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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2023

Was wäre wenn?

Umwege des Lebens
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MEINUNG:

Jodi Picoult gehört seit vielen Jahren zu einer meiner absoluten liebsten Autorinnen und ich habe fast alles von ihr gelesen. Sie ist auch ein der Gründe, warum ich Bücher so liebe. Sie erfindet ...

MEINUNG:

Jodi Picoult gehört seit vielen Jahren zu einer meiner absoluten liebsten Autorinnen und ich habe fast alles von ihr gelesen. Sie ist auch ein der Gründe, warum ich Bücher so liebe. Sie erfindet sich auch immer wieder neu in ihren Büchern. Keine Geschichte gleicht der anderen. Die Themen sind häufig hoch kontrovers oder man kann sehr viel mitnehmen und lernen.

Dawn Edelstein ist Sterbebegleiterin, eine Sterbe-Doula, wie sie sich selbst nennt. Sie ist 15 Jahre lange verheiratet und hat eine Tochter im Teenager-Alter. In ihrem vorherigen Leben wollte sie eigentlich promovierte Ägyptologin werden, doch es kam etwas dazwischen. Zurück gelassen hat sie noch die Ägyptologie, sonder auch einen einen Kollege, ihre erste große Liebe. Das Überleben eines Flugzeugabsturz sorgt u.a. dafür, dass Dawn ihr ganz Leben und die verpassten Chancen nochmal überprüfen will. Sie kehrt nach Ägypten zurück.

Der Kapitel wechseln immer zwischen Land - Ägypten und Wasser  - Boston. Damit läuft Dawns Leben ein wenig parallel, ohne das man Anfang ahnt auf welcher Zeitschiene man liest. Der Flugzeugabsturz ist am Anfang, aber was danach passiert zeigt durch eine Wendung erst am Schluss. Es ist klar, dass Dawn Hals über Kopf nach Ägypten aufgebrochen ist. Dafür gab es viele Auslöser, auch in ihrer Ehe mit Brian, mit dem sie 15 Jahre verheiratet ist und mit ihm zusammen eine Tochter, Meret, hat. In den Teilen in Boston erfährt man viel über ihre Arbeit als Sterbebegleiterin. Ich fand das sehr spannend zu erfahren, wie man damit umgehen kann. Wie immer hat Jodi Picoult hier erstklassig recherchiert und das Thema würdevoll und wertbreit eingebettet. In diesen Teilen liegt der Fokus auch auf dem Familienleben. Es gab einen Vorfall in der Ehe, der zu einem Vertrauensverlust führt. Die Ehe steht auf der Kippe, auch wenn es anfangs nicht danach aussah. Außerdem plagt sich ihre Tochter mit ihrem vermeintlichen Übergewicht rum und es kommt hier immer wieder zu Schwierigkeiten. Ich konnte die Verzweiflung von Dawn und Brian häufig spüren. Es gibt einen Auslöser, der dazu führt, dass Dawn nach Ägypten aufbricht.

Die Kapitel, die in Ägypten spielen fand ich manchmal ein bisschen überfrachtet an Informationen zu am alten Mittel-Ägypten, aber auch mal wieder Hut ab für diese Recherche-Arbeit. Es wird hier sehr viel Wissen vermittelt. Es werden sogar Bilder von Hieroglyphen und Malereien abgebildet. Das ist natürlich sehr hilfreich, zu den sehr detaillierten Beschreibungen. Für mich was das in Ordnung, aber ich kann mir gut vorstellen, dass für den ein oder anderen hier Langeweile bis hinzu Lesekampf aufkommt, aber Durchhalten lohnt sich. Wyatt ist natürlich sehr überrascht, dass Dawn nach 15 Jahren wieder auf der Matte steht. Er akzeptiert dies erstmal ohne Dawns Erklärungen. Langsam kommen dann die alten Gefühle wieder hoch und natürlich verlangt er irgendwann Erklärungen. In meinen Augen war Dawns Entscheidung aber absolut nachvollziehbar und dann kam das Leben dazwischen.

Letztendlich ist eine Dreiecksliebesgeschichte. Zu dieser wird der Roman am Ende immer mehr. Es kommen ein paar unerwartete Wendungen hinzu, aber dennoch steht Dawn zwischen zwei Männern und muss sich entscheiden wer ihre Zukunft sein soll. Meiner Meinung nach fehlt es Dawn hier an Entscheidungskraft. Die Konstellation, die sich dann ergibt als die Karten auf dem Tisch liegen, finde ich höchst seltsam. Über allem steht für sie allerdings das Wohl ihrer Tochter. Das Ende ist relativ offen bzw. interpretierbar. 

