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Veröffentlicht am 02.09.2019

Gibt es Menschen zweiter Klasse?

Rheinlandbastard
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Sehr ungern zieht der französische Ermittler Didier Anjou den jungen deutschen Kommissar zu Rate als es darum geht, die hinterhältigen Morde an den französischen Besatzungssoldaten aufzuklären. Und sehr ...

Sehr ungern zieht der französische Ermittler Didier Anjou den jungen deutschen Kommissar zu Rate als es darum geht, die hinterhältigen Morde an den französischen Besatzungssoldaten aufzuklären. Und sehr zögerlich, ja fast ängstlich sagt dieser zu. Sie stochern zunächst im Dunkeln, vorschnell verhaftete Täter müssen wieder freigelassen werden, vermeintliche Spuren führen ins Leere. Wer steckt wirklich hinter diesen furchterregenden Verbrechen?
Der mir bis dato unbekannte Autor Dieter Aurass hat es geschafft, mich gedanklich ins Rheinland der frühen 20er Jahre zu versetzen, in dem die Morde an den Soldaten bei Weitem nicht das schlimmste Verbrechen waren. Er führte mich als Leserin an ein schwarzes Kapitel der Geschichte heran, das wohl viele lieber zugedeckt gelassen hätten. Wohldurchdacht spickt Aurass seine Kriminalgeschichte mit Informationen zur damaligen Besatzungszeit, bei der die Kleinsten und Unschuldigsten als die größten Verlierer hervorgingen, ohne auch nur einen Moment die Spannung aufzuheben. Ich flog nur so durch die Seiten, war fast traurig als das Buch zu Ende war und hoffe nun auf weitere Fälle im Rheinland.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Steh auf, wenn du am Boden bist ...

Amalientöchter
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Inzwischen habe ich mich durch das gesamte Repertoire dieser sympathischen jungen Autorin gelesen und bin immer wieder aufs Neue begeistert. Joan Weng schafft es mit detaillierter Recherche, einer gesunden ...

Inzwischen habe ich mich durch das gesamte Repertoire dieser sympathischen jungen Autorin gelesen und bin immer wieder aufs Neue begeistert. Joan Weng schafft es mit detaillierter Recherche, einer gesunden Prise Humor und einem flüssigen Schreibstil ihre Leser in den Bann zu ziehen. Mit „Amalientöchter“ widmet sie sich diesmal einem ganz besonderen Thema, das in vielen Schulen oft eher vernachlässigt wird und es daher umso wichtiger ist, ihm volle Aufmerksamkeit zu schenken. Buchtechnisch befinden wir uns in den Jahren 1918/19, kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Der Hunger in der Bevölkerung ist groß, das Leid offensichtlich und dennoch ist der Kampfgeist bei vielen nicht gebrochen. Es muss wieder bergauf gehen für Deutschland! Immer mehr Frauen trauen sich hinter dem Herd hervorzutreten und sich zu behaupten. So auch die junge Protagonistin Klara. Es ist für sie nicht einfach, sich im konservativen Weimar Gehör zu verschaffen, so traut auch sie sich schließlich ins ferne Berlin zu reisen. Sie will die Welt erobern, sie will mit ihrer großen Liebe Fritz die Welt retten, doch was sie vorfindet, lässt ihre Augen einerseits leuchten und andererseits ist sie erschüttert ob des Hasses, der Gewaltbereitschaft und dem offensichtlichen Widerstand nicht nur aus Feindesreihen …
Die Autorin hat mich mit ihrem Roman absolut abgeholt und mir die Stimmung der frühen Weimarer Republik auf anschauliche Weise nahe gebracht. Neben Klara kamen auch couragierte Frauen wie Kiki, Fräulein Seidenmann und Martha zu Wort, die mir klar vor Augen führten, dass es sich lohnt auch mal aufzustehen und mutig zu sein.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich ...

Worte in meiner Hand
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Mit ihrer schönen Stimme nimmt die Sprecherin Julia Nachtmann mich mit auf die Reise in die Vergangenheit. Schnell finde ich mich in Holland im frühen 17. Jahrhundert wieder und muss überrascht feststellen, ...

