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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2024

Flop des Jahres

Krähentage
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MEINUNG:
Krähentage von Benjamin Cors hat mich einfach magisch angezogen. Einerseits liebe ich einfach Thriller und andererseits haben sich die sehr guten Meinungen hierzu einfach gehäuft, so dass klar ...

MEINUNG:
Krähentage von Benjamin Cors hat mich einfach magisch angezogen. Einerseits liebe ich einfach Thriller und andererseits haben sich die sehr guten Meinungen hierzu einfach gehäuft, so dass klar für mich war, dass ich das Buch lesen muss.
Also ich weiß eigentlich gar nicht, wo ich hier anfangen soll, denn mir hat hier leider eine ganze Menge wirklich nicht gefallen. Es mag sicherlich daran liegen, dass ich grundsätzlich viele Krimis und Thriller lese und daher relativ anspruchsvoll geworden bin. Schon nach dem ersten Viertel war ich hier relativ ernüchtert und habe auch über einen Abbruch nachgedacht. Was für mich schon mal gefehlt hat, war Spannung. Wir lesen hier immer wieder im Wechsel von dem ermittelnden Team und dem vermeintlichen Täter, was ich an sich mag, aber es gab eben auch nicht mehr besonders viele Überraschungen. Meiner Meinung nach gelingt es dem Autor nicht einen Thriller vernünftig aufzubauen. Es ist oft nicht klar, wo die Opfer und Ermittlungsansätze herkommen. Anstatt immer wieder durch kleine Hinweise Spannung aufzubauen und mein Interesse zu wecken, passiert vieles einfach irgendwie. Es gibt sogar eine Zeit von 4 Wochen, wo in diesem Fall mit einem angeblichen Serienmörder nichts passiert. 
Weiterer Kritikpunkt ist Brutalität der Morde, die in Zusammenhang mit Krähen stehen. An sich gefiel mir die Wahl der Tiere, weil ihnen leider zu Unrecht oft ein schlechter Ruf vorauseilt, aber am Ende macht für mich Brutalität noch langen keinen guten Thriller aus und ich fand es auch wirklich unnötig, eben weil dem Thriller einfach die Tiefe und Authentizität fehlt. Bei mir hat auch keiner der Fälle und Personen wirklich Emotionen wie Mitgefühl oder ähnliches ausgelöst und das finde ich schade, denn bei solchen Verbrechen sind nun auch wirklich Menschen beteilig und werden zu Opfern. Ich konnte mich auch mit keiner Person aus dieser Gruppe 4 wirklich anfreunden, denn sie bleiben alle oberflächlich und der Autor hat hier die klassischen Stereotypen aufgebaut: Die mürrische Mila mit düsterer Vergangenheit, der eloquente Jakob, die flippige Lucy, die strebsame Frauke, der stille und zu Gewalt neigende "Finne" (dessen Gewaltbereitschaft auch nicht eingeordnet wird) und Ludger, der gerne Anzug trägt. In meinen Auen viel zu viele Personen. Oft verwendet der Autor auch Sätze bzw. Phrasen, die einfach zu dick aufgetragen fand. Ich habe mir oft gedacht besser wäre mehr zeigen und nicht so viel erzählen (show and don't tell). Ein bisschen versöhnlich haben mich ein paar Wendungen am Ende gestimmt.

FAZIT:
Von Krähentage habe ich mir wirklich viel versprochen, aber es konnte mich leider nicht überzeugen. Für mich ein Thriller, den ich einfach nicht gut gemacht fand, auch nicht mit dieser Brutalität, die beschrieben wird. Mich konnten leider weder die Ermittler, noch der Fall überzeugen und was ich wirklich vermisst habe, war Spannung. 

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Veröffentlicht am 05.06.2024

Italien und Neuanfänge

Ein Sommer in Italien
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MEINUNG:
Nach In fünf Jahren habe ich mich sehr gefreut, als ich ein neues Buch von Rebecca Serle entdeckt habe. Ein Sommer in Italien ist bereits 2023 erschienen und ich habe es mir ein bisschen aufgespart.
Protagonistin ...

