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Veröffentlicht am 19.01.2023

Der Mensch wächst definitiv mit seinen Aufgaben ....

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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„Oh, das ging ja schnell!“ dachte ich mir, nachdem ich den über 600 Seiten starken Wälzer fast in einem Rutsch durchgelesen hatte. Die Seiten flogen nur so dahin und ließen mich versinken in die Familiengeschichte ...

„Oh, das ging ja schnell!“ dachte ich mir, nachdem ich den über 600 Seiten starken Wälzer fast in einem Rutsch durchgelesen hatte. Die Seiten flogen nur so dahin und ließen mich versinken in die Familiengeschichte der Autorin Carla Berling, die unter dem Pseudonym Felicitas Fuchs mit ihrer Minna einen durchaus spannenden Roman verfasst hat. Wir begleiten Minna durch die zwanziger Jahre, in der sie bereits große Pläne schmiedet und sich dank ihres Talents und ihrer Kreativität den Traum eines eigenen Modesalons erfüllt. Bald ist sie mehr als erfolgreich und nicht zuletzt auch dank ihres Mannes vermehrt sich das Geld wie von selbst. „Heirate nie einen Mann, der kleiner ist als du …“ mit diesem Satz hatte ihre Mutter Ida immer gewarnt, doch Minna hat ihren eigenen Kopf. Soll ihr ihre Sturheit schließlich zum Verhängnis werden? Am Ende des Buchs in den frühen fünfziger Jahren wissen wir mehr. Dazwischen darf vor Spannung gezittert, vor Rührung geweint und vor Freude gelacht werden.

Liebe Carla, was soll ich sagen, ich habe beim Lesen deines Romans so viele Parallelen zu meiner eigenen Familie gefunden, dass es schon fast unheimlich war. Leider kann ich nicht viel dazu schreiben, ohne für die Leser zu spoilern, die dein Buch noch nicht kennen, aber meine Oma Erna, geboren 1899, war deiner Uroma Minna sehr, sehr ähnlich. Schade, dass ich sie zu ihrem Leben nicht mehr befragen kann. Sicher hätte sie so einiges zu erzählen gehabt. Umso mehr freue ich mich, dass du deine Geschichte mit uns teilst, denn sie liest sich spannend wie ein Roman aber spiegelt eben auch das wahre Leben wider. Band zwei liegt bereits auf dem SUB – Gott sein Dank – und wird sicher nicht mehr lange dort verbleiben. Ich freue mich darauf und bin gespannt, wie es mit Minna aber auch primär mit Töchterchen Hanne weitergehen wird. Von mir bekommen du und Minna auf jeden Fall dicke, fette fünf Sterne, eine weite Verbreitung meiner Rezension und natürlich viele Leseempfehlungen. Lieben Dank für die vielen schönen Lesestunden!

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Veröffentlicht am 18.01.2023

"Nigdy się nie poddamy, wir geben nicht auf!"

Hannah und ihre Brüder
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Das Buch beginnt mit einem ordentlichen Schreck, denn der betagte Ben Solomon, der vor nicht allzu langer Zeit seine geliebte Frau Hannah verloren hat, taucht plötzlich mit einer Waffe auf einer Galaveranstaltung ...

Das Buch beginnt mit einem ordentlichen Schreck, denn der betagte Ben Solomon, der vor nicht allzu langer Zeit seine geliebte Frau Hannah verloren hat, taucht plötzlich mit einer Waffe auf einer Galaveranstaltung auf und bedroht ausgerechnet einen der Ehrenbürger Chicagos, der mit vielen Spenden und Hilfen besonders der jüdischen Gemeinschaft unter die Arme greift, da er doch vermeintlich ähnlich schlecht wie die meisten Juden während des Zweiten Weltkriegs behandelt wurde. Das gibt er zumindest vor, doch Ben ist überzeugt in ihm seinen „Fastbruder“ erkannt zu haben, mit dem er damals in Polen aufgewachsen ist. Keiner glaubt dem alten Ben und so engagiert er in seiner Verzweiflung die Anwältin Catherine Lockart um mit ihr und dem befreundeten Privatermittler Liam Taggart der Sache auf den Grund zu gehen und hoffentlich ein schauriges Verbrechen aufzuklären. Werden sie gemeinsam den mächtigen „Elliot Rosenzweig“ zur Strecke bringen?