FAZIT:

Umwege des Lebens ist für mich wieder einmal ein schriftstellerisches Meisterwerk von Jodi Picoult, was die Recherche angeht. Ich habe wieder einmal etwas dazu gelernt über das historische Mittel-Ägypten und die Arbeit als Sterbebegleiterin. Ansonsten ist eine Liebesgeschichte - die Liebe einer Mutter zu ihrer Tochter und die Lieber einer Frau zu zwei Männern und die Entscheidung, welches Leben man leben möchte bis das Ende kommt.

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Veröffentlicht am 11.01.2023

Vielversprechender Auftakt

Der Strand: Vermisst
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MEINUNG:

Ich habe von Karen Sander bereits Wenn ich tot bin gelesen und sehr gemocht, weil ich finde, dass sie sehr nah an die amerikanischen Autorinnen ran kommt von ihrem Schreib- und Erzählstil her. ...

MEINUNG:

Ich habe von Karen Sander bereits Wenn ich tot bin gelesen und sehr gemocht, weil ich finde, dass sie sehr nah an die amerikanischen Autorinnen ran kommt von ihrem Schreib- und Erzählstil her. Der Strand ist eine Trilogie und Vermisst ist der erste Teil. 

Lilli Sternberg verschwindet spurlos am Strand von Sellnitz. Sie taucht bei einer Verabredung mit ihrer Freundin nicht auf. Lilli ist gehörlos und umso mehr Sorgen machen sich Freunde und Familie. Kriminalhauptkommissar Tom Engelhardt hat die Leitung für diesen Fall. Als eine kryptische Nachricht von Lilli auf dem Handy ihrer Freundin eingeht, wird Mascha Krieger vom LKA hinzugezogen. Es beginnt das große Rätsel raten, wo Lilli ist und wie es mit den Nachrichten zusammen hängt. 

Der Schreibstil ist flüssig. Die Kapitel sind sehr kurz. ich bin quasi durch die Seiten geflogen. Das Tempo ist auch relativ hoch, denn es kommen immer wieder Wendungen und neue verdächtige Personen dazu. Man merkt dem Buch an, dass es ein erster Teil ist, denn wirklich schlauer wurde ich zwischendurch nicht. Ich hatte nicht das Gefühl der Lösung näher zu kommen, aber ich habe gespürt, dass es ein komplexeres Thema sein wird, wo es viele Beteiligten gibt und vermutlich ein großes Geheimnis in der Vergangenheit. Mich interessiert vor allem die Vergangenheit von Mascha. Sie war mir sehr sympathisch, aber sie scheint auch so ihre eigenen "Ermittlungen" zu haben, die eventuell etwas mit ihrer Familie zu tun haben.  Tom ist ein sehr geradliniger Mensch, der als allein erziehender Vater versucht seine Tochter und die Ermittlungen unter einen Hut zu bekommen, was ihm nicht immer gut gelingt. Für mich war es das richtige Maß zwischen Ermittlung und Privatleben der ermittelnden Personen.

FAZIT:

Der Strand - Vermisst ist der Auftakt zu einer Trilogie. Hier gibt es keine Auflösung, sondern der Fall wird erstmal aufgebaut und macht dabei definitiv Lust die nächsten Bänden zu lesen, um zu erfahren, was hinter allem steckt.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Schwierige "Unterhaltungsliteratur"

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben
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MEINUNG:

Ich wollte schon lange etwas von Mhairi McFarlane lesen und war zum Jahresende auf der Suche nach etwas Leichtem für zwischendurch und da kam mir Fang jetzt bloß nicht an zu lieben gerade recht.

Harriet ...

MEINUNG:

Ich wollte schon lange etwas von Mhairi McFarlane lesen und war zum Jahresende auf der Suche nach etwas Leichtem für zwischendurch und da kam mir Fang jetzt bloß nicht an zu lieben gerade recht.

