und Verlauf der Krankheit beeinflussen.
Ärzte sind es, die mit verschiedenen Gesellschaftsschichten in Berührung kommen und in gegensätzlichen Welten verkehren. Im Mittelpunkt steht der berühmte Chirurg Dr. Dieffenbach, der an der Charité arbeitet und lehrt.

Die Wärterin und spätere Diakonisse Elisabeth, die Totenfrau Martha und die Gräfin Ludovica sind weitere Protagonisten. Sie werden so gut beschrieben und mit Liebe zum Detail gezeichnet. Auf mich wirken sie authentisch und ich konnte mich mit ihnen identifizieren.

Durch Dr. Dieffenbach sind die drei Frauen, in deren Lebensgeschichten der Leser eintaucht, lose mit einander verbunden. Ulrike Schweikerts Personenensemble ist eine gekonnte Mischung aus realen und fiktiven Personen.

Es wird Spannendes aus dem medizinischen Alltag kombiniert mit Szenen aus dem Privat- und Liebesleben der Protagonisten unterhaltsam erzählt. Die Autorin hat historische und medizinische Fakten auch ausgezeichnet recherchiert und kann den Leser durch ihre präzisen Beschreibungen auch an schwierigen Operationen teilhaben lassen.
Ulrike Schweikert berichtet, wie um medizinische Fortschritte gerungen wird und sich die Medizin in Europa weiterentwickelt. Noch müssen Patienten bei Operationen leiden, denn es gibt keine Narkose. Die Gefahr des Wundbrandes droht immer.

Die Pflege von frisch operierten Patienten, aber auch der anderen Insassen der Charité ist ein Hauptthema, welches sich durch den gesamten Roman als roter Faden zieht. Wir erfahren von groben, schlecht oder gar nicht ausgebildeten Pflegekräften, deren Bezahlung in keiner Weise ihrer schweren Tätigkeit gerecht wird. Aber es gibt engagierte Menschen, die sich hier für eine Verbesserung der Situation einsetzen. Ein aktuelles Problem, was auch in der heutigen Zeit von brennender Aktualität ist.

Ulrike Schweikerts gelungener historischer Roman hat mich überzeugt und begeistert. Ihr gelingt es die Atmosphäre des alten Berlins greifbar zu machen und so Geschichte und Geschichten der Charité perfekt einzurahmen. Sie hat ein Gespür für diesen geschichtsträchtigen Ort und kann den Leser in ihren Bann ziehen.

Aus meiner Sicht ist das Buch eine klare Leseempfehlung. Gern vergebe ich alle Sterne. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 14.07.2018

Spannung und Romantik pur

Rocky Mountain Horses
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„ Rocky Mountain Horses“ ist der 14. Band der Erfolgsserie Rocky Mountain der beliebten Schweizer Autorin Virginia Fox. Auch mit diesem Buch gelingt es ihr den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen.

Erzählt ...

„ Rocky Mountain Horses“ ist der 14. Band der Erfolgsserie Rocky Mountain der beliebten Schweizer Autorin Virginia Fox. Auch mit diesem Buch gelingt es ihr den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen.

Erzählt wird die Geschichte von Anabelle und Jerome, die beide Nachbarn sind. Die Stone-Ranch, die Annabells Onkel Tom gehört, ist bekannt für ihre Tinker-Zucht. Onkel Tom leidet an Demenz und es fällt ihm schwer den Alltag zu meistern. Sehr einfühlsam schildert Virginia Fox die Situation und ein Problem, das viele Menschen im Alter betrifft. Diese Thematik durchzieht das ganze Buch und ist sehr gut in die Geschichte eingebunden.
Seine Nichte Anabelle, die nach einer privaten und beruflichen Pechsträhne der akademischen Kunstwelt den Rücken gekehrt hat, will sich um ihren Onkel kümmern und die Ranch erhalten. Außerdem möchte sie sich den Traum einer Lusitano-Pferde-Zucht erfüllen.

