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Veröffentlicht am 10.01.2020

Wer anders ist, muss leiden ...

Weil sie das Leben liebten
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Ihr ganzes Leben schon dreht sich Frankas Leben um die Tiere und den Zoo. Sie möchte studieren um später selbst dort arbeiten und Verantwortung übernehmen zu können. Sie findet in ihrem Onkel einen großen ...

Ihr ganzes Leben schon dreht sich Frankas Leben um die Tiere und den Zoo. Sie möchte studieren um später selbst dort arbeiten und Verantwortung übernehmen zu können. Sie findet in ihrem Onkel einen großen Unterstützer, der sie jedes Wochenende mit in den Zoo nimmt, an dem er selbst an und um Tiere forscht. Wenig Zuspruch erfährt sie dagegen in ihrem restlichen Umfeld. In der Schule wird sie schikaniert, ihrem Vater, dem Pfarrer, ist die Kirche und die Gemeinde wichtiger als das eigene Kind, und die Mutter fügt sich und begegnet Franka mit Gefühlskälte. So ist es denn kein Wunder, dass sie sich in ihre eigene Welt zurückzieht und nicht wirklich gut im Umgang mit Menschen wird. Doch sie schafft es, sie bekommt schließlich eine Stelle in ihrem geliebten Zoo, wo sie sich schließlich ihren Platz erobert und sich sogar auf Menschen einlässt. Jedoch nur wenige, ausgewählte, die selbst so ihre Probleme mit dem Leben außerhalb des Zoos haben. Parallel zu Frankas Erzählstrang erfahren wir mehr über die Sinti Kultur indem wir Kirschla und Tokeli kennenlernen, zwei junge Sinti, die mehr vom Leben wollen, als ihnen die Gesellschaft zubilligt. Sie sind wild aber ehrlich und strebsam zugleich. Tokeli, der lieber als Adam bekannt sein möchte, scheint es geschafft zu haben. Der anstrebende Jurastudent findet tatsächlich eine Anstellung in einer deutschen Anwaltskanzlei. Doch dann übernehmen die Nazis die Macht und nichts soll mehr so sein wie zuvor …

Puhhh … diesen wunderbaren, sehr emotionalen Roman musste ich erstmal sacken lassen. Noch beim Schreiben dieser Rezension bekomme ich Gänsehaut und meine Augen werden feucht. Charlotte Roth bringt nach eingehender Recherche ein Thema ans Licht, wie ich es so noch nicht gelesen habe. Sie katapultiert uns mittenrein in den Zweiten Weltkrieg, ohne dass wir das ganze Leid der Bevölkerung ertragen müssen. Sie nimmt uns diesmal mit in die Welt der „misfits“, Menschen, die auf ihre ganz eigene Weise anders sind und führt uns vor Augen, wie übel ihnen das Leben damals mitspielte. Sie passten nicht zur neuen Weltanschauung des Dritten Reichs. Sie waren nicht blond und blauäugig und gehörten nicht zur Herrenrasse. Die Strafen, die sie dafür in Kauf nehmen mussten, waren mehr als grausam ...

In einer Rezension zu diesem Buch las ich: “Leider sehr langatmig geschrieben und ohne wirkliche Höhepunkte.“ Hier muss ich für mein eigenes Empfinden vehement widersprechen. Ich klebte praktisch nur so an den Worten der Autorin und konnte es kaum aus der Hand legen. Ich fand den Schreibstil in seiner Eindringlichkeit sehr ansprechend und gefühlvoll und bin sehr, sehr berührt!

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Guter Ansatz mit ein wenig Luft nach oben ...

Waldesgrab
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Eine erste Hörprobe kombiniert mit der Romanbeschreibung, die beide spannende Stunden versprachen, hatte mich überzeugt, mich auf diese Hörrunde des Audioverlags zu bewerben. Ich freute mich darauf, Leon ...

