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Veröffentlicht am 22.12.2018

Schweden-Krimi zu Gewalt gegen Frauen

Flucht in die Schären
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Mina ist jung, blond und hübsch, hat einen kleinen Sohn und lebt in einem schönen Haus in einer Villengegend. Doch das Leben der jungen Frau ist alles andere als unkompliziert. Ihr Mann Andreis ist nicht ...

Mina ist jung, blond und hübsch, hat einen kleinen Sohn und lebt in einem schönen Haus in einer Villengegend. Doch das Leben der jungen Frau ist alles andere als unkompliziert. Ihr Mann Andreis ist nicht nur in Drogengeschäfte verwickelt, denen er seinen beträchtlichen Wohlstand verdankt, er schlägt bei jeder Gelegenheit brutal zu. Doch Mina glaubt den Versprechungen, dass er sie liebe und diesmal bestimmt zum letzten Mal zugeschlagen habe. Allen Beschwörungen ihrer besorgten Eltern zum Trotz hält sie zu Andreis.

Doch als Mina wieder einmal krankenhausreif geprügelt wurde und womöglich nur dank eines anonymen Anrufs beim Rettungsdienst den neuen Angriff des gewalttätigen Ehemanns überlebte, lässt Staatsanwältin Nora Linde nicht locker. Die Leiterin der Behörde gegen Wirtschaftskriminalität plant eine Anklage gegen Andreis – wegen Steuerhinterziehung, nicht wegen der nicht nachweisbaren Drogengeschäfte. Sie hofft, dass Mina endlich gegen ihren Mann aussagt und somit die Chancen für eine längere Haftstrafe steigen. Zusammen mit der Polizistin Leila gelingt es ihr, Minas Vertrauen zu gewinnen und sie in einem Haus für misshandelte Frauen auf einer Schäreninsel unterzubringen.

Andreis allerdings denkt gar nicht daran, Mina und seinen Sohn einfach aufzugeben. Er setzt alles daran, Minas Aufenthaltsort ausfindig zu machen, nachdem ihm seine brillante und skrupellose Verteidigerin eine zügige Entlassung aus der Untersuchungshaft ermöglicht hat. Per Handy und SMS terrorisiert er seine Frau auch weiterhin, schreckt vor nichts zurück, um seine Frau zu finden. Für den Mann, der als Kind mit seiner Familie aus dem bosnischen Bürgerkrieg geflohen ist, sind Frau und Kind persönliches Eigentum. Mina mit aller Gewalt zurück zu holen, ist für ihn auch eine Frage der Ehre.

Mit „Flucht in die Schären“ hat Viveca Sten einen spannenden Krimi in bester Schwedentradition geschrieben – gesellschaftliche Probleme sind Teil des Plots, ob es sich nun um traumatisierte Migranten handelt, deren Integration in die schwedische Gesellschaft nicht wirklich vorangetrieben worden ist, archaische Ehrbegriffe, Gewalt gegen Frauen, aber auch das Außenstehenden unlogisch und unverständlich erscheinende Verhalten der Gewaltopfer.

Auch Mina verschließt lange Zeit die Augen davor, wie gefährlich Andreis ist. Selbst im Frauenhaus bricht sie den Kontakt nicht wirklich ab, idealisiert die Vergangenheit und kehrt, allen Gefahren zum Trotz sogar noch einmal in die heimische Villa zurück, damit ihr kleiner Sohn nicht in einem geborgten Kinderwagen von schlechterer Qualität liegen muss und sie ihre eigene schöne Unterwäsche tragen kann.

Mädchen, bist du denn völlig meschugge? das möchte ich Mina als zunehmend gereizte Leserin angesichts dieses Verhaltens am liebsten zurufen. Was es erfordert, erfolgreich unterzutauchen, kapiert sie bis zum Schluss nicht – ein möglicherweise realistischer aber auch ziemlich nerviger Zug.

Kein Wunder also, dass auch Nora, Leila und der Polizist Thomas beim Schutz Minas gelegentlich überfordert sind – zumal ihnen auch noch das Privatleben, Kinderbetreuung und Partnerschaftsprobleme einiges abverlangen. In Rückblicken auf Andreis´ Kindheit in Bosnien wird zudem klarer, warum der Mann so geworden ist, wie er ist.

Spannend, stellenweise düster und ohne Illusionen, aber immerhin mit einer hoffnungsvollen Perspektive auf privater Ebene.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Grundton: Melancholie

Rilke Projekt - Wunderweiße Nächte
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Es ist dunkel, die Kerze flackert, auf dem Lieblingssessel liegt die Kuscheldecke, daneben duftet ein aromatischer Tee oder wartet ein Glas Wein - bestes Setting, "Wunderweiße Nächte" in den CD-Player ...

Es ist dunkel, die Kerze flackert, auf dem Lieblingssessel liegt die Kuscheldecke, daneben duftet ein aromatischer Tee oder wartet ein Glas Wein - bestes Setting, "Wunderweiße Nächte" in den CD-Player zu schieben. Und dann - Augen zu und genießen....

In diesem Beitrag zum Rilke Projekt von Schönherz und Fleer geht es ganz um Herbst und Winter. Kein Wunder, dass der Grundton eher melancholisch, dunkel und ruhig ist.

Die Texte folgen dem Jahreszeitenverlauf - erst gibt sich der Herbst noch golden, dann kommen die Herbststürme, Advent und Weihnachten. Eine poetische Reise durch die dunkle Jahreszeit, ganz überwiegend diskret untermalt von der Musik, so dass die Worte wirken könen.

Sehr angenehm sind auch die Stimmen der Interpreten, die Ruhe ausstrahlen und gut zu der Stimmung der Gedichte und Textauszüge passen. Besonders gut gefiel mir dabei die Stimme von Matthias Koeberlin, dessen Stimmlage das dunkel-herbstliche gut rüberbrachte. Auch der Wechsel von Männer- und Frauenstimmen verhinderte, dass es womöglich eintönig werden könnte.


Hinzu kommt, dass in einigen Beiträgen die Musik die Führungsrolle übernahm und der Text gesungen wurde. Bei "So singt die Welt" kam es aber für mich zum Stimmungsbruch - es sollte wohl eine leichtere Note in die Grundmelancholie hineingebracht werden, für mich klang das Ergebnis aber ein bißchen zu sehr wie Fahrstuhlmusik im Kaufhaus. Das war aber auch schon der einzige Misston. Mein Fazit: Hörenswert!

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