Ihrem Nachbarn Jerome werden immer wieder Rinder gestohlen. Bei einem Ausritt macht Anabelle eine folgenschwere Beobachtung und gerät in eine lebensgefährliche Situation. Wie in einem Märchen bestehen Anabelle und Jerome gemeinsam ein Abenteuer und wissen danach, dass sie zusammen gehören, weil sie einander vertrauen können.

Spannung und Romantik werden von immer wieder durch verschiedene Handlungsstränge geschickt verknüpft. Virginia Fox beschreibt Personen und Ort sehr anschaulich. Sie kann spannende Situationen mitreißend schildern. Der Erzählstil ist flüssig und fesselnd.

Die Freunde und Bekannte von Anabelle und Jerome aus Independence spielen in der Geschichte eine wichtige Rolle und der Leser lernt sie schnell kennen und schätzen. Man erfährt so Einiges über die verschiedenen Restaurants und Geschäfte und ihre Inhaber. In ihrer Hilfsbereitschaft und ihrem Gemeinsinn sind mir diese liebenswerten Leute einem schnell ans Herz gewachsen.

Ich freue mich immer wieder im Diners auf Bekannte aus anderen Büchern zu treffen und Neues zu erfahren. Hier sind Insiderwissen, Klatsch und leckere Speisen zu finden.

Fazit:
Das Buch bereitet Lesevergnügen pur und entführt den Leser in die Welt der mächtigen Berge, wo Schönheit, Liebe und Schicksalsschläge neben einander zu finden sind.
Die Kleinstadt Independence mit ihren sympathischen Bewohnern rundet die Schilderungen ab. Beim Lesen ist der Alltag schnell vergessen und man erlebt mit Anabelle und Jerome romantische, aber auch sehr gefährliche Situationen. Die Schilderung aus verschiedenen Perspektiven ermöglicht dem Leser die handelnden Personen genauer kennenzulernen und zu durchschauen. Abwechslung und Humor vervollständigen das Bild. Die traurige Geschichte um Onkel Tom zeigt eine Seite des Alters, die man auch nicht vergessen und ausblenden darf.
Für alle Fans der Rocky Mountain Serie ist das Buch ein Muss und für die anderen eine Empfehlung. Ich freue mich schon auf weitere Folgen, mit denen Virginia Fox zu begeistern weiß.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Toller Krimi für entspannte Stunden

Ein dänisches Verbrechen (Ein Gitte-Madsen-Krimi 1)
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„Ein dänisches Verbrechen“ ist der erste Kriminalroman der bekannten Autorin Sabine Schulze-Gronover, den sie unter dem Pseudonym Frida Gronover verfasst hat. Im Juni 2018 erschien das Buch im Ullstein-Verlag ...

„Ein dänisches Verbrechen“ ist der erste Kriminalroman der bekannten Autorin Sabine Schulze-Gronover, den sie unter dem Pseudonym Frida Gronover verfasst hat. Im Juni 2018 erschien das Buch im Ullstein-Verlag und ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Krimireihe, die in Dänemark spielt.

Die Protagonistin Gitte Madsen, eine 34jährige Halbdänin wagt nach dem Tod ihrer Mutter einen privaten und beruflichen Neuanfang in Marielyst, einem idyllischen Ferienort auf der dänischen Insel Falster. Hier hat sie in ihrer Kindheit einige schöne Sommer verlebt und auch ihre Tante Stine ist auf der Insel ansässig. Aus Deutschland hat sie nur ihre Schildkröte Hieronymus mit genommen und hofft in Marielyst, wo ihr Vater vor 20 Jahren spurlos verschwand, etwas mehr darüber zu erfahren.

Doch am ersten Abend in ihrer neuen Heimat, einem kleinen gemütlichen Ferienhaus, macht sie eine schreckliche Entdeckung. Ein Toter liegt auf ihrer Terrasse. Es ist der traurige junge Mann, der ihr schon auf der Fähre aufgefallen war.

