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Veröffentlicht am 02.05.2020

Mord mit Spur in die Vergangenheit

Nordlicht - Die Spur des Mörders
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Ein alter Mann, brutal zu Tode getreten am Sockel des Idstedt-Denkmals, das deutsch-dänische Freundschaft beschwört, wird im zweiten Buch der "Nordlicht"-Reihe ein Fall für die Flensburger Kommissarin ...

Ein alter Mann, brutal zu Tode getreten am Sockel des Idstedt-Denkmals, das deutsch-dänische Freundschaft beschwört, wird im zweiten Buch der "Nordlicht"-Reihe ein Fall für die Flensburger Kommissarin Vibeke Boisen - und macht sehr schnell auch eine Wiederauflage des deutsch-dänischen Ermittlerteams nötig, das grenzüberschreitend gemeinsam Verbrechen aufklärt. Denn der Tote war Mitglied der dänischen Minderheit in Schleswig Holstein, ehemals Lehrer an einem dänischen Gymnasium. Gibt es einen politischen Hintergrund, etwa einen Anschlag auf die Minderheit? Oder gibt es einen Zusammenhang mit der harschen Kritik an der dänischen Flüchtlingspolitik, mit der der Tote auch bei seinen Landsleuten diesseits und jenseits der Grenze aneckte?

In "Die Spur des Mörders" verbindet Autorin Anette Hinrichs Erinnerungen und historische Lasten aus dem Zweiten Weltkrieg mit der Diskussion um Abschottung der Grenzen gegen Flüchtlinge. Die unterschiedliche Wahrnehmung der Vergangenheit wird dabei auch durchaus zur Belastungsprobe für das deutsch-dänische Ermittlungsteam, dass das Gemeinsame über das Trennende stellen muss.

Wohin Vibeke Boisen und ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg auch blicken, immer wieder führen Spuren zu einem Flüchtlingslager an der dänischen Küste, in dem Karl Bentien, der Tote, geboren wurde. Hier waren neben Kriegsgefangenen Soldaten ganz besonders häufig Frauen und Kinder, die in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs aus Pommern oder Ostpreußen über die Ostsee geflohen waren. Die Kindersterblichkeit in diesen Lagern war enorm, bei ihrer Suche stoßen die Ermittler auch auf die Gräber zweier Kleinkinder mit dem Namen Bentien. Der 1946 geborene Karl dagegen hatte als Kind in einem Heim und in Pflegefamilien gelebt, bis er mit zwölf Jahren von einer Familie aus der dänischen Minderheit adoptiert wurde.

Das Schicksal des Mannes berührt vor allem Vibeke, die als Kind in dem gleichen Kinderheim untergebracht war und sich mit dem Leid eines verlassenen Kindes gut identifizieren kann. Rasmus hingegen bahnt sich allmählich wieder einen Weg aus der schweren Lebenskrise nach dem Tod seines Sohnes. Daran ist eine junge deutsche Polizistin nicht ganz unschuldig - und seine Ex-Frau Camilla mit einer völlig überraschenden Nachricht.

Ein bißchen spielt Hinrichs mit nationalen Stereotypen bei ihrer deutsch-dänischen Ermittlergruppe - die Deutschen sind stets korrekt,diszipliniert und auf Ordnung bedacht, die Dänen spontan und locker. Der einzige im deutschen Team, der locker drauf ist, hat denn auch portugiesische Wurzeln. Und natürlich darf die dänische Passion für Zimtschnecken und anderes süßes Gebäck nicht fehlen. Andererseits wird die Polizeiarbeit durchaus realistisch geschildert, samt der damit verbundenen Bürokratie und Regelwerk, das die Ermittler auch mal nerven kann

Nebenhandlungen führen auf ein paar falsche Spuren, sind aber dennoch stimmig für die Handlung und erweisen sich als nötig für das Verständnis des Falls und die Frage, was Karl Bentien umtrieb. Ein spannender, eingängig geschriebener Krimi mit nachdenklichen Elementen.

