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Veröffentlicht am 12.03.2021

Vorhang auf für 80'er

Hard Land
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Sam... einer 15-jähriger schmächtiger Teenager ohne Bartwuchs. Er lebt mit seinen Eltern in Grady, einem Kaff in Missouri, hat ein Faible für die Zahlen aber keine Freunde. Sein Vater lebt stumm zurückgezogen ...

Sam... einer 15-jähriger schmächtiger Teenager ohne Bartwuchs. Er lebt mit seinen Eltern in Grady, einem Kaff in Missouri, hat ein Faible für die Zahlen aber keine Freunde. Sein Vater lebt stumm zurückgezogen in seinem Schneckenhaus, seine erwachsene Schwester lebt Meilen entfernt. Nur seine Mutter ist immer für ihm da. In der Schule ist er ein Ass in Mathe aber dafür unscheinbarer Außenseiter, und jetzt liegen vor ihm lange, sinnlose Sommerferien. Um vor all den Problemen zu fliehen, nimmt er einen Ferienjob in einem alten Kino an, dabei ahnte er aber nicht: Dieser Sommer wird es für ihn immer als schönste, beste und schmerzvollste im Gedächtnis bleiben...

Es war mein erstes Buch von dem Autor und ich muss hier eins gestehen: Jetzt verstehe ich die Hype rundum seiner Bücher, denn Herr Wells hat ein sehr feines Gespür für Authentizität. Er erzählt aus dem Jahr 1985, wo er selbst gerade mal 1 Jahr und ich 2 Jahre Alt war und trotzdem hat er mich mit Wucht zurück zur meine Kindheit katapultiert. Mein Gott, wie lange und wie oft ich vor dem Radio gehockt hab, um ein Lied aufzunehmen:) Darf man heutzutage überhaupt so was erwähnen? Die Rollschuhe, Walkmans, Wayfarer Brillen und „Zurück in die Zukunft“... Erstes Bier, erste Date, erste Mutprobe und „The Breakfast Club“... Nicht nur mit Sam, sondern mit all den Charakteren habe ich gefeiert, getrauert, geweint, gelacht, gehasst, geliebt. Einer der besten „Coming-Of-Age“ Geschichten, die ich je gelesen hab und ohne Zögern weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 06.03.2021

Am Anfang braucht man etwas Geduld

Jedes Jahr im Juni
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Ein roter Luftballon samt einer Nachricht und E-Mail-Adresse überquert das Meer zwischen England und Frankreich. In die Lüfte geschickt von: 16-jährigen Highschool Schülerin Emmie Blue. Gefunden von: ebenfalls ...

Ein roter Luftballon samt einer Nachricht und E-Mail-Adresse überquert das Meer zwischen England und Frankreich. In die Lüfte geschickt von: 16-jährigen Highschool Schülerin Emmie Blue. Gefunden von: ebenfalls 16-jähriger Lucas Moreau. Seitdem der Lucas ihr zum ersten Mal geschrieben hat, sind die beiden ein Herz und eine Seele. Keine kennt die so gut wie die aneinander. Doch für Emmie ist Lucas mehr als ein bester Freund …

Das Buch ist mehr als eine Liebesgeschichte, denn die Autorin hat viele verschiedene Themen, wie Freundschaft, traumatisierte Erlebnisse, Selbstfindung, ausgesucht und hat sie am Ende alles gut zusammen verbindet. Und genau damit hatte ich meine Probleme. Am Anfang springen die Erzählstränge zwischen die Themen und zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu oft, auch den Schreibstil fand sehr holprig und bis Seite 170 bin ich sehr langsam vorangekommen. Doch kurz vor Mitte des Buches geht es bergauf, sodass ich es nicht aus der Hand legen wollte. Die Charaktere sind vielschichtig, sympathisch und authentisch, besonders Emmie mit ihrer Art und Weise wächst einen an Herz.

Obwohl es am Anfang für mich etwas verwirrend war, ist es im Großen und Ganzen eine wunderschöne, ruhige und stellenweise humorvolle Geschichte.

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Veröffentlicht am 03.03.2021

Ruhige Geschichte

Aus der Mitte des Sees
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An einem idyllischen Vulkansee liegt ein Kloster. Gut besucht von Menschen, die von verschiedenen Gründen, etwas Auszeit suchen. Einer der Brüder ist Mönch Lukas und seitdem sein Mitbruder Andreas aus ...

An einem idyllischen Vulkansee liegt ein Kloster. Gut besucht von Menschen, die von verschiedenen Gründen, etwas Auszeit suchen. Einer der Brüder ist Mönch Lukas und seitdem sein Mitbruder Andreas aus der Benediktinerabtei, um eine Familie zu gründen, ausgetreten ist, ist er mit knapp 40 Jahren der jüngste Bruder. Die Älteren Mitbrüder möchten, dass Lukas die Leitung des Klosters übernimmt, doch als er ein Familienfoto von Andreas sah und die quicklebendige Schauspielerin Sahra kennenlernte, stellt Lukas zum ersten Mal sein Lebensweg in Frage...

Mit leise tönen und sehr ruhig nimmt der Autor uns mit in eine Benediktinerabtei und lässt mit Lukas Gedanken hinter die Kulissen von dem Klosterleben blicken. Der Erzählstil ist wie ein Zwiegespräch, jedoch nicht mit Gott, was man von einem Mönch erwartet, sondern in der Du-Form mit dem Lukas näherstehende Menschen. Denn es geht hier nicht um Gott und Glaube, eher um Selbstfindung. Der Schreibstil ist leicht, sodass man ohne Verständnisprobleme lesen kann. Dank den philosophischen Gedanken und sehr poetisches erzählen hat die Geschichte etwas Meditatives an sich.

