Profilbild von eulenmatz

eulenmatz

Lesejury Star
offline

eulenmatz ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit eulenmatz über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2024

Starkes Debüt

Die schönste Version
0

MEINUNG:

Auf Die schönste Version wurde ich schon aufmerksam als es noch nicht einmal erschienen war. Ein bisschen hatte ich schon Sorge, dass es kein leichtes Buch werden wird. Außerdem hat mich auch ...

MEINUNG:

Auf Die schönste Version wurde ich schon aufmerksam als es noch nicht einmal erschienen war. Ein bisschen hatte ich schon Sorge, dass es kein leichtes Buch werden wird. Außerdem hat mich auch der Spielort der ostdeutschen Kleinstadt sehr angesprochen.

Das Buch hat definitiv eine Triggerwarnung verdient, denn es geht um physische und psychische Gewalt in einer Beziehung und auch um sexuelle Übergriffe. Es sollte also gut eingeschätzt, ob man sich dem gewachsen fühlt, denn die Autorin hat eine sehr klare und direkt Sprache. Vorgefallene Dinge werden auch so benannt. Jellas Geschichte tut beim Lesen ganz schön weh und doch konnte ich manche Teile, vor allem das Beginnen der eigenen Sexualität als Jugendliche bzw. junge Erwachsene mitfühlen, auch wenn ich nicht 1 zu 1 die gleichen Erfahrungen gemacht habe wie Jella. Ich konnte aber meine eigenen Erfahrungen noch einmal rekapitulieren, wie unerfahren und blauäugig ich doch, genauso wie Jella, an manche "Beziehungen" heran gegangen bin. Jellas Geschichte beginnt mit der Flucht zurück in ihre Kinderzimmer, nachdem ihr Freund sie gewürgt hat. Damit beginnt auch der große Rückblick in Jellas Jugend und ihre Beziehung mit Yannick. Dabei stellt sich immer mehr raus, wie die Beziehung wirklich war, nämlich eine relativ toxische. Jella ist keine Person, die sich irgendwas gefallen, was mich einerseits enorm beruhigt hat, aber andererseits die Situationen mit Yannick noch schlimmer gemacht hat, weil beide sich dann sehr schnell hochgeschaukelt haben. Dabei möchte ich auf keinen Fall sagen, dass Jella lieber alles hätte hinnehmen sollen, damit gewisse Dinge nicht passieren. Die Autorin hat eine fantastische Sprache. Viele Sätze sind unfassbar gut ausgefeilt und bringen vieles sehr auf den Punkt. Als Leserschaft sind wir ganz nah an Jella dran, da es as ihrer Perspektive geschrieben ist. Das Ende hat mir sehr gut gefallen, auch wieder wegen dieser brutalen Ehrlichkeit.

FAZIT:

Mit ihrem Debüt Die schönste Version legt Ruth-Maria Thomas den Finger wirklich stark in die Wunde von Protagonistin Jella und auch in mein Leserherz. Es ist keine einfache Lektüre, da es um körperlich Gewalt in einer Beziehung geht und auch um eine Art sexuelles Erwachen in den Teenager Jahren/ Jahren des Erwachsen Werdens von Jella und das alles in einer ostdeutschen Kleinstadt. Mich hat das Buch sofort für sich eingenommen und wird noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich freue mich noch viel mehr von der Autorin zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2024

Seltsame Sally Diamond

Seltsame Sally Diamond
0

MEINUNG:

Ich mag den Steidl Verlag als solchen sehr, besonders wegen der in Leinen gebundenen Bücher. Mir gefällt auch der Schwerpunkt auf irischer Literatur. Seltsame Sally Diamond war außerdem ein Buch, ...

MEINUNG:

Ich mag den Steidl Verlag als solchen sehr, besonders wegen der in Leinen gebundenen Bücher. Mir gefällt auch der Schwerpunkt auf irischer Literatur. Seltsame Sally Diamond war außerdem ein Buch, über das ich sehr viel Gutes gehört habe, daher war es klar, dass ich es lesen muss.