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Veröffentlicht am 02.05.2020

Etwas ist krank im Staate Dänemark

Glasflügel
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Ein ungewöhnliches Mordwerkzeug, eine Mordserie, die Kopenhagen aufschreckt und viele Fragen nach Verantwortung und Missbrauch im Gesundheitswesen - mit ihrem Thrille "Glasflügel" hat die dänische Autorin ...

Ein ungewöhnliches Mordwerkzeug, eine Mordserie, die Kopenhagen aufschreckt und viele Fragen nach Verantwortung und Missbrauch im Gesundheitswesen - mit ihrem Thrille "Glasflügel" hat die dänische Autorin Katrine Engberg einen weiteren Roman um das Ermittlerduo Jeppe Korner und Anette Werner geschrieben, der in sich abgeschlossen ist, aber auf Entwicklungen der Vorgänger basiert.

So setzt Korner seine heimliche Beziehung zu seiner Kollegin Sara fort und grübelt weiterhin: Ist es nur Sex oder ist es Liebe? Ist er bereit für eine Beziehung, die auch zwei Kinder einschließt, Patchworkfamilie statt Ungebundenheit? Wobei es auch mit der Ungebundenheit nicht weit her ist - nach seiner Scheidung ist Korner erst einmal wieder bei seiner Mutter eingezogen, die nun auch während der Arbeit an einem Fall ständig anruft. Als Erwachsener zurück im Kinderzimmer - gar nicht so einfach.

Vor allem, da die mütterlichen Anrufe erst recht störend sind, seit täglich eine nackte Leiche in einem Brunnen gefunden wird, gespenstisch weiß, da buchstäblich ausgeblutet. Der Täter benutzte ein Schröpfmesser, ließ seine Opfer verbluten. Alle von ihnen haben einmal in einem Heim für psychisch kranke Jugendliche gearbeitet. Ein Mädchen, das dort Aufnahme gefunden hatte, hatte sich einst die Pulsadern aufgeschnitten. Liegt hier der Schlüssel zu dem Fall?

Bei seinen Ermittlungen muss Körner ohne seine Partnerin Werner auskommen, eigentlich - denn die ist in Elternzeit. Wirklich glücklich ist die Polizistin in ihrer Mutterrolle allerdings nicht - während ihr Ehemann völlig im Vatersein aufgeht, ist sie zunehmend genervt. Warum schreit das Kind ständig? Das Stillen hätte sie sich auch nicht so anstrengend vorgestellt und vor allem möchte sie endlich mal wieder ausreichend schlafen. Muttergefühle wollen sich da nicht so recht einstellen, statt dessen verfolgt Werner heimlich aus dem trauten Heim Hinweise und stellt eigene Ermittlungen an.

Es geht also ziemlich vielfältig um Familien, ihre Dynamik und ihre Altlasten. Kaputte Familien, zerstörte Familien, Familien, die sich erst noch zusammenfinden müssen, Familienersatz - kurz, die ganz besonderen Bande von Liebe, Nähe, aber auch Enttäuschung oder Hass, die in anderen sozialen Zusammenhängen selten so intensiv sind. Wie heißt es schließlich? Blut ist dicker als Wasser.

Es ist aber auch etwas faul im Staate Dänemark, genauer gesagt in seinem Gesundheitssystem, wie die Ermittlungen zeigen. Wer kontrolliert eigentlich, wie gut psychisch Kranke, gerade auch Jugendliche, betreut werden? Was passiert, wenn sie mit 18 Jahren sozusagen aus der Zuständigkeit der Behörden fallen? Kann es wirklich noch sein, dass Patienten mit Medikamenten ruhig gestellt werden ? Engberg schafft es, spannend und empathisch zu schreiben und findet die richtige Mischung aus einem interessanten Plot und der persönlichen Entwicklung ihrer Hauptfiguren, die lebensnah und glaubwürdig wirken. Die Lösung ist ebenso überraschend wie stimmig.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Trauer, Sprachlosigkeit und ein tanzender Panda

Pandatage
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Danny Maloony hat mit seinen gerade mal 28 Jahren schon jede Menge Schicksal zu bewältigen. Während mancher seiner Altersgenossen noch in ausgedehnter Jugendphase steckt, ein Gap-Year einlegt, alles mögliche ...