Gitte stellt eigene Nachforschungen an und kann die Aufklärung nicht allein dem attraktiven Kommissar Ole Ansgard überlassen. Anders gesagt, sie mischt sich immer wieder in seine Recherchen ein. Aber auch sein Privatleben bleibt nicht von Gittes Neugier verschont.
Glücklicherweise ist Gitte dem smarten Kommissar nicht gleichgültig und so zeigt er sich nachsichtig bei ihren Alleingängen. Sie ist eine sympathische und sehr kontaktfreudige Person. Schnell lernt der Leser mit ihr immer wieder neue Menschen, Nachbarn, Einheimische und Touristen, kennen. Sie werden sofort in Gespräche verwickelt und manche von ihnen haben Freude als Hobbyermittler. Dabei erfährt man viel Interessantes über Land und Leute. Frida Gronover versteht es ausgezeichnet, die dänische Lebensart zu vermitteln. Gemeinsam mit Gitte erkundet der Leser die Orte der Insel, probiert regionale Köstlichkeiten und erfährt so manches Neue über die Unterschiede zwischen Dänen und Deutschen. Einem bunten Kaleidoskop von Personen, die alle liebevoll und einfühlsam beschrieben werden, begegnet der Leser. Es werden vielfältige Einblicke in die dänische Mentalität gewährt.

In kurzer Zeit kennt man sich, genau wie Gitte, gut aus und ist dem Kommissar ein Stück voraus. Natürlich werden ihm die neuen Erkenntnisse nicht vorenthalten, auch wenn er Gittes Methoden nicht unbedingt erfreut ist.

Die humorvolle Art mit der die Autorin Personen und Situationen beschreibt macht diesen Krimi zu einem Lesevergnügen der Extraklasse. Als Gitte unerwartet beim Sonnenbad Besuch bekommt, erfährt der Leser Folgendes: „ Gitte lugte zu ihrem T-Shirt …, da sie ihre Taille weniger als wespengleich denn als hummelähnlich empfand…“

Erzählt wird eine komplexe und phantasievolle Geschichte mit Liebe zum Detail. Überraschungen unterschiedlicher Art und unerwartete Wendungen bringen Spannung. Der Fall ist gut durchdacht und realitätsnah. Die Personen sind authentisch und ihre Handlungsweisen nachvollziehbar. Der flotte Schreibstil liest sich ausgezeichnet. Die Auflösung, nach einem Finale mit Hochspannung, ist in sich schlüssig.

Fazit:
Dieser hyggelige Krimi mit sympathischen Protagonisten, dänischem Flair und einer spannenden Story ist aus meiner Sicht eine klare Leseempfehlung und eine Einladung nach Dänemark. Ich freue auf weitere Folgen, in denen Gitte auch hoffentlich mehr über ihren Vater herausfindet.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Ungewöhnliche Erfahrungen

Notizen in der Kälte
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Susanne Friedrich zieht Anfang der 90er Jahre mit Ihrer Familie nach St. Petersburg, da ihr Mann dort mit einer eigenen Firma tätig ist und sich eine Existenz in Russland aufbauen will.

Sehr anschaulich ...

Susanne Friedrich zieht Anfang der 90er Jahre mit Ihrer Familie nach St. Petersburg, da ihr Mann dort mit einer eigenen Firma tätig ist und sich eine Existenz in Russland aufbauen will.

Sehr anschaulich und humorvoll schildert sie ihre Erfahrungen aus persönlicher und beruflicher Sicht. Wir erfahren viel über die nicht einfache Situation der Menschen dort aufgrund der tiefgreifenden Veränderungen, die auch die Autorin hautnah erlebt. So beschreibt Susanne Friedrich ihre Erlebnisse mit russischen Polizisten im Straßenverkehr,
Vorstellungsgespräche mit potenziellen russischen Mitarbeitern oder einen russischen Kindergarten.

Sie erzählt von den Jahreszeiten und Sehenswürdigkeiten und wie sie für sich eine neue Welt entdeckt: die Fotografie.

Die Autorin erlernt die russische Sprache und erhält einen direkten Zugang zu den Menschen mit einer ihr fremden Mentalität. Sie lernt auch die herzliche Seite der Russen kennen und gewinnt neue Freunde.