Mit ihrer schönen Stimme nimmt die Sprecherin Julia Nachtmann mich mit auf die Reise in die Vergangenheit. Schnell finde ich mich in Holland im frühen 17. Jahrhundert wieder und muss überrascht feststellen, wie aufgeschlossen und mutig sich die junge Magd Helena dem Leben stellt. Die Mutter schickt sie in jungen Jahren fort, um Geld zu verdienen und ihr eigenes Leben zu meistern. Den Bruder hatte sie schon Jahre zuvor an die Seefahrt verloren. Sie findet Anstellung bei Mr. Thomas Sergeant und geht ihm dort als einzige Dienstbotin zur Hand. Er lässt ihr viele Freiheiten, so dass sie ihren schon jetzt für damalige Zeiten großen Wissensschatz weiter ausbauen kann. Sie ist fast ein wenig zu klug zu ihrem eigenen Besten und fühlt sich magisch angezogen von Monsieur René Descartes, einem der wichtigsten Philosophen seiner Zeit … wer mehr zu seinem Leben wissen möchte sei gewarnt, aus Angst vor Spoilern hierzu nicht zu früh das Internet zu bemühen …
Eigentlich hätte die Geschichte ihrer beider Leben mehr als spannend sein müssen, sie gibt genügend Stoff dazu her. Aber die Autorin verliert beim Erzählen manchmal den roten Faden und kleinere Anekdoten – die Nachbarsmagd Betje und ihre Eltern – der Bruder und sein Verbleib - verschwinden einfach sang- und klanglos in der Tiefe des Buchs. Dennoch hat sie es geschafft mich zwischendurch auch wieder mal zu faszinieren, wie es oft nur Romane tun, die auf wahren Tatsachen beruhen. Es hat mir Spaß gemacht, das Internet zu konsultieren und noch mehr über Monsieur Descartes zu erfahren. Descartes. Französischer Philosoph aus dem siebzehnten Jahrhundert, Einwohner Hollands, berühmt geworden für sein Diktum, Cogito ergo sum: Ich denke, also bin ich.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Trau dich ...

Ans Meer
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„Niemand weiß, wie spät es ist“ war das erste Buch des Autors René Freund, das ich verschlungen und geliebt habe. Da war es für mich klar, dass auch „Ans Meer“ auf meine Wunschliste wandern würde. Diesmal ...

„Niemand weiß, wie spät es ist“ war das erste Buch des Autors René Freund, das ich verschlungen und geliebt habe. Da war es für mich klar, dass auch „Ans Meer“ auf meine Wunschliste wandern würde. Diesmal habe ich mir die Hörbuch Version gegönnt. Es geht hierbei um Anton, der seine Tage bis jetzt immer nach dem gleichen Schema verbracht hat und natürlich es geht auch um Doris, die Frau, in die er sich hoffnungslos verliebt hat. Beiden ist jeweils ein Handlungsstrang gewidmet, der von Kapitel zu Kapitel einmal aus Antons und einmal aus Doris‘ Sicht erzählt wird. Die Liebe hat Antons Leben durcheinander gewirbelt und nun will er auf seine alten Tage das mit dem „mutig sein“ doch mal ausprobieren. Doch was bedeutet Mut eigentlich? Mut bedeutet seine Komfortzone zu verlassen auch wenn man ängstlich ist. Mutig sein heißt die Angst zu spüren und trotzdem zu handeln. Und genau das tut er während Doris ihn bewusst und unbewusst seelisch und moralisch unterstützt.
Die Geschichte hat mir gut gefallen, eine „feel good“ Story, die zwischendurch mal richtig gut tut. Ganz kommt sie meiner Meinung nach aber an das Vorgängerbuch nicht ran. Sie war mir fast ein wenig zu rosarot und perfekt. Ach ja, erinnert hat sie mich auch ein wenig an Harold Fry, der sich auf seiner außergewöhnlichen Pilgerreise vom Stress des Alltags befreite, ganz tief in sich ging und versuchte sich selbst zu finden. Eben ein wenig was fürs Herz, das einem das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht zaubert beim lesen bzw. hören.

Veröffentlicht am 20.08.2019

Ein würdiger Abschluss einer spannenden Trilogie rund um den heiligen Gral ...

Der Erzfeind
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Dieser dritte Teil der Grals-Trilogie um Thomas von Hookton hat mich mit den Längen der ersten beiden Teile restlos versöhnt. Während ich bei besagten Teilen manchmal gar nicht so richtig wusste, wer hier ...

Dieser dritte Teil der Grals-Trilogie um Thomas von Hookton hat mich mit den Längen der ersten beiden Teile restlos versöhnt. Während ich bei besagten Teilen manchmal gar nicht so richtig wusste, wer hier gerade gegen wen kämpfte, hatte dieser finale Part eine klare Linie. Mit Geneviève gewinnt der Roman eine neue Protagonistin, die zugleich aber auch die Freundschaft zwischen Thomas und Robbie schwer ins Wanken bringt. Natürlich werden auch wieder Kämpfe ausgefochten – schließlich ist ja noch Krieg – aber sie dominieren das Buch nicht mehr. Als Hörer erfährt man so einiges über die brutalen Machenschaften der Kirche und zweifelt mit Thomas an der Existenz des Grals. Die ganze Geschichte ist in meinen Augen mal wieder sehr spannend und der talentierte Hörbuchsprecher Frank Stöckle, der auch schon die beiden Vorgängerbände gesprochen hat, versteht es, wirklich das Beste aus dem vorgegebenen Material rauszuholen. Ich werde Thomas von Hookton direkt ein wenig vermissen im Auto …