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Veröffentlicht am 25.11.2023

Frauen in Kamerun

Im Herzen des Sahel
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Die 15-jährige Faydé lebt mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in den Bergen Kameruns. Seit ihr Vater nach einem Angriff der Terrormiliz Boko Haram verschwunden ist, muss sie mit für den Lebensunterhalt ...

Die 15-jährige Faydé lebt mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern in den Bergen Kameruns. Seit ihr Vater nach einem Angriff der Terrormiliz Boko Haram verschwunden ist, muss sie mit für den Lebensunterhalt der Familie sorgen. Doch Ernteausfälle und ausbleibender Regen sorgen dafür, dass die Lebensumstände immer schwieriger werden. Faydé beschließt, wie ihre Freundinnen in die nächstgelegene Stadt Maroua zu gehen, um als Dienstmädchen zu arbeiten. Für ihre Mutter Kondem ist es eine Ironie des Schicksals, dass ihre Tochter den gleichen Weg wie sie einschlagen will. Dienstmädchen zu sein, bedeutet nichts anderes, wie eine Sklavin einer reichen Familie ausgeliefert zu sein.
Hatte sie sich doch ein besseres Leben für sie vorgestellt, doch das Schulgeld kann sie schon lange nicht mehr aufbringen. Kondem weiß, die schönen Kleider und Geschenke, die die Mädchen aus der Stadt mitbringen, sind nichts gegen die Gefahren, die auf Faydé warten.
Faydés Alltag als Dienstmädchen ist von harter Arbeit bestimmt. Ihr Lohn von 8000 Franc entspricht gerade mal dem wöchentlichen Taschengeld der verwöhnten Tochter des Hauses ihres Dienstherrn. Für die drei Ehefrauen und ihre Kinder ist Faydé eine Kaano, was so viel wie »untere Schicht« bedeutet. Offene Verachtung und Erniedrigung schlägt ihr entgegen, Beschimpfungen, Gewalt und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Doch Faydé und ihre Freundinnen lassen sich ihren Traum von einem besseren Leben nicht nehmen.
Der Hauslehrer der Kinder, Boukar, in den sich Faydé heimlich verliebt, könnte ihre Chance sein, denn er erkennt ihr Potenzial und will, dass sie ihren Schulabschluss nachholt.

Die kamerunische Autorin zeichnet ein sehr klares, schonungsloses Bild ihres Landes, der tiefen Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten, der unüberwindbaren Klassenunterschiede. Sie zeigt, wie Frauen in den Traditionen und Kulturen verhaftet sind, ihre Bestimmung stillschweigend zu ertragen haben. Mädchen werden entführt, zwangsverheiratet, Polygamie ist an der Tagesordnung. Eine zutiefst patriarchalische Welt, in der die jungen Frauen beginnen, um ihre Selbstbestimmung zu kämpfen. Doch kann das gelingen, wenn man den Angriffen der Boko Haram ausgesetzt ist und täglich ums Überleben kämpfen muss?
Der Schreibstil der Autorin ist einfach und wechselt immer wieder in berichtende Passagen, was bei mir dazu führte, dass ich den Tiefgang vermisst habe und kaum eine Beziehung zu den Charakteren aufbauen konnte. Das ist aber auch mein einziger Kritikpunkt.

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Veröffentlicht am 25.11.2023

Solider australischer Krimi

Funkloch
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Es war das erste Buch des australischen Autors, das ich gelesen habe. Der bereits 2016 im Original veröffentlichte „Funkloch“-Roman gehört in seine Inspector-Challis-Reihe, ich hatte aber nicht das Gefühl, ...

Es war das erste Buch des australischen Autors, das ich gelesen habe. Der bereits 2016 im Original veröffentlichte „Funkloch“-Roman gehört in seine Inspector-Challis-Reihe, ich hatte aber nicht das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen zu den Kommissar*innen fehlte.

Zwei Auftragsmördern kommt nach getaner Arbeit ein potenzieller Zeuge in den Weg, den sie nun auch noch aus dem Weg räumen. Doch eine achtlos aus dem Auto geworfene Kippe wird ihnen zum Verhängnis und sie geraten in eine tödliche Falle.
Für Inspector Challis und sein Team ist schnell klar, was die Ursache für das verheerende Buschfeuer ist, doch bei ihren Ermittlungen stoßen sie auf eine verlassene Drogenküche, in der Ice hergestellt wurde. Und Drogen werden hier auf der Halbinsel Mornington Peninsula immer mehr zum Problem und machen auch keinen Halt vor den zugezogenen, wohlhabenden Städtern. Challis muss den Fall an eine erfahrene Ermittlerin aus Melbourne abgeben.
Doch Disher zieht in seinem Krimi noch weitere Verbrechen in den Mittelpunkt, die sich nach und nach miteinander verflechten. Gestohlene Landmaschinen, ein übelriechender Serienvergewaltiger, ein 6-jähriges Mädchen, das von einer drogenabhängigen Mutter vermisst wird, und dann scheinen sie noch ein Leck im eigenen Dezernat zu haben, denn es dringen brisante Informationen nach außen.
Und da wäre ja noch das Funkloch. Besonders ärgerlich, wenn man ein Känguru angefahren hat, irgendwo draußen in der Wildnis, keinen Pannendienst rufen kann und stattdessen über eine Leiche stolpert.

