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Veröffentlicht am 13.09.2023

Lily Brown, eine Frau, die nicht aufgibt!

Wer das Vergessen stört
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Mit dem Roman einer meiner Lieblingsautorinnen Marita Spang, die in diesem für sie vollkommen neuen Genre „Kriminalroman“ als Tessa Duncan unterwegs ist, habe ich das große Vergnügen Lily Brown kennenzulernen. ...

Mit dem Roman einer meiner Lieblingsautorinnen Marita Spang, die in diesem für sie vollkommen neuen Genre „Kriminalroman“ als Tessa Duncan unterwegs ist, habe ich das große Vergnügen Lily Brown kennenzulernen. Lily, die sich nach einer gescheiterten Beziehung zu ihrem ehemaligen Polizeikollegen Dan neu finden muss, hat sich als Psychotherapeutin in Canterbury selbstständig gemacht. Die Patentinnen, in diesem Fall handelt es sich um Samantha Harris, eine von ihrem gewalttätigen Ehemann gequälte Frau, und Vera Osmond, die aufgrund ihrer Panikattacken ihren Job zu verlieren droht. Erste Behandlungsmethoden scheinen bei Vera bald Früchte zu tragen, doch dann wird sie nach einem Sturz vom Dach eines Hochhauses tot aufgefunden. Lily zweifelt von Anfang an an der Selbstmordtheorie der Polizei, verstrickt sich in eigene Ermittlungen und befindet sich bald selbst in tödlicher Gefahr …

Ich war mehr als gespannt auf diesen Kriminalroman der Autorin, denn ich bin von ihren Büchern noch nie enttäuscht worden. Im Gegenteil, ihr Name steht für spannende Unterhaltung vom Feinsten! Auch mit „Wer das Vergessen stört“ zog sie mich schnell in den Bann und konnte diesmal beweisen, dass sie neben fundierter Recherche auch viel ihres eigenen Wissens in Psychologie mit einbringen konnte, was die Geschichte absolut authentisch erscheinen lässt. Ein ausdrucksvoller Schreibstil gepaart mit einer sympathischen Protagonistin vervollständigen das Bild und machen Lust auf mehr. An manchen Stellen vielleicht noch ein klein wenig unrund vergebe ich dennoch begeisterte vier von fünf Sternen und freue mich auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen mit Lily, Matt und Dan.

Veröffentlicht am 02.09.2023

Ein ganz eigenwilliges Enigma gegen das Vergessen ...

Das Buch der verschollenen Namen
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Obwohl ich ja nun wirklich viele, viele Bücher zu dem Thema Zweiter Weltkrieg und Widerstand gelesen habe, gibt es doch immer wieder Steigerungen, so gefunden im „Buch der verschollenen Namen“ von Kristin ...

Obwohl ich ja nun wirklich viele, viele Bücher zu dem Thema Zweiter Weltkrieg und Widerstand gelesen habe, gibt es doch immer wieder Steigerungen, so gefunden im „Buch der verschollenen Namen“ von Kristin Harmel, die mich schon mit ihrem berührenden Roman „Solange am Himmel die Sterne stehen“ absolut überzeugen konnte. Basierend auf wahren Tatsachen stellt sie die Geschichte der jungen jüdischen Studentin Eva Taube nach, die nach der nicht ganz unerwarteten Verhaftung ihres Vaters mit ihrer Mutter ins das kleine französische Städtchen Aurignon flieht. Schnell wird sie Dank ihres Talents zur Dokumentenfälschung in den Widerstand eingebunden, wo ihr der junge Rémy zur Seite gestellt wird. Gemeinsam verhelfen sie mit den gefälschten Papieren jüdischen Kindern zur Flucht in die Schweiz, zu der sie auch ihre eigene Mutter bewegen will. Um die wahre Identität der Kinder nicht ganz auslöschen zu müssen, denken sich die beiden engagierten jungen Leute ein System aus, wie sie die Namen in einem Buch festhalten können. Lange geht es gut, doch schließlich werden sie verraten, die Fälscherschmiede fliegt auf und das wertvolle Buch verschwindet bis es viele, viele Jahre später in Berlin wieder auftaucht! Eva kann nun trotz ihres hohen Alters nicht mehr stillsitzen …

Eindringlich und mit viel Gefühl erzählt Kristin Harmel eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden und niemals in Vergessenheit geraten sollte. Durch ihren bildhaften Schreibstil fühlte ich mich sofort zu Hause in diesem Roman und das Weglegen des Buchs fiel mir schwer. Ein Buch, das nachwirkt und von mir die volle Punktzahl erhält, verbunden mit einer absoluten Leseempfehlung. Auf dass diese Art von Vergangenheit niemals wieder Einzug in die Gegenwart erlangen möge!