MEINUNG:
Nach In fünf Jahren habe ich mich sehr gefreut, als ich ein neues Buch von Rebecca Serle entdeckt habe. Ein Sommer in Italien ist bereits 2023 erschienen und ich habe es mir ein bisschen aufgespart.
Protagonistin Katy hat ihre Mutter verloren und steht an einem Punkt in ihrem Leben, wo sie weiß, dass es nicht so weiter geht, wie bisher. Um wieder zu sich zu finden, fährt nach Positano an der italienischen Amalfiküste - eine Reise, die sie eigentlich mit ihrer Mutter machen wollte. Dort trifft sie auf eine jüngere Version ihrer Mutter und lernt diese nochmal ganz anders kennen.
Ziemlich befremdlich fand ich die Liebe und Verbundenheit zwischen Katy und ihrer Mutter, denn die Beziehung war eng, enger als zwischen Carol und ihrem Katys Vater und auch scheinbar zwischen Katy und ihrem Mann. Katy bezeichnet ihre Mutter als die große Liebe ihres Lebens. Katy ist fast 30 Jahre alt und für grenzte das schon an Besessenheit oder zumindest fehlenden Abnabelung. Außerdem wird Carol als der vermeintliche Übermensch beschrieben, der eigentlich keine Schwächen hat und von allen geliebt wird. Das empfand als typisch amerikanisch.
Der schöne und wirklich genussvolle Teil setzt ein als Katys Aufenthalt in Italien beginnt. An diesen Stellen konnte man sich wirklich weg träumen nach La dolce Vita in Italien. Es gibt fantastische Essenbeschreibungen, die einem das Wasser im Mund zusammen laufen lassen. Katy genießt dort den Aufenthalt. Rebecca Serle baut auch wie In fünf Jahren ein übernatürliches Element ein, in dem Katy ihre Mutter in jungen Jahren trifft. Ich hätte mir eigentlich eher gewünscht, dass Katy sich mehr mit sich beschäftigt und dem Leben nach dem Tod ihrer Mutter und weniger noch mehr Fixierung auf ihre Mutter. Gegen Ende wacht Katy dann sprichwörtlich ein bisschen auf und wird sich über ein paar Dinge klarer.

FAZIT:
Ein Sommer in Italien ist wirklich ein ideales Sommerbuch und für alle, die Italien lieben und vielleicht da gerade nicht hinkönnen. Obwohl das Thema des Buches kein leichtes ist, ist die Lektüre handlungstechnisch relativ dünn, aber es gibt umso mehr italienische Genussmomenten und man kann sich hier einfach treiben lassen.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Großartige Fortsetzung!

Windstärke 17
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MEINUNG:
Nach 22 Bahnen, was mir, wie vielen anderen auch, schon so gut gefallen hatte, kommt nun die Geschichte von Tildas Schwester Ida in Windstärke 17. Eine Geschichte, von der ich eigentlich dachte, ...

MEINUNG:
Nach 22 Bahnen, was mir, wie vielen anderen auch, schon so gut gefallen hatte, kommt nun die Geschichte von Tildas Schwester Ida in Windstärke 17. Eine Geschichte, von der ich eigentlich dachte, ich bräuchte sie nicht.
Idas und Tildas Mutter ist nun tot. Ida verlässt die Kleinstadt mit der Kündigung der Wohnung. Eigentlich soll zu Schwester Tilda gehen, aber Ida kann es nicht und landet auf Rügen. Im Gepäck hat sie nicht nur die falsche Kleidung, sondern auch viele, viele Emotionen, wie Schuld, Wut und Trauer. 
Ich fand es so gut, wie Caroline Wahl die Ambivalenz in der Gefühlen von Ida gegenüber ihrer Mutter beschrieben, wie schon bei Tilda. Einerseits ist da eine Mutter, die ihr Leben lieber dem Alkohol widmet und daran zu Grund geht. Es gibt Szenen, bei denen ich manchmal eine Triggerwarnung manchmal angebracht gewesen wäre, vor allem von LeserInnen, die ähnliches erlebt haben. Dazu gehören für mich auch suizidalen Taten und Gedanken. Andererseits war es ihre Mutter, die sie trotz allem liebte und mit der es auch schöne Momente gab. Besonders der Tod der Mutter und die Umstände machen Ida schwer zu schaffen. Leider neigt sie dazu ihre Hilflosigkeit und traumatischen Erinnerungen in relativ selbstzerstörerischen Taten zu kanalisieren, um eine endlich eine Art der Verarbeitung in Kraft zu setzen. Diese Stellen sind unfassbar intensiv zu lesen und auch zu fühlen, denn nicht immer ist klar, wie diese ausgehen könnten. Idas Emotionen fließen hier mit großer Intensität durch die Buchseiten und verlangt beim Lesen so einiges ab.  Ich konnte das Buch wirklich nur schwer aus der Hand legen, weil ich Ida einfach nicht allein lassen wollte. Es hat auch in mir persönlich so viel aufgerüttelt, sodass ich noch Tage danach einiges verarbeiten musste.
Ida ist gleichzeitig ein ziemlich coole Person, die eigentlich schon weiß wer sie ist. Sie ist clever, aber auch stur und widersprüchlich. Bei alter Düsternis gibt es hier auch Lichtblicke für Ida. Vor allem als sie von Knut und Marianne aufgenommen wird, die keine großen Fragen stellen. Vor allem Marianne kümmert sich sehr um sie und ich war auch einfach froh für Ida, dass sie jemanden hat. Ich war für mich nachvollziehbar, dass sie nicht zu Tilda wollte, denn sie ist einfach zu nah dran. Besonders hat mir auch hier gefallen, wie ambivalent der Aufbau von neuen Beziehungen für Ida ist. Immer wieder pendelt es zwischen ihren eigenen Dämonen, die Impulsivität hervorrufen und der Suche nach Geborgenheit, ein Stück weit vielleicht auch Heilung und wie es mit ihrem Leben weiter geht.  Sehr gut hat mir auch die sich anbahnende kleine Liebesgeschichte mit Leif gefallen, weil die ebenso intensiv, wie humorvoll war. Auch er scheint sein Päckchen zu tragen und dennoch scheinen sich beide genau zum richtigen Zeitpunkt im Leben getroffen zu haben. Auch hier zeigt sich wieder eine große Ambivalenz. Beide stoßen sich im gleichen Maß voneinander weg, wie sie auch die Nähe des anderen genießen und eigentlich rettungslos ineinander verliebt sind. 

