Profilbild von engineerwife

engineerwife

Lesejury Star
offline

engineerwife ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit engineerwife über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.07.2018

Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Die andere Hälfte der Hoffnung
0

Schon der Titel des Buches verrät, dass sich die Charaktere an jedes Stück Hoffnung klammern, eine Hoffnung, die aber mehr als dünn gesät ist. In diesem für mich fünften Buch der äußerst talentierten Autorin ...

Schon der Titel des Buches verrät, dass sich die Charaktere an jedes Stück Hoffnung klammern, eine Hoffnung, die aber mehr als dünn gesät ist. In diesem für mich fünften Buch der äußerst talentierten Autorin Mechtild Borrmann findet man sie wieder, die kurze und prägnante Sprache, die nur die Fakten zu beschreiben scheint und dennoch eine Flut von Emotionen in die Geschichte packt, die einen zu erschlagen droht. Man erfährt von Ungeheuerlichkeiten, die nach dem Reaktorunfall vertuscht wurden, die auch niemals den Weg in eine Fernsehübertragung fanden. Den Menschen damals wurden Lügen, im besten Fall noch Halbwahrheiten erzählt und somit ihr Leben für immer verändert. Walentyna entscheidet sich dennoch zurück in die Sperrzone um Tschernobyl zu gehen, die von den Ukrainern selbst als „Entfremdungszone“ bezeichnet wird. Sie sucht verzweifelt nach ihrem Leben, wie es vor dem Unglück war. Sie gibt sich der Hoffnung hin, dass Gott für ihre Tochter ein besseres Leben geplant hat und schreibt inzwischen in ihrer Verzweiflung an der Geschichte ihres und des Lebens der Tochter. Denn Tania und ihre Freundin – zwei junge ambitionierte Ukrainerinnen, werden vermisst, seit sie ihren Weg mit der Hoffnung auf ein Studium und ein besseres Leben in Deutschland angetreten haben. Und wie passt Lessmann in dieses Bild? War es ein Zufall, dass Tania – die in Wirklichkeit gar nicht so heißt – gerade dort aufschlägt und Hilfe sucht? Gibt es eine Verbindung zwischen den Protagonisten?
Dieser Roman erzählt von Schuld und Sühne, von roher Gewalt und Aussichtslosigkeit. Er lässt den Leser mit einer Sprachlosigkeit zurück, die man kaum beschreiben kann. Nach Beendigung musste ich mir erstmal wieder vor Augen halten, wie gut es mir geht. Ich kann inzwischen sagen, dass Mechtild Borrmann zu einer meiner Lieblingsautorinnen zählt und ich immer wieder begeistert von ihrer Art des Schreibens bin auch wenn die Themen oft schwerverdaulich sind.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Steinig ist der Weg zur Gleichberechtigung von Mann und Frau ...

Die Ärztin: Das Licht der Welt
0

Puh, was bekam ich für einen Schreck, als dieser dicke Wälzer bei mir eintraf. Ich hatte mich innerlich schon auf zwei Wochen Lesezeit eingestellt. Umso überraschter war ich, als die Seiten beim Lesen ...

Puh, was bekam ich für einen Schreck, als dieser dicke Wälzer bei mir eintraf. Ich hatte mich innerlich schon auf zwei Wochen Lesezeit eingestellt. Umso überraschter war ich, als die Seiten beim Lesen nur so dahinflogen und ich das Buch in guten drei Tagen ausgelesen hatte. Meiner Meinung nach hat sich die Autorin hier fast selbst übertroffen, in dem sie ein Buch geschrieben hat, das authentisch wirkt und die Probleme der damaligen Zeit wunderbar wiederspiegelt. Wie habe ich mit Ricarda gelitten als sich selbst ihre eigene Mentorin plötzlich gegen sie stellte. Sie hatte doch in ihren eigenen Augen nichts falsch gemacht! Wunderbar wird auch der Standesunterschied dargestellt, der damals noch ausgeprägter schien als heute. Und dennoch konnte auch dieser Unterschied immer mal wieder überbrückt werden, wenn er den involvierten Parteien auch viel Kraft abverlangte.
Helene Sommerfeld hat mit diesem Buch eine authentische, flüssige und sehr ausdrucksstark beschriebene Geschichte geschrieben, die ich absolut weiterempfehlen möchte. Und da dieses Buch in einem Wahnsinnscliffhanger endet, ist das Lesen des im Herbst erscheinenden zweiten Teils natürlich Pflicht und Freude zugleich.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Leben und Lieben in Zeiten der Wiener Secession ....

Die Muse von Wien
0

Es mag gut sein, dass Alma eine faszinierende Frau war, bedenkt man doch, dass sie immerhin vor über hundert Jahre lebte, liebte und jung war. Mir kam sie jedoch - zumindest in ihren jungen Jahren - oft ...

