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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2023

Ein Haus, drei Schicksale ... "come in and find out" ...

Das Stranddistelhaus
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Man glaubt bis weit über die Mitte des Buchs drei völlig voneinander unabhängige Geschichten zu lesen. Fast war ich versucht, bei immer einem Erzählstrang zu bleiben und die drei Stories hintereinander ...

Man glaubt bis weit über die Mitte des Buchs drei völlig voneinander unabhängige Geschichten zu lesen. Fast war ich versucht, bei immer einem Erzählstrang zu bleiben und die drei Stories hintereinander weg zu lesen. Gut, dass ich das nicht getan habe, denn sonst hätte es mir das wunderbare Ende, an dem alle Stränge ineinander laufen, gründlich verhagelt.

Dreimal durfte ich Spiekeroog besuchen: einmal in der Gegenwart mit Rieke, einmal im Jahr 1962 mit Viola und einmal im Jahr 1933 mit Silvia, und alle drei hatten ihre ganz eigenen Gründe, sich auf die Insel zu verkriechen. Wie so oft bei Gegenwarts-/Vergangenheitsgeschichten zogen mich auch diesmal die beiden rückliegenden Abschnitte ein wenig mehr in den Bann, doch gut zu lesen war die ganze Geschichte. „Das Stranddistelhaus“ ist ein Buch zum Abtauchen und sich die Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen. Die wunderschönen Landschaftsbeschreibungen runden das Ganze sehr harmonisch ab. Ich bin mir ganz sicher, dass es einer lieben Buchfreundin, die das Buch nach mir zum Lesen bekommt, gut gefallen wird. Von mir gibt es ein halbes Sternchen Abzug, weil der junge Lover einer der Frauen auch getrost wegbleiben hätte können. Für mich war er etwas zu viel Klischee aber für Rieke kam er wohl genau zur rechten Zeit. Von mir gibt es also viereinhalb von fünf Sternen verbunden mit einer Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Arme, verlorene "Deutschenmädchen" ....

Als Großmutter im Regen tanzte
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Zu Norwegen und dem Zweiten Weltkrieg fallen mir unweigerlich die Lebensborn-Heime ein, die unter der Nazidiktatur ins Leben gerufen wurden, denn Himmler befand die norwegische Rasse als besonders arisch ...

Zu Norwegen und dem Zweiten Weltkrieg fallen mir unweigerlich die Lebensborn-Heime ein, die unter der Nazidiktatur ins Leben gerufen wurden, denn Himmler befand die norwegische Rasse als besonders arisch und wertvoll: stark, blond und blauäugig, so sollte der Nachwuchs sein. Genau dieses Thema erwartete ich eigentlich auch hinter diesem Buch der norwegischen Autorin Trude Teige, einer bekannten Journalistin und erfolgreichen Kriminalautorin. Doch sie griff mit ihrem neuen Buch das Thema Liebe auf, und zwar der Liebe zwischen einem deutschen Besatzungssoldaten und einer jungen Norwegerin namens Tekla, die wohl von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. „Deutschenmädchen“ oder schlimmer noch „Deutschenflittchen“ wurden sie genannt, die Mädchen, die sich mit einem deutschen Soldaten einließen, und von der norwegischen Bevölkerung im besten Falle nur geschnitten. Der blonde Wehrmachtssoldat und seine Braut lassen davon aber nicht unterkriegen. Schweren Herzens bricht Tekla mit ihrer Familie, um Otto Adler nach Deutschland zu folgen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich später herausstellen sollte, denn in Ottos Heimat war nichts mehr so, wie es in seiner Erinnerung noch bestand …

Mit dem Roman „Als Großmutter im Regen tanzte“ arbeitet die Autorin ihre eigene Familiengeschichte auf, erschütternd aber dennoch liebevoll beschreibt sie die Odyssee der Großmutter, die um ihr Leben stets ein großes Geheimnis machte. Sie wollte und konnte nicht darüber reden und so kommt die Wahrheit erst nach ihrem Tod ans Licht. Verdrängung und vergessen wollen, kann man es den Opfern übelnehmen? Ich vergebe gerne begeisterte 4,5 von 5 Sternen mit einer absoluten Leseempfehlung. Ich wundere mich immer wieder, was ich alles über den Zweiten Weltkrieg und seine Auswirkungen noch nicht wusste, so auch z. B. über das Schicksal der Bewohner von Demmin. Man kommt beim Lesen nicht umhin an die im Moment tobenden Kriege in unseren Nachbarländern zu denken und wünscht allen Betroffenen von Herzen baldigen Frieden und nichts als Frieden.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Die Kraft des Elements Wasser ...

Dark Clouds
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Der Klappentext verspricht ein mitreißendes Hörbuch, das ein Umweltdrama darstellt, welches erschreckenderweise gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt zu sein scheint. Riesige Wassermassen stürzen ...

Der Klappentext verspricht ein mitreißendes Hörbuch, das ein Umweltdrama darstellt, welches erschreckenderweise gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt zu sein scheint. Riesige Wassermassen stürzen auf die Erde und schnell wird den Menschen bewusst, wie hilflos sie eigentlich in einer solchen Situation zu sein scheinen. So weit, so gut, so spannend … dachte ich! Während der Autor eigentlich ein lebensnahes Szenario zeichnet, konnte er mich leider nicht wirklich abholen. Zumindest bei der Hörbuchversion verliert man recht schnell den Überblick über „who is who“ und wo diese Personen sich befinden und wer wirklich gut ist und wer zu den Bösen gehört. Schade. Gut gefallen hat mir dagegen, wie Thilo Fink darzustellen verstand, wie schnell sich jeder selbst der Nächste wird und wie schnell Korruption, Betrug und auch Gewalt den Alltag zu beherrschen scheinen. Hoffen wir, dass wir noch viele Jahre von dieser Art von Vorkommnissen verschon bleiben. Inwiefern wir das noch selbst in der Hand haben, ist fraglich. Ich vergebe diesmal mit dreieinhalb Sternen eine Note im mittleren Bereich mit etwas Luft nach oben. Interessanter Ansatz, meiner Meinung nach nicht ganz rund in der Umsetzung.

Veröffentlicht am 12.04.2023

What could go wrong, did go wrong ...

Das letzte Versprechen
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Junge, Junge … dieses Hörbuch ist nichts für zarte Seelen! Ich hatte einer Freundin versprochen ihr nach Beendigung eine kurze Zusammenfassung zu geben und so hatte ich mir beim Hören einen Block hingelegt, ...

Junge, Junge … dieses Hörbuch ist nichts für zarte Seelen! Ich hatte einer Freundin versprochen ihr nach Beendigung eine kurze Zusammenfassung zu geben und so hatte ich mir beim Hören einen Block hingelegt, auf dem ich mir Stichworte vermerken wollte. Als ich fertig war, hatte ich sage und schreibe zwei Seiten vollgeschrieben zu den schrecklichen Dingen, die diesem Mädchen und später erwachsenen Frau zugestoßen waren. Als Kind wird sie im Krieg von ihrer Mutter getrennt, die sie nach vielen Jahren und endlosen Entbehrungen wieder sieht, nur um festzustellen, dass die Mutter sich ihr, dank eigener erlebter Grausamkeiten, entfremdet hat. Auch als Frau scheint Anna wenig Glück zu haben. Der eigene Mann entwickelt sich zum Tyrannen und Betrüger und auch schlimme Krankheiten machen keinen Halt vor ihr. Mehr Geheimnisse möchte ich in diesem Zusammenhang gar nicht preisgeben, um nicht zu spoilern nur so viel … das Hörbuch ist spannend, erschütternd und an vielen Stellen einfach nur sehr traurig, da es ja auf wahren Tatsachen basiert. Ich vergebe nach reiflicher Überlegung vier von fünf möglichen Sternen und muss jetzt erstmal eine Hera Lind Pause einlegen, weil mich ihre Bücher doch meistens recht mitnehmen. Mein Respekt gilt hier nicht nur der Autorin sondern auch der Protagonistin, die hier ihr ganz Leben für uns freigelegt hat.

Veröffentlicht am 12.04.2023

Durchhaltevermögen ist gefragt ...

Weißer Tod
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Wie schon bei den vorangegangenen Bänden empfiehlt es sich auch bei diesem vierten Teil am Ball zu bleiben um die doch etwas komplexe Krimihandlung, bei der es um die Erpressung eines Politikers, zweifelhafte ...

Wie schon bei den vorangegangenen Bänden empfiehlt es sich auch bei diesem vierten Teil am Ball zu bleiben um die doch etwas komplexe Krimihandlung, bei der es um die Erpressung eines Politikers, zweifelhafte Erinnerungen eines psychisch labilen Mannes und last but not least um einen vermeintlichen Selbstmord geht. Die kriminaltechnische Seite des Buches ist mal wieder hervorragend mit den persönlichen Erlebnissen Robin und Cormorans verknüpft und inzwischen habe ich fast das Gefühl, die Beiden persönlich zu kennen. Mehr als einmal hatte ich das Bedürfnis eingreifen zu wollen, um z. B. die Heirat Robins mit ihrem langjährigen Freund Matthew zu verhindern oder um Strike einfach mal die Meinung zu geigen, ihm das Rauchen zu verbieten und ihm zu sagen, er solle sich nicht zu einem solch menschlichen Wrack degradieren.

Wer bei hinter dieser Reihe schnelle und knackige Thriller vermutet, wird enttäuscht werden. Wer hingegen Drama, Menschlichkeit und schräge Persönlichkeiten sucht, der ist hier bestens bedient. Als Buch vielleicht ein wenig zäh, als Hörbuch aber unschlagbar. Wieder einmal hat Dietmar Wunder den Charakteren seine Stimme geliehen und er macht das wirklich großartig. Der nächste Fall liegt schon auf meinem Hörbuchstapel bereit und für „Weißer Tod“ vergebe ich gerne vier „dramatische“ Sterne verbunden mit einer Hörbuchempfehlung für alle, die sich einfach mal fallen lassen wollen. Nur am vielen Zigarettenqualm sollte man sich nicht stören …