FAZIT:
Schon lange hat mich kein Buch mehr so begeistert, innerlich zerstört und dann wieder aufgebaut, wie Windstärke 17 von Caroline Wahl. Meiner Meinung nach setzt die Autorin in dieser Art zweiten Teil zu 22 Bahnen hier nochmal ein drauf. Es hat mich auf einer persönlichen Ebene erreicht, wie schon lange kein Buch mehr. Für mich ein Lebenshighlight!

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Wer zuerst lügt

Wer zuerst lügt
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MEINUNG:
Ich wurde auf Wer zuerst lügt aufmerksam, weil es eine Empfehlung aus Reese Witherspoon Buchclub ist und weil die Geschichte mal so komplett neu und anders klang.
Protagonistin Evie Porter ist ...

MEINUNG:
Ich wurde auf Wer zuerst lügt aufmerksam, weil es eine Empfehlung aus Reese Witherspoon Buchclub ist und weil die Geschichte mal so komplett neu und anders klang.
Protagonistin Evie Porter ist nicht die, für die sie sich ausgibt. Es relativ schnell klar, dass sie bestimmt Aufträge ausführt. Einer dieser "Aufträge" ist ihr Freund Ryan. Zunächst ist nicht ganz klar, was hier der Auftrag ist, aber das wird relativ schnell klar. Abwechselnd werden die Kapitel von anderen Alias erzählt. Dabei wird auch Evie Alter Ego Lucca Marino mit ihrer Vorgeschichte näher beleuchtet. Richtig Fahrt nimmt die Geschichte auf als eine andere Frau sich als Lucca Marino ausgibt. 
Für mich war die erste Hälfte relativ belanglos, aber ab der zweiten Hälfte nimmt das Buch richtig an Fahrt auf. Vor allem als Evie klar wird, dass ihr Auftraggeber hinter ihr her ist und sie cleverer sein muss als er. Ich mochte, dass man nicht genau wusste, wie alles zusammenhängt und wie sie ihn überlisten möchte, um ihr Leben zurückzubekommen. Besonders spannend ist dabei das Verhalten von Ryan, den sie an für sich auch hintergeht. Als Evie des Mordes beschuldigt wird, beginnt ein ziemlich rasantes Katz-und-Maus-Spiel. Die ganze Auflösung mit seinen diversen Wendungen und doppelten Böden ist relativ komplex und man muss mit den Gedanken gut dabei sein. Spannend ist es, dass trotz allem, was Evie hier getan hat, sie trotzdem sympathisch fand. Ich denke, dass ist genau, was die Autorin erreichen wollte, obwohl Evie sich hier eindeutig sehr dunkelgrauen gesetzlichen Bereichen befand.