Gleich zu Anfang war ich von Sally Diamond gefesselt, denn sie war einfach mal ein komplett anderer Charakter und die Autorin hat sie wirklich gut dargestellt. Ich habe ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, was der Grund von Sallys Andersartigkeit ist, denn der liegt in ihrer Vergangenheit. Sally beginnt langsam diese zu ergründen als ihr Vater gestorben ist. Sie erregt plötzlich starke Aufmerksamkeit als sie die Leiche ihres Vaters mit dem Hausmüll verbrennt. Natürlich gibt es einen riesigen Aufschrei in der Gemeinde. Schnell merkt man, Sally scheint nicht so richtig gesellschaftlich und sozial kompatibel zu sein. Mit Vorlauf des Buches macht sie allerdings in ihrem Rahmen eine wirklich nachvollziehbare und authentische Entwicklung durch. Sallys Vergangenheit ist nichts für schwache Nerven, denn wir sind hier wirklich tief in menschlichen Abgründen. Einige Kapitel fand ich nur schwer ertragbar. Am schlimmsten fand ich, dass die Autorin deutlich gemacht hat, dass die darin geschilderten Lebensumstände für die Beteiligten einfach als normal hingenommen werden, weil sie nichts anderes kennen und dennoch bei so vielen Personen ein lebenslanges Trauma hinterlässt. Beim Lesen hatte ich oft den Eindruck, mich nicht mehr wohl in meiner Haut zu fühlen. Aus der Hand legen konnte ich das Buch allerdings auch nicht mehr, weil ich natürlich wissen wollte, was nun wirklich alles passiert ist und wie sich gewisse Dinge entwickeln. Ich empfand auch das Ende als realistisch. 

FAZIT:

Seltsame Sally Diamond hat mich von der ersten Seite an gefesselt, vor allem wegen der Protagonistin Sally, die so anders war, leider aus wirklich furchtbaren Gründen. Die Autorin hat hier ein wirklich starken Charaktere erfahren, dessen Entwicklung sehr glaubhaft ist. Für die Geschichte an sich braucht man schon starke Nerven. Die Autorin wagt hier einiges und stellt vermeintliche moralische Meinungen schon sehr auf den Kopf.  Ich bin ab jetzt Fan von der Autorin! 

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.06.2024

Großartige Fortsetzung!

Windstärke 17
0

MEINUNG:
Nach 22 Bahnen, was mir, wie vielen anderen auch, schon so gut gefallen hatte, kommt nun die Geschichte von Tildas Schwester Ida in Windstärke 17. Eine Geschichte, von der ich eigentlich dachte, ...

MEINUNG:
Nach 22 Bahnen, was mir, wie vielen anderen auch, schon so gut gefallen hatte, kommt nun die Geschichte von Tildas Schwester Ida in Windstärke 17. Eine Geschichte, von der ich eigentlich dachte, ich bräuchte sie nicht.
Idas und Tildas Mutter ist nun tot. Ida verlässt die Kleinstadt mit der Kündigung der Wohnung. Eigentlich soll zu Schwester Tilda gehen, aber Ida kann es nicht und landet auf Rügen. Im Gepäck hat sie nicht nur die falsche Kleidung, sondern auch viele, viele Emotionen, wie Schuld, Wut und Trauer. 
Ich fand es so gut, wie Caroline Wahl die Ambivalenz in der Gefühlen von Ida gegenüber ihrer Mutter beschrieben, wie schon bei Tilda. Einerseits ist da eine Mutter, die ihr Leben lieber dem Alkohol widmet und daran zu Grund geht. Es gibt Szenen, bei denen ich manchmal eine Triggerwarnung manchmal angebracht gewesen wäre, vor allem von LeserInnen, die ähnliches erlebt haben. Dazu gehören für mich auch suizidalen Taten und Gedanken. Andererseits war es ihre Mutter, die sie trotz allem liebte und mit der es auch schöne Momente gab. Besonders der Tod der Mutter und die Umstände machen Ida schwer zu schaffen. Leider neigt sie dazu ihre Hilflosigkeit und traumatischen Erinnerungen in relativ selbstzerstörerischen Taten zu kanalisieren, um eine endlich eine Art der Verarbeitung in Kraft zu setzen. Diese Stellen sind unfassbar intensiv zu lesen und auch zu fühlen, denn nicht immer ist klar, wie diese ausgehen könnten. Idas Emotionen fließen hier mit großer Intensität durch die Buchseiten und verlangt beim Lesen so einiges ab.  Ich konnte das Buch wirklich nur schwer aus der Hand legen, weil ich Ida einfach nicht allein lassen wollte. Es hat auch in mir persönlich so viel aufgerüttelt, sodass ich noch Tage danach einiges verarbeiten musste.
Ida ist gleichzeitig ein ziemlich coole Person, die eigentlich schon weiß wer sie ist. Sie ist clever, aber auch stur und widersprüchlich. Bei alter Düsternis gibt es hier auch Lichtblicke für Ida. Vor allem als sie von Knut und Marianne aufgenommen wird, die keine großen Fragen stellen. Vor allem Marianne kümmert sich sehr um sie und ich war auch einfach froh für Ida, dass sie jemanden hat. Ich war für mich nachvollziehbar, dass sie nicht zu Tilda wollte, denn sie ist einfach zu nah dran. Besonders hat mir auch hier gefallen, wie ambivalent der Aufbau von neuen Beziehungen für Ida ist. Immer wieder pendelt es zwischen ihren eigenen Dämonen, die Impulsivität hervorrufen und der Suche nach Geborgenheit, ein Stück weit vielleicht auch Heilung und wie es mit ihrem Leben weiter geht.  Sehr gut hat mir auch die sich anbahnende kleine Liebesgeschichte mit Leif gefallen, weil die ebenso intensiv, wie humorvoll war. Auch er scheint sein Päckchen zu tragen und dennoch scheinen sich beide genau zum richtigen Zeitpunkt im Leben getroffen zu haben. Auch hier zeigt sich wieder eine große Ambivalenz. Beide stoßen sich im gleichen Maß voneinander weg, wie sie auch die Nähe des anderen genießen und eigentlich rettungslos ineinander verliebt sind. 