Es mag gut sein, dass Alma eine faszinierende Frau war, bedenkt man doch, dass sie immerhin vor über hundert Jahre lebte, liebte und jung war. Mir kam sie jedoch - zumindest in ihren jungen Jahren - oft wie ein verwöhnter und trotziger Backfisch vor. Sie schien sich wahrlich einzubilden, dass sich die Welt um sie und ihre Schönheit drehte. „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben … “ trifft hier den berühmten Nagel genau auf den Kopf. Umso erstaunlicher fand ich es, dass sie sich in ihren jungen Jahren stets Männer suchte, die sie nicht gerade auf Händen trugen und auch meistens älter waren. War es die Herausforderung, die sie daran liebte? Der bekannte Psychologe Siegmund Freud schob es später auf einen Vaterkomplex. Für ihren ersten Ehemann Gustav Mahler nahm sie viele Entbehrungen in Kauf, nicht jedoch ohne ihm diese später ins Gesicht zu schleudern und damit ihre Seitensprünge zu rechtfertigen.
Immerhin hat es dieser autobiographische Roman geschafft, mir die Künstlerwelt von Wien ein wenig näher zu bringen. Es muss schon eine schillernde Zeit gewesen sein. Schade finde ich jedoch, dass der Roman mit dem Tod Gustav Mahlers endet, den Rest des Lebens um Alma Mahler-Werfel musste ich mir dann im Internet erlesen und habe so erfahren, dass sie später mit Architekten Walter Gropius und Schriftsteller Franz Werfel verheiratet war. Letzteren Buch „Die vierzig Tage des Musa Dagh“, in dem der Völkermord an den Armeniern und der armenische Widerstand auf dem Musa Dağı literarisch verarbeitet wird, schlummert schon seit Jahren auf meinem Stapel ungelesener Bücher. Nun wäre ja mal eine passende Gelegenheit es endlich zu lesen.
Ich habe dieses Buch von der Autorin Caroline Bernard als Teil einer Reihe um „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“ gelesen, die der Aufbau Verlag mit wunderbaren Buchcovern zusammengestellt hat. Leider war ich ein wenig enttäuscht von diesem Band.

Veröffentlicht am 03.07.2018

Wenn ein kindliches Versteckspiel das Leben verändert ...

Der entschwundene Sommer
0

Nachdem ein Teil der Rezensionen nur mäßig war, hatte ich mich auf eine Geschichte mit wenig Tiefgang und viel Kitsch eingestellt. Umso freudiger war die Überraschung als sich herausstellte, dass es sich ...

Nachdem ein Teil der Rezensionen nur mäßig war, hatte ich mich auf eine Geschichte mit wenig Tiefgang und viel Kitsch eingestellt. Umso freudiger war die Überraschung als sich herausstellte, dass es sich um eine Familiengeschichte handelt, die mir richtig gut gefallen hat. Das Schema ist natürlich relativ bekannt. In diesem Fall lernen wir Mia kennen, die mit ihrem Mann und dessen Tochter in Frankfurt lebt. An Geld scheint es auf den ersten Blick nicht zu fehlen und so zieht Mia schließlich auch in Erwägung, das Erbe eines Hotels anzunehmen. Doch was hat es damit auf sich? Immer tiefer gräbt sie sich in ihre Familiengeschichte, die eng mit der des Hotels zusammenhängen zu scheint und entdeckt dabei nicht immer nur angenehme Details. Zudem merkt sie auf einmal, dass in ihrem eigenen Leben auch nicht alles Gold ist was glänzt. Ihr Mann Florian entpuppt sich als Unsympath erster Klasse, und eine Trennung scheint unausweichlich ... Neben der heutigen Geschichte darf man als Leser, in meinem Fall als Hörer, auch immer wieder in die Vergangenheit eintauchen – Vergangenheit, die in der Zeit um den ersten Weltkrieg spielt. Eine Zeit, die von Standesdünkel und Vorurteilen nur so triefte. Recht schnell wird klar wer mit wem und welche Familien wie zusammenhängen, dennoch hat mich das Hörbuch beeindruckt, von mir gibt es deshalb vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Ich eile, wenn Marc-Uwe und das Känguru rufen ...

Das Känguru-Manifest (Känguru 2)
0

Heute Morgen fertig gehört, nachdem ich mich die letzten Tage im Auto oft schlapp gelacht habe. Das ist wirklich mal ein witziges Hörbuch, auf dessen beide Nachfolger ich mich sehr freue. Das Schöne an ...

Heute Morgen fertig gehört, nachdem ich mich die letzten Tage im Auto oft schlapp gelacht habe. Das ist wirklich mal ein witziges Hörbuch, auf dessen beide Nachfolger ich mich sehr freue. Das Schöne an einem eigenen Känguru ist einfach, dass man ihm alles in den Mund legen kann, was einem so einfällt. Denn wer will schon ein Känguru für seine Reden und Sprüche verantwortlich machen? Nichts und Niemand werden hier verschont und aus sehr schräge Art ins Visier genommen. Genau die Art von scharfem Sarkasmus, wie ich ihn liebe und wie ihn viele oft nicht so verstehen. Einen kleinen Abzug gebe ich allerdings. Ich muss gestehen, dass es mir manchmal ein klitzekleines bisschen zu überzogen war und doch ein paar winzige Längen hatte. Dennoch mache ich weiter, natürlich mit einer Großpackung Schnapspralinen ;)