Veröffentlicht am 28.08.2023

Dort, wo die Eifel Geschichte schrieb ...

Perlenbach
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Mit großen Schritten begebe ich mich mit dem Buch „Perlenbach“ mal wieder in das Örtchen Wollseifen, dem ich schon beim Lesen von „Ginsterhöhe“ einen Besuch abstatten durfte. Während letzteres zwischen ...

Mit großen Schritten begebe ich mich mit dem Buch „Perlenbach“ mal wieder in das Örtchen Wollseifen, dem ich schon beim Lesen von „Ginsterhöhe“ einen Besuch abstatten durfte. Während letzteres zwischen den beiden Weltkriegen angesiedelt war und sich um Albert, Bertha und Leni drehte, gehen wir mit dem aktuellen Roman zurück ins späte 19. Jahrhundert als Wilhelm, Jacob und Luise noch Kinder waren – Namen, die mir nach ein bisschen Nachdenken auch am Rande aus dem ersten Band wieder präsent waren. Die Drei sind ein ungleiches und dennoch ganz wunderbares Trio, dass sich schwört, einander nie im Stich zu lassen. Zunächst scheint auch alles seinen positiven Weg zu gehen. Der neugierige Wildfang Luise strebt eine medizinische Ausbildung an, Unternehmersohn Jacob studiert im fernen Aachen und auch der Bauernsohn Wilhelm erhält mit der Aussicht auf eine Tuchmacherlehre eine ungeahnte Chance. Doch wie so oft im Leben läuft auch hier bald alles nicht mehr rund und die hochgesteckten Pläne beginnen sich an allen Ecken und Enden aufzulösen …

Wie schon im ersten Band der Eifeltrilogie der talentierten Autorin Anna-Maria Caspari fühlte ich mich dank der sehr anschaulichen und bildhaften Erzählweise sofort zurückversetzt, nicht nur in die vergangene Zeit, sondern auch in die kleinen Eifelgemeinden Monschau und natürlich Wollseifen. Doch seltsamerweise fühlte mich diesmal ein bisschen wie ein Außenstehender und nicht mittendrin im Geschehen. Die Schicksale ließen mich ein wenig unberührt, ich fühlte mich fast, als schaute ich durch eine Glasscheibe zu. Dennoch hat der Roman in mir nochmal die Lust auf eine Reise in die Gegend geweckt und natürlich auch neugierig auf den letzten Teil gemacht. Im Netz habe ich eine tolle Webseite entdeckt, die die Stimmung von damals wunderbar einfängt: https://wollseifen.jimdofree.com/wollseifen/bau-der-urfttalsperre/. Sehr empfehlenswert als zusätzliche Lektüre!

Liebe Anna-Maria, vielen Dank für die schönen Lesestunden, die ich gerne mit verdienten vier von fünf Sternen bewerte verbunden mit einer Leseempfehlung nicht nur an Eifelbewohner, sondern an alle LeserInnen, die sich für interessante Landschaften verbunden mit tief verwurzelter Geschichte begeistern können. Natürlich werde ich mir auch den Abschlussband der Trilogie besorgen und bin schon ganz gespannt, wann er erscheinen wird.

Veröffentlicht am 26.08.2023

Wer das Leid und das Pech nicht kennt, wird die Freude und das Glück nicht erfahren ...

Die Reporterin - Worte der Wahrheit
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Ich freue mich riesig, dass ich wieder mit von der Partie sein und Malou, die junge Gräfin, ein weiteres Stück durch ihr Leben begleiten durfte. Schwierig, sehr schwierig finde ich es diesmal zum Inhalt ...

Ich freue mich riesig, dass ich wieder mit von der Partie sein und Malou, die junge Gräfin, ein weiteres Stück durch ihr Leben begleiten durfte. Schwierig, sehr schwierig finde ich es diesmal zum Inhalt zu schreiben ohne zu spoilern. Sicher ist, dass Malou auch diesmal wieder mit ihren Aufgaben wächst. Gleich zu Anfang des Buchs erfährt sie, wer ihr leiblicher Vater ist und dass sie nicht nur einen Bruder, sondern auch eine zauberhafte Schwester dazugewonnen hat. Nach der Geburt ihrer eigenen Tochter, der kleinen Leonie, scheint das Leben für sie in ruhigeren Bahnen zu verlaufen, doch das Glück währt kurz und schnell wird die junge Mutter wieder mit der Realität des Lebens konfrontiert. Malou kämpft an allen Fronten, frönt dem Mutterglück, will aber auch beruflich schnell wieder Fuß machen, ein Spagat, der schon manche Mutter an ihre Grenzen gebracht hat. Treu zur Seite stehen ihr, neben ihrer Freundin Roxy, auch in diesem zweiten Band der wunderbare Onkel Julius und der beständige Freund Samy, der sie bereits aus mehr als einer Situation retten konnte.