Der Roman muss dem Autor Ronald H. Balson nur so aus der Feder geflossen sein, denn er liest sich fast von selbst. Ein Buch, das an den Händen klebt und das man nur schwer zu Seite legen kann. Besonders die Zeit vor und während des Krieges in Polen ist sehr authentisch geschildert und muss Herrn Balson einiges an Recherchearbeit abgerungen haben. Davor ziehe ich meinen Hut. Dennoch fand ich das Buch irgendwie sehr amerikanisch. In Europa und wahrscheinlich besonders in den vom Krieg damals schwer betroffenen Länder wie Deutschland, Österreich, England, Frankreich und so weiter, meine ich, schreibt man ein wenig anders. Fast als wäre man näher am Geschehen gewesen, wenn auch die heutigen Autoren meist selbst noch nicht mal geboren waren. Nichtsdestotrotz hat mich das Buch gefesselt und ich vergebe mit gutem Gewissen eine Bewertung mit vier Sternen.

Veröffentlicht am 18.01.2023

Wo arm und reich sehr dicht beieinander liegen ...

Der blonde Hund
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Auch dieser dritte Kriminalfall um den Kriminalkommissar Ariel Spiro ist wieder alles andere als gewöhnlich. Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen Journalisten, der für den damals, also im Jahr 1925, ...

Auch dieser dritte Kriminalfall um den Kriminalkommissar Ariel Spiro ist wieder alles andere als gewöhnlich. Bei dem Mordopfer handelt es sich um einen Journalisten, der für den damals, also im Jahr 1925, noch sehr umstrittenen Völkischen Beobachter tätig war. Nicht überraschend stellt sich schnell heraus, dass er Teil einer ganzen braunen Entourage ist, die in Berlin zu Besuch ist. Unser Kommissar mit dem jüdischen Namen – Jude zu sein bestreitet er weiter vehement – macht sich also an die Aufklärung und gerät mal wieder in dubiose und zweifelhafte Kreise. Zur gleichen Zeit bewegt sich seine Freundin Nike in anderen Sphären und lässt sich auf Séancen verunsichern. Diesmal scheinen die Beiden wie Königskinder, die nicht zusammenfinden. Wird es Spiro als gelingen, den Mord aufzuklären bevor weitere Tote seinen Pfad pflastern werden?

Was mir an diesem Roman besonders gefallen hat, ist sein Subtilität, mit der er das Auftauchen der Nationalsozialisten beschreibt. Besonders klasse fand ich den vegetarische Hitler, der im Restaurant den Kellner schalu macht. Überhaupt gefällt mir der bildhafte Schreibstil, der mich in Gedanken durch die Straßen Berlins huschen ließ. Nicht ganz so interessant fand ich Nikes Freizeitbeschäftigung aber ist genau wie Judenhass en vogue und zum Buch hat sie gepasst. Ich vergebe hier gerne die verdiente volle Punktzahl und bin schon sehr gespannt auf einen eventuellen vierten Band der Reihe.

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Veröffentlicht am 18.01.2023

Wer hat Angst vorm bösen Wolf? ...

Bluthölle (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 11)
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Man sollte der toughen Angela Wood, die sich ihren Lebensunterhalt mit Taschendiebstählen verdient, nicht in die Quere kommen. Für Menschen mit ungebührlichem Verhalten hat sie kein Verständnis und ersinnt ...