FAZIT:
Wer zuerst lügt startet mit gemächlich und entwickelt sich dann zu einem rasanten Katz-und-Maus-Spiel zwischen Evie und ihren Gegnern. Es war gut durch dacht und clever gemacht. Ich habe das Buch gerne gelesen und hatte Spaß dabei. :)

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Veröffentlicht am 23.05.2024

Jahreshighlight

Issa
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MEINUNG:
Bei Issa hat mich einfach das Cover schon vor Monaten magisch angezogen. Die Frau darauf wirkt so stark und gleichzeitig verletzlich. Nach einem Blick auf den Inhalt, war für mich klar, dass ich ...

MEINUNG:
Bei Issa hat mich einfach das Cover schon vor Monaten magisch angezogen. Die Frau darauf wirkt so stark und gleichzeitig verletzlich. Nach einem Blick auf den Inhalt, war für mich klar, dass ich das Buch lesen muss. Ein bisschen Sorge hatte ich, wie hart das Buch zwecks der möglichen Rituale werden könnte.

Das Buch hat mich von der ersten Seite sofort in seinen Bann gezogen und das lag vor allem an Protagonistin Issa, denn die nimmt ihre zunächst misslich erscheinende Lage mit zunächst mit sehr viel Humor, was auch für das gesamte Buch gilt. Issa ist schwanger. Es klingt ein bisschen danach als wäre es nicht ganz geplant gewesen. Issas Wurzeln liegen in Kamerun, aber sie wohnt mit ihrer Familie in Deutschland. Ihre Mutter hat dennoch ihren Tod vorausgesehen. Damit dies nicht passiert und Issas Kind sicher auf die Welt kommt, muss sie sich gewissen Ritualen in Kamerun unterziehen. Also macht sich auf den Weg nach Douala. 

Das Buch enthält eine Vielfalt an Themen, u.a. setz sich Issa mit ihrer Familiengeschichte auseinander. Diese Geschichte ist auch eng mit der deutschen Kolonialgeschichte verbunden, von der ich nun auch ein besseres Verständnis habe. Parallel zu Issas Geschichte wird in sich abwechselnden Kapiteln die Geschichte ihrer Großmütter und ihrer Mutter erzählt. Zu ihren Omas hat Issa ein sehr inniges, liebevolles Verhältnis, was sich auch zeigt als sie Issa in Kamerun empfangen. Das Verhältnis zu Issa Mutters wirkt angespannt, denn Issa fühlt von ihr oft kontrolliert und auch die Nachricht auf einen baldigen Enkel wurde nicht gut aufgenommen. Issa hat Zeit in Kamerun zu reflektieren, was sie sich und das Baby wünscht, welches sie auf jeden Fall behalten möchte. Ich empfand auch das Verhältnis zu Issas deutschem Freund und Vater des Kindes sehr schwierig, aber das erkennt Issa dann auch selbst. 

Die Autorin gewährt einen sehr detaillierten und intimen Einblick in die Rituale, die ein entscheidender Teil der Kultur sind und auch über Glück und Unglück im Leben entscheiden können. Für mich war das einerseits faszinierend, wie unterschiedlich Leben sein können und andererseits habe ich mich auch schwer daran getan diesen starken Glauben an diese Rituale, die eng mit den Ahnen verbunden sind, nachzuvollziehen und ernst zu nehmen, vor allem wenn über das eigene Leben entscheidet.

Möglicherweise sind die Rituale auch Teil des Problems und stehen der Emanzipation der Frauen im Wege, obwohl die Frauen hier sehr stark sind. Ich habe sie bewundert für ihre Stärke und für die absolute Liebe zu ihren Kindern und Enkelkindern.

Spannend fand ich die Auseinandersetzung mit dem Weiß und Schwarze Sein, denn Issa ist in Deutschland zu schwarz und in Kamerun wird sie als weiß bezeichnet. Ich empfand das als ziemliches Dilemma und konnte Issa Zerrissenheit gut nachvollziehen. Issas Mutter hat in der Vergangenheit entschieden, dass mit einem Deutschen und Issa nach Deutschland geht. Die Familie hat sich schwer getan mit dieser Entscheidung, dennoch auch nachvollziehbar, denn sie hat sich einfach mehr Chancen für Issa und sich versprochen, was ebenfalls nachvollziehbar ist. Der Preis ist dann, dass man bzw. Issa nirgendwo Zugehörigkeit empfinden. 

FAZIT:
Issa ist für mich ein absolutes Jahreshighlight. Der Roman bringt so viele verschiedene Themen (Geschichte und Kultur Kameruns, familiäre Beziehungen, Emanzipation) mit, ist gleichzeitig tiefgründig und humorvoll. Es ist oft keine leichte Kost, aber es hinterlässt keine Schwere. Ich hoffe, die Autorin schreibt weitere Romane. :)

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