Harriet Hatley ist seine gefragte Hochzeitsfotografin und lebt und arbeitet in Leeds. Sie selbst hat mit Romantik und allem drum herum nicht viel am Hut. Die Geschichte beginnt damit, dass ihr Freund ihr einen Heiratsantrag macht, den sie dann nicht annimmt. Damit endet die Beziehung sofort mit der Trennung. Da Harriet bei ihrem Freund wohnt, braucht sie ein neue Bleibe und findet ein Zimmer bei Cal. Cal ist sie schon einmal begegnet und es war eine weniger erfreulich Begegnung, aber es gibt kein zurück mehr, denn Cal hat ihr ohne sie zu sehen, dass Zimmer angeboten und Harriet hat Zeitdruck. Die Wohngemeinschaft steht auf wackligen Füßen.

Zunächst fand ich Harriet nicht sonderlich sympathisch. Das hängt damit zusammen, dass die einen Heiratsantrag von Jon zunächst annimmt, um vor seiner Familie nicht blöd dazustehen und zieht ihn dann zurück. Ich habe mich gefragt, wie die beiden vorher miteinander kommuniziert haben. Mir erschiene es eh nur so als wäre sie nur mit ihm als Lückenfüller zusammen und so richtig war sie nicht verliebt, im Gegensatz zu ihm. Er kommt aus sehr gutem Hause und will die Trennung nicht so wirklich wahr haben. Als Harriet dann zu Cal zieht, nimmt das Drama dann noch weiter seinen Lauf. Drama gibt es in diesem Buch sehr viel, denn auch Cal und Harriet sind sich schon einmal begegnet auf einer Hochzeit. Dies war zwar unschön und wirft einige Fragen auf, aber alles in allem läuft die "Beziehung" zwischen den beiden ziemlich gut. Cal scheint Harriet endlich etwas Sicherheit zu geben. Mir hat gefallen, dass die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden nur ganz zart am Rande ist und nicht die ganze Handlung bestimmt. Denn neben Jon gibt es auch noch Scott, mit dem Harriet vor Jon zusammen war und dem sie auf einer Hochzeit wieder begegnet.

Mit Scott hat die Autorin einen Charakter geschaffen, der hochgradig manipulativ und toxisch in seinen Beziehungen ist, so auch mit Harriet. Es ist deutlich zu spüren, dass Harriet das noch keinerlei Weise verarbeitet hat. Darum geht es dann in zweiten Teil des Buches. In meinen Augen hätte Harriet die ganze Beziehung einmal mit therapeutischer Hilfe aufarbeiten müssen. Ich bin kein Freund davon, dass in Büchern vermittelt wird, dass man nur den Richtigen oder die Richtige finden muss und dann ist man geheilt. Mir fehlte hier wirklich die Entwicklung von Harriet, anstatt dessen zieht mit einigen Verbündeten dann eine Rache-Aktion durch, die ich wirklich fragwürdig und unrealistisch fand. Ich habe mich irgendwie in einer Komödie Anfang der 2000er gefühlt und es war mir nicht bewusst, dass man solche Stories noch schreibt. Natürlich ist es Unterhaltungsliteratur, aber gerade bei so einer Art toxischen Beziehung  mit Gaslighting und psychischer Gewalt sollte darauf geachtet werden, was hier für eine Botschaft vermittelt wird, wie man aus dem ganzen rauskommt, wie man vor allem danach damit lebt und wie sich das auf folgenden Beziehungen auswirkt. Dann fand ich ziemlich dünn hier. Vielleicht wäre auch eine Triggerwarnung angebracht gewesen.

FAZIT:

Fang jetzt bloß nicht an zu lieben sieht von außen relativ harmlos aus und wer andere Bücher, der Autorin kennt, wird hier sicher einen leichten Liebesroman erwarten, aber das ist es nicht. Es geht hier um toxische Beziehungen. Mir fehlte hier die Triggerwarnung und grundsätzlich der verantwortungsvolle Umgang mit diesen Thema. Das fand ich ziemlich flach, genauso wie die Entwicklung der Hauptprotagonistin und deren Umgang mit der solcher Art Beziehungen. 

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Veröffentlicht am 27.12.2022

Tragische Familiengeschichte

Verbrenn all meine Briefe
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MEINUNG:

Nachdem ich von Die Überlebenden ziemlich beeindruckt war, stand für mich sofort fest, dass ich auch Verbrenn all meine Briefe von Alex Schulman lesen möchte. Auf Schwedisch ist dieses Buch noch ...