Danny Maloony hat mit seinen gerade mal 28 Jahren schon jede Menge Schicksal zu bewältigen. Während mancher seiner Altersgenossen noch in ausgedehnter Jugendphase steckt, ein Gap-Year einlegt, alles mögliche ausprobiert, um sich selbst zu verwirklichen und Träumen nachzujagen, hat der Held von James Gould-Bourns Buch "Pandatage" gar keine Zeit zum Träumen: Der Hilfsarbeiter auf dem Bau ist alleinerziehender Vater seit dem Unfalltod seiner Frau. Will, der zwölfjährige Sohn, der bei dem Unfall schwer verletzt wurde, hat seitdem kein Wort gesprochen.

In dieser Situation wäre Danny auch schon überfordert, wenn er sich nicht mit Mietschulden und einem rabiaten Hausbesitzer herumplagen müsste. Wenn er nicht obendrein seinen Job verloren hätte und seine finanziellen Sorgen dadurch noch weiter anwachsen. Denn ungelernte Arbeiter wie Danny sind auf dem Arbeitsmarkt nicht wirklich gefragt, wie er bei seiner verzweifelten Suche feststellen muss.

Eher zufällig und ohne einen wirklichen Plan startet Danny in eine neue Laufbahn als Straßenkünstler im Pandakostüm - es war, abgesehen von einer Nazi-Uniform und einem Boris Johnson-Outfit das billigste, was der Kostümladen zu bieten hatte. Der Anfang ist schwer: Danny wird von anderen Straßrnkünstlern bestohlen, von Kindern gedemütigt und verdient nicht einmal genug für den Bus nach Hause.

Doch während die Existenznöte andauern, erweist sich das Pandakostüm als Segen, als Danny eines Tages Zeuge wird, wie zwei ältere Jungen seinen Sohn misshandeln. Der "Panda" verjagt sie - und Will, der sich bei dem Straßenkünstler bedankt, spricht sein erstes Wort seit mehr als einem Jahr. Danny hofft, dass dies ein Durchbruch sein könnte. Doch Will schweigt zu Hause genauso wie in der Schule. Doch die Sprachlosigkeit ist nicht nur Ausdruck von Trauer und Trauma - Danny weiß im Grunde kaum etwas über seinen Sohn. Der vertraut sich nur dem stummen Panda an, der seine Antworten auf einen Notizblock schreibt. Können Vater und Sohn doch noch zueinander finden ?

Auf der Suche nach einem Ausweg aus seinem finanziellen Dilemma sind Dannys einzige Verbündete sein ukrainischer Kumpel Ivan und die Stangentänzerin Krystal, die Danny zwar seit der ersten Begegnung verhöhnt, sich dann aber trotzdem breit schlagen lässt, ihm das Tanzen beizubringen.

"Pandatage" ist eine tragikomische Geschichte, die sich in einem Rutsch lesen lässt und trotz ernster Themen nicht allzu viel Tiefgang hat. Die Charaktere sind eher einfach gestrickt nach einem schwarz-weiß-Schema, der Ausgang irgendwie unausweichlich. Anrührender Schmökerstoff für Tage, an denen keine allzu schwere Lesekost gefragt ist und dessen Fernsehverfilmung vermutlich nur eine Frage der Zeit ist.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Übergriffiger Chef - was tun?

Whisper Network
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Genderdebatten lassen sich auch spannend-unterhaltsam führen. Mit "Whisper-Network" jedenfalls hat die amerikanische Autorin Chandler Baker einen Roman geschrieben, mit dem sich auch jene Frauen auf die ...

