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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ihr werdet den Mund vor Staunen nicht mehr zu bekommen ....

Die Stadt des Zaren
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Zar Peter ist schon sein ganzes Leben lang ehrgeizig und erwartet von seinen ihn umgebenden Untertanen den gleichen Fleiß. In seinen jungen Jahren bereiste er Europa, u. a. auch Deutschland, unter falschem ...

Zar Peter ist schon sein ganzes Leben lang ehrgeizig und erwartet von seinen ihn umgebenden Untertanen den gleichen Fleiß. In seinen jungen Jahren bereiste er Europa, u. a. auch Deutschland, unter falschem Namen, um Ideen anderer Länder aufzusaugen wie ein Schwamm. Denn er hatte einen Plan, er wollte eine Stadt aus der Erde stampfen, die ihresgleichen in Russland sucht. Während er selbst weiterhin in einem bescheidenen Haus lebte, wollte er die klugen Köpfe, die Adligen und Reichen in die mit großartigen Bauten in die Stadt locken. In eine Stadt, die Moscow mit seinen Holzhäuser um ein Vieles ausstechen sollte. Er knechtete Leibeigene und zwang Strafgefangene bei diesem mutigen Plan mitzuwirken. Doch als die Natur gnadenlos zurückschlug, musste er mit ansehen, wie sein Unterfangen zu scheitern drohte …
Mein Mann und ich hatten das Glück fast dreihundert Jahre später aber diesen zur Wirklichkeit gewordenen Traum zu bewundern. Noch heute sieht man Prunk und Reichtum in der Stadt an dem nächtigen Fluss mit ihren vielen hundert großen und kleinen Palästen. Viele Male spazierten wir an und über die Newa, bestaunten goldene Kuppel und aßen in kleinen russischen Eckrestaurants hausgemachte Pelmeni und Beef Stroganoff. Jedem, der dieses Buch gelesen und geliebt hat, empfehle ich einen Besuch in St. Petersburg. Aber noch mehr empfehle ich jedem, der St. Petersburg besuchen durfte, diese Lektüre!

Veröffentlicht am 18.09.2018

Konnte mich leider nicht ganz überzeugen ...

Kriegslicht
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Die beiden Jugendlichen Nathaniel und Rachel werden ohne Erklärung der Eltern zurückgelassen. Trotzdem die Eltern ihnen zwei doch recht seltsame Typen namens „Falter“ und „Boxer“ als eine Art Bodyguard ...

Die beiden Jugendlichen Nathaniel und Rachel werden ohne Erklärung der Eltern zurückgelassen. Trotzdem die Eltern ihnen zwei doch recht seltsame Typen namens „Falter“ und „Boxer“ als eine Art Bodyguard zur Seite stellen, stromern die Beiden doch recht bald durch das kriegszerbombte London der Nachkriegsjahre. Die Schule nimmt eine eher zweitrangige Position in ihrem Leben ein und sie entwickeln eigenen Interessen. Als die Mutter plötzlich Knall auf Fall wieder aus dem Nichts auftaucht, kann besonders Rachel sehr schlecht damit umgehen. Soviel sei zum Inhalt gesagt, ohne zu viel zu verraten.
Ich hatte das Glück, dieses Hörbuch in einer Hörrunde genießen und besprechen zu dürfen. Witzigerweise hatte ich oft das Gefühl als hörte ich ein anderes Buch als meine Mitstreiter. Während einige von einer faszinierenden Story sprachen, ja der Klappentext auf dem Hörbuch sogar schreibt: „Ein Meisterwerk, das in betörender Sprache die Geschichte erzählt!“ fiel es mir oft schwer nicht abzudriften. Ich fand die Geschichte recht trocken, manchmal fast langweilig erzählt. Wäre sie nicht von dem talentierten Frank Stieren vorgetragen worden, hätte ich vielleicht sogar abgebrochen.
Doch nun ist es geschafft. Ich denke aber nicht, dass das Buch noch lange bei mir nachwirken wird. So sind Geschmäcker verschieden.

Veröffentlicht am 13.09.2018

Spannend bis zum Schluss ...

Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht
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Gerade klappe ich das Buch zu und bin noch ganz begeistert! Schon lange habe ich nicht mehr so rumgerätselt wie bei diesem klassischen „Whodunit“, der in den Goldenen Zwanziger Jahren in London spielt. ...