Eine erste Hörprobe kombiniert mit der Romanbeschreibung, die beide spannende Stunden versprachen, hatte mich überzeugt, mich auf diese Hörrunde des Audioverlags zu bewerben. Ich freute mich darauf, Leon eine Chance zu geben, mir seine Geschichte zu erzählen, die auch gleich mit einem grausamen Leichenfund ihren Auftakt nimmt. Was steckt hinter dieser grausamen Darstellung einer jungen ermordeten Frau, die einen schwarzen Quarzstein anstelle ihres Herzens im Körper hat? Langsam, fast ein wenig zu langsam, beginnen wir von Leons Vergangenheit zu erfahren, in der er einiges an Leid erfahren und auch ausgeteilt hat. Doch er hatte sich gefangen. Das Leben mit seiner Tochter verlief harmonisch, sein Job – wenn auch für einen großartigen Koch wie ihn nicht sehr anspruchsvoll – verlief in ruhigen geregelten Bahnen. Bis schließlich weitere Leichen auftauchen und nichts mehr so zu sein scheint, wie es sein soll … die Jagdsaison scheint eröffnet … „let the games begin“ …

Der Debütroman von Lene Schwarz zeigt durchaus Thrillerpotential und der düstere Wald im Harz trägt sein Nötiges dazu bei. Doch immer wieder driftet die Geschichte ins Unwahrscheinliche ab und als Hörer fragt man sich, wer im wahren Leben wohl so reagiert hätte. Die Polizei zeigte sich als äußerst unkompetent, fast schon unglaubwürdig, wodurch Leon agieren konnte, wie es ihm gefiel.

Alles in allem nicht schlecht aber mit einiger Luft nach oben. Leider kam ein wenig erschwerend dazu, dass mich der Sprecher mit seiner etwas pathetisch anmutenden Vortragsweise nicht wirklich überzeugen konnte. Dennoch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Autorin und den Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

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Veröffentlicht am 31.12.2019

Wie definiert man ein erfülltes Leben?

Mädelsabend
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Für mich ist Anne Gesthuysen fast schon ein Garant für interessante Geschichten, die wahrscheinlich besonders uns Frauen interessieren, schließlich ist sie ja auch eine. Was zu Anfang nach einer eher seichten ...

Für mich ist Anne Gesthuysen fast schon ein Garant für interessante Geschichten, die wahrscheinlich besonders uns Frauen interessieren, schließlich ist sie ja auch eine. Was zu Anfang nach einer eher seichten Unterhaltung anmutete, mutierte schnell zu einer Geschichte mit viel Tiefgang und Emotionen. Hier prallen zwei Generationen aufeinander, deren Leben so unterschiedlich und doch oft so gleich verlaufen sind. Während Ruth mit ihrem Mann Walter stolz mehr oder weniger stolz ihren 60. Hochzeitstag begeht, scheint in Saras Leben gerade einiges schief zu laufen. In wunderbaren Rückblicken gibt ihre Großmutter ihr jedoch zu verstehen, was ein Eheleben bedeutet und dass der Alltag, früher vielleicht sogar noch mehr als heute, die Momente des Sonnenscheins oft überschattet. Aber schlussendlich muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen … damals nicht anders als heute.

Wie schon gesagt, war ich zu Anfang der Geschichte fast ein wenig enttäuscht, nachdem mir neulich „Sei mir ein Vater“ von der gleichen Autorin ausgesprochen gut gefallen hatte. Doch ein wenig Durchhaltevermögen hat sich durchaus bezahlt gemacht. Ich war schlussendlich richtig gefesselt von Ruths Erzählungen und Rückblicken. Was mussten Frauen damals für Zugeständnisse an das Leben machen, besonders wenn die lieben Schwiegereltern so großen „Anteil“ an ihrem Familienleben nahmen. Ein Schicksal, das Ruth mit meiner eigenen Schwiegermutter teilte. Alles in allem bekommt das Hörbuch von – wie schon der Vorgänger – eine Hörempfehlung und ich freue mich schon auf weitere Bücher aus der Feder dieser sympathischen Autorin.

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Veröffentlicht am 29.12.2019

Es ist wieder Frieden ... erstrahlt das Hotel bald in altem Glanz?

Wiedersehen am Drachenfels
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Der obenstehende Klappentext lässt auf ein spannendes Finale dieser Trilogie rund um den Drachenfels hoffen. Doch leider merkt man als Leser recht schnell, dass hier wirklich die Highlights rausgepickt ...