MEINUNG:

Nachdem ich von Die Überlebenden ziemlich beeindruckt war, stand für mich sofort fest, dass ich auch Verbrenn all meine Briefe von Alex Schulman lesen möchte. Auf Schwedisch ist dieses Buch noch vor Die Überlebenden erschienen und ist auf Grund des Erfolges nun auch auf Deutsch übersetzt worden.

Bei Beginnen der Geschichte war mir nicht sofort klar, dass es sich hier um einen autofiktionalen Roman handelt, denn den hier beschriebene Großvater Sven und natürlich auch die Großmutter gab es wirklich und es zu großen Teilen die reale Familiengeschichte von Alex Schulman. Alles beginnt damit, dass Alex Schulman sich mit seiner Wut auseinander setzen möchte, die er auch gegenüber seiner Frau und seinen Kindern zeigt, so dass teilweise verängstigt reagieren. Auf der Suche nach Antworten stößt er auf die Geschichte von seinem Großvater Sven Stolpe, der ein angesehener Schriftsteller war und seiner Frau, Alex' Großmutter Karin. Die Geschichte der beiden beginnt ungefähr in den 1930er Jahren. Beide haben jung geheiratet, doch um die Ehe ist es nicht gut bestellt, denn Sven ist ein sehr impulsiver Mann, der schnell sehr grausam werden kann. Stellenweise habe ich mich gefragt, wieso Karin ihn geheiratet hat, aber Sven hat auch ein einnehmende, charismatische Seite, zumindest gegenüber einigen Fremden. Wenn man einen Fehler begangen hat, dann lässt Sven andere dafür grausam leiden.

Einen großen "Fehler" begeht Karin als sie sich im Sommer 1932 in Olof verliebt und zwar in Olof Lagercrantz. Ich muss wirklich zweimal lesen und habe mir gedacht Lagercrantz sei einfach ein weit verbreiteter schwedischer Name, aber Olof Lagercrantz ist tatsächlich der Großvater von David Lagercrantz, der ebenfalls Schriftsteller ist. Ihn kenne ich natürlich von der Fortführung der Millenium-Reihe von Stieg Larsson. Die ganze Geschichte erfährt Alex als er Briefe von Olof an Karin findet und auch als er sich mit David Lagercrantz in Verbindung setzt. Der berichtet ihm, dass diese Liebesgeschichte auch ihre Familiengeschichte "überschattet" hat. Die Briefe sind sehr schön zu lesen und so voller Liebe und Hoffnung, besonders auf der Seite von Olof, der auf eine Zukunft mit Karin hofft. In einer Rückblende erfährt, wie Karin und Olof sich kennen und lieben gelernt haben und von allem ahnte Sven zunächst nichts. Dennoch las ich die Entwicklung mit großem Unbehagen, stets auf der Hut, wann und ob Sven es heraus bekommen könnte.

Das Unbehagen hatte ich auch als es immer wieder Rückblicke hatte ich auch als Szenen aus Alex' Kindheit geschildert werden, aus denen leider auch eindeutig hervor geht, dass Karin sich nicht von Olof getrennt hat und bei ihm geblieben ist. Alex' lernt seinen Großvater nochmal von einer anderen Seite kennen bzw. versteht langsam dessen Charakter und warum Karin in seiner Kindheit häufig sich häufig entschuldigt hat oder versucht hat gar nicht erst die Wut des Ehemannes zu entbrennen. Schulman findet eine möglich Erklärung für seine eigene Wut - nämlich, dass diese sich von seinem Großvater an ihn übertragen hat, obwohl es den Grund gar nicht mehr gibt. Die Geschichte liest sich sehr soghaft - fast wie ein Krimi. Ich wollte unbedingt erfahren, was aus Karin und Olof geworden ist und über allem schwebte unbändige Wut von Sven Stolpe, der zu allem fähig war. 

FAZIT:

Verbrenn all meine Briefe ist eine soghafte, tragische Liebesgeschichte, die zeigt wozu die Wut einer einzelnen Person führen kann und sich auch auf die Gegenwart und die nächsten Angehörigen auswirkt. Eine wirklich gut erzählte und geschriebene Geschichte mit biographischen Zügen. Freue mich auf weitere Romane von dem Autor.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Ganz anders als erwartet

Unsre verschwundenen Herzen
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MEINUNG:

Ich habe bisher alle Bücher von Celeste Ng auf gelesen, wobei Kleine Feuer überall mein Favorit war. Man muss immer ein bisschen warten, aber umso mehr war ich gespannt auf das neue Buch der ...

