Arme, verlorene "Deutschenmädchen" ....
Als Großmutter im Regen tanzteZu Norwegen und dem Zweiten Weltkrieg fallen mir unweigerlich die Lebensborn-Heime ein, die unter der Nazidiktatur ins Leben gerufen wurden, denn Himmler befand die norwegische Rasse als besonders arisch ...
Zu Norwegen und dem Zweiten Weltkrieg fallen mir unweigerlich die Lebensborn-Heime ein, die unter der Nazidiktatur ins Leben gerufen wurden, denn Himmler befand die norwegische Rasse als besonders arisch und wertvoll: stark, blond und blauäugig, so sollte der Nachwuchs sein. Genau dieses Thema erwartete ich eigentlich auch hinter diesem Buch der norwegischen Autorin Trude Teige, einer bekannten Journalistin und erfolgreichen Kriminalautorin. Doch sie griff mit ihrem neuen Buch das Thema Liebe auf, und zwar der Liebe zwischen einem deutschen Besatzungssoldaten und einer jungen Norwegerin namens Tekla, die wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. „Deutschenmädchen“ oder schlimmer noch „Deutschenflittchen“ wurden sie genannt, die Mädchen, die sich mit einem deutschen Soldaten einließen, und von der norwegischen Bevölkerung im besten Falle nur geschnitten. Der blonde Wehrmachtssoldat und seine Braut lassen davon aber nicht unterkriegen. Schweren Herzens bricht Tekla mit ihrer Familie, um Otto Adler nach Deutschland zu folgen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich später herausstellen sollte, denn in Ottos Heimat war nichts mehr so, wie es in seiner Erinnerung noch bestand …
Mit dem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ arbeitet die Autorin ihre eigene Familiengeschichte auf, erschütternd aber dennoch liebevoll beschreibt sie die Odyssee der Großmutter, die um ihr Leben stets ein großes Geheimnis machte. Sie wollte und konnte nicht darüber reden und so kommt die Wahrheit erst nach ihrem Tod ans Licht. Verdrängung und vergessen wollen, kann man es den Opfern übelnehmen? Ich vergebe gerne begeisterte 4,5 von 5 Sternen mit einer absoluten Leseempfehlung. Ich wundere mich immer wieder, was ich alles über den Zweiten Weltkrieg und seine Auswirkungen noch nicht wusste, so auch z. B. über das Schicksal der Bewohner von Demmin. Man kommt beim Lesen nicht umhin an die im Moment tobenden Kriege in unseren Nachbarländern zu denken und wünscht allen Betroffenen von Herzen baldigen Frieden und nichts als Frieden.