Genderdebatten lassen sich auch spannend-unterhaltsam führen. Mit "Whisper-Network" jedenfalls hat die amerikanische Autorin Chandler Baker einen Roman geschrieben, mit dem sich auch jene Frauen auf die Diskussion über übergriffige Männer und Abwehrstrategien von Frauen einlassen, die im Perlenketten-und-Kostüm-Look vehement erklären, mit "Emanzen" nichts am Hut zu haben. Und auch die Autorin wirkt, so zeigt eine kurze Internetrecherche, zu ihrem Foto, wie eine dieser WASP-Frauen (white Anglo-Saxon Protestant), die traditionell eher nicht zu den am meisten diskriminierten Gruppen gehören.

Aber nicht erst seit der #MeToo-Debatte ist ja klar: Nur wenige Frauen sind so privilegiert, so einflussreich, so unantastbar, als dass es nicht doch mal einen Mann gegeben hat, der grabscht, eine sexistische Bemerkung fallen lässt, sich übergriffig verhält - einfach, weil er es kann. The "Whisper-Network" führt die Leserinnen - in meinem Fall die Hörerinnen, da ich das von Anna Carlsson gelesene Hörbuch hörte - in die Welt der Juristinnen Sloane, Ardie und Grace, die in der Rechtsabteilung eines texanischen Sportartikelunternehmens arbeiten.

Alle drei sind beruflich erfolgreich - Sloane ist sogar die stellvertretende Leiterin der Rechtsabteilung. Finanzielle Probleme kennen sie nicht, auch wenn privat nicht alles perfekt ist: Sloane macht sich Sorgen um ihre zehnjährige Tochter, die in der Schule gemobbt wird, Grace leidet an einer postnatalen Depression und Ardie muss nach ihrer Scheidung in den Alltag als Alleinerziehende hereinfinden.

Und dann ist da noch Ames, der Vorgesetzte der drei Frauen, mit dem Sloane einst eine kurze Affäre hatte. Ames ist ein Mann, über dessen Verhalten Frauen schon immer gemunkelt wurde - nun sucht er auffällig die Nähe zu einer neuen, jungen Kollegin. Gewünschte oder ungewünschte Aufmerksamkeit? Wo fängt Verhalten an, übergriffig zu werden? Und wie sollen sich die Frauen verhalten, da Ames nunmehr als heißer Kandidat für das Amt des Geschäftführers gilt und dann noch unangreifbarer wäre? Die drei diskutieren noch über das weitere Vorgehen, als Sloanes frühere Mentorin sie auf eine unter den Business-Frauen der Stadt kursierende Excel-Liste hinweist, zu der jede beitragen kann. Über dieses anonyme Netzwerk warnen Frauen ihre Geschlechtsgenossinen vor Kollegen und Chefs, vor denen man sich in Acht nehmen muss.

Und dann ist Ames plötzlich tot. War es Mord? War es Selbstmord? Plötzlich finden sich die drei Frauen, die juristisch gegen ihren Arbeitgeber vorgehen wollten, selbst einer Gegenklage gegenüber, die sie finanziell und beruflich ruinieren könnte.

Vom Aufbau erinnert Whisper-Network ein bißchen an "Little Big Lies", denn die Geschichte wird von hinten aufgerollt, mit einer polizeilichen Untersuchung, mit Aussagen und Zeitsprüngen zu den Erlebnissen der drei Frauen sowie zu der Putzfrau Rosalita, die zunächst so gar nichts mit den anderen zu verbinden scheint und der eine ganz entscheidende Rolle zukommen soll.