Hier passiert nicht wirklich viel. Es ist ein ruhiges Buch und wer nach dem stressigen Alltag nach etwas Ruhe sehnt, ist hier richtig.

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Veröffentlicht am 27.02.2021

Warmherzig, Sprachgewaltig, Liebeswert

Die Erfindung der Sprache
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Adam... Sohn von eine Norddeutsche Deeren und ein Bayer und geboren auf der nordfriesischen Insel Platteoog. Er ist ein ganz besonderer Junge, denn er fängt erst mit zwei Jahren an, auf einem Tag zu den ...

Adam... Sohn von eine Norddeutsche Deeren und ein Bayer und geboren auf der nordfriesischen Insel Platteoog. Er ist ein ganz besonderer Junge, denn er fängt erst mit zwei Jahren an, auf einem Tag zu den anderen, zu reden. Die Sprache und wie die seine Mitmenschen miteinander klarkommen, ist für ihm ein Rätsel. Dafür hat er eine Vorliebe für die Zahl 7, die für ihn ein Fels in der Brandung ist. Adam wächst, besonders verwöhnt von seiner tschechischen Oma und seinem Vater Hubert sehr liebevoll im kleinen Kreisen auf der Insel auf. Doch kurz nach seinem 13. Geburtstag bricht Adams Welt zusammen. Sein Vater verschwindet spurlos, seine Mutter verstummt aus Trauer.

Viele Jahre später ist Adam Dozent für Sprachwissenschaften an einer Berliner Uni, lebt zurückgezogen und allein mit einer Sprachassistentin. Eines Tages erhält er einen Anruf von seiner Oma, die sehr aufgebraucht ihm von einem Buch erzählt, welches einen Hinweis von seinem verschwundenen Vater enthält. Ab hier fängt die Adams ungewöhnliche Reise an...

Es ist mein erstes Buch von der Autorin und ich bin begeistert von ihrem Schreibstil! Denn es ist auf richtigen stellen poetisch, lustig, berührend und mitreißend. Was mir sehr gut gefallen hat: Anja Baumheier hat viele Nordfriesische und Tschechische Wörter/Sprichwörter hineingebaut und die mithilfe der Fußnoten übersetzt, sodass man nicht ahnungslos durchblättern muss. Die Gedichte von dem österreichischen Lyriker Rilke und die vielschichtige, liebenswerte und etwas skurrile Charaktere runden die gesamte Geschichte. Besonders Adam und seine Oma Leska wächst einem sofort ans Herz.

Durch Adams Reise zeigt uns die Autorin wie wichtig es ist, egal was kommt, immer Ruhe zu bewahren und Mut haben.
Einen Schritt zurücktreten
Einatmen
Ausatmen
Systematisieren.

Es ist eine herzerwärmende Geschichte über Heimat, Familienzusammenhalt und Freundschaft.

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Veröffentlicht am 20.02.2021

Starkes Debüt

Meine dunkle Vanessa
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Vanessa... Sie war 14 als sie den Prospekt von Weiterführenden, renommierten Highschool Browick zum ersten Mal in den Händen hält und ihre Eltern anbettelt, dort aufs Internat zu gehen. In ihrem ersten ...

Vanessa... Sie war 14 als sie den Prospekt von Weiterführenden, renommierten Highschool Browick zum ersten Mal in den Händen hält und ihre Eltern anbettelt, dort aufs Internat zu gehen. In ihrem ersten Schuljahr konnte sie kaum Freundschaften schließen, von gleichaltrigen, pickeligen Jungs hält sie gar nichts und von Selbstvertrauen ist auch nicht die Rede. Doch schon bei dem ersten Tag des zweiten Schuljahres ändert sich alles. In der stickigen Turnhalle tritt ein riesiger, rundbäuchiger, bärtiger Mann auf dem Redepult und hält mit seiner übertrieben korrekten Harvard Sprache die Eröffnungsrede. Jacob Strane; Vanessas 42-jähriger Englischliteratur Lehrer.

Sie war erst 15 als Strane sie am Knie tätschelte, ihr Komplimente machte und langsam aber zielsicher manipulierte...

„Sie sind noch die Alten, aber ich bin verändert. Kein bloßer Mensch mehr. Losgelöst. Während sie über Campus laufen wie immer, gewöhnlich und erdverhaftet, steige ich auf in die Lüfte, einen ahornroten Kometenschweif hinter mir herziehend. Ich bin nicht länger ich selbst; ich bin niemand“

Kaum hat mich ein Buch so zu zweigeteilt, wie dieses hier! Ich habe mit Vanessa geliebt, gelitten, gelacht, geweint... Ich wollte sie an dem Schultern packen, schütteln und „Wach auf“ schreien. Ich wollte Strane am liebsten an seinem Allerwertesten treten. Doch wer zwischen den Zeilen lesen kann, merkt es eins: Hier geht es nicht nur um Missbrauch, sondern auch um eine verkorkste Liebe, denn deren Gefühle sind ergreifend nah. „ ...wie kann etwas was ich selbst wollte, denn falsch sein?". „ ...Dich habe ich geliebt, Vanessa.“

Was mich als Mutter von einer 13-Jährigen total gestört hat, sind Vanessas Eltern. Wie kann man als Elternteil so Blind sein? Wie kann man all die Indizien einfach abblenden? Besonders ihre Mutter hat mich zur Weißglut gebracht!

Hier kann man EWIG über die Story diskutieren, doch das möchte ich nicht! Denn die Geschichte ist nicht jedermanns Sache und die Leser sollen deren eigene Meinung darüber bilden.

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