MEINUNG:

Ich habe bisher alle Bücher von Celeste Ng auf gelesen, wobei Kleine Feuer überall mein Favorit war. Man muss immer ein bisschen warten, aber umso mehr war ich gespannt auf das neue Buch der Autorin.

Das Leben ist in Amerika nicht mehr so, wie die BewohnerInnen es gewohnt sind. Das muss auch der 12-jährige Bird spüren, der bei seinem Vater in Harvard lebt. Es den PACT, der sicherstellen soll, dass die "amerikanische Kultur" bewahrt wird. Dies hat zur Folge, dass u.a. asiatisch aussehende Menschen diskriminiert werden. Es geht soweit, dass ihnen die Kinder weg genommen und zur Adoption frei gegeben werden. Birds Mutter ist ebenfalls asiatischer Abstammung und ist vor ein paar Jahren verschwunden.  Als er einen Brief von ihr erhält, macht er sich auf die Suche nach ihr. Er will verstehen, warum sie ihn verlassen hat.  Die Suche führt ihn u.a. in Büchereien und er stellt fest, dass es eine Art Widerstand gegen das Regime gibt.

Ich muss sagen, dass ich hier ziemlich irritiert war, denn ich habe nicht wirklich eine Dystopie erwartet. Ich hab gar kein Problem mit Dystopien. Diese habe ich in der Vergangenheit sehr gern und viel gelesen, doch irgendwie war meine Erwartungshaltung auf Grund der vorherigen Romane von Celeste Ng einfach eine komplett andere. Wenn man sich das Cover anschaut, dann hätte ich das auch niemals erwartet. Cover von Dystopien sehen normalerweise anders aus. Ich tue mich auch schwer hier gänzlich von einem Roman für Erwachsene zu sprechen, denn Bird ist 12 Jahre, daher würde ich das Buch auch im Jugendbuchbereich sehen.

Der erste Teil ist komplett aus Birds Sicht geschrieben. Da seine Mutter asiatischer Abstammung ist, ist auch er Diskrimierungen gewohnt. Man spürt generell, dass die von Celeste Ng beschriebene Welt ziemlich aufgeladen ist - aufgeladen davon einen Fehler zu begehen, der zu großen Konsequenzen führen kann. Es gibt einige Situationen, die sie sehr gut beschreibt, wo jemand sogar der Verkauf von Essen verweigert wird. Sobald man sich hier gegen den PACT stellt, lebt man sehr gefährlich. Die Atmosphäre war sehr bedrückend, da auch Bird dies spüren muss. Sein Vater ist sehr darauf bedacht keinen Fehler zu machen und möglichst unter dem Radar zu agieren. Das hat mich auf jeden Fall schon sehr bewegt. Es erscheint wie eine sehr überspitzte Darstellung mit der Machtergreifung durch Donald Trump, der sein "America First" versucht zu etablieren.

Der zweite ist aus einer anderen Perspektive geschrieben, die ich aber noch nicht verraten möchte. Grundsätzlich zieht sich das Buch im Mittelteil aber ganz schön, obwohl ich natürlich wissen wollte, wo Birds Mutter ist und warum sie verschwunden ist, wobei mir irgendwie immer klar war, dass sie dies tat, um Bird zu schützen. Mich hat die Geschichte dann etwas verloren ab dem Mittelteil. Ich denke auch das liegt wieder an der Erwartungshaltung, dass ich hier mit noch mit einem großen Geheimnis gerechnet habe, wie ich es eben aus den anderen Büchern kannte. Außerdem erschien mir das ganze World-Building in dieser dystopischen Welt zum Teil nicht ganz bis zu Ende gedacht. Vor allem gegen Ende traten schon ein paar Unstimmigkeiten auf. Das Ende an sich fand ich gut, dass ein wenig offen ist, aber auf jeden Hoffnung macht.

FAZIT:

Unsre verschwundenen Herzen ist ein komplett anderes Buch von Celeste Ng, welches ein bisschen mit meinen Erwartungen kollidiert ist. Ich finde es toll, dass die Autorin hier mal etwas anderes gewagt hat, fand es aber leider etwas zäh von der Storyline. Leider gab es auch am Ende ein paar logische Probleme, die ich nicht nachvollziehbar fand. Das Ende macht allerdings Hoffnung auf eine bessere Welt.

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