Aber lest selbst, lasst euch fallen in diese großartige Dilogie rund um die Münchner Zeitung „Der Tag“ und seine talentierte Society Reporterin Malou und taucht ein ins München der späten 60er Jahre. Ich bin beeindruckt, was die Autorin Teresa Simon zu Tage gefördert hat und mit welcher Bildgewalt und Spannung sie uns durch diese Epoche leitet. Was muss das für eine wilde Zeit gewesen sein, die Zeit des Umbruchs, des Aufbaus, der Rebellion aber auch der Liebe und Freiheit, die man sich sicher noch zehn Jahre davor nicht vorstellen konnte. Hautnah, als würde ich selbst die Interviews führen, begegneten mir Romy Schneider, Mick Jagger, Dietmar Schönherr, Zarah Leander, Roy Black und viele weitere Promis von damals, die mich sicher – neugierig geworden - mit einer kleinen eigenen Recherche noch ein wenig beschäftigen werden.

Doch wie es mit einer Dilogie nun mal so ist, mit dem zweiten Band ist Schluss und so muss ich mich verabschieden von Malou und all den anderen Charakteren, die mir so sehr ans Herz gewachsen waren. Der Schluss ist sehr rund und stimmig und beantwortet die meisten Fragen, die vielleicht noch offen waren. Ganz wunderbar fand ich die Zitate und Einblendungen zu Mascha Kaléko und die mehr als interessante Playlist. Für manche Songs war ich damals noch ein wenig zu jung, doch an vieles erinnere ich mich noch und es lebt auch heute noch in unserer Gesellschaft weiter. Was soll ich sagen? Für mich war dieser zweite Teil eine absolute Punktlandung und verdient mindestens fünf dicke fette Sterne mit einer absoluten Leseempfehlung. Aber vorher schön Teil eins lesen, sonst entgeht euch was!

Veröffentlicht am 23.08.2023

Beleuchtung eines Jahrhundertbauwerks ... spannende Stunden garantiert!

Bergleuchten
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Die sympathische Autorin Karin Seemayer hat sich mit „Bergleuchten“ ein spannendes Thema vorgenommen. Sie stellt in ihrem Roman nicht nur den Bau des Gotthard Tunnels, sondern auch die Umstände nach, die ...

Die sympathische Autorin Karin Seemayer hat sich mit „Bergleuchten“ ein spannendes Thema vorgenommen. Sie stellt in ihrem Roman nicht nur den Bau des Gotthard Tunnels, sondern auch die Umstände nach, die damals herrschten und untermalt sehr anschaulich, unter welch schwierigen und oft menschenunwürdigen Umständen die Bergarbeiter dort zu leiden hatten. Doch nicht nur die Bergarbeiter, von denen viele aus Italien kamen, hatten es schwer, auch die Fuhrunternehmer fürchteten um ihre Existenz, wenn der Tunnel fertig sein würde und standen diesem waghalsigen, aber auch mutigen Unterfangen oft mehr als kritisch gegenüber. So auch Helenes Vater Franz Herger, der dem jungen italienischen Mineur Piero Caretti zwar ein Zimmer vermietet, doch als sich seine Tochter Hals über Kopf in ihn verliebt, ist er mit seiner Geduld am Ende und jagt ihn vom Hof. All diesem gegenüber unberührt treibt der ehrgeizige Schweizer Ingenieur Louis Favre und Unternehmer den Bau des Tunnels voran. Nachdem am 28. Februar 1880 nach acht Jahren der Durchbruch und damit die Verbindung von Göschenen im Norden und Airolo im Süden geschafft war, hatten nahezu 200 Arbeiter im Stollen selbst ihr Leben gelassen, 2500 starben an Seuchen, Unfällen und den Folgen von Streiks. Wie die Geschichte für Helene und Piero ausgehen wird, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, aber freut euch auf eine berührende Liebesgeschichte, die ganz ohne Kitsch auskommt und auf die feierliche Einweihung am 22. Mai 1882 des rund 15 km langen Gotthardtunnels.

Ganz besonders hervorheben möchte ich unbedingt auch die Leistung der schweizerischen Hörbuchsprecherin Sophie Hutter, die mit ihrem Dialekt genau an den richtigen Stelle Akzente gesetzt hat und eine absolute Bereicherung darstellte. Ich vergebe sehr gerne vier von fünf Sternen verbunden mit einer Hör- bzw. Leseempfehlung und ziehe meinen Hut vor der tollen Recherchearbeit, die hinter diesem Werk stecken muss.