Das Whisper-Network lebt vom Ungesagten, von Andeutungen, von Rätselraten - war da was? Wurde etwas überinterpretiert? Welche persönlichen Motive spielen rein? Wer hat welche Interessen? Wer kann wem vertrauen? Dabei sorgt Baker für manche Überraschung und verzichtet auf Schwarz-Weiß-Malerei nach dem Motto: Lauter böse Männer, laute gute Frauen. Im richtigen Leben ist es schließlich auch nicht so einfach.

Anna Carlsson schafft es dabei als Sprecherin, jeder der Protagonistinnen eine eigene unverwechselbare Stimme zu geben. Ihre angenehme Erzählstimme macht das Buch zu einem echten Hörvergnügen.

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Veröffentlicht am 05.04.2020

Seilschaften, blutige Abrechnung und ein Pharma-skandal

Die Toten von Marnow
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s ist der Sommer 2003 und noch immer müssen Ost und West im wiedervereinigten Deutschland zusammenwachsen - das gilt auch für das Ost-West-Duo bei der Kriminalpolizei in Rostock. Lona Mendt und Frank Elling. ...

s ist der Sommer 2003 und noch immer müssen Ost und West im wiedervereinigten Deutschland zusammenwachsen - das gilt auch für das Ost-West-Duo bei der Kriminalpolizei in Rostock. Lona Mendt und Frank Elling. Ein scheinbarer Routinefall zu einem in einem Plattenbau ermordeten Mann wirft schon bald Fragen auf: In die Stirn des Toten wurde das Wort "Kinderficker" geritzt, auf seinem Rechner ist einschlägiges Material gespeichert.

Alles deutet auf einen Racheakt hin - bis ein Kriminaltechniker feststellt, dass diese Daten erst nach dem Tod des Mannes auf den Rechner gespielt wurden. Wer versucht, die Ermittler hinters Licht zu führen? Und was hat ein zweiter Mord mit ganz ähnlicher Ausführung mit dem ersten Fall zu tun. Klar scheint nur: die Antwort muß in dem idyllisch an einem See gelegenen Städtchen Marnow zu finden sein. Die Arbeit an dem Fall bedeutet vor allem für Elling schon bald eine Bedrohung der eigenen Integrität.

Mit den Ermittlern Mendt und Elling hat Autor Holger Karsten Schmidt zwei ganz unterschiedliche Hauptfiguren geschaffen: Der Ostdeutsche Elling ist eher ein gemütlicher Familienmensch, ein wenig spießig, der seiner Frau und seiner Tochter alles bieten will und dabei über seine Verhältnisse lebt. Doch nicht nur die wachsenden Schulden bedrücken den Polizisten, der großen Wert auf pünktlichen Feierabend legt. Mendt dagegen ist für ihre Kollegen eine unbekannte Größe - erst vor einem Jahr aus Hannover in den Osten gekommen, eine eher verschlossene Einzelgängerin, die sich über Privates ausschweigt, in einem Wohnmobil lebt und immer wieder mal den Standort wechselt. Elling bewundert seine Kollegin, die für ihn einer der freiesten Menschen ist, die er kennt. Und auch Mendt versteht sie geradezu wortlos mit dem Kollegen, trotz aller Unterschiede.

Schmidt ist auch Drehbuchautor, und irgendwie ist das dem Buch anzumerken. Ein wenig wirken die Szenenwechsel und Rückblenden geradezu filmisch-dynamisch. Neben einem gerade durch die Gegensätze reizvollem und interessanten Ermittlerduo führt der Plot in die deutsch-deutsche Vergangenheit, in schmutzige Machenschaften der Pharmaindustrie und zu Stasi-Seilschaften, die bis in die Gegenwart andauern. "Die Toten von Marnow" ist ein spannender, anspruchsvoller Krimi mit Protagonisten, die im Laufe ihrer Ermittlungen auch privat in harte Grenzsituationen geraten. Am Ende des Buches steht nicht nur die Klärung des Falls, sondern auch die Frage, wie es für Mendt und Elling wohl weiter geht. "Die Toten von Marnow" macht neugierig auf mehr.

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