Gerade klappe ich das Buch zu und bin noch ganz begeistert! Schon lange habe ich nicht mehr so rumgerätselt wie bei diesem klassischen „Whodunit“, der in den Goldenen Zwanziger Jahren in London spielt. „Unter Verdacht“ ist wohl der erste Band einer Reihe von Jessica Fellowes, die mit jedem neuen Roman den Fokus auf eine andere Mitford Schwester legen wird. In diesem ersten Buch beleuchtet die Autorin die älteste Tochter Nancy, die mit ihren nicht unvermögenden, adligen Eltern zusammen mit fünf Schwestern und einem Bruder in Mitford Manor lebt. Mutter und Vater führen ein recht strenges Regiment aber wie in diesen Familien damals so üblich, übernehmen die eigentliche Pflege und Erziehung der Kinder die Nanny und das Kindermädchen. Neben der ältlichen Nanny Blor wird nun Louisa Cannon diese Aufgabe übernehmen. Schnell entwickelt sich zwischen Louisa und Nancy eine Art Freundschaft, denn Nancy ist doch ein wenig einsam in diesem Haushalt „voller kleiner Kinder“, wie sie sich selbst ausdrückt. Die Beiden werden schließlich in die Aufklärung des Mordes an Florence Nightingale Shore verstrickt und stecken – bevor sie sich’s versehen – knietief im Geschehen und nicht nur einmal an gefährlichen Abgründen.
Der Roman, der eine gelungenen Kombination aus Real Life und Fiktion beinhaltet, ist mit seinen kurzen Kapiteln ein Lesegenuss, der einen als Leser nur so durch die Seiten fliegen lässt. Gut gefallen hat mir, dass mich die wahren Begebenheiten in der Geschichte mal wieder zu Internetrecherchen vom Feinsten verführten. Im wahren Leben wurde dieser grausame Mord leider nie aufgeklärt! Ich bin auch über Fotos der Mitford Schwestern gestolpert … wer hier als noch ein wenig tiefer eintauchen möchte … kurzum, ich denke, man merkt, dass ich das Buch gerne gelesen haben und mich schon sehr auf den nächsten Teil freue.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Kleine Meise, kleine Meise, wohin geht denn deine Reise?

Alligatoren
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Mit einem dezenten Crescendo führte mich die Autorin Deb Spera zu dem mehr als grandiosen Abschluss dieses beeindruckenden Buchs. Auf erst ganz leise Art verknüpft sie die Leben der Protagonistinnen Gertrude, ...

Mit einem dezenten Crescendo führte mich die Autorin Deb Spera zu dem mehr als grandiosen Abschluss dieses beeindruckenden Buchs. Auf erst ganz leise Art verknüpft sie die Leben der Protagonistinnen Gertrude, Annie und Retta zu einem Ganzen, bis die drei am Ende nicht mehr ohne einander sein können. Sie beginnt mit den einzelnen Geschichten der drei, einer bitterarmen weißen Frau, einer schwarzen Frau, deren Mutter noch Sklavin bei der Familie der dritten Frau war, einer Unternehmerin. Deb führt uns vor Augen, dass weder Reichtum noch die „richtige“ Hautfarben einen vor der Willkür der Männer oder schlichtweg des Lebens schützen können. Eine jede von ihnen ist mehr oder weniger unschuldig schuldig geworden. Es war eine schwere Zeit im Süden, wenige Jahre bevor die Wirtschaftskrise das ganz Land in einen Würgegriff nehmen sollte. Große Ungezieferschwärme vernichteten die Baumwoll- und Tabakernte und ließen so manches Kind des Hungers sterben. Gibt man zu dieser gefährlichen Mischung noch uneinsichtige Männer und jede Menge Vorurteile, ist die Katastrophe perfekt.
Mich hat der Debutroman der Autorin gegen Ende regelrecht in den Bann gezogen. Ihre Erklärungen und Parallelen am Ende des Buchs zu ihrer eigenen Familie haben mich fasziniert. Ich gebe ein kleines Sternchen Abzug für einige anfängliche Längen, die aber sicher notwendig waren um die Geschichte rund zu machen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für den Süden der USA im frühen 20. Jahrhundert begeistern können.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Wie die Säbelrassler mal wieder das Leben auf den Kopf stellten ...

Abingdon Hall - Der letzte Sommer
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Der Auftakt dieser Trilogie um Abingdon Hall kommt nicht gerade leichtfüßig daher. Man muss sich schon darauf einlassen wollen, auf diesen Wälzer mit seinen 640 engbeschriebenen Seiten. Doch hier macht ...

Der Auftakt dieser Trilogie um Abingdon Hall kommt nicht gerade leichtfüßig daher. Man muss sich schon darauf einlassen wollen, auf diesen Wälzer mit seinen 640 engbeschriebenen Seiten. Doch hier macht sich Durchhaltevermögen bezahlt. Wer denkt: „Ah, ein weiterer Downton Abbey Abklatsch“, der hat sich geirrt, denn Philip Rock war zuerst da. Man sollte sich hier nicht täuschen lassen von der Neuauflage, die Erstauflage des Buchs ist nämlich bereits im Jahr 1978 erschienen. Das irreführende, etwas seicht wirkende Cover lässt einen eher kitschigen Frauenroman vermuten, doch in Wirklichkeit verbirgt sich unter dem Deckblatt ein anspruchsvoller Roman mit viel Tiefgang. Schon bald merkte ich dem Buch an, dass es von einem Mann geschrieben wurde. Die Kriegsführung des Ersten Weltkriegs wird eingehend, manchmal fast etwas langatmig beleuchtet, so dass die Liebe oder besser gesagt Liebeleien, etwas in den Hintergrund treten. Ich schätze, der Autor hatte durchaus auch viele männliche Leser auf dem Schirm, als er diesen Roman verfasste. Leider wird wohl das feminine Cover die Männer davon abhalten, das Buch in die Hand zu nehmen. Schade! Ich freue mich jedenfalls auf weitere Abingdon Lektüre aus der Feder Philip Rocks.