Mein Fazit: ein wirklich sehr lesenswertes und empfehlenswertes Buch aus einer ungewöhnlichen Perspektive. Es ist trotz des ernsthaften Hintergrunds sehr gut zu lesen. Jedes Kapitel erzählt etwas Neues und zeigt Russland aus ungewöhnlichen Blickwinkeln. Man erfährt viel aus der persönlichen Sicht der Autorin über die Schwierigkeiten und die turbulenten 90er Jahre in St. Petersburg und Russland.

Veröffentlicht am 05.07.2018

Hochspannung pur

Wattmord in Carolinensiel. Ostfrieslandkrimi
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Der Ostfrieslandkrimi „Wattmord in Carolinensiel“ von Rolf Uliczka ist im Juni 2018 im Klarant Verlag erschienen. Obwohl es schon der vierte Fall für die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig ist, ...

Der Ostfrieslandkrimi „Wattmord in Carolinensiel“ von Rolf Uliczka ist im Juni 2018 im Klarant Verlag erschienen. Obwohl es schon der vierte Fall für die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig ist, war es für mich das erste Buch, welches ich aus dieser Reihe kennengelernt habe.

Jeder Fall ist in sich abgeschlossen. Der Krimi kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Es erwartet den Leser ein grusliges und spannendes Lesevergnügen ohne Gleichen. Man wird sofort am Anfang in den Bann der Geschichte gezogen. Aufhören oder Pausieren geht gar nicht.

Bei einer Wattwanderung entdeckt die Studentin Tanja eine grausam zugerichtete Leiche eines jungen Mädchens, das niemand bisher vermisst hat.
Die Ermittlung der Identität der Toten führt zu Spuren im Darknet, denn die Kollegen vom LKA haben das Mädchen auf speziellen Videos dort entdeckt. Was Bert Linnig und seine Kollegen auf diesen Bildern an Brutalität sehen schockiert alle. Unvorstellbar - irgendwo in Ostfriesland wurden diese Horrorszenen aufgenommen!

Von Beginn an steht die polizeiliche Arbeit unter enormen Zeitdruck, denn die Filme zeigen weitere Frauen, die grausam malträtiert werden. Sie müssen lebend gefunden werden.

Plötzlich wird Tanja von der Vermieterin ihrer Ferienwohnung als vermisst gemeldet. Irgendetwas stimmt nicht, denn zu Hause kam sie nie an.
Der Spannungsaufbau ist dem Autor hervorragend gelungen. Immer wenn die Ermittler etwas Verwertbares finden, passiert unerwartet Neues.

Rolf Uliczka zeigt auch eine weitere Facette der polizeilichen Arbeit, denn nichts ist abgeschlossen, wenn Verdächtige verhaftet wurden. Jetzt kommen Anwälte in Spiel und versuchen die Unschuld ihrer Mandanten zu beweisen. Eine nervenaufreibende Angelegenheit für die Polizisten, besonders hier, wenn es sich um scheinbar ehrenwerte und angesehene Zeitgenossen handelt.

Aufgelockert wird die Erzählung durch die Schilderung der schönen Landschaft und liebenswerter Ostfriesen. Genau dieses Lokalkolorit macht solche Krimis so faszinierend.

Auch die ermittelnden Kommissare lernt der Leser privat kennen und bewundert, wie sie versuchen den schwierigen Spagat zwischen Dienst und Privatleben zu bewältigen.Die handelnden Personen sind mit vielen Facetten und Eigenarten so gut beschrieben, dass ich sie alle bildlich vor mir sah. Sie wurden trefflich charakterisiert und ihre Handlungen waren nach vollziehbar.

Im Verlauf des Krimis erwarten den Leser bis zum Schluss viele Wendungen und Überraschungen, die so nicht vorhersehbar waren.

Fazit:
Ein gut ausgedachte Geschichte, die in sich schlüssig gelöst wurde. Mich hat dieser Ostfriedlandkrimi gefesselt und mir eine wirklich spannende Lesezeit beschert. Deshalb vergebe ich eine klare und eindeutige Leseempfehlung.