Profilbild von eulenmatz

eulenmatz

Lesejury Star
offline

eulenmatz ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit eulenmatz über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2022

Sei du selbst

I Kissed Shara Wheeler
0

MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht ...

MEINUNG:

Die Autorin Casey McQuiston konnte mich mit Royal Blue vor einiger Zeit richtig überzeugen. Ihr zweites Buch, One Last Stop, liegt noch bei mir, aber bei I kissed Shara Wheeler konnte ich nicht widerstehen sofort zu zugreifen.

Alles beginnt mit einem Kuss von Shara Wheeler an Chloe Green. Doch danach ist Shara plötzlich spurlos verschwunden. Shara Wheeler ist die absolute Königin der Schule und die perfekte Tochter des Schuldirektors. Shara hinterlässt kryptische Nachrichten, die Chloe auf die Spur schickt Shara zu finden. Dabei lernt sie nicht Shara, sondern auch sich selbst und ihre Stadt besser kennen.

Alles beginnt mit dem Kuss. Schnell kommt raus, dass nicht nur Chloe geküsst worden ist, sondern auch noch jemand anderes. Zusammen mit Sharas Freund macht sich diese Bedarfsgemeinschaft auf die Suche nach Shara. Das Ganze ist wie eine Schnitzeljagd angelegt und fand diese Idee sehr amüsant und vor allem gut umgesetzt, denn neben dem Fließtext, gibt es auch immer wieder die rosanen Umschlägen, die man auch auf dem Cover sieht. Die Autorin beweist hier ein großes Einfallsreichtum. Neben dieser Suche lernen wir Shara ein bisschen besser kennen und schnell wird klar, dass sie vieles mit Hintergedanken macht und dass sie gar nicht so perfekt ist. Wie immer in Casey McQuistons Geschichten spielen auch Freundschaften eine große Rolle. Chloe selbst hat ihre feste Clique, aber sie gewinnt durch die Suche nach Shara noch zwei weitere dazu.

Diese Buch ist im wahrsten Sinne des Wortes eine durch und durch queere Geschichte. Zu Chloes Clique gehört auch eine nichtbinäre Person . Zum ersten mal habe ich gelesen, dass man hier das Neopronomen "sier " verwendet wird, wo im Englischen "they" Anwendung findet. Ich hielt es zunächst für einen Druckfehler, aber hinten gibt es dazu eine Erläuterung. Chloe ist selbst queer und ist eigentlich von lauter queeren Personen umgeben. Das sind vor allem ihre beiden Mütter zu nennen. Trotzdem vermisst Chloe Los Angeles, wo sie vorher gewohnt haben und vergleicht dieses ständig mit dem kleinen, engstirnigen Ort in Alabama namens False Beach, wo sie alle auf eine katholische Schule gehen.  Es ist zu spüren, dass Chloe nicht richtig ankommt und dem Ort auch keine so richtig Chance geben will. Im Laufe der Geschichte muss sie aber lernen, dass sehr wohl viel mehr gibt und dass für viele Freunde ihre Heimat ist. Der Schreibstil der Autorin ist für anfangs immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig und brauche etwas um reinzukommen, aber dann lässt sich gut lesen.

FAZIT:

I kissed Shara Wheeler ist eine bunter, queere Highschool Geschichte, die alles bietet, was für mich solche Romane enthalten sollten: Freundschaft, Liebe, Schulalltag und der Weg zu sich selbst zu finden. Die Bücher von Casey McQuiston sind für jeden etwas, der amerikanische und vor allem zeitgemäße Geschichten mag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2022

Starkes Debüt

Liebe ist gewaltig
0

MEINUNG:

Um Liebe ist gewaltig bin einfach nicht drumherum gekommen, da es momentan in alle Munde ist und hochgelobt wird. Der Roman ist das Debüt von Claudia Schumacher. Auch wenn es vielleicht nicht ...