FAZIT:
Schon lange hat mich kein Buch mehr so begeistert, innerlich zerstört und dann wieder aufgebaut, wie Windstärke 17 von Caroline Wahl. Meiner Meinung nach setzt die Autorin in dieser Art zweiten Teil zu 22 Bahnen hier nochmal ein drauf. Es hat mich auf einer persönlichen Ebene erreicht, wie schon lange kein Buch mehr. Für mich ein Lebenshighlight!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.04.2024

So schmerzhaft schöne Liebesgeschichte

The Idea of You
0

MEINUNG:
The Idea of You ist bereits 2020 unter den Namen Als du mich sahst erschienen. Ich wurde auf das Buch durch Zufall aufmerksam als ich den Trailer zu dem bald, gleichnamig erscheinenden Film mit ...

MEINUNG:
The Idea of You ist bereits 2020 unter den Namen Als du mich sahst erschienen. Ich wurde auf das Buch durch Zufall aufmerksam als ich den Trailer zu dem bald, gleichnamig erscheinenden Film mit Anne Hathaway und Nicolas Galitzine (meiner Meinung nach die besten Besetzungen) gesehen habe.
Die Geschichte ist schnell erzählt und eigentlich auch nichts Neues, dennoch hat mich die Geschichte total für sich eingenommen ab den ersten Seiten. Die Amerikanerin mit französischer Abstammung Solène Marchand verliebt sich in Brite Hayes Campbell. Eigentlich ganz einfach, wäre da nicht der große Altersunterschied zwischen den beiden, denn Hayes ist 20 Jahre alte und Solène schon fast 40 und hat eine 12-jährige Tochter, die Hayes anhimmelt, denn Hayes ist Mitglied einer international gefeierten britischen Boyband namens August Moon. Beide lernen sich auf einem Konzert kennen, zudem Solène ihre Tochter begleitet. 
Von Anfang an ist klar, dass diese Liebe eigentlich nicht für die Ewigkeit sein kann. Solène macht das Hayes immer wieder klar. Ich habe sie auch immer sehr klar und erwachsen empfunden, aber natürlich fällt es ihr sehr schwer, vor allem als mehr als nur körperliche Zuneigung wird. Vor allem Hayes hat immer ernste Absichten gehabt. Den reinen Altersunterschied habe ich noch nicht einmal als das größte Problem gesehen im Gegensatz zu Solène. Das größere Problem ist die Berühmtheit von Hayes und das Leben, dass sich für Solène damit radikal ändert und das tut auch ihren Job, ihr soziales Umfeld und vor allem ihre Tochter mit einschließen. Die Autorin zeigt sehr gut auf, wie das Leben an der Seite einer sehr berühmten Person aussehen kann und dabei hat sie noch in meinen Augen vergleichsweise harmlose Konsequenzen aufgezeigt. Auf jeden Fall sind auch die Hass-Nachrichten in Social Media ein Thema und wie schnell vermeintliche Fans, in die privaten Bereiche eindringen. Ich habe mit den beiden von den ersten Seiten mitgefiebert, besonders mit Soléne, was auch daran liegt, dass die Geschichte aus ihrer Sicht geschrieben ist. Hayes Sicht hätte mich definitiv auch noch interessiert. Ich habe ein bisschen Angst vor dem Ende gehabt, aber das von der Autorin gewählte bittersüße Ende war das einzig realistische und es passt auch zu Solènes Verhalten in der ganzen Geschichte.