Man sollte der toughen Angela Wood, die sich ihren Lebensunterhalt mit Taschendiebstählen verdient, nicht in die Quere kommen. Für Menschen mit ungebührlichem Verhalten hat sie kein Verständnis und ersinnt schnell eine Strafe für den Missetäter. Mit diesem großen ungemütlichen Gast hätte sie sich aber besser nicht angelegt. Durch den Diebstahl seiner eher unscheinbaren Ledertasche bringt sie nämlich nicht nur selbst in Lebensgefahr. Nachdem sie entdeckt, worum es sich bei dem Inhalt der Tasche handelt – einem mehr als brutal anmutendem Mord- und Foltertagebuch – will sie dieses so schnell wie möglich wieder loswerden und spielt es der Polizei in die Hände. Doch der Besitzer will es wiederhaben, koste es, was es wolle, und nimmt rasch ihre Spur auf. Die Versuche Hunters, Angela an einen sicheren Ort zu bringen, scheitern … der „Werwolf“ hat Lunte gerochen und ein erbarmungsloses Spiel gegen die Zeit beginnt …

Es war schon ein paar Monate her, seit ich Chris Carters 10. Fall für Hunter und Garcia gehört hatte. Doch das Schöne an dieser Reihe ist, man ist ratzfatz wieder im Geschehen. Die unverkennbare und ganz großartige Leseleistung des Sprechers Uve Teschner verursachte mir mehr als einmal Gänsehaut und die Spannung wurde im gesamten Hörbuch hochgehalten, dass es eine wahre Freude war. Nur zimperlich darf man nicht sein, denn auch diesmal wurde wieder mit blutigen Details nicht hinterm Berg gehalten. Ein halbes Sternchen ziehe ich ab, weil ich anfänglich nicht nachvollziehen konnte, warum man nicht gleich alle im Buch genannten Todesfälle unter die Lupe nahm, und weil der arme Carlos diesmal etwas stiefmütterlich außen vor war. Dennoch bin ich immer noch begeistert und freue mich schon auf den nächsten Ausflug in die "Stadt der Engel" mit den sympathischen Ermittlern Robert Hunter und Carlos Garcia. Von mir gibt es wohlverdiente 4,5 von 5 möglichen Sternen!

Veröffentlicht am 11.01.2023

"Die habbe e Bub aus mir gemacht!"

Tante Martl
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Wie es scheint, hüpfen diesen Monat Familiengeschichten gleich mehrfach direkt aus meinem SUB-Regal auf die Leseliste. Wie schön, denn genau die haben es mir im Moment recht angetan. So geschehen dann ...

Wie es scheint, hüpfen diesen Monat Familiengeschichten gleich mehrfach direkt aus meinem SUB-Regal auf die Leseliste. Wie schön, denn genau die haben es mir im Moment recht angetan. So geschehen dann auch mit der titelgebenden Tante Martl, die als Protagonistin in dem Roman von Ursula März in Erscheinung tritt. Sie wird als drittes Mädchen und somit als große Enttäuschung für ihren Vater geboren, der sich doch so sehr einen Stammhalter gewünscht hatte. So lässt er dann auch – ob aus Wut oder aus Scham – auf dem Standesamt den Namen Martin und nicht Martina in die Geburtsurkunde eintragen. Das wiederum verzeiht ihm seine Frau nicht und so ist es ein Hin- und Hergezerre mit dem armen Kind. Sie muss von Anfang an gespürt haben, dass sie kein Wunschkind ist und entwickelt sich ganz anders als ihre Schwestern Bärbl und hübsche Rosa, die immer Papas Liebling war. Zeitlebens bleibt sie unverheiratet und kinderlos, doch auch ihr Leben ist individuell und etwas Besonderes. Sie hat einen Beruf, verdient ihr eigenes Geld, reist, ist intelligent und interessiert und so fühlt sich dann ihre Nichte Ursula berufen, die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau mit dem „pälzischen“ Dialekt zu erzählen …

Während ich mich erst ein wenig an die Erzählstimme der Sprecherin Bettina Hoppe gewöhnen musste, hatte ich sie spätestens nach ihrem ersten Auftritt in authentischem Dialekt liebgewonnen. Gemeinsam mit der Autorin Ursula März, um deren Familiengeschichte es bei Tante Martl geht, wurde ein Hörgenuss der besonderen Art geschaffen. Ich konnte mich für die Lektüre begeistern und vergebe gerne verdiente vier von fünf Sternen. Und ganz besonders freut mich, dass sich mein Duettpartner genauso daran erfreuen konnte. Für mich war es ein absolutes Wohlfühlbuch.