MEINUNG:

Um Liebe ist gewaltig bin einfach nicht drumherum gekommen, da es momentan in alle Munde ist und hochgelobt wird. Der Roman ist das Debüt von Claudia Schumacher. Auch wenn es vielleicht nicht die ideale Sommerlektüre zu sein schien, musste ich hier sofort los lesen.

Juli wächst mit drei Geschwistern in einem kleinen Ort in Süddeutschland auf (meine Vermutung). Beide Eltern sind Anwälte und sehr angesehen. Doch hinter der idyllisch anmutenden Familienfassade sieht es anders aus, denn der Vater verprügelt sie, ihre Mutter und ihre jüngeren Bruder. Es bleibt nicht nur bei körperlicher Gewalt, sondern es kommt auch emotional dazu, denn der Vater drillt alle auf Leistung und wenn diese nicht erbracht wird, macht er dies auch mit Worten deutlich. Die Mutter will sich den Umstand nicht eingestehen und schützt Juli und ihre Geschwister auch nicht. Es kommt zu dem Punkt, dass Juli sich aus dieser Familie befreien muss und ihren eigen Weg finden muss.

Juli verfolgen wir über drei Jahrzehnte, was auch der Einteilung des Buches entspricht. Der erste Teil beginnt damit, das Juli in einer psychiatrischen Einrichtung ist wegen Selbstmordverdacht bzw. - versuch. Dort bleibt sie nicht lange und kehr dann wieder nach Hause zurück. Trotz aller Schrecklichkeit, was in dieser Familie vor sich geht, ist der Ton locker, was vor allem an Juli liegt. Sie sieht vieles sehr zynisch und nimmt auch kein Blatt vor den Mund. Ihre Art macht es leichter, die Geschichte zu lesen, denn dieses ist wirklich brutal und verstörend. Die Autorin beschönigt nichts. Es ist auch absolut klar, dass so etwas in so viele Haushalten auf der Welt genau so passiert. Besonders der erste Teil gibt tiefe Einblicke, was Juli Zuhause ertragen muss. Das Schlimme ist, dass sie sich nicht davon befreien kann, wie es z.B. ihre ältere Schwester geschafft hat, aber dieser ist die Anerkennung des Vaters auch schlichtweg egal, doch Juli ist das wichtig. Die Beziehung zum Vater ist trotz der Gewalt immer sehr innig gewesen. Der Vater hält große Stücke auf sie, die sehr gut in Mathe ist. Es ist ein verhängnisvoller Teufelskreislauf, aus dem sich Juli aber dann zunächst dennoch befreit und nach Berlin zum Studieren geht.

Im zweiten Teil ist Juli in Berlin und studiert dort Mathematik. Nebenbei ist sie eine sehr erfolgreiche internationale Gamerin. Zunächst scheint sie ihr Leben irgendwie in den Griff zu haben. Sie verliebt sich in Alex, eine Engländerin. Der Kontakt zur Familie ist beschränkt, aber vorhanden. Dennoch kämpf Juli mit ihren inneren Dämonen und neigt zu hitzigen Verhalten, welches ihr eines Tages zum Verhängnis wird. Ich fand es erschreckend, dass sie sich rein örtlich und auch wirtschaftlich von ihren Eltern distanzieren konnte, aber emotional ist unfassbar schwer sich zu befreien für sie. Das gilt auch für die ganzen Verhaltensweisen und Konditionierungen, die ihr Vater ihr eingetrichtert hat und sie (un)bewusst angenommen hat. Es fällt ihr unfassbar schwer im Leben Fuß zu fassen und das wirklich Traurige daran, dass sie ihre Kindheit so stark geprägt hat. Als außenstende Person kann man immer leicht sagen, dass man einfach fliehen sollte, aber vor seinem Inneren kann man nicht fliehen. Sie versucht ihre Probleme auch mit Drogen und Alkohol zu bekämpfen.

Im dritten Teil wechselt die Erzählperspektive weg von der Ich-Erzählerin und erzählt einen Abschnitt aus dem Leben der erwachsenen Juli. Zum Inhalt möchte ich nicht mehr sagen. Ich fand diese Abschnitt und die Seite, die von Juli gezeigt wird, sehr befremdlich, aber alles in allem passte dieser Abschnitt genau hier rein und spiegelt ebenfalls die gleichen Aspekte wieder: Der Kampf um ein selbstbestimmtes Leben, in dem Juli, der Mensch sein kann, der sie sein möchte und in dem sie lernt sich selbst zu lieben.

FAZIT:

In Liebe ist gewaltig, was für ein unfassbar guter Titel, denn er ist so vielschichtig deutbar, begleiten wir Juli, die aus einem gewalttätigen Elternhaus kommt und ihrem Kampf sich daraus zu befreien. In kraftvoller, teil ironischer Sprache nimmt uns Claudia Schumacher mit in ihre Debüt, welches mich noch lange nicht los lassen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.06.2022

Leider enttäuschend

Morgen kann kommen
0

MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch ...

MEINUNG:

Ich war von Es wird Zeit richtig begeistert. In meiner Jugend habe ich auch viele andere von ihren Büchern gelesen, wie Mondscheintarif etc. Die Autorin ist älter geworden und das merkt man auch den Büchern an. Auf Morgen kann kommen habe ich mich dementsprechend sehr gefreut.

Ruth findet etwas über ihren Ehemann Karl Westphal, einen berühmten Schauspieler heraus und sie flieht zu von München zur ihrer Schwester Gloria nach Hamburg. Beide Schwestern sprechen schon lange nicht mehr miteinander, nach einem schicksalhaften Ereignis. Im Haus ihrer Schwester lernt sich auch noch Rudi kennen, den alle immer nur den Sozi nennen, kennen. Ich finde, der Klappentext greift hier ein bisschen zu viel auf. Sein anstehenden Tod habe ich erst noch erahnen müssen, da ich den Klappentext vorher nicht gelesen habe. Außerdem treffen wir wieder auf Erdal, der in der Nähe von Hamburg eine Kur macht. Dieser wiederum lädt noch seine Cousine deren pubertierende Tochter ein zu Gloria.

Für mich stand eigentlich die Beziehung zwischen Ruth und Gloria im Mittelpunkt. Ich wollte erfahren, warum sich beide entzweit haben und wie sie wieder zueinander finden. Warum sie sich entzweit haben, wird relativ schnell klar. Scheinbar liegt es an Ruths berühmten Mann Karl Westphal, der wirklich ein absolutes Scheusal von Mann, was scheinbar alle außer Ruth gesehen haben. Die Autorin lässt es an Karl kein gutes Haar, was ich teilweise absolut überzogen fand, aber vermutlich muss man dieses Buch eher mit einem Augenzwinkern lesen, denn nicht nur Karl ist sehr stereotypisiert. Natürlich betrügt er sie auch. Das ist auch der Grund, weswegen Ruth zu Gloria flieht. Am Ende kommt auch raus, wer seine Affäre ist und das waren mir ein paar zu viele Zufälle. Zwischen dem ganzen springt Paradiesvogel Erdal, der liebevolle Deutsch-Türke, den man schon aus anderen Büchern kennt. Dieses Mal war es mir mit seinen ganzen Neurosen ein wenig zu anstrengenden und er hat sich für meinen Geschmack zu sehr in den Vordergrund gedrängt. Zwischen den ganzen Personen, nicht zu vergessen der anstehende Tod des Sozis, verliert sich die Geschichte der beiden Schwestern etwas, was ich schade fand. Ich hätte mir hier mehr Tiefe gewünscht. Gefallen hat mir wieder die Aufmachung mit den schönen Aquarellzeichnungen, passend zu jedem Kapitel.

FAZIT:

Morgen kann kommen hat mich leider enttäuscht zurück gelassen. Die Geschichte um die beiden Schwestern empfand ich als zu wenig ausgestaltet. Mir haben hier die Aussprachen gefehlt, anstatt dessen wurde einfach die Geschichten von anderen Protagonisten erzählt, die wenig zur Entwicklung der Geschichte beigetragen haben. Die Story wirkte daher sehr konstruiert und wollte auf Krampf lustig sein, wo sie es nicht war. Das rettet auch Liebling Erdal nicht, der mich hier leider auch eher genervt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.06.2022

23 Uhr 12 - 12 Menschen

23 Uhr 12 – Menschen in einer Nacht
0

MEINUNG:

Adeline Dieudonné hat mich mit Das wirkliche Leben initial abgeholt und begeistert und mit Bonobo Moussaka ging es dann weiter. Man kann sagen, die Autorin mit ihrer Art zu schreiben auf jeden ...

MEINUNG:

Adeline Dieudonné hat mich mit Das wirkliche Leben initial abgeholt und begeistert und mit Bonobo Moussaka ging es dann weiter. Man kann sagen, die Autorin mit ihrer Art zu schreiben auf jeden Fall heraussticht, weil sie etwas wagt und ihre Geschichten auch nichts beschönigen.

23 Uhr 12 ist nun ein Roman in zwölf Geschichten. Zwölf Geschichten von zwölf Personen, die irgendwie miteinander zusammenhängen sollen. Alle eint das Ereignis, dass sie Zeuge werden um 23:12 Uhr, wie eine alte Frau über eine Leitplanke auf die Fahrbahn klettert.

Besonders im Gedächtnis ist mir die Gesichte um das Pferd Red Apple geblieben, welches sie auch dessen Sicht geschrieben. Geschichten von Tieren gehen mir immer sehr zu Herzen, zumal klar war, dass dies hier keine schöne Geschichte wird. Die Autorin schaffte hier auch, ohne es direkt zu benennen, was sich hier für Tragödien abgespielt haben. Außerdem ist mir die Geschichte um den Delphin, der auch das Cover schmückt und der jungen Frau in Erinnerung geblieben. Sie hat eine sehr starke Abneigung gegen Delphine, was irgendwie erstmal unerklärlich scheint, da man die Tiere meistens als gutmütig und freundlich abgespeichert hat. In ihrer Kindheit gab es allerdings einen Vorfall, der bei mir Schock und Ekel hervorgerufen hat, vor allem, weil niemand ihr geholfen hat.

Die Sprache von Adeline Dieudonné ist rau, ungeschönt und explizit, auch hinsichtlicher sexueller Handlungen. Das muss man abkönnen. Sie guckt direkt in menschliche Abgründe und stellt die menschlichen Schattenseiten ins Rampenlicht. Vieles mutet wirklich surreal an, weil man sich denkt: Kann es sowas wirklich geben? Allerdings gibt es auch Geschichten, die ganz reale Missstände in unserer Gesellschaft aufzeigen, wie ein junge Frau, die lediglich als Gebärmaschine betrachtet wird, ein philippinischen Kindermädchen, welches fernab von ihren eigenen Kindern ein Leben unter schlechten Arbeitsbedingungen bei reichen Leuten fristet und missbräuchliche Handlungen in der Ehe gegenüber Frauen.

FAZIT:

Adeline Dieudonné hat wieder mal mit 23 Uhr 12  bewiesen, dass sich ihre Geschichte und Romane von anderen abheben. Sie hat ein sehr guter Gespür für Zwischenmenschliches und menschliche Abgründe. Einige Geschichten werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich würde es aber eher als eine Art Kurzgeschichtensammlung ansehen, da mir für einen Roman der rote Faden gefehlt hat bzw. habe ich ihn nicht erkannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2022

Ein Sommer voller Neubeginne

Ein unendlich kurzer Sommer
0

MEINUNG:

Das Buch war mir schon länger in der Verlagsvorschauen aufgefallen. Ohne, dass ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollte. Der Titel versprach ein Buch für ...

MEINUNG:

Das Buch war mir schon länger in der Verlagsvorschauen aufgefallen. Ohne, dass ich den Klappentext gelesen habe, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollte. Der Titel versprach ein Buch für den Sommer.

Protagonistin Lale landet nach einer Zugfahrt irgendwo im Nirgendwo. Ich würde hier auf Süddeutschland tippen, auch wenn der Ort nicht näher benannt wird. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit, die es in dem kleinen Ort eigentlich nicht wirklich gibt, trifft beim Aldi auf Gustav. Der sagt, sie kann bei ihm auf dem Campingplatz schlafen. Koste und Logis frei, wenn sie ein bisschen mit anpackt. Gleichzeitig findet Christophe auf der andere Seite der Erde nach dem Tod seiner Mutter heraus, dass Gustav sein Vater ist und macht sich auf dem Weg zu ihm. Lale und Gustav treffen also aufeinander und die Geschichte nimmt seinen Lauf.

Ein unendlich kurzer Sommer ist keine reine Liebesgeschichte, sondern viel mehr. Es wird schnell klar, dass Lale einen großen Verlust erlitten hat, den sie einfach nicht verkraftet. Sie ist förmlich aus ihrem Leben heraus geflohen. Für ihre Mitmenschen ist das nicht sicher nicht leicht, denn sie meldet sich einfach nicht und ist sprichwörtlich offline. Lale ist ziemlich verschlossen und es schwer Zugang zu ihr zu finden. Das klappt aber mit Gustav sehr gut, denn der ist auch ziemlich schweigsam und häufig auch nicht besonders nett zu seinen Mitmenschen und seinen Nachbarn. Vor allem nicht zu Flo, der seine Kaninchenzucht bei ihm betreibt. Dennoch arrangieren sich alle miteinander bis Christophe, Chris genannt, von der Insel La Reunion eintrifft. Ich habe mich gefreut, dass die Autorin diesen Ort gewählt hat, denn ich habe dort meine Flitterwochen verbracht.

Chris hat gerade seine Mutter verloren und muss zudem noch feststellen, dass sein Vater nicht auch sein Erzeuger ist. Genauso wie Lale stellt auch Chris der Verlust der Mutter vor die Frage, wie es nun mit seinem Leben weiter gehen soll, wenn auch anders. Chris hat sein Leben in den letzten Jahren aufgegeben, um für die demente Mutter da sein zu können. Chris' Verlorenheit und auch sein Liebenswürdigkeit gingen mir sehr zu Herzen. Er macht im Gegensatz zu Lale kein Hehl um seine Schwächen (wie z.B. eine schlimme Reisekrankheit) und auch nicht um seine Gefühle. Im Gegensatz zu Lale ist er deutlich offener. Zwischen den beiden entwickelt sich eine innige Zuneigung, aber Lale verheimlicht ihm noch ihre private Verhältnisse, was ich nicht so gut fand.

Der Ton des Buches ist durchgängig sehr melancholisch und atmosphärisch. Der Sommer an dem zu Campinglatz zugehörigen See war praktisch auf der Haut spürbar, aber es lagen auch die Verluste der verlorenen geliebten Mitmenschen in der Luft sowie sich abzeichnende weitere Verluste. Dennoch wurde auch gezeigt, dass völlig fremde Menschen zu einer Gemeinschaft, wenn nicht sogar als selbst gewählte Familie zusammen wachsen könne. Eine Familie, in der man sich gegenseitig akzeptiert, so wie man ist.

FAZIT:

Ein unendlich kurzer Sommer ist eine atmosphärische Geschichte über Verluste und Neuanfänge. Sie zeigt, dass der Tod von Mitmenschen auch dazu führen kann, dass sich neue Beziehungen ergeben und dass es nie zu spät ist einen Neuanfang zu wagen. Eine Empfehlung für alle, die Sommergeschichten lesen, die ein bisschen Melancholie enthalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere