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Veröffentlicht am 19.07.2021

Ermittlungen in der kleinen Stadt am Rhein

Die Akte Adenauer
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Philipp Gerber ist Amerikaner - aber geboren wurde er als Deutscher. Seine Familie emigrierte in den frühen 30-er Jahren in die USA, weil sie unter den Nationalsozialisten keine Zukunft sah. Gerber kämpfte ...

Philipp Gerber ist Amerikaner - aber geboren wurde er als Deutscher. Seine Familie emigrierte in den frühen 30-er Jahren in die USA, weil sie unter den Nationalsozialisten keine Zukunft sah. Gerber kämpfte nicht nur in der US-Army, er war wegen seiner Deutschkenntnisse auch beim Militärgeheimdienst. Nun aber, es ist das Jahr 1953 und der Kalte Krieg im vollen Gang, bekommt er innerhalb von Stunden einen deutschen Pass und einen neuen Job beim noch jungen Bundeskriminalamt in Bonn. Offiziell soll er die Nachfolge eines bei einem Unfall getöteten Kollegen antreten. Inoffiziell soll er herausfinden, woran dieser Kollege gearbeitet hatte. Denn auch der hatte für den Militärgeheimdienst gearbeitet....

Gerber stößt bei seinen neuen Kollegen auf Misstrauen - zum einen, weil sein prompter Wechsel zum BKA als Protektionismus gesehen wird, zum anderen, weil in den deutschen Sicherheitsbehörden längst noch alles nicht so demokratisch ist, wie behauptet wird. Im Gegenteil - unter seinen Kollegen sind solche mit einer Vergangenheit bei der Waffen-SS, und wenn er manche Äußerungen hört, dürfte Gerber arge Zweifel am Erfolg der Entnazifizierung hegen.

Seine engste Verbündete - und mehr - wird ausgerechnet die Journalistin eines radikal linken Magazins, das finanzielle Unterstützung aus der Sowjetunion erhält. Doch für ideologische Diskussionen ist ohnehin wenig Gelegenheit, als Gerber auch die Motive seiner Amerikanischen Vorgesetzten anzweifeln muss. Ist er bloß eine Marionette? Haben die Amerikaner insgeheim über Mittelsmänner militanten Nazis unterstützt, nur weil sie als Speerspitze gegen den Kommunismus an der neuen Front des Kalten Krieges gesehen wurden?

Gerber merkt schnell - es gibt Menschen, für die der Krieg nie geendet hat. Doch wem kann er überhaupt trauen? Bei seinen Ermittlungen scheint die Lage mit jedem Erfolg gefährlicher zu werden - auch für Gerber selbst.

Mit "Die Akte Adenauer" hat Ralf Langroth einen spannenden Thriller geschrieben. Als "kleine Stadt in Deutschland" ist die alte Bundeshauptstadt Bonn den John LeCarré-Lesern sicher in Erinnerung. Bei Langroth geht es allerdings deutlich körperbetonten zu als bei dem eher intellektuellen und am Schreibtisch agierenden George Smiley. Die frühen Wiederaufbaujahre der Bundesrepublik, in der die meisten Menschen lieber vergessen wollten, sind spannend und nachvollziehbar gezeichnet.

Mit Philipp Gerber hat das Buch zudem einen interessanten Protagonisten - einen, der nicht durch das Dritte Reich vorbelastet ist und daher ausgerechnet bei seinen alten Landsleuten zwischen allen Stühlen sitzt. Auch er wird sich Fragen stellen müssen - nicht nach vergangener Schuld, sondern nach seiner Identität. Ist er Deutscher, oder ist er Amerikaner? Gibt es ein sowohl - als auch, oder nur ein entweder - oder?

Mit viel Zeit- und Ortskolorit ließ sich dieser spannende Thriller schnell lesen und macht schon neugierig auf weitere Ermittlungen,. Der Auftakt einer neuen Serie ist schon mal gelungen.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Schuld, Sühne und eine Nacht mit tragischen Folgen

Von hier bis zum Anfang
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2021 hat sich bisher als gutes Bücherjahr erwiesen - und mit Chris Whitakers Roman "Von hier bis zum Anfang" habe ich gerade ein weiteres Buch mit Wow-Effekt beendet, das sicher noch eine ganze Weile nachhallen ...

2021 hat sich bisher als gutes Bücherjahr erwiesen - und mit Chris Whitakers Roman "Von hier bis zum Anfang" habe ich gerade ein weiteres Buch mit Wow-Effekt beendet, das sicher noch eine ganze Weile nachhallen wird. Das liegt an zwei Gründen - an Whitakers Schreibstil, der manchmal klingt wie aus einem Chandler-Roman der Noir Serie ("Wenn Häuser Seelen hätten, wäre das von Star so schwarz wie eine Dezembernacht"), manchmal sowohl spröde als auch poetisch schreibt. Und an einer der Protagonistinnen, der 13-jährigen Duchess. Das Mädchen, das nicht weint und sich als Outlaw sieht, das sich nichts gefallen lässt und liebevoll den kleinen Bruder Robin umsorgt, da die alleinerziehende Mutter Star der beiden ihr Leben nicht in den Griff bekommt.

Das Unglück der Familie hat eine Vorgeschichte: Als Star 15 war, starb ihre kleine Schwester. Verantwortlich für den Tod ist Stars damaliger Freund Vincent - und auch wenn es sich um einen tragischen Unfall handelte, den er selbst gar nicht bemerkt hatte kommt der 15jährige in ein Gefängnis mit lauter erwachsenen Straftätern. Es war eine Nacht, so heißt es später in dem Buch, in der "eine Million Tragödien ihren Anfang genommen" haben - wie sehr sie auch eine Generation später nachwirken, wird gerade an Star mit ihren Alkoholproblemen, Depressionen und Selbstmordversuchen deutlich.

Nun wird Vincent nach 30 Jahren entlassen. Der einzige, der sich während all der Jahre um Kontakt bemühte, ist sein Walk, der Polizist der fiktiven kalifornischen Kleinstadt. Er war Vincents bester Freund - und hat doch die Polizei verständigt, als ihm klar wurde, dass sein Freund verantwortlich für den Tod der kleinen Sissy war. Für Duchess und Robin ist er die positive männliche Figur in ihrem Leben, der versucht, ein bißchen Stabilität zu schaffen.

Vincents Entlassung aus dem Gefängnis bringt das Gefüge der Kleinstadt durcheinander. Und als Star erschossen aufgefunden wird, wird Vincent als Tatverdächtiger verhaftet, ihm droht die Todesstrafe. Der kleine Robin hat den Täter möglicherweise gesehen, doch der schwer traumatisierte Junge leidet unter Gedächtnisverlust. Während Duchess und Robin zu ihrem Großvater nach Montana kommen, den sie nie zuvor gesehen haben, glaubt Walk als einziger an die Unschuld Vincents und versucht zusammen mit dessen Anwältin, Beweise zu finden, dass Vincent die Tat nicht begangen haben kann.

Hier splitten sich die Handlungsstränge auf - Walks Detektivarbeit auf der einen Seite, während gesundheitliche Probleme ihm die Arbeit immer mehr erschweren, das Leben von Duchess und Robin bei ihre Großvater auf der anderen Seite. Während Duchess ihrem Großvater voller Misstrauen begegnet, ihn ständig zu schockieren versucht und noch nicht mal Essen von ihm annehmen will, blüht Robin auf der Ranch, auf der er die Hühner versorgen darf, auf.

Doch gerade, als Duchess und ihr Großvater vorsichtige Schritte aufeinander zumachen können, kommt es zu einem weiteren Schicksalsschlag, die Geschwister enden in einer Pflegefamilie und Duchess, die überall aneckt und keiner Konfrontation aus dem Weg geht, merkt, dass die Chancen auf eine Adoption für Robin verschwindend gering sind, wenn sie bei ihm bleibt. Zugleich fühlt sie sich immer mehr getrieben, der Outlaw-Vergangenheit ihrer Vorfahren zu folgen und Rache für den Tod ihrer Mutter zu üben.

"Sie wusste, dass die Sehnsucht nach Rache manchmal alles Gute auffressen konnte, das einst in einem Menschen gesteckt hatte. Nur Walk hielt sie davon ab, etwas Dummes zu tun. Er war ihre Verbindung zum Guten, er ließ sie in die Zukunft schauen, nicht auf die Gegenwart. Walk erinnerte sie daran, dass Menschen gut sein konnten."

Dabei wird auch Walk zunehmend aufgerieben zwischen den Tragödien um ihn herum und den Kampf gegen seine Parkinso-Krankheit, die er irgendwann nicht länger verschweigen kann. Gerade weil Whitaker seine Protagonisten so erfolgreich ins Leser-Herz schreibt, ist es so quälend, ihre innere und äußere Zerstörung zu beobachten.

"Wenn Walk schon vorher ein gebrochener Mann gewesen war, dann waren die Einzelteile durch die Ereignisse in Montana jetzt so weiträumig versprengt, dass er die Hoffnung aufgab, jemals wieder ein ganzer Mensch zu werden."

Im Original heißt das Buch "we begin at the end", ein Satz, den Duchess immer wieder von ihrem Großvater hört - seine Hoffnung, dass es am Ende einer Serie schlimmer Erfahrungen etwas Versöhnliches geben kann. Wie sehr ein Ereignis eine ganze Lawine von Folgen auslösem kann, zeigt dieses Buch, das genremäßig schwer einzuordnen ist - Krimi, Spätwestern, Comin of Age-Geschichte? Auf jeden Fall aber ein Buch, dass ohne Gefühlsduselei Emotionen weckt, geschrieben in einer poetisch-spröden Sprache und mit Protagonisten, die auch nach der letzten Seite nachwirken..

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Tabubrüche und Unsagbares - eine Analyse über die AfD

Die Methode AfD
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Im Superwahljahr 2021 gehört zu den mit Spannung erwarteten Fragen: Wie schneidet die AfD diesmal ab? Kann sie ihren Erfolg vom letzten Mal wiederholen und wird sie dauerhaft die politische Landschaft ...

Im Superwahljahr 2021 gehört zu den mit Spannung erwarteten Fragen: Wie schneidet die AfD diesmal ab? Kann sie ihren Erfolg vom letzten Mal wiederholen und wird sie dauerhaft die politische Landschaft verändern, oder wird sie, wie zuvor die "Republikaner" recht schnell wieder an Bedeutung verlieren? Schon jetzt fordert ein breites Bündnis ein Demokratieschutzgesetz, um etwa zu verhindern, dass steuerliche Fördermittel an die AfD-nahe Stiftung fließen, wenn sie auch in der kommenden Legislaturperiode im Bundestag vertreten ist. Sie fürchten eine rechte Kaderschmiede, die auf Jahre hinaus Institutionen verändert.

Die Autorinnen Katja Bauer und Maria Fiedler halten mit ihrem buch "Die Methode AfD" Rückschau auf die Entstehungsgeschichte der AfD, die verschiedenen Strömungen und ihre Flügelkämpfe, das Bemühen um einen bürgerlichen Anstrich und das Liebäugeln mit dem ganz rechten Rand. Seit der Wiedervereinigung habe nichts Deutschland so verändert wie diese Partei, schreiben sie: "Mal fassungslos, mal empört schaut die Mehrheit der Wähler in dieser Legislaturperiode auf einr lange Reihe von Premieren: Vorher unvorstellbare Tabubrüche gehören inzwischen so sehr zur Regel, dass man die Einzelheiten schnell wieder vergisst. "

Unsagbares war plötzlich in den Parlamenten zu hören. Doch was bei den einen für Entsetzen sorgte - etwa den Holocaust als "Vogelschiss" der deutschen Geschichte zu bezeichnen, feuerte bei anderen Zustimmung und Begeisterung an. Nach dem Motto "Das wird man doch wohl sagen dürfen". Dass die AfD das Spiel mit den sozialen Medien deutlich besser beherrscht als viele andere Parteien und dort für ihre Anhänger eine gefilterter Gegenrealität schafft, in der sie sich gegenseitig vom Unheil der "Merkel-Diktatur" überzeugen, gehöre ebenfalls zu den Erfolgsmethoden.

Ihre These: Die AfD werde bleiben - zumindest vorerst. Doch gleichzeitig sei die Partei heute so gespalten wie selten zuvor.

Für ihr Buch haben Fiedler und Bauer mit AfD-Aussteigern gesprochen, die anderen Parlamentariern, die Politikerinnen, die besonders Angriffen ausgesetzt waren, sei es die grüne Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth oder Abgeordnete mit Migrationshintergrund. Die Analyse zu Strategien der Partei und dem Dilemma, vor das sie andere Parteien stellt,ist gut lesbar und angenehm unaufgeregt, ohne auf klare Worte zu verzichten.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Die blaue Mauer des Schweigens muss Risse bekommen

Auf dem rechten Weg?
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Mit seinem Buch "Auf dem rechten Weg?" reiht sich der Autor Aiko Kempen ein in die Veröffentlichungen, die sich mit Extremismus in den Sicherheitsbehörden befassen - ähnlich, wie zuvor etwa schon "Extreme ...

Mit seinem Buch "Auf dem rechten Weg?" reiht sich der Autor Aiko Kempen ein in die Veröffentlichungen, die sich mit Extremismus in den Sicherheitsbehörden befassen - ähnlich, wie zuvor etwa schon "Extreme Sicherheit" oder "Staatsfeinde in Uniform". Wie neu die Erkenntnisse für die Leser:innen sind, hängt also auch mit davon ab, wie vertraut die mit vorangegangenen Büchern bereits sind. Merkmal bei "Auf dem rechten Weg?" ist, dass sich der Autor ausschließlich auf die Polizei konzentriert und nicht allein Rechtsextremismus, sondern auch strukturellem Rassismus und Strukturen innerhalb der Polizei nachgeht. Auch blickt er zurück bis in die 90-er Jahre, während andere Autoren sich eher auf die Vorfälle der jüngsten Zeit konzentrieren.

Kritiker innerhalb der Polizei kommen ebenso zu Wort wie Polizeiforscher, auch aus einschlägigen Medienberichten zu Vorfällen innerhalb der Polizei wird zitiert. Dabei gehört es zu den technischen Besonderheiten von Buchveröffentlichungen, dass angesichts der längeren Vorbereitungszeit bei aktuellen Themen die Halbwertzeit manchmal sehr schnell erreicht ist - in diesem Fall gilt das etwa für die Morddrohungen der "NSU 2.0" Serie. Die aktuellen Entwicklungen wie die Festnahme eines Tatverdächtigen im Mai und die bislang ungeklärten Fragen zu den Ermittlungen sind nicht mehr Teil des Buches, das mit Stand Februar 2021 fertiggestellt wurde.

In seinem Buch lässt Kempen enttäusche Polizeischüler ebenso zu Wort kommen wie Ausbilder, Whistleblower und Beschwichtiger. Er zeigt Grauzonen auf - nicht jeder, der aufgrund von strukturellem Rassismus rassistisch handelt, ist ein Rechtsextremist oder würde sich selbt als rassistisch bezeichnen. Gleichzeitig müsse gerade aufgrund des polizeilichen Gewaltmonopols ein besonderer Anspruch angelegt werden. Es mache eben schon einen Unterschied, ob ein Rassist als Polizist im Einsatz sei oder als Bäcker arbeite.

Kritisch geht der Autor mit der Rolle von Polizeigewerkschaften und Politikern um, die in der Diskussion aus Tätern Opfer machen und einen Generalverdacht gegen die Polizei beklagen. Er zeigt Strukturen und Besonderheiten auf, die einmal die Zusammensetzung der Polizei betreffen und die Einstellungen, von denen Polizisten besonders geprägt sind. Auch geht es um den "Code of Silence" - das unbedingte Zusammenstehen, das auch in das Verschweigen von Fehlverhalten aus falsch verstandener Kollegen-Solidarität umschlagen kann. Kein Zweifel - um die tatsächlichen Zustände erkennen zu können, muss die blaue Mauer des Schweigens Risse bekommen.

Wirklich Neues habe ich aus diesem Buch nicht erfahren - da ich mich aber bereits seit einer ganzen Weile mit der Thematik beschäftige, mag das für andere Leser ganz anders sein.

Veröffentlicht am 10.07.2021

Schnurr und Murr - Hape Kerkeling als Katzenflüsterer

Pfoten vom Tisch!
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Dass Hape Kerkeling nicht nur Humor kann und auch ernste und verletztliche Seiten zeigt, ist spätestens seit "Ich bin dann mal weg" bekannt. Mit "Pfoten vom Tisch" zeigt er sich wieder von einer anderen ...

Dass Hape Kerkeling nicht nur Humor kann und auch ernste und verletztliche Seiten zeigt, ist spätestens seit "Ich bin dann mal weg" bekannt. Mit "Pfoten vom Tisch" zeigt er sich wieder von einer anderen Seite. In dieser Mischung aus Sachbuch und durchaus humorvoller Haustier-Autobigrafie zeigt sich Kerkeling als Katzenflüsterer und Versteher, als einer, der die Liebe zu den Samtpfoten nicht nur mit seinen Hörern teilen möchte, sondern ihnen auch dabei helfen will, die bestmögliche Katzenmamas und -papas zu sein - zum Wohle von Schnurri, Minka und wie sie alle heißen mögen.

Dass er selber ein Katzenmensch ist, der Hunde zwar toleriert, aber nie so richtig den Draht zu ihnen finden konnte, das gibt Kerkeling gleich im Vorwort zu. Und das Katzen eigentlich ohnehin die höheren Lebewesen seien, von denen wir Menschen nur lernen können. Wie unwahr das Vorurteil sei, dass Katzen keine Bindungen zu ihrem Menschen entwickeln können.

Im Laufe des Hörbuchs, dass eine große Liebeserklärung an die Felinen ist, lernt man die Katzen in Hape Kerkelings Leben kennen - angefangen von Kater Peterle, der dem verwaisten Jungen wieder Freude ins Leben bringen sollte. Die Trauer, die der Tod eines Haustieres bringt, das nun mal eine geringere Lebenserwartung hat als der Mensch - das kennt sicher jeder, der einmal ein Haustier hatte. Dann ist die Frage: Will ich mich diesem Schmerz noch einmal aussetzen oder ist das Leben ohne Samtpfote nicht viel öder und leerer?

Dass Katzen starke Persönlichkeiten und durchaus eigenwillig sind, ist ja bekannt - wie gut, das Kater Spock, anderen Mitmenschen gegenüber distanziert, sofort innige Liebe zu Kerkelings Ehemann entwickelte, als der erstmals in die Familie kam. Wer weiß, wie die Beziehung sonst ausgegangen wäre!

Kerkeling wäre wohl nicht Kerkeling, wenn in die Kapitel nicht ab und an kömdiantische Szenen eingeflochten wären, die sofort Kopfkino in Gang setzen und in denen er sein Talent zu Dialekten ausspielen kann - etwa der Besuch bei den Ruhrpott-Messies, bei denen er die Katzenbrüder Samson und Spock nicht nur adoptiert, sondern geradezu rettet. Vor welchem Schicksal hat er die beiden Schnurrkater womöglich bewahrt!

Daneben geht es aber auch immer wieder um ganz ernsthafte Fragen, die sich jede/r stellen sollte, ehe eine Katze als neues Familienmitglied aufgenommen wird: Futter, Haltung, Kosten, Erziehung. Wie kommuniziert die Katze, und wie gehen Katzernmama und -papa am besten mit ihr um, damit sie sich wohl fühlt? Was ist bei Rassekatzen zu beachten, und welche Katze ist für welche Umgebung geeignet? Denn der Mensch, so Kerkeling, sollte schon zur Katze passen.

Mit einem Augenzwinkern, einem Schmunzeln und auch ernsten Momenten hat Hape Kerkeling ein Hörbuch verfasst, in dem Katzeneltern sicherlich viele eigene Erfahrungen wiedererkennen - und diejenigen, die über eine Katze in ihrem Leben nachdenken, viel Entscheidungshilfen bekommen dürften. Nicht zuletzt ist es ein Appell zum Respekt gegenüber Tieren und der Anerkennung ihrer jeweiligen Persönlichkeit.

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