Ich muss zugeben, dass es manchmal nicht einfach war, sich all die Personen zu merken, die an den unterschiedlichen Fällen arbeiten, Zeugen, Opfer, vermeintliche Täter und dann noch die ganzen privaten Verflechtungen. Doch mit der Zeit wurde es für mich zu einem stimmigen Gesamtbild.
Disher schafft mit Challis und Destry zwei sehr nahbare Charaktere, die einen guten Job machen, den sie mit ihrer Liebesbeziehung versuchen, unter einen Hut zu kriegen. Auch die Nebencharaktere sind allesamt sehr lebensnah und vor allem nicht frei von menschlichen Fehlern und Launen.
Trotz mehrerer Handlungsstränge kam keine Verwirrung auf, wozu Dishers einfacher, schnörkelloser Schreibstil sicher auch beigetragen hat. Leider war er aber für mich auch gleichzeitig etwas eintönig und hat mich oft nicht mitgerissen.
Auch die angedeutete Gesellschaftskritik blieb weitestgehend im Hintergrund und an manchen Stellen für mich nicht erkennbar, da Australien dann doch ein unbeschriebenes Blatt für mich ist. Somit drängte sich die ganze Drogenproblematik und privaten Verwicklungen sehr in den Vordergrund, bleibt aber am Ende ein solider Krimi mit durchschnittlicher Spannung, den ich gern gelesen habe.
Der mehrfach preisgekrönte Autor hat auch hier bei uns seine Fangemeinde und die können sich auf eine gute Fortsetzung der Reihe freuen.

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Meyer kann Geschichten erzählen wie kein Zweiter

Die Bibliothek im Nebel
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Meyer gehört zu den besten Geschichtenerzähler, den ich seit Jahren lese. Letztes Jahr entführte er uns in »Die Bücher, der Junge und die Nacht« in die Bücherstadt Leipzig, in seinem neusten Buch werden ...

Meyer gehört zu den besten Geschichtenerzähler, den ich seit Jahren lese. Letztes Jahr entführte er uns in »Die Bücher, der Junge und die Nacht« in die Bücherstadt Leipzig, in seinem neusten Buch werden wir, wenn auch erst spät, ins Graphische Viertel zurückkehren. Doch alles beginnt 1917 am Vorabend der russischen Revolution in Sankt Petersburg, als der junge Ich-Erzähler Artur flüchten muss. Auf dem Schiff treffen wir einen alten Bekannten wieder, Grigori, dem er seine Geschichte erzählt: Von seiner Liebe zu der jungen Malerin Mara, die inzwischen in Leipzig lebt und einem jungen Verleger versprochen ist.
1928 stöbert die 11-jährige Liette auf dem Dachboden des Hotels Trois Grâces an der Côte d’Azur im zurückgelassenen Reisegepäck der russischen Urlauber, die vor dem Krieg ihren Urlaub hier verbrachten. Dort entdeckt sie ein mit einem Schloss gesichertes Buch. Dreißig Jahre später, als sie Direktorin des Hotels ist, will sie mehr über das Buch erfahren. Das bringt sie auf die Spur der geheimnisvollen Mara, die die letzte überlebende Erbin der Eisenhuthschen Villa ist, in der sich die Bibliothek des Nebels befindet, der Ort, der auf Liette seit ihrer Kindheit eine große Faszination ausübt.

Egal ob Meyer Fantasy oder Historie schreibt, es ist, als würde er mich mit einem Hauch Magie und einer Portion Spannung ab der ersten Seite in seine Bücher ziehen, ohne dass ich daraus wieder auftauchen möchte. Geschickt verwebt er geschichtsträchtige Schauplätze mit der großen Liebe zu Büchern, denen immer etwas Geheimnisvolles anhaftet.

Mit einer spielenden Leichtigkeit gleitet er durch die verschiedenen Zeiten quer durch Europa, verknüpft die Abenteuer der Protagonisten fast schon zu einem Krimi und erzählt uns eine Liebesgeschichte, die zu einer lebenslangen Sehnsucht wird. Und so ganz nebenbei lernen wir neben den spielerisch eingebundenen historischen Fakten noch Karelien kennen. Ja, ich musste erstmal googeln, denn die Landschaft zwischen Finnland und Russland kannte ich nicht.
Doch es ist die Atmosphäre, die er zeichnet, die mich immer wieder packt, die mich eintauchen lässt. Ob es nun die eisenbeschlagenen Räder der Droschken sind, die in Sankt Petersburg durch die Nacht fahren – ich kann sie hören. Oder der Ölgeruch, der aus den Tanks mit der Druckerschwärze aufsteigt – ich kann ihn riechen.

»Dunst waberte um vereinzelte Straßenlaternen und verwandelte ihren Schein in eine Perlenkette aus finsteren Monden. Die Schlote der Druckereien und ihrer Dampfmaschinen spien Tag und Nacht dichte Wolken in den Himmel, die als Nebel auf das Viertel herabsanken, durch die Gassen und Straßen trieben und die Bücherfabriken und Buchhandlungen in trübes Grau hüllten.« S.398

Könnt ihr es auch spüren? Mich hat er auf jeden Fall wieder voll und ganz abgeholt! Auch wenn das Buch etwas hinter dem Vorgänger zurückbleibt, habe ich mich bestens unterhalten gefühlt, einiges gelernt und kann daher nur eine dicke Empfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Immer wieder das Gleiche

Die Einladung
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Wie macht Fitzek das, dass am Ende Tausende schreien: Wow, was für ein toller Psychothriller? Nun ja, ganz einfach. Er schreibt schnell, wechselt rasant die Zeiten und haut einem die Wendungen nur so um ...

Wie macht Fitzek das, dass am Ende Tausende schreien: Wow, was für ein toller Psychothriller? Nun ja, ganz einfach. Er schreibt schnell, wechselt rasant die Zeiten und haut einem die Wendungen nur so um die Ohren, dass es klingelt. Wenn man dann am Ende ganz kirre und der Meinung ist, das hat man so nicht kommen sehen, kann man schnell annehmen, man hätte einen mega guten Thriller gelesen.
Doch Fitzek manipuliert, konstruiert und stiftet sinnlos Verwirrung. Aber einem Ruf gerecht zu werden und noch einen drauf zu setzen, wird mit der Zeit immer schwieriger, wie mir scheint.
Hier nun die Zutaten zum neusten Werk. Man nehme den überstrapaziertesten Horrorplot eines seichten C-Movies schlechthin, verfrachte alle stereotypen Figuren in eine einsame Hütte, irgendwo in den eingeschneiten Bergen ohne Kontakt zur Außenwelt und kille einen nach dem andern. Vorher und hinterher schiebe man am besten ganz viele Erklärungen rein, springe wahllos in der Zeit herum, dass der Leser möglichst schnell den Überblick verliert. Und damit ein waschechter Fitzek draus werde, mixe man das Ende mit so viel Twists, wie nur irgendwie möglich, schließlich ist er ja der Meister der Wendungen. Ach ja, und nicht vergessen, immer wieder alles zu revidieren, was vorher vermeintlich geschah.
Um diesem abgedroschenen Plot einen modernen Anstrich zu verleihen, reicht es nun mal nicht, ihn als Escape-Game zu bezeichnen. Hier hätte ich von einem Autor, der sein Handwerk versteht, neue Ideen erwartet, doch er hat das Potenzial unter der Schneedecke liegen lassen, genau wie seine Leichen.

Natürlich hangelt sich Fitzek wieder an seinem Lieblingsthema entlang, mit dem sich alles und nichts erklären lässt – Wahrnehmungsstörungen. Genauso wie die Protagonistin Marla Realität und Einbildung nicht mehr unterscheiden kann, ging es mir als Leserin auch bald. Teils hanebüchene, zusammenhangslose Behauptungen sollen bitte was genau jetzt erklären? Na ja, lieber Leser, friss oder stirb oder erkenne die Genialität des Schriftstellers an.

Woran es hauptsächlich mangelt, ist eine gute, logische Storyline, der man als Leser*in folgen kann, die nachvollziehbar ist. Stattdessen klatscht er uns einen blutigen Schocker nach dem anderen hin, die allesamt aus dem Nichts kommen. Die Auflösung am Ende hätte auch irgendeine andere sein können. Mit der eigentlichen Geschichte hatte sie nur wenig zu tun. Für mich fühlte sich das an, wie eine billige Zaubershow, in der die Wendungen rasend schnell aus dem Hut gezogen werden, dass man als Zuschauer nicht mehr folgen kann. Das mag zwar bei vielen »Ohs« und »Ahs« hervorrufen, ich kam mir leider nur verschaukelt vor.

Tja, das war’s dann wohl mit unserer jahrelangen Beziehung. Erfolgreich zu sein bedeutet wahrscheinlich nur, den Markt mit massentauglichen, schablonierten Konzepten zu bedienen. Keine Überraschungen mehr, keine innovativen Plots, keine neuen Ideen. Ich bin froh, dass Fitzek kein Koch ist. Hinterher hätte ich zwar ein Völlegefühl, könnte aber nicht mehr sagen, wonach es geschmeckt hat, weil zu viel Salz in der Suppe war.

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Veröffentlicht am 11.11.2023

Schlaflos von Montreal nach Vancouver

Der Schlafwagendiener
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Unermüdlich hört man beim Lesen die Räder des Zuges rollen von Montreal nach Vancouver. Unermüdlich schuftet auch Baxter Tag und Nacht als Schlafwagendiener. So wie der Zug nur kurz Halt macht, sind auch ...

Unermüdlich hört man beim Lesen die Räder des Zuges rollen von Montreal nach Vancouver. Unermüdlich schuftet auch Baxter Tag und Nacht als Schlafwagendiener. So wie der Zug nur kurz Halt macht, sind auch ihm nur kurze Pausen gegönnt, die nicht ausreichen, um den permanenten Schlafmangel wettzumachen, der ihm mit jedem Kilometer mehr Halluzinationen beschert. Doch er muss wach sein, ständig auf der Hut sein, denn ein Verstoß gegen die Dienstvorschriften könnten seinen Traum vom Zahnmedizinstudium zerstören. Und die Vorschriften sind nicht nur streng, sondern auch oft widersinnig.

»Verhalte dich im Zug wie ein Automat auf dem Rummelplatz … Setz dieses besondere Lächeln auf, je breiter, desto besser, drück auf den Knopf, schalt es ein, aber gib nicht den Onkel Tom. Nicht grinsen. Singe, tanze, mache Zaubertricks, wenn sie dich darum bitten. Vielleicht auch noch was anderes, falls es genug Geld bringt.« S.214

1929 – Baxter hat 967 Dollar gespart von dem kläglichen Trinkgeld, das er auf seinen Fahrten bekommen hat. Doch man kann es den anspruchsvollen, nörgeligen Passagieren kaum Recht machen. Egal wie unsichtbar er sich macht, die fehlenden 101 Dollar zu bekommen, ist unrealistischer als wegen ein paar haarsträubende Beschwerden den Job zu verlieren. Und die wohlhabenden Fahrgäste schikanieren ihn, wo sie nur können. Dann findet er eine Postkarte, auf der zwei Männer in einer eindeutigen Pose zu sehen sind, doch statt sie wegzuschmeißen, wirft er in den schlaflosen Nächten immer wieder einen sehnsüchtigen Blick darauf. Zu allem Überfluss versperrt eine Schlammlawine die Gleise, sicher wird man sich auch dafür über Baxter beschweren und er kann sein Studium vergessen.

Mayrs gut recherchierter historischer Roman wird aus der Perspektive eines Schwarzen, schwulen Mannes erzählt, dem Rassismus und Homophobie entgegenschlägt, der nicht nur die ständigen Erniedrigungen weglächeln muss, sondern von Hunger und Schlafmangel geplagt wird.

Dazu bevölkert Mayr den Zug mit allerlei skurrilen Figuren, deren schmutzige Geheimnisse nach und nach ans Licht kommen. Die ihn mit ihren teils absurden Wünschen immer wieder aus seiner Unsichtbarkeit locken und zur Gefahr für sein Strafpunktekonto werden. Um sich zu schützen, baut er eine Distanz zu ihnen auf, indem er ihnen Namen wie Papier und Pappe, Mango oder Spinne gibt. So verpackt Mayr ein schweres Thema hinter tragisch komischen Szenen, die dem ganzen Roman eine gewisse Leichtigkeit verschaffen. Dennoch verliert man als Leser nie aus den Augen, dass Baxter seine eigenen Bedürfnisse ständig zurückstellt, ob nun sexuell oder nach Schlaf und Essen. Gerade der Schlafmangel ist ein zentrales Thema, das sich mit der Zeit zuspitzt, in Halluzinationen gipfelt, sodass man als Leser*in quasi mit ihm leidet.

Ich hatte das Gefühl, als sei der Zug über die Jahre zu Baxters Escape-Room geworden, dem er kaum entkommen kann, während die Weißen um ihn herum ein- und aussteigen und er immer wieder zurückbleibt. In meinen Augen großartig gemacht von Mayr, sowohl stilistisch als auch metaphorisch mit einer dichten, teils karikativen Atmosphäre.

Persönlich berührt mich das immer sehr tief, wenn es um Diskriminierung und Rassismus geht, auch dieses Buch sticht immer wieder in meine empfindlichen Stellen, fühlte sich aber mit seiner leichten Art nicht so schwer und belastend an, wie ich zu Beginn dachte. Ein wunderbarer, bildreicher Roman mit einem charmanten, außergewöhnlichen Protagonisten, den ich sehr gern auf der Zugfahrt begleitet habe.

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