Der obenstehende Klappentext lässt auf ein spannendes Finale dieser Trilogie rund um den Drachenfels hoffen. Doch leider merkt man als Leser recht schnell, dass hier wirklich die Highlights rausgepickt wurden. Die Familiensaga setzt diesmal einige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein und ich muss gestehen, ich habe mich trotz der Namensliste am Ende des Buchs schwergetan, mich wieder in diese Familie und ihre verworrenen Verhältnisse rein zu finden. Ich vermisste einige der Charaktere aus den Vorgängerbänden und musste mich mit der jüngeren Generation erstmal arrangieren. Viel war passiert während der schlimmen Kriegsjahre. Söhne, die nicht wieder heimkehrten, Töchter, die es ins Ausland verschlagen hatte und Mütter, die verstorben waren. So finden sich dann dennoch drei Generationen wieder im Hotel ein mit Karl und Julia als Oberhaupt, die sich aber schnell überfordert fühlen und sich Enkel Sebastian aus Amerika und Großneffe Adrian aus Ungarn zur Hilfe holen. Auch Nichte Emma und Karls Neffe Hans mit Familien sind wieder mit von der Partie. Sie alle stehen vor einer schier unlösbaren Aufgabe, nämlich das Hotel wieder auf Vordermann zu bringen. Oft geraten Jung gegen Alt aneinander und wegen akuten Geldmangels scheint das Vorhaben mehr als einmal zu scheitern. Wird es zum Schluss ein Happy End geben?
Die Autorin Anna Jonas, die zwischenzeitlich bereits an ihrer nächsten Familiensaga arbeitet, hat mit diesem dritten Teil einen sehr flüssig zu lesenden Abschluss hingelegt. Leider verlaufen viele ihrer Ideen, Schwung in dieses Buch zu bringen, oft im Nichts. So schleust sie eine kleine Spionin ins Hotel, nur um diese dann leise im Hintergrund vor sich hin werkeln zu lassen. Sie zettelt menschliche Skandale an, ohne diese auszureizen und als schließlich noch ein Mord passiert, ist auch dazu schnell die Luft raus. Schade, hier hätte man mehr daraus machen können. Dennoch bin ich froh, diesen letzten Teil noch gelesen zu haben. Für mich ist sind die Familie Hohenstein und ihr Hotel nun zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen.
Also positive Notiz möchte ich noch vermerken, dass mir die Landschaftsbeschreibungen ausgesprochen gut gefallen haben. Sie machen richtig Lust auf einen Wanderausflug in die Region. Vielleicht ein Urlaubsziel fürs nächste Jahr?

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Veröffentlicht am 27.12.2019

Wenn Opfer zu Tätern werden ...

Nachts am Askanischen Platz
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Eine scheinbar verwirrte junge Frau, ein Toter im Schuppen ... wie hängt das alles zusammen? Das Team um den mir inzwischen sehr gut bekannten Kommissar Wechsler steht vor einem Rätsel. Einige wenige Spuren ...

Eine scheinbar verwirrte junge Frau, ein Toter im Schuppen ... wie hängt das alles zusammen? Das Team um den mir inzwischen sehr gut bekannten Kommissar Wechsler steht vor einem Rätsel. Einige wenige Spuren verlaufen im Nichts, doch so schnell geben sie sich nicht geschlagen. Die akribische Kleinstarbeit trägt langsam aber sicher Früchte und verschlägt Wechsler in unbekanntes Terrain ... den Südwesten des Landes, in das Königreich Württemberg ...

Genau diese Reise hat mir sehr gut gefallen, liebe Frau Goga, das ist schließlich auch meine Wahlheimat. Clever haben Sie die Spuren zusammengefügt und ein unglaubliches Szenario kreiert. Bei der Aufklärung musste man sich wirklich fragen, wer hier der wahre Täter und wer das Opfer war .... auch das Privatleben Leo Wechslers wurde wieder ein wenig beleuchtet, meines Geschmacks nach zu wenig. Wie gerne hätte ich mehr von Georg, Clara, Marie und Ilse erfahren. Das Buch hätte gerne hundert Seiten mehr haben dürfen. Aber im nächsten Jahr geht es ja schon weiter ... ich freue mich :)

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