FAZIT:
The Idea of You ist eine der schönsten und leidenschaftlichsten Liebesgeschichten, die je gelesen habe. Ich habe das Buch förmlich inhaliert und mit Solène und Hayes mitgefiebert und mitgelitten. Das bittersüße Ende lässt mich darauf hoffen, dass es hier eventuell nochmal einen zweiten Teil geben wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2024

Highlight - sprachlich herausragend

Krummes Holz
0

MEINUNG:
Krummes Holz ist mir schon vor ein paar Monaten in den Vorschauen aufgefallen und nachdem ich so begeistert von Alina Herbings Tiere, vor denen man Angst haben muss gelesen hatte, erschien mir ...

MEINUNG:
Krummes Holz ist mir schon vor ein paar Monaten in den Vorschauen aufgefallen und nachdem ich so begeistert von Alina Herbings Tiere, vor denen man Angst haben muss gelesen hatte, erschien mir dieses Buch als ideale und vergleichbare Literatur.
Krummes Holz ist eine Gegend in der Mitte Deutschlands, im ländlichen Südwestfalen. Dort der heruntergewirtschaftete Gutshof von Jirkas Familie. Nun kehrt er nach 5 Jahren dahin zurück. Wir befinden uns im Sommer 1987 und das spürt man auch. Die Autorin gibt immer wieder Hinweis auf die Zeit. Jirka hat eine ältere Schwester, Malene. Jirkas Rückkehr löst bei Malene keine Freundenstürme aus, sondern eher das Gegenteil. Zwischen den beiden Geschwistern gibt es so viel aufgestaute Emotionen und auch Wut, was ich nachvollziehen konnte. Ich habe so oft gedacht, dass sie doch einfach nur miteinander zu reden bräuchten, aber das ist einfach nicht so einfach. Schweigen bis es eh weh tun steht auch so im Text. 
Nach und Nach erfährt man zwischen dem herausragenden poetischen Schreibstil, was so in der Kindheit der beiden passiert ist und das ist nicht ohne. Jirka und seine Schwester müssen durch den Vater körperlich Misshandlungen und Züchtigungen ertragen. Ihre Mutter verstirbt früh und sie bleiben mit dem Vater und der Großmutter zurück. Auch von dieser gibt keinerlei Nähe und Geborgenheit. Ich habe oft gedacht, dass es für Jirka wohl das Beste war, auf dem Internat zu sein. Malene, auch wenn vier Jahre älter, musste zurück bleiben und musste vieles weiterhin ertragen. Malene Wut würde ich daher als im Stichlassen deuten. Mir Jirkas Rückkehr gibt es einen Punkt, nämlich die Abwesenheit des Vaters, die zunächst nicht erklärt wird. Die Autorin verwebt sehr geschickt Gegenwart und Vergangenheit. Beim Lesen erfordert es etwas größere Konzentration, aber ich mochte es, wie es alles miteinander verschwimmt und wie Jirka auch so langsam das Erinnern wieder einsetzt. Lobend ist auch die Atmosphäre auf dem Hof zu erwähnen. Ich habe förmlich gespürt, wie die Sonne mir auf die Haut scheint und auch das Haus konnte ich mir sehr gut vorstellen.
FAZIT:
Krummes Holz hat mich sofort begeistert. Ich mochte diese raue, ländliche Atmosphäre, die im krassen Gegensatz zu den sensiblen Charakteren Jirka, Madlen und Leander stehen, die so viel ertragen mussten. Vor allem die Sprache der Autorin konnte mich begeistern. Für mich ein Highlight!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere