Girl with the louding voice
Das Mädchen mit der lauternen StimmeMEINUNG:
Diese Jahr hatte ich mir vorgenommen, mal ein paar Bücher zu lesen, die in Kulturen spielen, die ich noch nicht so gut kenne. Bisher habe ich wenig Literatur über Afrika und auch von afrikanischen ...
MEINUNG:
Diese Jahr hatte ich mir vorgenommen, mal ein paar Bücher zu lesen, die in Kulturen spielen, die ich noch nicht so gut kenne. Bisher habe ich wenig Literatur über Afrika und auch von afrikanischen AutorInnen gelesen. Das Mädchen mit der lauternen Stimme von Abi Daré erschien mir eine gute Einstiegslektüre.
Adunni, was so viel bedeutet wie "Süße", wird nach dem frühen Tod ihrer Mutter mit dem älteren Mann Morufu von ihrem Vater zwangsverheiratet und damit die dritte Ehefrau von Morufu. Im Gegenzug dafür kommt er für Versorgung und Miete von Adunnis Brüdern und Vater auf. Sie hat sich immer gewünscht zur Schule zu gehen, aber mit der Heirat ist dies nicht mehr möglich. Dennoch will sie ihre Träume nicht aufgeben und träumt davon Lehrerin zu werden.
Zunächst wurde ich auf den Titel aufmerksam, besonders das Wort "lauterne". Im Englischen Original heißt das Buch "The Girl with the louding voice". Lauterne ist eine Wortschöpfung der Übersetzerin. Sie erklärt im Nachwort, warum sie vorgegangen ist. Ich kann empfehlen dieses Nachwort ruhig vorher zu lesen, denn so versteht man besser, warum aus einigen Wörtern Neologismen gemacht hat. Der Grund dafür ist, dass das Buch komplett aus Adunnis Sicht geschrieben ist und auch komplett ihren Bildungsstand spiegeln soll. Das Adunni in einem nigerianischen kleinen Dorf lebt, kennt sie viele Begriffe wie zB Mobil Telefon/ Handy nicht. Natürlich ist auch viel Umgangssprache dabei, welche Simone Jakob aber meisterhaft ins Deutsche umgesetzt hat, ohne dass dabei der sprachliche Charakter verloren gegangen ist. Ich musst mich erst ein wenig reinfinden. Einerseits ist es eine Leistung ein Buch konsequent so zu schreiben, anderseits war ich manchmal auch genervt, weil es Adunnis Naivität widerspiegelte. Denn Adunni weiß leider vieles noch nicht.
Adunni ist allerdings eine Kämpferin und kein bisschen auf den Mund gefallen, daher passt der Titel auch sehr gut. Die Zwangsehe ist für sie eine Katastrophe, aber für viele Nigerianerinnen, die in Dörfern und häufig auch in Armut leben, absolut normal. Viele von Adunnis Freundinnen können auch nicht verstehen, warum sie sich nicht freut. Man spürt hier starke Kontraste und auch Widerstände gegen die Emanzipation der jungen Frauen. Die Autorin baut immer wieder ein paar Fakten zu Nigeria ein, die ich sehr spannend fand. Vieles wusste ich davon nicht. Am Ende der Lektüre hatte zumindest ein grobes Gefühl für dieses Land. Durch eine Tragödie muss Adunni fliehen und kommt nach Lagos, der Hauptstadt Nigerias und lernt hier ein völlig anderes Leben kennen, welches aber nicht besser wird. Sie ist Hausangestellt einer sehr reichen Unternehmerin, die sie wiederum schlecht behandelt und schlägt. Ich habe mich oft gefragt, wie viel Adunni noch ertragen muss. Sie ist ausgesprochen tapfer, gibt niemals auf und hält auch nicht den Mund, auch wenn ihr das häufig zum Verhängnis wird.
Ich muss sagen, dass mich die Geschichte trotz aller Grausamkeiten vor allem am Anfang trotzdem nicht so richtig emotional berührt hat. Ich finde es ist ein sehr gut konstruierte Geschichte, die sich flüssig lesen lässt und gut platzierte Konflikte enthält, die die Geschichte vor allem letzten Drittel auch spannend gemacht haben. Trotzdem fand ich den Ausgang der Geschichte recht vorhersehbar. Ich habe mich gefragt, ob sich so eine Geschichte genau so auch in der Realität ereignen könnte. Hatte Adunni nicht sehr viel Glück? Ich bin ein bisschen hin und her gerissen, wie viel Authentizität man der Geschichte zu schreiben kann.
FAZIT:
Das Mädchen mit lauternen Stimme ist ein sehr gut erzählte und konstruierte Geschichte mit hohen Unterhaltungswert. Emotional konnte mich die Geschichte nur zum Teil mitreißen und ich bleibe ein bisschen hin und her gerissen zurück, ob hier nicht ein bisschen zu viele Zufälle gab. Auf jeden Fall habe ich aber ein paar interessanten Sachen über Nigeria erfahren.